Herzzerreißend, aber auch wunderschön
Der Club der LebensmutigenMarleen hat mir ihrer Vergangenheit zu kämpfen – zu schwer hat sie der Verlust eines geliebten Menschen getroffen und ihr die Freude am Leben genommen. Als sie dann von ihrer Psychologin zum „Club der ...
Marleen hat mir ihrer Vergangenheit zu kämpfen – zu schwer hat sie der Verlust eines geliebten Menschen getroffen und ihr die Freude am Leben genommen. Als sie dann von ihrer Psychologin zum „Club der Lebensmutigen“ geschickt wird, ist sie zunächst unsicher, was sie davon halten soll. Doch bald erkennt sie den wahren Wert dieses Clubs und lernt dort Hannes kennen. Sie fühlen sich zueinander hingezogen, doch eines belastet die Beziehung zwischen den beiden – Hannes´ Lebenstage sind gezählt.
Diese Geschichte ist sehr emotional. Durch die Thematik des Sterbens und der Hoffnung, die der „Club der Lebensmutigen“ den Mitgliedern sowie den Angehörigen vermitteln soll, gibt es viele herzzerreißende, aber auch unglaublich schöne Momente, die man als Leser miterleben darf. Auch, wenn der Ausgang der Geschichte nicht sonderlich überraschend wirken mag, so treffen das Ende und auch einzelne Ereignisse einen dennoch mit Wucht und überrumpeln einen. So kann man die ein oder andere Träne nicht wegblinzeln. Aber es ist keineswegs eine Geschichte, die einen emotional herunterzieht und zerbrochen zurücklässt. Vielmehr gibt es immer wieder kleine Lichtblicke und die Balance zwischen traurigen, bedrückenden, ernsten Szenen und hoffnungsvollen und lebensbejahenden Momenten ist gut gelungen.
Erzählt wird diese Geschichte in der dritten Person aus der Sicht von Marleen und Hannes. Dies wirkte auf mich zunächst etwas distanziert und ich hatte Schwierigkeiten, mit den beiden mitzufühlen, aber dies legte sich relativ schnell und die kleine Distanz war überwunden.
Auch, wenn der Fokus auf diesen beiden Protagonisten und deren Gefühle und Erlebnissen liegt, so werden trotzdem die Geschichten der anderen Charaktere miterzählt. Die Charaktergestaltung ist gelungen. Insbesondere Hannes scheint ein runder Charakter zu sein und auch Marleen wird nicht nur auf ihre Vergangenheit reduziert. Bei den Nebencharakteren kam es mir zum Teil so vor, dass es fast ausschließlich darum ging, ihren einen Wunsch darzulegen, aber auch diese haben eigene Eigenschaften verkörpert, sodass dies nicht groß gestört hat.
Das Erzähltempo ist passend. Es geht viel um Emotionen und dem Umgang mit diesen, aber dennoch hat man das Gefühl, dass es Handlung gibt, das heißt, dass etwas passiert und man sich nicht auf der Stelle dreht. Die Handlung ist zwar weitgehend gemächlich und die Entwicklungen, beispielsweise bei den zwischenmenschlichen Beziehungen, geschieht langsam, aber dies wirkt authentisch und passend. Auch, wenn das Grundschema mit dem Wunsch und der Entwicklung der Charaktere sich innerhalb dieser Geschichte mehrfach wiederholt, so bleibt es doch abwechslungsreich und erwärmt beim Lesen das Herz, zu sehen, wie jedem eine Freude durch scheinbare Kleinigkeiten bereitet werden kann.
Es wurde sensibel mit den angesprochenen Themen umgegangen und kein Verhalten, insbesondere ausgelöst durch Trauer, wurde als falsch oder schwach dargestellt. Gut finde ich, dass hier keineswegs Mitleid erzeugt wurde, sondern stattdessen wurde darauf geachtet, Verständnis für das Handeln und die Entscheidungen zu erzeugen. Das hat das Gefühl vermittelt, dass diese Aspekte ernst genommen wurden und gezeigt, dass jeder Mensch anders ist und anders mit seinen Gefühlen umgeht, das dies aber vollkommen in Ordnung ist. Man muss nicht immer stark sein, erst recht nicht für andere, und es ist auch in Ordnung, Hilfe anzunehmen. Trotz Angst vor der Zukunft sollte man dennoch versuchen, den Moment zu genießen und im Hier und Jetzt zu leben. Das mussten Marleen und Hannes lernen oder sich zumindest erst einmal eingestehen, und auf diesem Weg dürfen wir sie begleiten und dabei auch einiges über uns selbst und unseren Lebensansichten mitnehmen.
Es ist ein Buch, das einen bewegt, traurig macht, aber auch wieder zum Lächeln bringt.