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Veröffentlicht am 07.10.2021

Ikone im Ullstein Verlagshaus

Vor Frauen wird gewarnt
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Vicki Baum...wer kennt heute diese bereits in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts berühmte Schriftstellerin, die im Ullstein Verlag arbeitete und zusätzlich einen Autorenvertrag hatte? Ich kenne ...

Vicki Baum...wer kennt heute diese bereits in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts berühmte Schriftstellerin, die im Ullstein Verlag arbeitete und zusätzlich einen Autorenvertrag hatte? Ich kenne ihren Namen nur aus meiner Zeit als Kind in der Bücherei in der ich ausgeholfen habe. Damals standen ihre Bücher augenfällig in den Regalen. Leider findet man diese heutzutage kaum mehr. Wie wäre es mit einer Neuauflage liebe Verlage?

Heid Rehn hat sich dieser außergewöhnlichen Frau angenommen. In ihrem biografischen Roman "Vor Frauen wird gewarnt", anlehnend an Vicki Baums Bestseller "Vor Rehen wird gewarnt" widmet sie sich der Schriftstellerin und ihrem Leben. Dabei werden die fünf entscheidenden Jahre, in den Vicki Baum der große Durchbruch gelang, beschrieben.
Die Erzählung beginnt mit dem Zeitpunkt, als die in Wien als Hewdig Baum geborene Autorin, getrennt von Mann und Kindern nach Berlin zieht. Im Ullstein-Verlagshaus erhält sie die einmalige Chance Karriere zu machen. Zu dieser Zeit ist nicht nur die Verlagbranche eine von Männern dominierende, sondern generell sind nur wenige Frauen berufstätig. Doch Vicki Baum ist eine sehr selbstbewusste und vorallem freiheitsliebende Frau, die ein selbstbestimmtes, emanzipiertes Leben lebt. Ihr Mann Richard, Dirigent und erster Kapellmeister, bleibt vorerst mit den beiden gemeinsamen Söhnen in Mannheim zurück, wo er seiner Arbeit nachgeht. Beide nehmen die Treue nicht sehr genau, halten jedoch trotzdem aneinander fest.

Mir blieb leider über längere Zeit die Person Vicki Baum fremd, obwohl sie auf der anderen Seite sehr lebendig dargestellt wird. Sie ist arbeitswütig und versucht immerzu die Achtung ihres Umfeldes zu erringen. Oftmals fragte ich mich, woher diese Frau die Energie nahm? Nach einem langen Tag im Verlag, der meistens mit Überstunden endete, schrieb sie danach an ihren Romanen und ging mehrmals die Woche und am Wochenende in die beliebten Tanzlokale, zu Opernvorstellungen oder anderen Kulturevents. Immer wieder wird auch einem Mantra gleich erwähnt, dass sie nicht mehr die Jüngste sei. Umso mehr erstaunte mich ihre Energie. Für mich war sie schlussendlich einfach zu perfekt dargestellt.

Ich hatte außerdem oftmals das Gefühl auf der Stelle zu treten - besonders im ersten Abschnitt. Da fehlte es mir sehr an Spannung. Mir ist bewusst, dass es sich hier um einen biografischen Roman handelt und man als Autorin authentisch bleiben muss. Man kann nicht einfach weitere spannende Geschichten dazu erfinden. Trotzdem waren es für mich doch so einige Längen...
Auch die politische Brisanz dieser Zeit - die Anfänge der Braunhemden und des Judenhasses - wird nur kurz angerissen. Vicki Baum wird sich der Gefahr auch gar nicht bewusst (wie leider so vielen Juden), obwohl sie selbst jürdische Wurzeln hat.

