Eine Liebesgeschichte trifft auf eine humorvolle Auseinandersetzung mit dem Thema Angststörungen
KLAPPENTEXT
Emilia ist fast dreißig, single, mittelmäßig glücklich – ach ja, und sie leidet unter einer Angststörung. Alles fällt ihr schwer: vom Einkaufengehen über soziale Kontakte bis hin zu einem ...
KLAPPENTEXT
Emilia ist fast dreißig, single, mittelmäßig glücklich – ach ja, und sie leidet unter einer Angststörung. Alles fällt ihr schwer: vom Einkaufengehen über soziale Kontakte bis hin zu einem »normalen« Beruf. Am liebsten verkriecht sie sich in ihrer Wohnung und blendet die Welt aus. Doch dann stellt ihre Schwester ihr ein Ultimatum: Entweder du machst eine Therapie, oder ich rede nie wieder mit dir! Also überwindet Emilia sich und wagt sich hinaus in die Welt. Im Wartezimmer ihres neuen Therapeuten sitzt ausgerechnet Jack, dem sie eigentlich nie wieder begegnen wollte. Und wie es kommen muss, landen die beiden durch eine Verwechslung in einer Paartherapie. Plötzlich ist Emilia gezwungen, sich ihren Ängsten ein für alle Mal zu stellen.
MEINE MEINUNG
Bei „Aber vielleicht wird auch alles gut“ handelt es sich um einen Own-Voices-Roman, was dazu beiträgt, dass man als Leserin einen sehr authentischen Einblick in die Thematik erhält. Es ist nicht einfach, über psychische Erkrankungen zu sprechen. Dennoch gelingt es der Autorin, das Thema mit einer gewissen Leichtigkeit zu vermitteln. Das mag vielleicht widersprüchlich klingen, denn für Betroffene ist der Umgang keineswegs „leicht“, doch Lea Melcher geht auf humorvolle Weise mit dem Thema um. So folgen auf schwere, nachdenkliche Textpassagen auch immer wieder solche, die einen zum Lachen bringen. Diese Balance tut dem Buch sehr gut.
Die Geschichte wird aus Emilias Ich-Perspektive erzählt, sodass man gut nachvollziehen kann, was in ihrem Kopf vor sich geht. In ihrem Leben läuft nicht alles nach Plan. Ihre Angststörung schränkt sie ein, was weitreichende Folgen hat und ihre Beziehungen und ihre Karriere beeinflusst. Durch einen Zufall trifft sie erneut auf Jack, der ihr Leben schon einmal durcheinandergebracht hat. Man spürt die Chemie zwischen den beiden und merkt, dass sich Emilia bei Jack fallen lassen kann. Das heißt aber nicht, dass sich ihre Probleme dadurch vollkommen in Luft auflösen, was ich als sehr wichtig empfunden habe.
„Ja, man kann Liebe über alles drübergießen, aber dadurch ändern sich die Lebensumstände nicht. Es geht darum, das eigene Leben in die Hand zu nehmen, nicht darum, sich zurückzulehnen und von der Liebe zu erwarten, dass sie alle Probleme löst.“ (Seite 248)
Sowohl Emilia als auch Jack waren mir sympathisch, was auch daran liegt, dass sie eben nicht perfekt sind. Das macht die Figuren nahbarer und authentischer. Zu meinen liebsten Nebencharakteren zählen Emilias Schwester Lara und der Psychotherapeut Dr. Struwe. Laras Handlungsstrang zeigt, dass der Schein manchmal trügt und jeder ein Päckchen mit sich herumträgt. Wahrscheinlich bräuchten viel mehr Menschen einen Dr. Struwe im Leben…
Am Anfang hat man als Leser*in noch viele unbeantwortete Fragen, was auch mit dem Aufbau des Romans zusammenhängt. Die Kapitel nehmen im Wechsel auf die Gegenwart und die Vergangenheit Bezug. Somit wird Emilias und Jacks gemeinsame Reise erst langsam enthüllt. Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm empfunden. Der Text wurde von liebevollen Illustrationen der Autorin begleitet, die die Handlung wunderbar ergänzt und perfekt abgerundet haben.