Roman | Der Familienroman, der hunderttausende Leserinnen verzaubert
Kirsten Brandt (Übersetzer)
Ein einzigartiger Junge, der das Schicksal eines Dorfes für immer verändert
In der kleinen mexikanischen Stadt Linares erzählt man sich noch immer von dem Tag, an dem die alte Nana Reja ein Baby unter einer Brücke gefunden hat. Von einem Bienenschwarm umhüllt, erweckt der kleine Simonopio zunächst Misstrauen bei den abergläubischen Dorfbewohnern. Doch die Gutsbesitzer Francisco und Beatriz Morales nehmen den wilden stummen Jungen bei sich auf und lieben ihn wie ihr eigenes Kind. Während die Spanische Grippe die Region trifft, und um sie herum die mexikanische Revolution wütet, lernen sie Simonopios Gabe zu vertrauen und können die Familie so vor dem größten Unheil bewahren. Doch nicht alle Bewohner der Hacienda meinen es gut mit dem Jungen …
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Das Flüstern der Bienen
ist ein Buch voller Lebensfreude und Hoffnung. […] Ein großes Lesevergnügen.«
― WDR 4
Linares, Mexiko 1910. Ein Säugling wird ausgesetzt und von Nana Reja inmitten eines Bienenschwarmsgefunden. Die Gutsbesitzer Francisco und Beatriz Morales nehmen ihn zu sich auf. Aufgrund einer großen ...
Linares, Mexiko 1910. Ein Säugling wird ausgesetzt und von Nana Reja inmitten eines Bienenschwarmsgefunden. Die Gutsbesitzer Francisco und Beatriz Morales nehmen ihn zu sich auf. Aufgrund einer großen Hasenscharte kann der kleine Simonopios nicht sprechen, aber dafür hat er so viele andere Qualitäten. Doch nicht alle wissen dies zu schätzen. Erzählt wird die Geschichte von Simonopio, aus ganz verschiedenen Perspektiven und der Erzählstrang reicht bis in die heutige Zeit - ein wahrhaftiges "Jahrhundertbuch" und somit liegt es ganz klar verankert in der Tradition großer lateinamerikanischer Vorbilder. Den Schreibstil empfand ich als bildgewaltig und sehr poetisch. Auch wenn Simonopio im Mittelgrund steht, so ist es doch vielmehr eine sehr anekdotenhafte Erzählung und es geht unter Anderem um die Spanische Grippe und vieles mehr.
In der mexikanischen Stadt Linares hat Nana Reja ein Baby, umhüllt von einem Bienenschwarm, gefunden. Der kleine Simonopio erweckt Misstrauen und Angst bei den Dorfbewohnern. Die Landbesitzer Francisco ...
In der mexikanischen Stadt Linares hat Nana Reja ein Baby, umhüllt von einem Bienenschwarm, gefunden. Der kleine Simonopio erweckt Misstrauen und Angst bei den Dorfbewohnern. Die Landbesitzer Francisco und Beatriz Morales nehmen Simonopio auf und behandeln ihn wie ihr eigenes Kind. Sie lernen, ihm und seiner Gabe zu vertrauen. Doch nicht alle sind gut auf den Jungen zu sprechen …
Meine Meinung
Vorab möchte ich kurz sagen, dass es mir noch nie so schwergefallen ist, mir eine Meinung über ein Buch zu bilden, aber ich versuche in dieser Rezension, meine Gedanken in Worte auszudrücken.
Der Anfang war wirklich eindrücklich – die Beschreibungen des Dorfes waren wunderschön und auch wie die Autorin ihre Charaktere beschrieb fand ich speziell. Besonders auf den ersten Seiten konnte ich mich der Atmosphäre hingeben, weil es etwas komplett anderes ist, als was ich je gelesen habe. Die Stimmung passte einfach und ich konnte es kaum erwarten, mehr über dieses zauberhafte Dorf zu erfahren.
Und danach ging es wirklich bergab für mich. Ich musste mich zu sehr beim Lesen konzentrieren, da es so viele Namen und neue Entwicklungen gab, die mich überhaupt nicht interessierten, da ich sie nicht in die Relevanz der Handlung einordnen konnte. Es wurden ganze Familienkonstellationen erklärt, es gab Zeitsprünge, die ich nicht einordnen konnte und alles wurde einfach so kompliziert, dass gar nicht richtig Spannung für mich aufkommen konnte.
Den Schreibstil der Autorin fand ich wunderschön. Es sind sehr schöne Metaphern, die sie benutzt; nicht nur um das Dorf zu beschreiben, sondern auch für das Innenleben einer Person. Leider konnte ich ihren Schreibstil nicht immer geniessen, da er mir vor allem bis zur Mitte hin sehr verschachtelt und kompliziert vorkam, mit zu vielen Erklärungen, die meinen Lesefluss störten.
