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Veröffentlicht am 30.03.2023

Warum wir regelmäßig eine Kreditkarte essen und andere Fragen des Lebens

Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben
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Gesundheit – für sich und die Liebsten. Ist das nicht ein Wusch, den viele Menschen im Herzen tragen? Sicher und vergnügt aufwachsen können, im Wald spazieren, auf der Wiese Fußball spielen oder sich mit ...

Gesundheit – für sich und die Liebsten. Ist das nicht ein Wusch, den viele Menschen im Herzen tragen? Sicher und vergnügt aufwachsen können, im Wald spazieren, auf der Wiese Fußball spielen oder sich mit einem Picknick oder einem Buch entspannen. Für mich klingt das traumhaft.
In dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin, konnte man mit etwas Glück ein Reh sehen, wenn man aus dem Fenster blickte.
Rebhühner auf den Feldern, ein riesiger Kirschbaum im Garten, mit dem Vater Johannisbeeren pflücken. Wenn ich dieses Haus heute besuchen gehe, steht es inmitten eines Neubaugebietes, als wäre es nicht einst mitten in der Natur gestanden. Als Kind war diese Natur und alles, was sie zu bieten hatte, jedoch ein riesengroßer Spielplatz, den es zu entdecken galt.
Vermutlich muss man nicht so aufwachsen, um den Zauber zu kennen, der von Wäldern, Mooren, blühenden Feldern oder schimmernden Flüssen ausgeht. Als Kinder hatten wir überall Lager. Entweder um dort unseren Kastanienvorrat zu verstecken oder um Pläne für den Tag zu schmieden. Vielleicht kommt einem als Kind die Natur in der Nachbarschaft noch größer vor, aber es waren glückliche Tage. Und hätte man mir als Kind gesagt, dass mein Kastanienlager verschwinden würde, wenn ich ständig Rindfleisch aß, hätte ich mich definitiv für mein Lager entschieden.
Es gibt viele Gründe, sich zu wünschen, dass die Natur nicht kaputt geht. Sich zu wünschen, dass die eigenen Kinder vielleicht auch mal ein Kastanienlager haben können, ist einer davon. Neben Wünschen, die sich an zukünftige Generationen richten, gibt es jedoch auch die, die uns selbst, unseren Körper und unsere Seele betreffen. Eckart von Hirschhausen hat es sich zur Aufgabe gemacht, begreifbar zu machen, wie stark die eigene Gesundheit und die Gesundheit des Planeten zusammenhängen.

»Vielmehr muss ich die Möglichkeit nutzen, Menschen darauf hinzuweisen, welche Risiken die Klimakrise für unsere Gesundheit in sich birgt. Und dass unsere Gesundheit nicht nur an Arztpraxen, Kliniken und Tabletten hängt, sondern auch an einem gesunden Planeten.«

Hirschhausen plädiert für einen anderen Blick auf viele Aspekte, die mit der Klimakrise zusammenhängen. Denn sollte bei der Reduktion des eigenen Fleischkonsums wirklich von ›Verzicht‹ gesprochen werden, wenn wir damit uns selbst zugleich so viel Gutes tun? Sollte bei einem weniger an Autofahren und einem mehr an Radfahren wirklich von Verzicht gesprochen werden, wenn wir uns und unserer Gesundheit damit so viel Gutes tun? Wenn dies auf so viele Aspekte unseres Lebens einen positiven Effekt haben kann? Und atmen wir nicht alle lieber frische Luft als uns mit einem Skateboard vor einen Auspuff zu schnallen?
›Mensch, Erde!‹ versammelt Wissen und Gedanken zu den vielseitigsten Gebieten. Vom Trinken, über das Essen, schlechte Luft, Hitze, Konsum, Tiere und vieles mehr. Wer sich auf ›Mensch, Erde!‹ einlässt, hat eine spannende Reise vor sich. Dabei warten auf die Leser:innen spannende Fakten, interessante Gedanken und eine ordentliche Portion Humor.