Gefallen haben mir hingegen die Einblicke in den Ullstein Verlag und die Beziehungen untereinander. Die von Männern dominierende Branche war teilweise von Vicki Baum hingerissen, auf der anderen Seite gab es jedoch viele Skeptiker. Wie leider auch noch heute üblich, musste sie viel mehr Arbeit stemmen, um bei den männlichen Kollegen und Vorgesetzten anerkannt zu werden. Außerdem mochte ich ihre emanzipierte Art und ihren Einsatz für die Gleichberechtigung der Frauen. Sie ging sogar zum Boxtraining und machte damit einmal mehr klar, dass Frauen sich hinter Männer nicht zu verstecken brauchen. Sie war ihrer Zeit einfach ziemlich voraus....
Gelungen dargestellt ist auch die damalige Atmosphäre. Man erlebt die wilden Zwanziger in der Metropole Berlin, wo die Nacht zum Tag gemacht wurde und die Menschen feierten, als gäbe es kein morgen.

Ihre Bücher wurden in der Zeit der Nationalsozialismuses verboten und wurden Opfer der Bücherbrennungen. Der Roman endet mit einem Neuanfang in Amerika, wo Vicki weitere Erfolge feiert. Am Ende befindet sich noch eine Nachbemerkung der Autrin und ein Personenverzeichnis.

Fazit:
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass biografische Romane um berühmte Frauen nicht wirklich meins sind. Natürlich ist "Vor Frauen wird gewarnt" in erster Linie ein Roman und subjektiv, trotzdem gab es für mich einige Längen. Vicki Baum wurde mir außerdem zu sehr als Überfrau dargestellt. Neugierig auf ihre Romane hat mich Heidi Rehn aber allemal gemacht...

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Für Zwischendurch

Das Auktionshaus (Die Auktionshausserie 1)
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London 1910. Sarah Rosewell wächst unter ärmlichsten Bedingungen im Londoner Armenviertel Soho auf. Gemeinsam mit ihrer Mutter arbeitet sie als Näherin im Modesalon von Mrs. Weaver zu einem Hungerlohn. ...

London 1910. Sarah Rosewell wächst unter ärmlichsten Bedingungen im Londoner Armenviertel Soho auf. Gemeinsam mit ihrer Mutter arbeitet sie als Näherin im Modesalon von Mrs. Weaver zu einem Hungerlohn. Als Lady Sudbury im Salon ihre Brosche vergisst, läuft Sarah ihr hinterher, um ihr diese zurückzugeben. Sie erhält als Dank ein Geldstück, das ihr der Vater jedoch sofort abnimmt. Doch Lady Sudbury ist auch weiterhin von der liebenswerten Sarah angetan und nimmt sie in ihrem Haus als Gesellschafterin auf. Sie erkennt in ihr ein junges Mädchen voller Wissbegierde und Liebe zu schönen Dingen. Die anderen Dienstboten sind über den Neuzugang nicht erfreut und machen Sarah das Leben schwer. Trotz ihrer standesgemäß niedrigen Herkunft erhält sie durch ihre Gönnerin eine gute Ausbildung und wird in die bessere Gesellschaft eingeführt. Durch Lady Sudbury lernt Sarah auch die Welt der Auktionshäuser kennen und lieben. Jahre später erhält sie ein lukratives Jobangebot bei einem der prestigeträchtiges Auktionshäuser, dem Varnham's. Hier trifft sie auf den Fotografen Philipp Manyard, der ihre große Liebe wird. Diese steht jedoch unter keinen guten Stern....

Das erste Viertel hat mir gut gefallen und ich habe mich mit Sarah sehr schnell angefreundet. Die Londoner Armenviertel, Sarah's alkoholkranker Vater, der den Lohn versäuft und Sarah's Geschwister, die jedes Jahr mehr werden, hatte ich lebhaft vor Augen. Im Hause Sudbury versucht Sarah aus diesem Elend zu fliehen und etwas Geld für ihre Mutter und die Geschwister zu sparen. Die Anfeindungen der anderen Dienstboten fand ich fast übertrieben, denn ich konnte nicht verstehen, dass ihr wirklich alle schlecht gesinnt sind. Im Gegensatz dazu hatte ich aber auch Schwierigkeiten damit, dass Sarah mit kaum einer erhaltenen Schulbildung plötzlich - nur durch die Hilfe von Lady Sudbury - in nur drei Jahren einige Sprachen lernt, Kunstkennerin wird und sich auch in der gehobenen Gesellschaft perfekt bewegen kann. Für mich passte das irgendwie nicht richtig zusammen.

