Das Kreuz des Zacharäus
Das Kreuz des Pilgers1379: Der ehemalige Straßenjunge Palmiro und sein Freund Colin sind auf der Rückreise ihrer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land, als ihr Pilgerzug, dem sich inzwischen auch Handelsreisende wie ihr bester ...
1379: Der ehemalige Straßenjunge Palmiro und sein Freund Colin sind auf der Rückreise ihrer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land, als ihr Pilgerzug, dem sich inzwischen auch Handelsreisende wie ihr bester Freund Gottfried und dessen Frau Reinhild angeschlossen haben, nachts überfallen wird. Dabei wird Gottfried dabei getötet und Palmiro gibt sich dafür die Schuld, denn er hat die Warnungen des Kreuzes des Zacharäus ignoriert. „In der Dunkelheit der Nacht vermeinte Palmiro sogar ein hohles, zorniges Sirren zu vernehmen, und … konnte … einen bläulichen Schimmer um das Schmuckstück erkennen.“ (S. 17) Diese Reliquie wurde jahrhundertelang u.a. von der Familie seines Ziehvaters gehütet, bevor sie vor Jahren endlich wieder den Templern übergeben werden konnte, und ist ihm auf der Reise quasi vor die Füße gefallen, als sich die Inquisition den Schatz der Templer aneignen wollte. Palmiro glaubt nicht an einen Zufall, sondern daran, dass das Kreuz zu ihnen zurückwollte.
Zurück in Koblenz muss Reinhild entscheiden, wie ihr Leben weitergehen soll. Ihr Sohn Hannes ist erst 5 und Gottfrieds Erbe, aber viel zu erben gibt es nicht. Sie wird also nach einer angemessenen Trauerzeit einen neuen Ehemann wählen müssen. Palmiro hat auch schon einen Kandidaten für sie im Sinn, aber den würde ihr Vater strikt ablehnen. Außerdem hat sie Angst, dass ein neuer Ehemann irgendwann hinter ihr größtes Geheimnis kommen könnte.
Auch Palmiro hat Angst vor der Entdeckung seines Geheimnisses, von dem bis dato nur Reinhild und Gottfried wussten. Denn was er verbirgt, zählt als Ketzerei. Um sich von der Angst davor und dem Schmerz wegen des Verlustes seines Freundes abzulenken, stürzt er sich in die Gründung seines eigenen Unternehmens.
Conlin von Langengreth muss ebenfalls überlegen, wovon er in Zukunft leben will. „Du bist ein Blatt im Wind … Ohne Bande, ohne Verantwortung, aber auch ohne Liebe.“ (S. 95) Als zweitgeborener Adeliger hat er sich bisher mit Turnieren über Wasser gehalten, aber sein älterer Bruder macht immer mehr Probleme und eigentlich müsste Conlin jetzt die Verantwortung für die Familie unternehmen.
„… die Zeiten ändern sich. Rittersleute und Patrizier betätigen sich im Handel, der Adel sieht seinen Vorteil darin, sich mit dem einflussreichen Bürgertum durch Ehen zu verbünden. Die Grenzen dessen, was einmal als rechtens und sittsam angesehen wurde, verschwimmen zunehmend.“ (S. 81)
„Das Kreuz des Pilgers“ ist der Auftakt einer neuen, sehr spannenden und von mir sehnsüchtig erwarteten Trilogie von Petra Schier, in der sie wieder einmal gekonnt mittelalterliche Geschichte und Mystik verbindet. Während er Adel durch die Aufteilung des Besitzes an die Söhne und die Mitgiftzahlungen für die Töchter verarmt, wird das Bürgertum immer reicher. Mit dem Handel blüht auch der Verkauf von Sicherheiten (heute würden wir Versicherungen sagen) und Krediten.
Dies alles hat Petra Schier geschickt in die Handlung um Reinhild, Palmiro und Conlin eingebaut. Dabei gibt es für langjährige Fans ein Wiederlesen mit vielen bekannten Figuren aus der Luzia- und der Kreuz-Trilogie, doch am meisten habe ich mich über die kleine Adelina gefreut.
Petra Schier schreibt sehr lebendig und kurzweilig. Es gelingt ihr, das Mittelalter vor dem Auge des Lesers wieder auferstehen zu lassen. Auch ihre Protagonisten klingen und verhalten sich ihrer Zeit angemessen, ich mochte Reinhild, Palmiro und Conlin sofort. Leider endet der erste Band mit einem fiesen Cliffhanger und ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.