»Geld kann man bekanntlich nicht essen. Aber wann haben sie zuletzt eine Kreditkarte gegessen? Ich behaupte: letzte Woche. Woher ich das weiß? Ich habe auch eine gegessen. Also nicht am Stück, sondern in kleinsten Teilchen als sogenanntes Mikroplastik.«

›Mensch, Erde!‹ ist durchgehend 4-farbig gedruckt und mit jeder Menge toller Fotografien und Illustrationen geschmückt. Eine meiner liebsten Illustrationen des Buches hat mich beispielsweise gelehrt, dass die Süßwasserschnecke für den Menschen insgesamt gefährlicher sein kann, als Wölfe, Schlangen und Krokodile zusammen. Zwar habe ich in meinem Alltag mit keiner der vier Tierarten zu tun, doch ist es spannend zu sehen, wie sehr sich die eigene Wahrnehmung irren kann.
Zusätzlich versorgt Hirschhausen in ›Mensch, Erde!‹ die Leser:innen mit jeder Menge Links und Empfehlungen, um tiefer in das Thema einzusteigen oder interaktiv zu werden, z.B. bei der Berechnung des eigenen globalen Fußabdrucks.

»Klimaschutz, Artenschutz, Gesundheitsschutz – ohne zu Verschwörungstheorien zu neigen: Da gibt es einen Zusammenhang! Daher ist dieses ›subjektive Sachbuch‹ der Versuch, einen Teil der Grenzen, in denen Themen oft verhandelt werden, aufzuheben.«

›Mensch, Erde!‹ ist ein wunderbares Buch. Vor allem für all jene, die sich gerne mehr mit den Themen auseinandersetzen wollen und noch einen Anschub brauchen. In dem Buch steckt so viel Wissen und Recherche, dass das Buch durch sein Gewicht nach dem Lesen problemlos als Waffe zur Selbstverteidigung verwendet werden könnte. Aber Hirschhausen wäre wohl nicht Hirschhausen, wenn er die Themen nicht mit einer ordentlichen Prise Humor und jeder Menge Anschauungsmaterial aufbereitet hätte.
Wem ›Mensch, Erde!‹ gefallen hat, der sollte vielleicht mal einen Blick in ›Wir sind das Klima!‹ von Jonathan Safran Foer werfen. Das Buch hatte mich zu seiner Zeit für das Thema gewinnen können und gehört definitiv zu meinen Lieblingen.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Humorvoll, unverblümt und ehrlich

Lvstprinzip
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»10 Tipps, wie Sie ihn um den Verstand bringen. Sie werden nie glauben, was Tipp 7 mit ihm gemacht hat!«?

Danke, nein – nicht bei Theresa Lachner und ›Lvstprinzip‹.

Für ein Buch von einer Autorin, die ...

»10 Tipps, wie Sie ihn um den Verstand bringen. Sie werden nie glauben, was Tipp 7 mit ihm gemacht hat!«?

Danke, nein – nicht bei Theresa Lachner und ›Lvstprinzip‹.

Für ein Buch von einer Autorin, die Deutschlands größten Sex-Blog betreibt, und das den sprechenden Namen ›Lvstprinzip‹ trägt, dreht es sich in diesem Buch überraschend lange nicht direkt um Sex, und dadurch zugleich wieder sehr.

Denn ›Lvstprinzip‹ verfolgt nicht das Ziel, dem Leser oder der Leserin Ratschläge und Tipps zu geben, wie sie sich in puncto Lust und Sexualität weiter optimieren kann.

Stattdessen schält es Themen wie den eigenen Körper, das Frausein und auch die Sexualität aus dieser Leistungsdimension frei. Dabei gibt Lachner nicht noch mehr Tipps und Tricks auf den Haufen an Regeln drauf, die zu einem gelungenen Leben führen sollen, sondern erteilt vielen von ihnen eine Abfuhr.

»Denn auch wenn ich inzwischen genügend Gender-Proseminare besucht habe, um zu kapieren, was an Frauenzeitschriften alles so richtig beschissen ist, habe ich eben auch noch mein zwölfjähriges Ich vor Augen, das dringend eine Freundin braucht, die ihr sagt, wo’s im Leben so langgeht.«

Lachner nimmt kein Blatt vor den Tastatur-Mund, gibt Einblick in die Höhen und Tiefen ihrer »Sexperimente« und setzt sich in ihrem Buch ›Lvstprinzip‹ mit Themen auseinander, die so fest im Alltag verankert sind, dass sie kaum mehr auffallen. So beispielsweise, dass man doch ein bisschen schlanker sein solle, damit man ansehnlicher und begehrenswerter sei, und dadurch berechtigt sein soll, Sexualität zu erfahren. Ob Bodyshaming, Gewalt gegenüber Frauen, Optimierungszwang oder das Verlorensein, Lachner nimmt sich dieser Themen so ehrlich und schonungslos an wie möglich. Und scheint damit den Nerv der Zeit zu treffen, wie ihr boomender Blog beweist.

