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Veröffentlicht am 30.08.2021

Auf Perihelbahnen präzediert man der Auflösung des Kriminalfalls entgegen

Dein dunkelstes Geheimnis
12

"Dein dunkelstes Geheimnis" ist der mittlerweile sechste Roman von Jenny Blackhurst. Er firmiert unter dem Genre Psychothriller, wäre jedoch weitaus besser im Genre des Kriminalromans aufgehoben, unterlegt ...

"Dein dunkelstes Geheimnis" ist der mittlerweile sechste Roman von Jenny Blackhurst. Er firmiert unter dem Genre Psychothriller, wäre jedoch weitaus besser im Genre des Kriminalromans aufgehoben, unterlegt mit etwas gesellschaftskritischen und leicht dramatischen Aspekten. Nicht uninteressant geschrieben und durchaus bestens als unterhaltsame Lektüre geeignet, ist er weder einschläfernd noch aufpeitschend und befindet sich in puncto Spannungslevel irgendwo zwischen diesen beiden Extremen – Tendenz: Zunehmend ansteigende Spannung mit voranschreitender Seitenzahl bis hin zum fulminanten aber ein wenig überstürzten Finale.

Das Buch beginnt mit der Frage „Wo ist sie?“ und zusammen mit dieser Fragestellung und den Protagonisten mäandert der Leser so nach und nach durch die Handlung des Buches. Gestellt wird die Frage während regelmäßig wiederkehrender Gefängnisbesuche von Kathryn an ihren Vater Patrick, der vor 25 Jahren Kathryns beste Freundin Elsie ermordet haben soll – zumindest hat er den Mord, obwohl unaufgeklärt, an der damals Fünfjährigen gestanden und wurde dafür zu lebenslanger Haft verurteilt. Es ist dieses Ereignis, welches Kathryns Leben komplett auf den Kopf stellt und entgleisen lässt. Seither musste sie eine Menge durchmachen, hat wiederkehrende Alkoholprobleme, befindet sich in psychologischer Therapie und fühlt sich schlicht als „die Tochter des Monsters“. Vertrauen und Freundschaften kann sie nur noch zu wenigen Personen aufbauen, unter ihnen ihr Bruder Jordan, ihre Mutter Jill (zu der sie aber den Kontakt meidet) und ansatzweise ihre Nachbarin Miriam sowie ihre Therapeutin Veronica. Für ihren Vater empfindet Kathryn nur noch Hass und Verachtung. Ungewöhnlich und ein wenig gewöhnungsbedürftig berichtet Kathryn dies aus einer „Ich“-Perspektive heraus.

In einem parallelen, wenngleich nicht unabhängigen, Handlungsstrang wird nun auf Kathryns Heimatinsel Anglesey am 25. Jahrestag von Elsies Verschwinden wieder ein fünfjähriges Mädchen vermisst. Das Mädchen wird aus dem gleichen Wäldchen, hinter dem gleichen Haus wie damals entführt und sieht Elsie darüber hinaus auch noch zum Verwechseln ähnlich. Mit der Aufklärung dieses Falles sind „Detective Inspector“ Maggie Grant, deren Sexleben in der ersten Hälfte des Buches unnötigerweise etwas zu viel beleuchtet wird, und ihr Team befasst. Spätestens als Kathryn sich dazu entscheidet nach Anglesey zu reisen und bei der Suche des vermissten Mädchens mitzuhelfen, werden die beiden Handlungsstränge enger miteinander verwoben. Angekommen auf ihrer Heimatinsel wird Kathryn mehrfach wiedererkannt und es entfaltet sich – reichlich spät, aber gerade noch rechtzeitig - eine durchaus spannende Geschichte.

