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Veröffentlicht am 30.08.2021

Wenn die Schuld dich zerdrückt...

Der Mauersegler
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Da ich "Marianengraben" sehr geliebt habe, wollte ich auch diesen Roman unbedingt lesen. Ich wusste es wird nicht leicht, aber dass es mich emotional so sehr trifft, das habe ich dann doch nicht kommen ...

Da ich "Marianengraben" sehr geliebt habe, wollte ich auch diesen Roman unbedingt lesen. Ich wusste es wird nicht leicht, aber dass es mich emotional so sehr trifft, das habe ich dann doch nicht kommen sehen. Daher ein kleiner Tipp vorab: Lest den Roman lieber, wenn ihr in guter Stimmung seid, denn er wird euch emotional packen und vielleicht auch runterziehen.

In der Geschichte geht es um Marvin, der lieber Prometheus genannt werden möchte und diesem Namen alle Ehre macht. Er hat Schuld auf sich geladen und möchte einfach nur weg. Wie das weg genau aussehen soll, das weiß er nicht, aber so wie sein aktuelles Leben läuft, kann es nicht weitergehen. Wird er die negativen Emotionen besiegen können oder mit ihnen untergehen?

Der Roman ist in dreizehn (Unglückszahl?) Kapitel gegliedert mit mehreren Unterkapiteln, in denen man mal Marvin und seinen besten Freund Jakob als Kinder und Jugendliche begleitet, mal in nicht allzu ferner Vergangenheit wandelt, in der die Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird und mal sind wir einfach in der Gegenwart beim verzweifelten Hauptakteur. Die Zeitsprünge kommen unerwartet und stets dauert es einen Moment des Innehaltens, damit man als Leser weiß wo man gerade ist, aber genau dieses Innehalten empfand ich als so wichtig bei der Thematik.

Als besonders habe ich die Schilderungen der Kindheits- und Jugenderlebnisse wahrgenommen, da sie mich an eigene Erfahrungen in dieser Zeit erinnert haben, die stets immer etwas verklärt sind für uns als Erwachsene. Nur in dieser Lebensphase gibt es die vielen ersten Male, die uns dauerhaft als etwas Besonderes in Erinnerung bleiben.

Marvin ist eine Hauptfigur, an der man sich herrlich reiben kann, denn sonderlich sympathisch ist er nicht. Seine unterkühlte Art lässt ihn arrogant wirken und seine Spleens können ganz schön nerven und dennoch findet man Gemeinsamkeiten, die man mit ihm hat und die ihn so menschlich erscheinen lassen. Auch als Erwachsener hat man immer wieder Ängste auszustehen und dafür sollte man sich nicht schämen.

Als besonders habe ich noch Helle und Aslaug empfunden, die so verschieden sind und dennoch so eine starke Einheit bilden. Ihre Paarbeziehung hat etwas so Natürliches und genau das braucht es in der heutigen Zeit, dass eben diese Diversität etwas Selbstverständliches ist.

Der Roman zeigt klar auf was wichtig ist im Leben: Freunde und Familie und das Vertrauen in einander und die Fürsorge für einander.

Fazit: Ein Roman der berührt und mir eine Achterbahnfahrt der Gefühle verschafft hat. Ich halte schon viel aus, aber hier blieben die Augen dann doch nicht trocken. Unbedingt lesen! Klasse!

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Kann das Gute immer siegen?

Junge mit schwarzem Hahn
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Dieser unscheinbar wirkende Roman fiel mir eher zufällig in die Hände und ich muss gestehen: er hat so viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Ich habe mich regelrecht in dem Stoff verloren.

In der Geschichte ...

Dieser unscheinbar wirkende Roman fiel mir eher zufällig in die Hände und ich muss gestehen: er hat so viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Ich habe mich regelrecht in dem Stoff verloren.

In der Geschichte geht es um den jungen Martin, der mit seinem Hahn als sonderbar gilt. Der Junge scheint für sein Alter viel zu klug. Dieser kann nur mit dem Teufel im Bunde stehen. Tut er dies wirklich? Als ein schwarzer Reiter ein Dorfkind entführt, beschließt er diesem Mysterium nachzugehen. Was wird es bringen durch die Lande zu ziehen und kann er das Geheimnis um den Reiter lüften?

