Eine Hommage an das Leben, unterhaltsam und tiefgründig zugleich
Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, das humorvolle und tiefgründige Töne gleichermaßen anschlägt wie dieses .Im Mittelpunkt steht das kleine britische Städtchen Chalcot , in dem die Kommunalpolitik ...
Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, das humorvolle und tiefgründige Töne gleichermaßen anschlägt wie dieses .Im Mittelpunkt steht das kleine britische Städtchen Chalcot , in dem die Kommunalpolitik auf Grund von Sparmaßnahmen die Schließung der Städtischen Bibliothek in Erwägung zieht. Ein Plot , der also nicht allzu weit von der Wirklichkeit angesiedelt ist . Nicht nur im Handel verschwinden viele, kleine Inhabergeführte Läden nach und nach aus dem alltäglichen Bild . Ebenso wie in „Die letzte Bibliothek der Welt“ haben kulturelle und soziale Einrichtungen mit den harten Zahlen und Anforderungen der sozialen Marktwirtschaft zu kämpfen. Ungewollt wird die Protagonistin und Bibliothekarin der Chalcoter Bibliothek June in die zunächst eher planlose Widerstandsabsichten der örtlichen Bibliotheksbesucher hineingezogen . Doch was als seichter Widerstand beginnt wird schon bald zu einer ausgeklügelten Aktion .
Besonders gelungen fand ich die Mischung aus humorvollen Einlagen der Städtischen Bewohner und den oftmals sehr tiefgründigen und persönlichen Beweggründen sich für den Erhalt Ihrer Bibliothek einzusetzen . Unwillkürlich muss ich an den Stripper denken, der eigentlich für einen Junggesellenabschied gebucht, plötzlich mit runtergelassener Hose in eben jener Bibliothek anzutreffen ist. Aber auch den Stammgast der Bibliothek gibt es , der seit Jahren einen Wohnwagen sein Zuhause nennt und morgens als erstes in der Bibliothek vor den Türen steht um die sanitären Einrichtungen dort zu nutzen.
Die Geschichten die in diesem Buch erzählt werden sind vielfältig und originell und ergeben zusammen einen wunderbaren Roman über das Leben . Einen Roman über Gemeinschaft und Zusammenhalt und zuletzt natürlich auch über die Welt der Bücher . Ich fand es wunderbar mitzuerleben wie sich die einzelnen Individuen zusammentun um für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen, so abwegig der Erfolg dieses Kampfes auch zu Beginn scheinen mag . June , die junge schüchterne Bibliothekarin mit einem völlig falschen Selbstbild macht eine erstaunliche Entwicklung durch . Ich mag sie als Charakter ebenso sehr wie die vielen anderen Bewohner dieses britischen Städtchens und sehr schnell wird man als Leser in den Bann dieser kleinen Gemeinschaft hineingezogen. In gewisser Weise ist dieses Buch nicht nur als Plädoyer für die Bibliotheken dieser Welt zu sehen , sondern auch ein Plädoyer an jeden Einzelnen für seine Ziele einzutreten. Das die einzelnen Geschichten auch immer wieder mit bekannten Büchern , Schriftstellern und literarischen Begebenheiten verwoben sind macht für mich als Buchliebhaber aber den meisten Reiz aus . Die letzte Bibliothek der Welt ist ein „Buch über Bücher“ und erwärmte sicherlich nicht nur mein Buchlieberherz. Bis zum Schluß fiebert man mit der bibliophilen Gemeinschaft mit und erfährt dabei nicht nur sanfte Töne , sondern eben auch an vielen Stellen einen erfrischenden Humor.
Mein Fazit: Ein gelungener, unterhaltsamer Roman, der gleichfalls auf tiefgründigen wie humoristischen Wegen wandelt.