Mit dem ersten großen Zeitsprung hat mich die Autorin dann leider verloren. Ich konnte mich nicht mehr richtig in Sarah hineinfühlen und hatte oftmals das Gefühl nur an der Oberfläche zu schweben. Ich hätte mir mehr Tiefgang gewünscht. Interessant fand ich noch die Arbeit im Auktionshaus und die Abläufe einer Versteigerung. Hier lässt die Autorin ihr eigenes Sachwissen einfließen. Als der Erste Weltkrieg beginnt ist Sarah's Aufstieg bei Varnham's nicht zu stoppen. Sie wird Expertin und darf aufs Land zu diversen Landsitzen reisen, um den Wert der dargebotenen Artefakte zu schätzen. Doch ihr Erfolg bringt ihr auch Neider...

Trotz des guten Schreibstils, den ich von der Autorin aus anderen Romanen unter ihrem Klarnamen kenne, konnte mich die Geschichte nicht komplett überzeugen. Außerdem waren mir besonders in der ersten Hälfte die Zeitsprünge zu groß. Diese sind zwar notwendig um die Handlung voranzutreiben, aber meiner Meinung nach waren sie nicht immer glücklich gewählt. Sie haben mich oftmals wieder aus der Geschichte gerissen, in die ich danach schwer wieder hinein fand. ich hatte auch das Gefühl, dass wenn Spannung aufgebaut wurde, sich vieles zu schnell in Wohlgefallen auflöste. Obwohl Sarah viele schwere Schicksalsschläge erleiden musste, fand ich ihre Charakterbildung etwas schwach. Sie hatte mir zu wenig Ecken und Kanten und war mir einfach zu sehr Gutmensch.

Am Ende gibt es einen Cliffhanger, der einen kleinen Ausblick auf den weiteren Verlauf der Geschichte wirft, die in Wien spielen wird.

Fazit:
Für mich war der Roman zwar vom Thema her interessant, aber es fehlte mir an Spannung und Tiefgang. Ich habe es vermisst völlig in die Geschichte eintauchen und mitfiebern zu können. Im Großen und Ganzen ein netter Roman für Zwischendurch, der mich allerdings nicht komplett überzeugen konnte und vielfach austauschbar ist.

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Veröffentlicht am 19.08.2021

Benzin im Blut

Mord auf der Rennstrecke
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Die Formel 1 begleitet mich eigentlich schon mehr als die Hälfte meines Lebens. Mein Vater hat sich die Rennen oft angeschaut und mein Mann ist noch bis heute Formel 1 Fan. So habe ich unweigerlich das ...

Die Formel 1 begleitet mich eigentlich schon mehr als die Hälfte meines Lebens. Mein Vater hat sich die Rennen oft angeschaut und mein Mann ist noch bis heute Formel 1 Fan. So habe ich unweigerlich das eine oder andere Rennen ebenfalls mitverfolgt. Eine Zeitlang habe ich sogar jeden zweiten Sonntag mit meinem Mann vor dem TV gesessen und begeistert zugesehen. Ich war auch selbst einmal bei einem Renntag in Zeltweg dabei. Vor etwa 7-8 Jahren ist mein Interesse aber so weit abgeflaut, dass ich mir manchmal nur mehr den Start ansehe...oder gar nicht schaue. Trotzdem hat ein Formel 1 Krimi sofort mein Interesse geweckt.