Selten habe ich einen so liebenswerten und guten Charakter erlebt wie Martin. Ihn muss man einfach gern haben, da er fast schon zu gut für diese Welt ist. Schlau und mit reinem Herzen betrachtet er seine Umwelt, hilft wo er kann und ist nie bösartig. Ich glaube solche Menschen sind sehr rar. Gern möchte man selbst etwas mehr wie er sein.

Der Roman spielt im Mittelalter, wo Krieg, Hunger, Armut und Co das Leben der meisten Menschen bestimmt. Das raue Leben schildert die Autorin schonungslos und für den Leser sehr eindrücklich. Fast kann man die miesen Gerüche wahrnehmen oder den eigenen Magen schmerzen spüren. In diesem düsteren Setting wirkt Martin wie ein heller Sonnenstrahl.

Die Freundschaft zum Hahn ist so speziell, dass sie mich als Leser nachdenklich gestimmt hat. Nie war mir bewusst, dass natürlich Mensch und Tier auch für einander einstehen können und nicht nur Menschen unter einander. Eine sehr kluge Idee, wie ich finde, diese Verbindung immer wieder zu beleuchten.

Die Begegnungen, die Martin auf seiner Reise mit Gauklern, Adeligen, dem Maler und vielen mehr hat, zeigen wie das Leben einem übel mitspielen kann und dass man stets mit Bedacht handeln sollte.

Fazit: Ein düsterer Roman mit einer so strahlenden Hauptfigur, die mich magisch in ihren Bann gezogen hat. Bitte lest dieses Buch! Es ist wie ein fesselndes Märchen, welches lange nachwirkt. Klasse!

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Nehmen Sie sich in Acht vor Vicki Baum!

Vor Frauen wird gewarnt
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Da ich die Bücher von Heidi Rehn sehr schätze und mich über jede Neuerscheinung freue, war klar dass ich diesen Roman lesen werde. Und er hat mir eine völlig zu Unrecht vergessene Autorin näher gebracht, ...

Da ich die Bücher von Heidi Rehn sehr schätze und mich über jede Neuerscheinung freue, war klar dass ich diesen Roman lesen werde. Und er hat mir eine völlig zu Unrecht vergessene Autorin näher gebracht, von der ich vorher leider noch nie etwas gehört hatte.

Der biografische Roman über die Schriftstellerin Vicki Baum schildert ihre fünf Jahre beim Ullstein Verlag als Romanautorin und Zeitschriftenredakteurin in Berlin. Mir gefiel hier vor allem die Darstellung wie hart Frauen für ihre Ziele arbeiten müssen und dass darunter durchaus das Familienleben leiden kann und man eher mit dummen Sprüchen als mit Komplimenten rechnen muss, wenn man aufsteigen will.

An Vicki mochte ich vor allem ihre Tatkraft und ihr Durchsetzungsvermögen. Sie weiß genau was sie will und hat ihr Ziel immer vor Augen. Besonders erstaunt hat mich ihr mutiges Verhandlungsgeschick. Sie sagt was sie denkt, was nur richtig ist. So emanzipiert wie sie damals war, da kann man sich als Frau heute noch eine Scheibe von abschneiden. Vor allem das Denken in Rollenklischees sollte man über Bord werfen. Auch ihre Art das Familienleben zu gestalten, hatte für mich etwas Besonderes.

Ganz nebenbei wird das Leben in Berlin der späten 20er dem Leser übermittelt. Gern würde man selbst auch mal schwofen gehen in den düsteren Kellerkneipen.

Im gesamten Roman spürt man wie sehr das Herz der Autorin für diese tolle Persönlichkeit Vicki schlägt, denn mit Leidenschaft wird über ihren Werdegang berichtet, was mir richtig gut gefallen hat. Kaum hat man angefangen, kann man mit der Lektüre nämlich nicht mehr aufhören und würde am liebsten mit Vicki noch in die USA reisen.

Mit dem vorliegenden Roman ist Heidi Rehn ein tolles Autorenporträt gelungen, welches zu unterhalten weiß und dafür sorgt, dass man unbedingt Vicki Baum Romane lesen möchte.

Fazit: Lektüre, die bildet und sehr gut unterhält. Was möchte man mehr? Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Wieviel hält Liebe aus?