Das Buch - Jenny Blackhursts gefälligem und unkompliziertem Schreibstil lässt sich dabei recht einfach folgen - hat sicherlich seine Stärken, aber auch deutliche Schwächen. Zu seinen Stärken zählen zweifellos seine gesellschaftskritischen und dramatischen Komponenten, die das Leben Kathryns beschreiben, die (ungewollt) in eine Situation gerät, welche sie als Kind und ihrem weiteren Leben komplett überfordern. Zu den großen Schwächen des Buches gehört jedoch sicherlich, dass dem Leser in ein paar Schleifen zu viel die gleichen Informationen vorgekaut, wichtige Details zum Miträtseln hingegen verschwiegen werden und letzten Endes dann auch leider ein paar Zufälle zu viel zusammenkommen. Darüber hinaus gibt es mehrfach logische Brüche in der Handlung, manche Aktionen versanden und werden nicht mehr aufgenommen. Repräsentatives Beispiel ist u.a. der unklare Zusammenhang zwischen Handlung und Cover des Buches, wobei das Cover alleine ein echter Blickfang ist. All dies lässt die Lektüre ein wenig zu konstruiert wirken. Dennoch steigert sich im Verlauf des Buches das Spannungslevel im schwungvollen zweiten Teil deutlich, was den Leser dann schon mitzureißen vermag und anregt darüber nachzudenken, wie er selbst in verschiedenen Rollen wohl gehandelt hätte und wie leichtfertig man sich oftmals ein Urteil über andere Menschen bildet.

Fazit: Die Grundidee zu Jenny Blackhursts "Dein dunkelstes Geheimnis" ist sehr gut gewählt und die gesellschaftskritischen und dramatischen Aspekte kommen auch deutlich heraus; die Entfaltung der Handlung hingegen mutet, trotz flüssigen und nie langweiligen Schreibstils, dann doch eher wie ein Kriminalfall in bester „Tatort“-Manier an - gleichsam einer unterhaltsamen Geschichte, die man entspannt gerne mal so nebenbei liest, welche allerdings den Leser nicht sonderlich fordert und auch kaum zum Mitdenken bei der Lösung des Falls motiviert. Da die Protagonisten insgesamt eher blass bleiben, hätte ich mir an manch einer Stelle ein plötzliches Auftauchen von Margaret Rutherford alias Miss Marple gewünscht, die den Leser aus seiner aufgezwungenen Lethargie wachrüttelt und mit gezielten Hinweisen etwas Klarheit in den Fall und sein überhastetes, leicht konfuses Ende bringt. Das Buch ist weiß Gott nicht schlecht, aber aus dieser wirklich originellen Basis hätte Jenny Blackhurst meines Erachtens deutlich mehr machen können. Das Potential zu einem wunderbaren Kult-Psychothriller wäre eindeutig da gewesen, diese Chance wurde aber leider vertan. Was bleibt, ist ein unterhaltsamer, aber durchschnittlicher Kriminalroman mit kleinen kritischen Botschaften.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 19.08.2021

Eine nächtliche Flucht vor dem Mut zum Thriller!

Nachtflucht – Hinter dir der Tod
2

"Nachtflucht" von Jessica Barry behandelt so wichtige und aktuelle Themen wie etwa den Umgang mit Frauenrechten, Schwangerschaftsabbruch, meetoo-Debatte, religiösem konservativem Glauben, häuslicher Gewalt, ...

"Nachtflucht" von Jessica Barry behandelt so wichtige und aktuelle Themen wie etwa den Umgang mit Frauenrechten, Schwangerschaftsabbruch, meetoo-Debatte, religiösem konservativem Glauben, häuslicher Gewalt, etc. Unglücklicherweise segelt die Geschichte unter der falschen Flagge "Thriller" und erleidet damit leider ein klein wenig Schiffbruch.

Klappenetxt zu Nachtflucht - Hinter dir der Tod, Thriller:
"Zwei Frauen. Ein Killer. Zu viele Geheimnisse.
Eine nächtliche Fahrt durch die Wüste von New Mexico. Zwei Frauen in einem Auto, die sich nie zuvor begegnet sind. Beide haben Geheimnisse, die sie um jeden Preis bewahren wollen. Doch jetzt haben sie ein gemeinsames Ziel. Und einen gemeinsamen Verfolger. Denn jemand beobachtet sie. Jemand will sie töten. Aber welche der beiden hat der mysteriöse Unbekannte im Visier? Für die Frauen ist nur eines sicher: Wenn sie überleben wollen, müssen sie einander vertrauen."