Dabei wusste ich allerdings nicht, dass es sich hier bereits um den elften Fall von Commissaire Lucie Girard handelt. Wirkliche Einstiegsprobleme hatte ich allerdings damit nicht, denn dieser Krimi ist der erste, der in Monte Carlo, dem Stadtbezirk des Fürstentums Monaco spielt.

1974. Das Formel 1 Rennwochenende steht vor der Tür. Im Rennstall Lotus stehen die Zeichen auf Sturm, denn die neuen und noch sehr unausgereiften Bremsen kommen nicht bei jedem Fahrer gut an. Vorallem der Frontman des Lotus Teams, Graham Stone, hat große Schwierigkeiten damit. Als er beim freien Training verunglückt, ist Feuer auf dem Dach. Auch die vorangegangenen Streitereien zwischen Stone und den Mechanikern zeigt von einem nicht gerade guten Klima im Lotus Team.

Franc Sarasin, zuständiger Commissair für Sicherheit am Ring, soll ermitteln. Wegen seiner etwas ruppigen Art kommt er jedoch nicht so gut an. Deshalb beschließt Angie Trockel, ehemaliges Au-Pair von Commissaire Lucie Girard, diese um Hilfe zu bitten. Angie hat im Zug nach Nizza einen Mechaniker kennengelernt, der ihr vorschlägt am Rennwochende als Grid Girl in Monte Carlo zu arbeiten. Angie ist von der Idee begeistert und heuert beim Lotus Team an, bevor sie ihr Studium in Nizza wieder aufnimmt. Die Commissaire fährt auch sofort nach Monaco und bietet Franc Sarasin ihre Mithilfe an. Es muss geklärt werden, ob es ein Unfall war oder ob die Bremsen manipuliert wurden. Als der Chefkonstrukteur, Alistar McDermin, tot aus dem Hafen gefischt wird, ist klar, dass die beiden Todesfälle zusammenhängen müssen....

„Entweder werde ich bei Lotus Weltmeister, oder ich sterbe“
© Jochen Rindt 1970

Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen der Formel 1. Damals, wie heute, regiert das Geld. Die Rennställe sind abhängig von ihren Geldgebern und die Fahrer von ihren Rennställen. Umso mehr Sponsoren, umso bessere Autos können die Teams bauen. Es ist ein beschwerlicher Weg an die Spitze, die die Spitzenteams und -fahrer natürlich halten wollen.

"Mord auf der Rennstrecke" ist bereits der elfte Krimi von Luc Winger, jedoch mein erster des Autors. Die Atmosphäre am Circuit konnte der Autor sehr gut einfangen. Ich hatte das Gefühl direkt dabei zu sein und hörte die dröhnenden Motoren im Kopf. Viele technische Details werden hier zur Sprache gebracht. Für Nicht-Formel-1-Kenner sind diese sehr aufschlussreich und einfach erklärt. Trotzdem waren mir die Ausführungen zu trocken und oftmals erschienen mir diese wie ein Auszug aus Wikipedia. Auch andere Ereignisse wurden sehr sperrig und trocken erzählt. Erst zum Ende hin hatte ich das Gefühl in einem Krimi angekommen zu sein. Es kommt erst lamgsam Spannung auf und schlussendlich überschlagen sich die Ereignisse. Die Auflösung war mir hingegen schon viel zu früh klar.

Obwohl der Autor zu Beginn erwähnt, dass alle handelndenen Personen erfunden sind, erkennt der Formel 1 Fan sofort wer sich hinter den Namen Graham (Hill) Stone, Ronnie (Peterson) Anderson oder Nick (Niki Lauda) Gauda verbirgt. Einige Details wurden vom Autor eingebaut, die es 1974 bei einem Grand Prix Rennen noch nicht gab, wie zum Beispiel das Safety Car. Da kann ich aber ein Auge zudrücken, denn "Mord auf der Rennstrecke" ist ja ein fiktiver Krimi und kein Sachbuch über die Formel 1.