Der Brand
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Auf das Erscheinen dieses Romans hatte ich mich so sehr gefreut, doch was bekam ich? So viel mehr als ich erwartet hatte.

In der Geschichte geht es um ein Ehepaar in ihren 50ern, die schon seit fast 30 ...

Auf das Erscheinen dieses Romans hatte ich mich so sehr gefreut, doch was bekam ich? So viel mehr als ich erwartet hatte.

In der Geschichte geht es um ein Ehepaar in ihren 50ern, die schon seit fast 30 Jahren liiert sind. Der Alltag hat sich in das Leben geschlichen und die Leidenschaft verdrängt. Was tun, wenn die Unzufriedenheit immer mehr zunimmt? Aufgeben oder weiter machen?

Ein beobachtender Erzähler führt uns durch die Handlung, so dass wir nah an allen Figuren dran sind. Dadurch bekommen wir die Gelegenheit von außen das Pärchen zu betrachten und uns unsere eigenen Gedanken zu deren Situation zu machen. Wie würde man in derselben Situation handeln? Wie die eigenen Kinder beraten?

Mir hat am Roman vor allem die Figurenkonstellation gefallen, da das Pärchen ähnlich alt meinen Eltern ist und ich mich mit deren Kindern und ihren Problemen identifizieren konnte. Das hatte für mich etwas von: mitten aus dem Leben gegriffen.

An Rahel gefiel mir, dass sie die Initiative ergreift und etwas im Leben des Paares ändern möchte und die Situation nicht einfach hinnimmt. Immer wieder klopft sie vorsichtig die Gefühlswelt ihres Mannes ab. So etwas können nur die wenigsten, denn den meisten reißt bereits nach kürzester Zeit der Geduldsfaden und sie geben auf. Auch ihre Selbstreflexion bezüglich ihrer Wahrnehmung der eigenen Kinder, fand ich sehr ergreifend.

An der Figur von Peter fand ich spannend, wie ein Ereignis aus dem Berufsleben eine Beziehung erschüttern und aus der Bahn werfen kann. Ohne Kommunikation und Arbeit wird keine Beziehung Jahrzehnte halten und das finde ich sehr schön, dass der Roman dies aufzeigt.

Am Schreibstil Daniela Kriens mag ich vor allem, dass er so unaufgeregt ist und dennoch so viel Emotionen transportiert, dass man sich in die Figuren so enorm einfühlen kann.

Fazit: Ein Roman über das Wunder der Liebe, den ich nur jedem ans Herz legen kann. Für mich ganz klar ein Lesehighlight im Jahr 2021. Spitzenklasse!

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Veröffentlicht am 23.07.2021

In sich gehen...

The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen
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Ich habe ja bereits einige Bücher von Matt Haig gelesen, egal ob nun Roman oder Sachbuch, weshalb ich hier schon wieder mächtig neugierig war und es unbedingt lesen wollte.

Matt hat in diesem Buch Ideen, ...

Ich habe ja bereits einige Bücher von Matt Haig gelesen, egal ob nun Roman oder Sachbuch, weshalb ich hier schon wieder mächtig neugierig war und es unbedingt lesen wollte.

Matt hat in diesem Buch Ideen, Gedanken, Songs, Filme und ähnliches gesammelt und aufgelistet, die ihm helfen durch den Alltag zu kommen. Dabei ist auch die ein oder andere Lebensweisheit und Erkenntnis dabei.

Dieses Sachbuch sorgt dafür, dass man in sich geht, Dinge hinterfragt und sich mehr mit sich selbst und seinem Verhalten beschäftigt, was ich vor Start der Lektüre nicht erwartet hatte.

In meinen Augen ein so lebensbejahendes Buch, welches man gelesen haben sollte, weil es einen schlichtweg emotional tief berührt.

Man kann diesen Schatz in einem Rutsch oder in kleinen Portionen lesen. Man kann vorne starten oder von hinten. Man kann durchblättern und nur Teile davon lesen und dennoch ergibt alles einen Sinn.

Fazit: Ich habe mich beim Lesen sehr geborgen und aufgehoben gefühlt, weshalb ich nur eine Leseempfehlung aussprechen kann. Klasse!

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