So viel hätte man aus diesem wunderbaren Plot machen können. Nichts aus dem Klappentext ist falsch. Allerdings birgt die Geschichte reichlich wenig Action und Spannung in sich - zumindest viel weniger als das der Klappentext und das tolle Buchcover versprechen. In vielen Rückblenden, die sich zeitlich in Etappen der Gegenwart annähern, erfahren wir immer mehr über die beiden Frauen und ihr Umfeld - auch über die Wechselwirkung, wie sie auf ihr Umfeld einwirken und ihr Umfeld auf sie und natürlich auch darüber, was die beiden Frauen miteinander verbindet. So weit, so gut. Leider geht die Verknüpfung des Thriller-Charakters mit den oben genannten wichtigen Themen auf dem Highway bei der nächtlichen Flucht leider verloren und bleibt dann auch weitestgehend auf der Strecke, irgendwo am Staßenrand.

Dennoch hat mich das Buch in seiner Diskussion über eine fälschlicherweise Männer-dominierte konservative Sichtweise in unserer Gesellschaft abgeholt, mitgenommen und auch begeistert. Die Charaktere, insbesondere von Katie und Rebecca aber auch aller Nebendarsteller, werden im Verlauf der Geschichte sorgfältig heraus gearbeitet. Aus dieser notwendigen, zeitgemäß überfälligen und auch überaus angebrachten Gesellschaftskritik hätte Jessica Barry aber meines Erachtens so viel mehr machen können, wenn sie diese Thematik besser mit der für das Genre "Thriller" erwarteten Spannung und Action in der Handlung untermauert hätte. So bleibt dann der "Thrill" dieser Geschichte leider eindeutig zu blass.

In der Hörbuchvariante besitzt Uta Simone übrigens die perfekte Stimme für diesen Plot. Leider wurde das Hörbuch in ungefähr immer gleichlange 3 Minuten Tracks aufgeteilt. Die jeweiligen Schnitte sind daher oftmals sehr ungeschickt gewählt und fallen so gut wie nie mit dem Beginn eines Kapitels zusammen. Auch ist die Lautstärke innerhalb der Tracks mal lauter, mal leiser, was den Hörgenuss auf Dauer auch ein wenig trübt.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Geschichte über die welt-hübscheste Kuh, einen pedantischen Fasan und einen Stalker mit unwiderstehlich sinnlicher Stimme

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
9

Der Roman „Laudatio auf eine kaukasische Kuh“ von Angelika Jodl setzt sich mit der interessanten Thematik „Deutsche mit Migrationshintergrund“ auseinander. In diesem Fall handelt es sich um die sympathische ...

Der Roman „Laudatio auf eine kaukasische Kuh“ von Angelika Jodl setzt sich mit der interessanten Thematik „Deutsche mit Migrationshintergrund“ auseinander. In diesem Fall handelt es sich um die sympathische Olga Evgenidou mit ihrer Familie. Die Familie mit ursprünglich pontos-griechischen Wurzeln kam aus Georgien nach Deutschland. Von nahezu jeder Region, in der die Großfamilie eine gewisse Zeitspanne verbrachte, hat sie kulturelle und sprachliche Einflüsse mitgebracht. Olga fühlt sich selbst aber durch und durch als Deutsche – zumindest vorwiegend. Sie gehört der Generation an, die das Gefühl besitzt, in Deutschland manchmal als Ausländerin angesehen zu werden und in Georgien wiederum als Deutsche. Als Konsequenz verschweigt sie zumeist ihre Herkunft und vermeidet grundsätzlich ein Aufeinandertreffen ihrer Freunde mit ihrer Familie. Hierbei kommt ihr zupass, dass sie in Bonn Medizin studiert, ihre Familie aber in München lebt.