Dieses Gefühl zog sich wie gesagt etwa bis zur Mitte hin und ich war schon drauf und dran, das Buch kurz zu pausieren, als es mich plötzlich packte. Und ab dann war es, als hätte sich eine neue Welt in dieser Geschichte für mich eröffnet – sie nahm endlich eine etwas klarere Richtung an. Ab da an flog ich förmlich durch die Seiten und konnte mich auch mehr für Simonopio begeistern, den Jungen, der eins mit seinen Bienen war und eine ganz besondere Gabe hatte. Es berührte mich zu sehen, wie die Charaktere mit dem Jungen umgingen, der langsam immer älter wurde. Wie sie ihn zu schätzen lernten und ihn so akzeptierten, wie er war.
Auch die Zeitsprünge fand ich ab dann toll – sie bauten Spannung auf, da ich unbedingt erfahren wollte, wie es zu diesem Zukunftsszenario kommen sollte. Ich war sehr gespannt auf das Ende, nicht nur, weil ein Bösewicht dazukam, sondern auch um zu erfahren, wie es der Familie später gehen würde.
Auf das Finale wurde sehr gut aufgebaut: Es gab genügend Spannung, die mich am Lesen hielt und auf den letzten paar Seiten wurde ich auch sehr emotional. Diese Gefühle habe ich aber im Rest des Buches ein wenig vermisst. Die Geschichte konnte mich packen, aber nicht so, dass ich mit ganzem Herzen dabei war. Und trotzdem konnte mich Simonopio berühren auf seine ganz besondere Art und Weise.
Wie vorgewarnt, etwas wirr, aber ich fand es ein sehr lehrreiches und schönes Buch.
Fazit
Dieses Buch habe ich kritisiert, aber auch in den höchsten Tönen gelobt. Die Geschichte konnte mich leider erst ab der Mitte für sich begeistern, da mir alles vorher zu kompliziert mit all den Personen und Zeitsprüngen war.
Nach der Hälfte habe ich es aber geliebt! Der Schreibstil der Autorin ist wunderschön und auch die Charaktere und Beziehungen, die sie geschaffen hat, haben mich zutiefst berührt. Es lohnt sich das Buch alleine wegen Simonopio, dem Jungen mit einer aussergewöhnlichen Gabe zu lesen.
„Simonopio war ein Kind der Natur, ein Kind der Berge. Er musste im Leben lesen, nicht in Büchern.“
Auf diesen Roman war ich sehr gespannt, da der Buchmarkt in Deutschland hauptsächlich durch europäische ...
„Simonopio war ein Kind der Natur, ein Kind der Berge. Er musste im Leben lesen, nicht in Büchern.“
Auf diesen Roman war ich sehr gespannt, da der Buchmarkt in Deutschland hauptsächlich durch europäische und US-amerikanische Autor:innen bestimmt wird, ich aber leider viel zu selten ein Buch aus anderen Ländern in den Händen halte. Daher habe ich mich sehr über meinen ersten Roman von einer mexikanischen Autorin gefreut. Denn dasselbe gilt auch für das Setting – Mexiko zu Beginn des 20. Jahrhunderts – über das ich vor dem Roman wenig wusste.
Die Charaktere in diesem Roman sind eher stereotyp aufgebaut und stehen oft im Kontrast zueinander. So wird die Geschichte aus einer Vielzahl von Perspektiven erzählt. Zwei dieser Schilderungen erfolgen aus der Sicht der beiden Eheleute Beatriz Morales und Francisco Morales, die wohlhabende Großgrundbesitzer sind und das Bild von gläubigen und gerechten Christenmenschen vertreten. Ihnen gegenüber steht die Erzählperspektive von Anselmo Espiricueta, einem armen Landarbeiter, der die Felder von Francisco Morales bestellt, und der durch seinen Hass und seine Wut auf die etablierten Strukturen von arm vs. reich/ Feldarbeiter vs. Feldbesitzer/ Diener vs. Herr charakterisiert wird und der zugleich aber selber danach giert, eigenes Land zu besitzen. So lernt man früh im Roman Vertreter dieser Klassengesellschaft kennen.
Eine andere Perspektivart bieten hingegen die Schilderungen des Francisco Morales Júnior, dessen rückblickende Erzählung zuweilen einem allwissenden Erzähler gleicht. Besonders ist hierbei, dass durch die Andeutungen der zukünftigen Geschehnisse Spannung aufgebaut wird – als Leserin wusste ich, dass es zu einer Eskalation des Konfliktes kommen wird.