Dabei bricht ›Lvstprinzip‹ zugleich eine Lanze dafür, wie wichtig es ist, offen über solche Themen zu sprechen. Dass es wichtig ist, die Erfahrung zu machen, dass es anderen oft genauso geht, vor allem in einer Zeit, in der man sehr viel sehr schnell photoshoppen kann.

»Wie sehr man das Gefühl für sich selbst verlieren kann, weiß man manchmal erst, wenn es vorsichtig wieder aus einem hervorgekrochen kommt.«

›Lvstprinzip‹ zeigt alle Etappen auf: Wie es zu der Idee kam, einen solchen Blog zu gründen, warum es genau jetzt sein musste und welche Begegnungen und Momente dazu geführt haben, dass die Idee schlussendlich Realität wurde. Dabei ist es vieles zugleich, eine erfrischend ehrliche Auseinandersetzung mit Sexualität und Weiblichkeit, mit ihren guten und schwierigen Gesichtern, sowie ein Einblick in ein schnelles, Kontinente übergreifendes Bloggerleben.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Von Verlusten, Familie und dem Weitermachen

Vom Ende der Einsamkeit
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Ein Mann kommt in Benedict Wells ›Vom Ende der Einsamkeit‹ nach einem Motorradunfall in ein Krankenhaus. Doch während seine körperlichen Wunden zu heilen beginnen, können sich nicht alle mit der Geschichte ...

Ein Mann kommt in Benedict Wells ›Vom Ende der Einsamkeit‹ nach einem Motorradunfall in ein Krankenhaus. Doch während seine körperlichen Wunden zu heilen beginnen, können sich nicht alle mit der Geschichte seines Unfalls anfreunden.

Ein Unfall, dessen Gründe nicht verstanden werden können, ohne die Geschichte des Fahrers zu kennen. Und diese Geschichte führt weit in die Kindheit des Mannes zurück. Zu einer Zeit, in der das Motorradfahren noch in weiter Ferne lag und seine Eltern ihn und seine beiden Geschwister Marty und Liz aufzogen.

Doch ein Bruch zieht sich durch seine Kindheit und die seiner Geschwister. Von einem Tag auf den anderen wird ihr Leben in seinen Grundfesten erschüttert. Eine Erschütterung, die spürbar in den Seiten von ›Vom Ende der Einsamkeit‹ weilt.

»Ich kenne den Tod schon lange, doch jetzt kennt der Tod auch mich.
Vorsichtig öffne ich die Augen, blinzle ein paarmal. Langsam weicht die Dunkelheit.«

1980 ist Jules erst sieben und seine Kindheit kaum anders als die vieler Kinder. Unliebsame Besuche bei der Großmutter, sich zankende Geschwister auf Rücksitzen. Noch drei, fast vier Jahre soll diese scheinbare Normalität erhalten bleiben.

Doch diese Normalität endet mit dem Tod seiner Eltern. Wie seine beiden Geschwister wird auch Jules in ein Internat geschickt. Doch dadurch muss er nicht nur sein Zuhause hinter sich lassen, auch seine Geschwister können nicht mehr wie gewohnt bei ihm bleiben, da sie im Internat anderen Altersgruppen angehören.

»Dreieinhalb Jahre später, im Dezember 1983: das letzte Weihnachtsfest mit meinen Eltern. Am frühen Abend stand ich am Fenster meines Kinderzimmers, während die anderen das Wohnzimmer herrichteten. Wie jedes Jahr riefen sie mich erst, wenn alles fertig geschmückt war, doch wie lange dauerte es noch?«

Auf dem Internat lernt Jules Alva kennen, die ihn und sein Leben für viele Jahre prägen soll. Doch es ist nicht nur die Geschichte von Jules und Alva, von der Wells in ›Vom Ende der Einsamkeit‹ erzählt. Vielmehr ist es die Geschichte einer Familie, die zugleich von Verlusten, aber auch von Zuwachs gezeichnet ist. Nicht nur Jules entwickelt sich für den Leser oder die Leserin nachvollziehbar weiter, auch seine Geschwister müssen in ›Vom Ende der Einsamkeit‹ erwachsen werden.

In der Beschreibung dieser Geschwisterbeziehung steckt eine der großen Stärken dieses Romans. Wunden, die sie einander zufügen, Fehler, die sie gemeinsam machen. Der Versuch von Annäherung und eigenständiger Entwicklung.

