Sehr atmosphärisch und absolut gelungen
Die Stille des BösenEin weiterer Debütroman, der mir ausgesprochen gut gefallen hat. Vorallem, weil es ein etwas anderer Thriller ist, als ich die letzte Zeit gelesen habe. Damit kann Kyle Perry alleine schon punkten. Ein ...
Ein weiterer Debütroman, der mir ausgesprochen gut gefallen hat. Vorallem, weil es ein etwas anderer Thriller ist, als ich die letzte Zeit gelesen habe. Damit kann Kyle Perry alleine schon punkten. Ein weiterer Pluspunkt ist die Location: Tasmanien. Mein erstes Buch, das in Tasmanien spielt und das nach so vielen Jahren, die ich bereits lese. Einzig der Ausgangspunkt rund um eine Gruppe, die sich in der Wildnis verirrt, habe ich bereits bei einer anderen australischen Autorin gelesen: Ins Dunkel von Jane Harper.
In Limestone Creek verschwinden vier Schülerinnen beim Schulausflug in den Great Western Tiers. Eine der Lehrkräfte wurde niedergeschlagen und verletzt aufgefunden. Sie kann sich allerdings an nichts mehr erinnen. Bereits im Jahr 1985 sind vier Teenager in den Great Western Tiers verschwunden. Die Legende vom Hungerman, der in den tasmanischen Bergen sein Unwesen treibt, hält seitdem die Bevölkerung des kleinen Städtchens in Atem. Sehr bald steht der Drogendealer Murphy, dessen Tochter Jasmine eine der verschwundenen Schülerinnen ist, unter Verdacht. Murphy hat jedoch nur ein Ziel: Seine Tochter so schnell wie möglich zu finden. Davon hält ihn Dobs, der Ortspolizist, jedoch immer wieder ab. Die beiden Männer können sich auf den Tod nicht ausstehen und Dobs hat noch eine alte Rechnung mit Murphy zu begleichen. Die herbeigerufenen Einsatzkräfte und die Ermittler Con Badenhurst und seine Kollegin Gabriella versuchen eine Spur von den verschwundenen Mädchen zu finden und festzustellen, was passiert sein könnte.
Drei der verschwunden Teenager sind in der Schule die "Fab Four", deren Anführerin Madison eine bekannte Influencerin ist. Sie ist fasziniert von der Legende des "Hungerman", weiß sich aber auch zu präsentieren und hat dabei keinerlei Hemmungen. Ihre Zwillingsschwester Cierra und Georgia, die von den Aboriginies abstammt, sind die weiteren abgängingen Mädchen.
Interessant ist für uns Blogger natürlich auch, dass eine der Figuren eine bekannte Influencerin ist. Allerdings sollte man sich an Madison kein Beispiel nehmen! Für sie gehen Klicks und Follower über alles. Es zeigt sehr genau auf, wie sich Menschen von ihren Aussagen in die Irre führen lassen. Sensationsgier und Schnelllebigkeit wird vom Autor hier sehr drastisch - aber ehrlich - dargestellt.
Die Ermittler Con und Gabriella sind anfangs schwer fassbar. Vorallem Con knabbert noch an seinem letzten Fall, bei dem es ebenfalls um ermordete Jugendliche ging. Das Problem in Limestone Creek ist, dass die Einheimischen den Ermittlern aus der Stadt nicht wirklich vertrauen. Das sozialkulturelle Bild der Kleinstadt und deren Bewohner wird vom Autor sehr gut dargestellt. Umso schwerer ist es für Con und Gabriella richtig zu ermitteln und Verdächtige zu finden. Diese sind auf jeden Fall mehr als zahlreich!
Die Charaktere sind sehr facettenreich und teilweise undurchschaubar. Manche mochte ich zu Beginn nicht wirklich, was sich dann aber im Laufe der Geschichte änderte. Umgekehrt ging es mir aber ebenso.
Die ersten Kapitel werden aus der Sicht von Jasmine, Murphy's Tochter, erzählt. Danach verfolgen wir die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Sprache ist oftmals etwas derb, was ich eigentlich nicht wirklich mag. Sie tritt allerdings meistens in Verbindung mit Murphy und seinem Bruder Buck auf.
Kyle Perry beschreibt die für uns unbekannte tasmanische Tier- und Pflanzenwelt sehr detailliert und atmosphärisch. Es gibt auch viele mystische Einschläge. Ich fand den Schauplatz und die Atmosphäre teilweise sehr bedrückend und unheimlich...passend zur Suche in den Bergen nach den jungen Mädchen.
Die Spannungskurve hält konstant bis zum Schluss an. Viele unvorhersehbare Wendungen und überraschende Entwicklungen haben mich an die Geschichte gefesselt. Die Verdächtigen sind zahlreich und ich bin bis zum Ende vollkommen im Dunkeln getappt. Der Autor hat wirklich eine großartige Geschichte geschrieben, deren Auflösung mich richtig überraschen konnte.
Fazit:
Ein sehr atmosphärischer Thriller, der konstant spannend bleibt. Das Setting in den Great Western Tiers hat der Autor sehr gut dargestellt. Es ist bedrohlich und unheimlich. Facettenreiche Charaktere und unerwartete Wendungen machen diesen Thriller zu einem wirklich gelungenem Debüt! Chapeau!