Fazit:
Ein Krimi im Dunst der Formel 1, der den Leser hinter die Kulissen blicken lässt. Das Thema hat mir gut gefallen, aber der Krimihandlung an sich fehlte es immens an Spannung. Auch der Schreibstil konnte mich nicht richtig überzeugen. Trotzdem war es interessant einmal einen Krimi rund um dröhende Motoren und der Schicki-Micki Gesellschaft von Monaco zu lesen.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Eisgenuss für Zwischendurch - leider nicht mehr

Der Eissalon
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Es sind die späten Fünfiger Jahre des letzten Jahrunderts, als Karina von Oedinghaus, die Tochter eines Hoteliers, ihre Ausbildung in der Restaurantfachschule in Bonn absolvieren darf. Doch ein Techtelmechtel ...

Es sind die späten Fünfiger Jahre des letzten Jahrunderts, als Karina von Oedinghaus, die Tochter eines Hoteliers, ihre Ausbildung in der Restaurantfachschule in Bonn absolvieren darf. Doch ein Techtelmechtel mit ihrem Lehrer hat zur Folge, dass sie von der Schule verwiesen wird. Karina traut sich daraufhin nicht nach Hause und mietet sich bei Kriegswitwe Erika ein kleines Zimmer. Sie möchte nicht nach Koblenz zurückkehren ohne vorher einen passenden Job vorweisen zu können. Zu dieser Zeit war es alles andere als selbstverständlich als Frau arbeiten zu dürfen und nicht verheiratet zu werden, um schließlich als Hausfrau und Mutter für Mann und Kinder zu sorgen. Karina möchte selbst etwas auf die Beine stellen und schlägt, nachdem sie Monate als Telefonistin gearbeitet hat, dem zweiten Mieter bei Witwe Erika eine Idee vor. Ricardo ist Halbitaliener und mobiler Eisverkäufer und Karina verguckt sich etwas in den zehn Jahre älteren Mann. Ihre Idee einen Eissalon zu eröffnen, der die neue Sehnsucht der Deutschen nach Italien und dem Meer, stillen soll, weist Ricardo erst zurück.Doch Karina hat sich ihre Idee gut überlegt und einen Plan gemacht, dem er schlussendlich nichts entgegenzusetzen hat. Die Beiden eröffnen eine Eisdiele, die bald guten Anklang findet. Doch eines Tages steht Karinas Vater vor der Tür...

Der Roman beginnt mit dem Rausschmiss aus der Schule und wir lernen eine etwas verwöhnte junge Frau kennen, die sich von ihrem Wunsch Restaurantfachfrau zu werden, nicht so schnell abbringen lässt. Die Ungerechtigkeit, dass Karina als Flittchen abgestempelt wird und die Schule verlassen muss, ihr Lehrer aber mit keinerlei Konsequenzen zu rechnen hat und weiter unterrichten kann, wird sehr klar dargestellt. Leider gibt es auch noch heute ähnlich gelagerte Fälle in der Berufswelt, die aufzeigt, dass wir noch lange keine Gleichberechtigung haben.

Die Autorin bietet dem Leser einen guten Einblick in die Konventionen nach Kriegsende in der Bundesrepublik. Die Frauen werden, nachdem sie während des Krieges ihren Mann gestanden haben, wieder zurück in die Rolle der Hausfrau und Mutter gedrängt. Das Rollenbild der Frau und die Aufbruchstimmung nach den harten Kriegsjahren und dem Wiederaufbau wird sehr gut eingefangen. Mit der Kriegswitwe Erika und der verheirateten Franziska, die von ihrem Mann verlassen wurde und die sich mit den beiden gemeinsamen Kindern alleine durchbringen muss, lernen wir zwei weitere sehr starke Frauen kennen, die gegen das Rollenbild der Frau ankämpfen müssen. Erika, Ricardo, Karina und Franziska werden im Laufe der Zeit eine eingeschworene Gemeinschaft, die die neue Aufbruchsstimmung gut widerspiegeln.