»Was folgt, ist dunkles Staunen und ein dichter Nebel, nur selten gelichtet von einigen kurzen Erinnerungen. Wie ich in meinem Zimmer in München stehe und aus dem Fenster sehe, in den Innenhof mit der Schaukel und dem Baumhaus und in das Morgenlicht, das sich in den Ästen der Bäume verfängt. Es ist der letzte Tag in unserer komplett leergeräumten Wohnung, ich höre Marty nach mir rufen.«

Facetten und Teile der Geschichte erzählt Wells nur in Anspielungen und dem Ungesagten. Fragen bleiben ungeklärt, nur von dem Gefühl einer vagen Ahnung begleitet. Wieso starb Onkel Eric so jung? Und wieso sieht Jules’ Bruder Marty so anders aus als er?

›Vom Ende der Einsamkeit‹ zeigt das Leben von Jules und seinen Geschwistern Marty und Liz über mehrere Jahrzehnte ihres Lebens hinweg. Trotz allen düsteren Momenten entwickeln sich die Figuren und wachsen dabei ans Herz. Ein tolles Buch über Familie, Verluste und Möglichkeiten.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Die Geschichte einer Frau, die viele Namen hatte

Annette, ein Heldinnenepos
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Es gibt Geschichten, die man nicht mehr vergessen wird. Anne Weber ist es gelungen, mir mit ›Annette ein Heldinnenepos‹ eine solche zu erzählen.

Von klein auf strebt Annette nach Veränderung. Sie kann ...

Es gibt Geschichten, die man nicht mehr vergessen wird. Anne Weber ist es gelungen, mir mit ›Annette ein Heldinnenepos‹ eine solche zu erzählen.

Von klein auf strebt Annette nach Veränderung. Sie kann die Ungerechtigkeit nicht hinnehmen, die sie sieht. Weder die, die ihr und ihren Liebsten zuteil wird noch die der anderen.

Sie weiß, dass es gefährlich ist, dieses Bestreben in Taten umzusetzen. Sie könnte alles verlieren: ihre Gesundheit, ihr Leben, ihre Liebsten.

Doch Weber erzählt die Lebensgeschichte einer Frau, die den gefährlichen Weg gewählt hat. Mehrfach. In der tiefen Überzeugung, dass es der notwendige Weg ist. Doch noch bevor Leser und Leserinnen an ihrem Kampf gegen die Ungerechtigkeit teilhaben, erzählt Weber in ›Annette ein Heldinnenepos‹ die Geschichte von Annettes Familie.

»Die Unterkunft ist kümmerlich, und dementsprechend niedrig ist die Miete, doch das Geringe ist noch viel für sie, die früh verwitwet ihre Kinder mit dem Ertrag der pêche à pied oder des Fischens ohne Boot herangezogen hat: Tag für Tag macht sie sich bei Ebbe auf den Weg und stöbert ausdauernd im nassen Sand allerlei Meeresgetier auf«

Diese Ausdauer und das viele, viele Laufen werden auch Annettes Leben auszeichnen. Doch neben dem Laufen auch das viele Warten, Ungewissheiten, Risiken. Annette wird sich an viele Namen gewöhnen und von diesen wieder entwöhnen.

Sie macht ihre Arbeit gut, wenn sie nicht auffällt und sich an die Regeln hält. Meistens gelingt ihr das. Nicht aufzufallen gelingt ihr scheinbar leicht, sich immer an die Regeln zu halten manchmal nicht. Denn wozu sind Regeln da, wenn sie zu brechen, Leben retten kann? Zugleich jedoch werden durch das Brechen der Regeln Leben gefährdet. Annette muss viele Entscheidungen treffen, einfach sind die wenigsten.

»Das Mädchen wirkt erfreulich harmlos, tausendmal harmloser vermutlich, als es ist. Da hat er recht.«

›Annette ein Heldinnenepos‹ ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Webers Sprache ist ausdrucksstark und berührend. Die Leben, die sie schildert, sind oftmals kaum bekannt oder lange vergessen. Doch in Druckerschwärze macht Weber für sie Platz, erinnert, lässt begreifen. Wie viele, unzählbare sterbliche Schicksale in die großen Momente der Geschichte verwickelt waren.

Annette ist mutig, weit mehr als das. Sie lebt den Widerstand gegen die Ungerechtigkeit und zahlt dafür mehrmals einen hohen Preis.