Bereits im Prolog darf der Leser miterleben wie Olga entsprechend der kulturellen Wurzeln ihrer Familie als Teenager von ihrer Mutter zur Heirat versprochen werden soll, dessen sie sich aber mit allen ihr möglichen Mitteln entschieden widersetzt. Mit einem kleinen Zeitsprung landen wir sodann in ihrem Praktischen Jahr, welches sie in einem Krankenhaus vorwiegend als „Vampir“ mit Blutabnehmen verbringt. Nach einer gescheiterten Kurzzeitbeziehung, von der wir erfahren, dass ihr Ex vorwiegend die Wand angeschrien hat, hat sie dort nach zwei Jahren Abstinenz inzwischen ihren aus einer traditionsreichen Arztfamilie abstammenden Traummann Felix van Saan kennengelernt, der super sportlich, gut aussehend, erfolgreich, aber vielleicht ein wenig zu versnobt, pedantisch, kühl und kontrolliert ist. Die beiden scheinen dennoch ideal für einander geschaffen, lieben sich sehr, heiraten, bekommen Kinder und leben, abgesehen von kleineren kulturellen Schwierigkeiten, dann glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage in Kiel, der Heimat von Felix. Ähm … nein ..., so hätte es im Prinzip weitergehen können, aber leider gibt es nun zwei kleinere Probleme: Das eine ist, dass Olga ihrem Prinzen ihre Familie aufgrund der georgischen 'Roots' nicht vorstellen möchte. Das zweite, viel größere ist aber, dass Olga von einem Stalker namens Jack Jennerwein, der mehr oder weniger von einer Art Wilddieben wie Robin Hood abstammt und dann eben doch wieder nicht, ausspioniert und verfolgt wird, sogar in Olgas Familie schleicht er sich ein. Der arbeitslose „Tschäk“ ist gleichermaßen Lebenskünstler, Hochstapler, 'Ghost' und Nervensäge in einem und wirklich über der Maßen hartnäckig und macht alles, was bei Olga (und dem Leser) eigentlich nicht gerade sympathisch ankommen kann. Nichtsdestotrotz ist Olga hin und weg und vibriert innerlich, wenn Jack auch nur ein Wort spricht - jawohl, wenn er spricht. Und dann steht wegen Olgas Mutter, die aus ungeklärten Gründen mal mehr, mal weniger krank ist, noch eine Reise nach Georgien an, bei der sowohl ihr Stalker als auch ihr zukünftiger Verlobter Olga hinterher reisen. Für weiter Details sollte man dann aber das Buch konsultieren.

Angelika Jodls Schreibstil ist sprachlich wirklich klasse und mitreisend und auch die Aufteilung in recht kleine Kapitel lässt die Geschichte beim Leser nie langweilig werden. Das Cover des Buches ist mindestens so interessant gestaltet wie die Thematik „Deutsche mit Migrationshintergrund“. Leider wurde aus dieser Basis für meinen Geschmack viel zu wenig gemacht, das Potential dieses Plots bei weitem nicht ausgeschöpft. Alle Charaktere sind zu überzeichnet dargestellt, was sie fast als Karikaturen erscheinen lässt. Und dennoch hat das Buch etwas, das mich auf eine nicht-beschreibbare Art fasziniert. Am glaubwürdigsten kommen sicherlich der Prolog, die Schilderungen zum Praktischen Jahr im Krankenhaus und die Reise nach Tiflis herüber – letztere wurde wiederum so gut beschrieben, dass ich als Leser zusammen mit Olgas Verwandtschaft am Tisch saß, deren Gastfreundschaft genossen habe und Einblicke in die Kultur und das Leben am Kaukasus bekam. Einige Charaktere habe ich gewissermaßen ins Herz geschlossen, darunter Olga, ihre coole Großmutter, ihren Studienkollegen Hamed und ihre Cousine Salome. Mit anderen Charakteren, wie beispielsweise Jack, Medi, Fotis oder Olgas Mutter Chrysanthi konnte ich hingegen leider nie warm werden.