Leider dümpelt die Geschichte nach einem interssanten Start später nur mehr vor sich hin. Karina blieb mir irgendwie zu blass und manchmal fand ich ihr Verhalten auch unglaubwürdig.
Ricardo ist ein ernsthafter Mann, der während des Krieges als Halbitalianer zwischen den Fronten stand und ein Geheimnis mit sich trägt. So ganz "erobern" konnte er mich auch nicht.
Einzig Kriegwitwe Erika fand ich sehr gut charakterisiert. Sie ist warmherzig, fürsorglich und bietet ihren Untermietern Familienanschluss. Auch sie kämpft gegen die üblichen Konventionen, denn Erika hat sich in einem jungen Mann in ihrem Haus verliebt, der fast zwanzig Jahre jünger ist. Ihre Zweifel und Gefühle werden sehr authentisch dargestellt. Die leise Anbahnung zwischen Erika und Henryk, dem jungen polnischen Studenten, der am Bau arbeitet um sein Studium zu finanzieren, hat mir sehr gut gefallen. Sie ist nicht übereilt und authentisch. Die Vorurteile gegenüber Ausländern, dem "Itaker" und dem "Polaken", wird ebenfalls kritisch beäugt und hat noch genauso Bezug zur heutigen Gesellschaft und ihrer Intoleranz.

Der damalige Zeitgeist wird sehr gut eingefangen, aber der titelgebende Eissalon spielt leider nur eine untergeordnete Rolle. Es wird zwar viel über Eis und dessen Herstellung gesprochen, doch die Einblicke in die Eisdiele und ihre Besucher sind eher oberflächlich.

Für mich war es eine nette Geschichte, die jedoch ohne Höhen und Tiefen erzählt wird. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, jedoch fehlte mir das gewisse Etwas. Der Inhalt wurde dem wunderschönen Cover leider nicht gerecht.

Fazit:
Eine Geschichte für Zwischendurch, der es leider an Höhen und Tiefen fehlt. Einzig die gesellschaftskritischen Elemente sind die große Stärke des Romans, der mich zwar unterhalten, aber ziemlich sicher keinen bleibenden Eindruck hinterlassne hat. Kann man lesen, muss man aber nicht.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Die vier Plagen

Das Jahr der Hexen
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Ich liebe Hexenromane - egal ob historisch, mystisch oder Fantasy. Deshalb habe ich mich gefreut nach längerer Zeit wieder ein Buch über das Thema Hexen zu lesen.
Der Festa Verlag ist ja auch für seine ...

Ich liebe Hexenromane - egal ob historisch, mystisch oder Fantasy. Deshalb habe ich mich gefreut nach längerer Zeit wieder ein Buch über das Thema Hexen zu lesen.
Der Festa Verlag ist ja auch für seine Bücher bekannt, die eher in die Horror Richtung gehen. "Das Jahr der Hexen" ist als Thriller betitelt - das ist er aber auf keinen Fall! Wo würde ich die Geschichte einordnen? Schwierig würde ich sagen, aber eher zwischen Mystik, leichten Horror und Fantasy mit einem dystopischen Hauch.

