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Veröffentlicht am 28.08.2021

Geschichte einer verzweigten jüdischen Familie

Wellenflug
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Wer Familiengeschichten und historische Romane mag, wird mit diesem Buch zufrieden sein.
Es teilt sich in zwei Hälften und schildert in der einen das Leben von Schwiegermutter Anna und in der anderen das ...

Wer Familiengeschichten und historische Romane mag, wird mit diesem Buch zufrieden sein.
Es teilt sich in zwei Hälften und schildert in der einen das Leben von Schwiegermutter Anna und in der anderen das von Schwiegertochter Marie. Anna entstammt einer jüdischen Familie. Ihr Vater ist nach der Reichsgründung aus einfachen Verhältnissen von Schlesien nach Leipzig und Berlin gekommen, wo er es als Stoffhändler zu beträchtlichem Reichtum gebracht hat. Anna bekommt sechs Kinder und legt größten Wert darauf, dass sie standesgemäße Ehen eingehen und Berufe ergreifen. Nur ihr Sohn Heinrich fällt aus der Reihe und ist ein Taugenichts, der deshalb von der Familie verstoßen wird, erst recht als er die aus der Unterschicht stammende Marie heiratet, die nie von Anna anerkannt wird. Marie aber steht zu ihrem Mann trotz aller seiner Eskapaden.
Für mich war vor allem das historische Zeitfenster von Interesse, in dem die Geschichte angesiedelt ist. Sie beginnt nämlich schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und erstreckt sich bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf diese Weise erhält der Leser bereits einen Eindruck von den Anfängen des Antisemitismus in Deutschland und steht nicht die Zeit des Nationalsozialismus mit ihren Gräueltaten zu Lasten der Juden im Vordergrund, wenngleich auch diese eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt. Was die beiden Protagonistinnen anbelangt, so sind beide auf ihre Weise starke, beeindruckende Frauen.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Tragische Familiengeschichte zur Zeit des Nationalsozialismus und Zweiten Weltkriegs

Fanzi
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Der zunächst merkwürdig klingende Buchtitel ist die Verballhornung des Vornamens Franz. Dieser ist einer der Protagonisten, der einst so von seiner geliebten kleinen Schwester genannt wurde. Aus der Perspektive ...

Der zunächst merkwürdig klingende Buchtitel ist die Verballhornung des Vornamens Franz. Dieser ist einer der Protagonisten, der einst so von seiner geliebten kleinen Schwester genannt wurde. Aus der Perspektive von Franz und seiner Enkelin Astrid erfahren wir abwechselnd nach und nach die Familiengeschichte, beginnend einige Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart hinein. Die Familie wohnt in einem Dorf in Österreich und betreibt Landwirtschaft. Der Vater regiert mit eiserner Hand über seine drei Jungen und die nachgeborene Schwester. Das Hoferbe ist für ihn geregelt. Die politischen Entwicklungen machen aber einen Strich durch die Rechnung. Die Familie treffen schwere Schicksalsschläge. Sie und das gesamte Dorf werden durch den Nationalsozialismus geprägt. Bis ins Alter schweigt Franz über seine (vermeintliche?) Schuld und Verantwortung, was sein Verhältnis zu seinen eigenen Kindern ebenso trübt wie ein erneutes Unglück.
Wer an der deutschen Geschichte rund um Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg ebenso wie an Familiengeschichten interessiert ist, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Im Vordergrund steht thematisch die Verantwortung der damaligen Generation für die deutschen Gräueltaten. Im Fall von Franz treten noch Schuldgefühle an einem Geschehnis innerhalb der Familie hinzu. Das kleine Dorf und seine Bewohner sind ein getreues Abbild des Weltgeschehens und es finden sich dort so ziemlich alle Facetten, die typisch für Krieg und Nationalsozialismus waren. Während die Passagen betreffend Franz angenehm zu lesen waren, hatte ich mit denen von Astrid etwas Mühe. Sie – eine Biologin – ist sehr menschenscheu und nachdenklich. Ihr Denken dreht sich oft um Sein und Werden, um ursprüngliche Lebensformen in der Tierwelt. Der Bezug zur übrigen Geschichte erschloss sich mir nicht. Sehr schön fand ich, dass wörtliche Reden oft mundartlich wiedergegeben wurden, was authentisch wirkt.
Insgesamt vier Sterne.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Schöne Mischung zwischen Familiengeschichte und Politthriller

Heimatsterben
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Wer Familiengeschichten mag und politisch interessiert ist, wird bei diesem Buch auf seine Kosten kommen.
Im Vordergrund steht die weit verzweigte Familien Ahrens, deren jedes einzelne Mitglied individuelle ...