Der wichtigste Charakter in diesem Roman ist jedoch Simonopio. Der Name kam mir gleich sehr ungewöhnlich vor. Nach einiger Recherche fand ich heraus, dass Simonopio aus dem Hebräischen kommt und so viel wie „der, der zuhört“ bedeutet und wirklich sehr gut zu seiner Figur passt. Denn Simonopio macht aus dieser Geschichte – die ohne ihn einfach nur ein historischer Roman wäre – ein Werk im Genre des realismo mágico, auch magischer Realismus genannt, einer in Lateinamerika häufig anzutreffenden Stilform. Diese literarische Strömung zeichnet sich insbesondere durch ihre Sinneseindrücke und Empfindungen von anderen Stilen ab. So verschmilzt in der Figur des Simonopio die greifbare Wirklichkeit mit der magischen Realität. Denn seine ständigen Begleiter sind die Bienen, die ihm den Weg zuflüstern, die ihm Zukunftsperspektiven eröffnen, die ihm ihre eigene Sprache lehren. Durch seine Gabe und seine Fähigkeit zuzuhören, kann Simonopio den Lauf der Geschichte beeinflussen. Denn genau wie die Bienen das Leben der Bäume und Pflanzen um sie herum bestimmen, vermag Simonopio das Leben der Familie Morales zu bereichern. Besonders berührend fand ich dabei die Sprache zwischen diesen zwei so ungleichen Brüdern, die niemand außer ihnen spricht.
Der Roman hat mich oft an Thomas Manns Werk „Mario und der Zauberer“ denken lassen, da beide einer ähnlichen Struktur folgen: Schon früh wird in beiden Romanen erwähnt, dass der unterschwellig brodelnde Konflikt aufbrechen und in einer womöglich tödlichen Situation enden wird. Der Tod muss die unausweichliche Folge sein, denn nur er kann den Konflikt lösen. Gleichzeitig ist der Tod ein ständiger Begleiter in diesem Roman, der zuerst durch die Spanische Grippe auftaucht und durch die Angst vor Entführungen, Mord und Krieg eine Konstante in der Geschichte bildet. Dies alles spielt sich vor einem gut recherchierten historischen Setting ab, in dem die Autorin gekonnt technische Errungenschaften der Zeit und Veränderungen im Bereich der Agrarwirtschaft widergibt.
Obwohl mich die Sprache sehr verzaubert hat und trotz dieses interessanten Settings und dem Entgegenfiebern des Konflikts, konnte mich die Geschichte leider wie erhofft nicht mitreißen, da mir leider schon früh im Buch klar war, wer mit dem Tod bezahlen muss. Gelungen fand ich die natürlich empfundene Verwischung von Realität und Fantasie, allerdings finde ich, dass die Figur des Simonopio noch mehr ausgeschöpft hätte werden können.
Zudem wurden sehr viele Themen behandelt, angefangen mit der Spanischen Grippe, über den mexikanischen Bürgerkrieg bis hin zu Agrarreformen. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn die Themen mehr in der Tiefe als in der Breite behandelt worden wären. Für die wunderschöne Sprache und als sanften Einstieg in die Welt des realismo mágico vergebe ich daher 3,5 Sterne.
Simonopios Worte begleiten mich aber auch noch nach dem Lesen. Daher möchte ich gerne mit seinen weisen Worten abschließen: „zuzuhören, was das Leben einem manchmal ins Ohr, ins Herz oder in den Bauch murmelt.“
In der kleinen mexikanischen Stadt Linares erzählt man sich noch immer von dem Tag, an dem die alte Nana Reja ein Baby unter einer Brücke gefunden hat. Von einem Bienenschwarm umhüllt, erweckt der kleine ...
In der kleinen mexikanischen Stadt Linares erzählt man sich noch immer von dem Tag, an dem die alte Nana Reja ein Baby unter einer Brücke gefunden hat. Von einem Bienenschwarm umhüllt, erweckt der kleine Simonopio zunächst Misstrauen bei den abergläubischen Dorfbewohnern. Doch die Gutsbesitzer Francisco und Beatriz Morales nehmen den wilden stummen Jungen bei sich auf und lieben ihn wie ihr eigenes Kind. Während die Spanische Grippe die Region trifft, und um sie herum die mexikanische Revolution wütet, lernen sie Simonopios Gabe zu vertrauen und können die Familie so vor dem größten Unheil bewahren. Doch nicht alle Bewohner der Hacienda meinen es gut mit dem Jungen.
„Das Flüstern der Bienen“ von Sofia Segovia ist ein Buch, welches es mir wirklich schwer gemacht hat. Ich wollte es unbedingt lesen, da ich so viele gute Stimmen dazu gehört habe und das Buch oft als „märchenhaft“ und „poetisch“ beschrieben wurde.
Der Klappentext alleine hätte mich nicht unbedingt gereizt.