»Denn wie das meiste ist auch das Widerstehen anders, als man es sich denkt, nämlich kein einmaliger Entschluss, kein klarer, sondern ein unmerklich langsames Hineingeraten in etwas, wovon man keine Ahnung hat. Das Erste, dems zu widerstehen gilt, das ist man selbst. Der eigenen Angst.«

›Annette ein Heldinnenepos‹ ist keines der Bücher, das ich nebenbei in der Strandliege lesen könnte. Dieses Buch lädt nicht nur dazu ein, es zu lesen, sondern mitzufühlen – nicht im alltagssprachlichen Sinne. Staunend lässt es einen über eine Frau zurück, die so viel Mut und Ausdauer gezeigt hat. Inspirierend, berührend und nachgehend.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Geheimnisse einer vergangenen Zeit

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Ein brutaler Mord im Gästehaus der Polizei hält das Ermittlungsteam in ›Die Hornisse‹ in Atem. Bei dem Opfer handelt es sich um Brad Galloway, der von seinen zahlreichen Fans verehrt wird.

Niemand weiß, ...

Ein brutaler Mord im Gästehaus der Polizei hält das Ermittlungsteam in ›Die Hornisse‹ in Atem. Bei dem Opfer handelt es sich um Brad Galloway, der von seinen zahlreichen Fans verehrt wird.

Niemand weiß, wie das Opfer auf das Polizeigelände gekommen ist. Auch die Botschaft, die auf Galloways Brust geschrieben steht, lässt das Ermittlungsteam um Tom Babylon im Dunkeln tappen.

Mit jeder gefundenen Spur steigt die Hoffnung, das Verbrechen aufzuklären. Doch umso mehr Spuren sie sammeln, desto deutlicher wird, dass alle in eine Richtung weisen. Und der Albtraum beginnt.

»Gar nicht so lange her, denkt er, da gab es auch in Deutschland noch Todesurteile. Amtlich, mit Stempel. Getippt im Zwei-Finger-Suchsystem auf buckeligen Schreibmaschinen mit Durchschlagpapier und ausgeführt im Verborgenen, von Soldaten ohne Uniform.«

In ›Die Hornisse‹ knüpft Raabe geschickt zwei Zeiten aneinander, das hier und jetzt und das Jahr 1989. Ist das Verschwinden von Tom Babylons kleiner Schwester noch immer ungeklärt, führt das Jahr 1989 in eine Zeit zurück, in der sie noch ein Baby war.

Auch Tom ist noch ein kleiner Junge, der noch nicht ahnen kann, welche Schrecken die Zukunft für ihn bereithalten wird. Seine Mutter will unbedingt die DDR verlassen, um ihre Kinder im Westen aufwachsen zu sehen. Doch könnte jemand ahnen, was sie vorhat und hinter ihr Geheimnis gekommen sein? Hilfe kann sie nur von einem erwarten.

»Benno hatte zwei Seiten. Die, die sie magisch anzog, und die andere, manchmal düstere Seite, die sie nicht weniger anziehend fand. Es machte schließlich etwas mit einem, wenn man wie er ständig Zeit unter der Erde verbrachte und Tunnel grub.«

In einem Wechselspiel aus Vergangenheit und Gegenwart greifen diese ineinander über. Das Netz aus Geheimnissen und Verstrickungen hat Raabe in ›Die Hornisse‹ fein gewebt. Gespannt können die Leser und Leserinnen dabei zusehen, wie sich die Figuren im Thriller darin verfangen.

»Inge stand im Bad, hielt sich mit beiden Händen am Waschbecken fest und starrte ihr Spiegelbild an. Die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben.«

Für das Verständnis von ›Die Hornisse‹ ist es nicht wichtig, die ersten beiden Bände der Tom Babylon-Serie – ›Schlüssel 17‹ und ›Zimmer 19‹ – gelesen zu haben, so war es bei mir. Doch wer vielleicht die komplette Reihe lesen will, sollte auf jeden Fall mit Band 1 anfangen. In ›Die Hornisse‹ wird sich auf Elemente bezogen, die vermutlich durch die Auflösung in Band 1 und 2 bekannt werden. Wer also der Reihe nach liest, hat bei allen Bänden den maximalen Lesegenuss.

›Die Hornisse‹ ist nicht nur für eingefleischte Marc Raabe- und Tom Babylon-Fans Spannung pur. Doch mit jeder weiteren Seite geraten Leser und Leserin tiefer in die dichte, atmosphärische Welt dieses Thrillers. Neben Tom Babylon und Sita Johanns bietet ›Die Hornisse‹ viel Raum für die heimlicheren Helden, die diesen Roman so besonders machen.

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