Leider hat die Geschichte meine Erwartungen nicht wirklich erfüllt. Wir alle hatten große Probleme uns die Welt, in der die Story spielt, vorzustellen. Imanuelle lebt in Bethel, einem von der Außenwelt abgeschnittenen Ort. Dort herrscht der allmächtige oberste Prophet, der polygam lebt, und seine Apostel. Die Religion und die gemeinsamen Rituale spielen eine große Rolle, vorallem aber die Gebote, die besonders für die weiblichen Einwohner von Bethel gelten. Die Bewohner dürfen die Gemeinde nicht verlassen. In Sichtweite sind die dunklen Wälder, in denen die bösen Hexen lauern. Von Beginn an hatte ich das Gefühl hier eine Sektengemeinschaft vor mir zu haben.
Die 17jährige Immanuelle Moore fühlt sich von den dunklen Wäldern magisch angezogen. Schon seit ihrer Geburt ist sie anders, als die jungen Mädchen im Dorf. Ihre Mutter hat sich mit einem Hexer eingelassen. Immanuelle wächst als Waise bei ihrer Großmutter Martha auf und ist Schäferin. Ihr Vater starb am Scheiterhaufen, ihre Mutter bei ihrer Geburt.
Eines Tages entwischt ihr ihr Widder Judas in den Wald und Immanuelle folgt ihm, um ihn wieder einzufangen. Sie trifft tatsächlich auf zwei der vier Hexen, Jael und Mercy. Von ihnen erhält die junge Frau das Tagebuch ihrer verstorbenen Mutter Miriam. Daraufhin brechen diverse Plagen über Bethel herein und Immanuelle wird beschuldigt, diese herbei geführt zu haben....

Die Handlung wird aus der Sicht von Immanuelle geschildert. Sie lebt gottesfürchtig und dennoch fühlt sie sich nicht richtig wohl. Die Grundstimmung ist düster. Besonders erschreckend ist die sehr frauenverachtende und puritanische Gesellschaft. Missbrauch, Unterdrückung und Folter sind an der Tagesordnung. Die Unterwerfung der Frauen ist allgegenwärtig und hat mich oftmals sehr zornig gemacht. Immanuelle wird zusätzlich durch ihre dunklere Hautfarbe und ihre Abstammung geächtet. Einzig Ezra, der Sohn des Propheten, freundet sich mit ihr an und unterstützt sie in vielen Bereichen.

Der Schreibstil war zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, jedoch fand ich danach schnell in die Geschichte, die sich gut lesen ließ. Man muss der jungen amerkanischen Autorin auch zugute halte, dass es ihr Debütroman ist. Dafür hat sie einen großartigen Aufbau um die Handlung geschaffen und sich scheinbar viele Gedanken zum Plot gemacht. Trotzdem konnte ich nicht mit Immanuelle mitfühlen. Ich war kein Teil der Story, sondern fühlte mich außen vor. Kaum begann ein Strang spannend zu werden, war er auch schon wieder abgehandelt. Obwohl die Geschichte teilweise interessant war und mir auch Neues brachte, blickte ich eher von außen auf die Handlung. Mir hat nicht nur der räumliche Aspekt gefehlt, sondern vorallem die Zeit. Es gibt sowohl dystopische Züge, als auch fast mittelalterliche. Es gibt keinen Strom, aber Gewehre. Die Gemeinschaft ist sektenähnlich, die Familien leben teilweise ärmlich. Es lässt sich somit keine Zeitspanne festlegen und auch die Hexen kamen mir zu kurz.

Die Geschichte ist in vier Teile aufgeteilt: Blut, Pestilenz, Finsternis und Gemetzel. Über den Kapitel stehen verschiedene Zitate. Die Aufmachung des Buches ist sehr hochwertig und wirkt edel. Es hat ein glänzendes Hardcover in Lederoptik inklusive Lesebändchen.


Fazit:
Ein düsterer Roman, der jedoch nicht ganz das erfüllt, was ich mir erwartet hatte. Obwohl ich fantasievoll bin, konnte ich mir weder die Umgebung, noch die Zeit in der die Geschichte spielt, vorstellen. Ich befand mich immer außerhalb der Handlung und nahm nicht wirklich am Geschehen teil. Für einen Debütroman finde ich den Roman aber nicht schlecht und finde besonders den aufwendigen Aufbau des Plots wirklich gelungen. Man wird von Alexis Henderson sicherlich noch hören...äh..lesen.

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