Erzählt wird die Geschichte der Familie Morales, die in Linares auf einem Gutshof leben und Zuckerrohr und Mais anbauen. Die alte Mutter vom Gutsbesitzer Francisco findet eines Tages ein Baby mit Hasenscharte, über und über mit Bienen bedeckt. Sie nennen ihn Simonopio. Während ich erwartet hatte, dass sich die Geschichte hauptsächlich um den Jungen dreht, wurde ich doch mit einer sprunghaften Erzählung überrascht.
Mal geht es um Francisco, dann um seine Frau Beatriz oder um die Leute oder Ereignisse drum herum. Um den Krieg, die Länderenteignung, die spanische Grippe, um die Arbeiter auf dem Gut, die Menschen im Dorf usw.
Simonopio spielt schon eine Hauptrolle aber oft begleitet er alles oder lenkt es mehr unbewusst als bewusst in gewisse Bahnen.
Wirklich chronologisch wird nichts erzählt. Die Geschichte springt eher durch die Sichtweisen der Figuren.
Der Schreibstil ist wirklich an einigen Stellen poetisch und erzählt alles so bildhaft, dass es durchaus wie ein Märchen wirkt. Sogar Schreckliches wie die spanische Grippe wirkt dadurch wir eine Geschichte am Lagerfeuer.
Simonopio wird so gelungen beschrieben, dass er trotz seiner ungewöhnlichen Beziehung zu den Bienen und seiner Begabung die Welt wie sie wahrzunehmen und Dinge vorzuahnen, einfach real wirkt. Als wäre es absolut möglich, dass jemand so ist wie er.
Leider konnte mich das Buch durch das Sprunghafte, den losen roten Faden und diesen Geschichtencharakter nicht wirklich fesseln. Ich musste mich immer wieder sehr dazu drängen weiterzulesen und war oft nach 30 Seiten wieder abgelenkt.
Mein Buch war es nicht, auch wenn ich verstehe, woher die guten Bewertungen kommen. Ich denke, man muss einfach der richtige Typ für dieses Buch sein.
Darum geht‘s:
Anfang des 20. Jahrhunderts findet die betagte Amme Reija ein Baby unter einer Brücke. Der Säugling ist von einem Bienenschwarm umhüllt, was das Misstrauen der abergläubischen Bewohner von ...
Darum geht‘s:
Anfang des 20. Jahrhunderts findet die betagte Amme Reija ein Baby unter einer Brücke. Der Säugling ist von einem Bienenschwarm umhüllt, was das Misstrauen der abergläubischen Bewohner von Linares weckt. Doch Reija nimmt den kleinen Jungen mit zur Hacienda von Francisco und Beatriz Morales. Sie nennen ihn Simonopio und trotz des Argwohns der Mitarbeiter und Dorfbewohner, nehmen sie ihn in ihrer Familie auf und lieben ihn wie ein eigenes Kind. Auch als Simonopio heranwächst, verlassen ihn die Bienen nie. Er scheint eine besondere Verbindung zur Natur zu haben, die jedoch ein Mysterium bleibt. Während der spanischen Grippe kann er durch seine besondere Gabe die Familie vor großem Leid bewahren. Trotzdem kann er immer noch nicht alle Dorfbewohner von sich überzeugen. Im Gegenteil: das Misstrauen und vor allem die Missgunst nehmen weiter zu.
So fand ich‘s:
Ein Baby umhüllt von Bienen – ein unerklärliches Phänomen, das meine Neugier sofort geweckt hatte. Und dann las ich zahlreiche positive Stimmen und viel Lob zu diesem Buch, so dass ich mich sehr auf die Lektüre freute. Und tatsächlich war ich sofort drin in der Geschichte. Ich war selbst vor Ort in Linares, spürte die heiße Sonne auf der Haut und hörte die Bienen summen. Für mich steckt in Sofia Segovias Erzählweise ein poetischer Zauber inne. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser anschauliche Schreibstil in der Originalsprache noch intensiver zur Geltung kommt.
Doch die Geschichte selbst ist trotz einiger Dramatik eine sehr bedächtige Familiensaga. Für meinen Geschmack entwickelt sich der Plot in größeren Teilen leider zu gemächlich, was dem Buch einiges an Charme kostet. Es ist hier also definitiv der Schreibstil, der für mich das Leseerlebnis ausmachte und mich so bei der Stange hielt.
Es ist schade, dass ich mich zwischendurch ein wenig durch die Kapitel kämpfen musste und daher das Buch für mich an Magie verloren hat. Dennoch klingen die besonderen Momente und gerade die Eigenheit des Protagonisten Simonopio auch nach dem Zuklappen des Buches nach. Sofia Segovia kann definitiv wunderbar erzählen und vermag bestimmt Fans von opulenten Familiengeschichten zu begeistern.