Fazit: Ein sprachlich wirklich toller Roman mit einer aktuellen und interessanten Fragestellung und einer Liebesgeschichte, die mich als Leser allerdings spätestens bei Olgas und Jacks Zugfahrt nach Bonn zum verzweifeln bringt. Der absolute Höhepunkt des Buches ist sicherlich die Reise nach Georgien. Ich muss gestehen, selten war ich bei einem Buch so hin und her gerissen, selten lagen für mich Licht und Schatten eines Romans so nahe beieinander. Eine etwas abgewandelte Story mit Jack nicht als Stalker und Ghostwriter, sondern meinetwegen als ehrlicher Blumenverkäufer, Bäcker oder Metzger am Münchner Bahnhof oder als bescheidener Gastwirt zusammen mit einem kaukasischen Hund in Passau ... ja, das wäre es vermutlich gewesen, was mich begeistert hätte.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Südfrankreich zu Beginn der französischen Hugenottenkriege

Die brennenden Kammern
3

„Die brennenden Kammern“ von Kate Mosse ist der Titel des Auftakts zu einer geplanten Buchreihe über den französischen Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Hugenotten. Die Geschichte startet im Jahre ...

„Die brennenden Kammern“ von Kate Mosse ist der Titel des Auftakts zu einer geplanten Buchreihe über den französischen Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Hugenotten. Die Geschichte startet im Jahre 1562 in der zweigeteilten Stadt Carcassonne und handelt von einer Epoche, in der die Ideen von Luther und Calvin zur religiösen Glaubensfreiheit Frankreich erreicht haben.
Marguerite Joubert, genannt Minou, kümmert sich in Abwesenheit ihres Vaters Bernard fürsorglich um ihre beiden jüngeren Geschwister Alis und Aimeric und um den Buchladen des Vaters, in welchem auch Bücher für nicht-katholische Leserschaft erworben werden können. Zwei Vorkommnisse stellen das Leben der Familie, insbesondere das von Minou, völlig auf den Kopf: Zum einen erhält Minou einen geheimnisvollen Brief, der die sibyllinische Nachricht „Sie weiß, dass Ihr lebt“ enthält. Ein Rätsel, welches Minou im Laufe des Romans noch zu lösen haben wird. Zum anderen trifft sie - im wahrsten Sinne des Wortes - auf den Hugenotten Piet Reydon, in den sie sich dann auch sofort verliebt. Auch Piets Leben gestaltet sich durch sein Konvertieren zum hugenottischen Glauben recht schwierig, zumal er auf der Suche nach einer Reliquie dem Pastor Vidal, einem ursprünglichen Freund, der sich aber zu seinem größten Feind entwickelt, in die Quere kommt.

Es entwickelt sich eine spannende und turbulente Handlung mit viel Abwechslung, die den Leser mitreißt und emotional an die Geschichte fesselt. Sehr durchdacht schreibt Kate Mosse in einem gut lesbaren und bildhaften Stil und nimmt den Leser von Anfang bis Ende auf diese Reise mit. Ein echter historischer Roman, bei dem historische Ereignisse im Vordergrund stehen und die Charaktere wie beispielsweise Minou und Piet mit eingeflochten werden, entwickelt sich daraus jedoch leider nicht. Dies trägt umso schwerer, da zu Beginn des Buches ein hervorragender historischer Abriss über die Geschehnisse dieser Epoche gegeben wird und der Leser förmlich darauf wartet zu sehen, wie Minou und Piet in diese historischen Gegebenheiten eingebettet werden. Das Ende des Buches wirkt dann ein wenig skurril und von zu vielen Zufällen geprägt in denen Minous Tante, Salvadora, eine entscheidende Rolle spielen wird.

Fazit: Bei „Die brennenden Kammern“ handelt es sich um einen sehr spannenden, gut recherchierten und mitreißenden Roman, der den Leser emotional sehr stark an die Story fesselt, bei dem der echte historische Aspekt allerdings deutlich zu kurz gerät. Aufgrund der Tatsache, dass mich der Schreibstil von Kate Mosse und die emotionale Komponente des Romans durchweg überzeugt haben, freue ich mich dennoch auf Band 2 der Saga. Genau genommen, ist Band 1 auch erst die Vorgeschichte, aus der sich die wirklich tragenden Ereignisse dieser Epoche entwickeln werden. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Serie beispielsweise mit der sogenannten Bluthochzeit, der Bartholomäusnacht und dem Edikt von Nantes fortsetzt.

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