Wer Familiengeschichten mag und politisch interessiert ist, wird bei diesem Buch auf seine Kosten kommen.
Im Vordergrund steht die weit verzweigte Familien Ahrens, deren jedes einzelne Mitglied individuelle Besonderheiten aufweist (konservativ, linksgerichtet, homosexuell, adlig, u.a.). Der im vorderen Klappeneinband enthaltene Stammbaum hilft rasch bei der Orientierung. Die eher links ausgerichtete Hanna unterstützt auf seinen ausdrücklichen Wunsch ihren Schwager Felix, der extrem konservativ ist und gestützt von seiner sehr erfolgreichen rechten Partei Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2023 wird, von deren Zuständen betreffend Innen- und Außenpolitik zu diesem künftigen Zeitpunkt ein wirkliches Schreckensszenario gezeichnet wird. Dieses ist natürlich völlig fiktiv, aber angesichts des einen oder anderen aktuellen Bezugs auch nicht gänzlich an den Haaren herbeigezogen. Auf jeden Fall regen die politischen Abschnitte zum Nachdenken an, an dessen Ende hoffentlich das Ergebnis steht, dass jeder einzelne nach gerade der deutschen Geschichte die geschilderte negative Entwicklung verhindern muss. Von der Familie ist mir keiner als Sympathieträger in Erscheinung getreten. Viele wurden eher klischeehaft dargestellt. Ihre Verbindungen zueinander wurden nur angerissen. Hier hätte mich eine etwas bessere Darstellung mehr befriedigt.
Auf jeden Fall eine beachtliche Leistung für einen Debütroman.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Unausgesprochenes in der Familie

Darüber reden wir später
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Dieses Buch spricht Leser/innen an, die Familiengeschichten mögen.
Die Protagonistin Margret ist um die 60 Jahre alt, als ihr Mann plötzlich nach einem schweren Schlaganfall zusammenbricht. Das berührt ...

Dieses Buch spricht Leser/innen an, die Familiengeschichten mögen.
Die Protagonistin Margret ist um die 60 Jahre alt, als ihr Mann plötzlich nach einem schweren Schlaganfall zusammenbricht. Das berührt sie zunächst überhaupt nicht. Sie richtet sich ihr Leben neu ein, beginnt allerdings, in ihrer familiären Herkunft zu forschen, in der Vieles ungesagt blieb, insbesondere in der Vergangenheit ihrer Eltern, die der Kriegsgeneration angehörten, dem Verhältnis zu ihren älteren Geschwistern und ihren eigenen Kindern. Auch ihr eigenes Leben beleuchtet sie – hat sie den Richtigen geheiratet? Warum hat sie ihren Lebenstraum vom Schreiben irgendwann aufgegeben? Margret ist mit ihrem ständigen Hadern und Zweifeln nicht unbedingt eine sympathische Romanfigur, wozu auch beiträgt, dass sie in einer Zeit der schweren Erkrankung ihres Mannes den Kontakt zu einem Mann sucht, für den sie dreißig Jahre zuvor wohl gerne ihr als spießbürgerlich empfundenes Leben aufgegeben hätte. Die leise Sprache des Buches hat mir aber gut gefallen ebenso wie die eingefügten, von Margret verfassten Passagen über ihre Beziehung zu ihren Liebsten, die sich in ihrer Situation wieder dem Schreiben zuwendet.

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Eine tragische Familiengeschichte

Die Überlebenden
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Formal ist die Geschichte gekonnt aufgebaut. Zwei Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt. Der erste beginnt damit, wie drei erwachsene Brüder die Asche ihrer verstorbenen Mutter an dem See verstreuen, ...

Formal ist die Geschichte gekonnt aufgebaut. Zwei Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt. Der erste beginnt damit, wie drei erwachsene Brüder die Asche ihrer verstorbenen Mutter an dem See verstreuen, an dem die gesamte Familie einst regelmäßig die Ferien verbrachte. Im Zweistundentakt werden die Ereignisse rund um die Beisetzung rückwärts erzählt. Der zweite schildert einen vergangenen Ferienaufenthalt, der in eine Tragödie mündete, über die anschließend jahrelang Stillschweigen bewahrt wurde und die insbesondere das weitere Leben des mittleren Bruders und Erzählers Benjamin prägte. Inhaltlich haben wir es mit einer Familiengeschichte zu tun, die nicht nur durch ein schlimmes Ende einer Ferienzeit zu einer besonderen wird, sondern auch deshalb, weil die Familie insgesamt ziemlich verkorkst ist. Die Eltern sind offensichtlich Alkoholiker, vernachlässigen die Söhne, haben zu ihnen so recht keine Beziehung. Diese wiederum rivalisieren untereinander und spielen sich gegenseitig aus. Insgesamt gibt es wenig Handlung, wozu es gut passt, dass wesentliche Passagen an einem ruhigen Waldsee angesiedelt sind. Die Auflösung der Tragödie ganz am Ende finde ich etwas unfertig. Für mich bleibt unerklärt, wie Benjamin, ein seinerzeit immerhin Neunjähriger, mehrere Jahrzehnte die Erinnerung völlig ausblenden konnte. Zudem macht es sich die Mutter zu leicht.
Ein gut lesbarer Familienroman.

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