Ebenso erschreckend wie faszinierend
Seeing what you see, feeling what you feel ist ein besonderes Buch. Ich muss sagen, dass ich im Vorfeld die Dimension dessen, wie sehr mich die Story um Lydia und Henry packen würde, nicht erwartet hatte. ...
Seeing what you see, feeling what you feel ist ein besonderes Buch. Ich muss sagen, dass ich im Vorfeld die Dimension dessen, wie sehr mich die Story um Lydia und Henry packen würde, nicht erwartet hatte. Mir saßen die vielen positiven Meinungen anderer Blogger beim Lesen zwar im Ohr, allerdings war ich nach wie vor skeptisch, ob ich auf den Hype aufspringen kann. Zu oft wurde ich in letzter Zeit von viel angepriesenen Büchern enttäuscht oder zumindest ernüchtert. Doch bei diesem Buch saß wirklich jeder Satz, jede Phrase, jedes Wort.
KI's sind ein spannendes, aber auch teils etwas beunruhigendes Thema. In diesem Buch passiert genau das, wovor man sich, meiner Meinung nach auch zurecht, fürchtet: Die künstliche Intelligenz entwickelt ein Bewusstsein. Zur Gänze zu erfassen, welche Möglichkeiten oder auch Gefahren das mit sich bringt, überschreitet meine Fähigkeiten, allerdings habe ich beim Lesen des Buches verstanden, dass auch eine gewisse Faszination von diesem Thema ausgehen kann. Dass etwas, was man selbst erschaffen hat, eine Bindung zu einem, ein Bewusstsein und ein Gewissen entwickelt, sich selbst Dinge beibringt und weiterentwickelt, ist mehr als erstaunlich.
Lydia als Protagonistin hat mir extrem gut gefallen. Sie als clever zu bezeichnen, wäre eine maßlose Untertreibung, allerdings macht sie eine schwere Zeit durch und dabei steht ihr einzig und allein KI Henry an der Seite. Ohne ihn, der ihr den Rücken stärkt, wäre ihre Welt vermutlich um einiges dunkler. Durch Henry gewinnt sie im Laufe der Zeit immer mehr an Biss und Durchhaltevermögen und kämpft für das, was sie liebt.
Henry war.. speziell. Ich für meinen Teil habe zu keinem Zeitpunkt vergessen können, dass es eine KI ist, um die es geht, was allerdings das, wozu er im Stande war, umso erschreckender gemacht hat. Seine Fähigkeiten gehen über das normale Maß eines begabten Hackers weit hinaus, er ist einfach unglaublich. Und ich habe mich dabei erwischt, wie ich trotz seiner verschwommenen Moralvorstellungen von ihm als KI mit eigenem, unabhängigem Bewusstsein echt beeindruckt war, ihn vielleicht sogar ein wenig angehimmelt habe. Die Anziehung zwischen Lydia und Henry scheint dem Leser auf den ersten Blick vielleicht sonderbar, aber ich versichere, dass man im Laufe der Zeit immer mehr in Lydias Sicht der Dinge hineinwächst.
Was ich sehr angenehm fand, war, dass es zwar viel um Programmieren und Computer etc. ging, aber man als Laie trotzdem nie mit irgendwelchen Begrifflichkeiten überfordert war. Man ging einfach mit dem Flow der Geschichte, fand sich im Schreibstil gut zurecht und wusste durch entsprechende Formatierung des Textes auch immer, wer gerade von wo aus spricht. Wirklich gut gelöst, finde ich!
Mein Fazit:
Ein erschreckendes aber zugleich auch faszinierendes Buch. Ich habe mich sehr gut in Lydia einfühlen können und Henry war sowieso eine beeindruckende Figur. Man bekommt das Thema KI hier auf die drastischste Art vorgeführt, die man sich vorstellen kann, aber genau das, dieses „Was wäre, wenn das wirklich so passiert“, was man die ganze Zeit vor Augen hatte, hat für jede Menge Gänsehaut gesorgt.
Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen für diese großartige Geschichte!