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Veröffentlicht am 15.09.2024

Eine informative Zeitreise - Der Roman „Die Leuchttürme der Stevensons“ von Sabine Weiss

Die Leuchttürme der Stevensons
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„Die Leuchttürme der Stevensons“ von Sabine Weiss ist ein Historischer Roman. Er handelt von der Dynastie Ingenieure und Leuchtturmbauer, die zwischen 1794 und 1872 in ganz Schottland Leuchttürme erbaut ...


„Die Leuchttürme der Stevensons“ von Sabine Weiss ist ein Historischer Roman. Er handelt von der Dynastie Ingenieure und Leuchtturmbauer, die zwischen 1794 und 1872 in ganz Schottland Leuchttürme erbaut hat. Leuchttürme haben die Eigenschaft, bei Nacht Orientierung für Seefahrer zu bieten, die sich auf dem Meer befinden. Sie sollen auch bei Sturm und Unwettern vor Schiffbruch bewahren und der Sicherheit der Seefahrer dienen, ihr Leben zu retten. Diesem Ethos verpflichtet fühlt sich auch Tom Stevenson. Er und seine Frau Maggie sind gläubige Menschen. Sie haben einen Sohn Louis, den sie zärtlich „Smout“ nennen. Das Einzelkind war schon als Kind etwas Besonderes. „ Ihm ( Tom ) schießt durch den Kopf, wie Lou, als er kaum einen Stift führen konnte, einmal einen Mann malte und fragte: „Soll ich auch seine Seele malen?“ “ ( S.16 ). Obwohl er oft Probleme mit seiner Gesundheit hat und unter Alpträumen leidet, wünscht er sich, eines Tages Schriftsteller zu werden. Aber sein strenger Vater hat andere Pläne. Er soll genau wie er Ingenieur werden und ein Leuchtturmbauer. In diesem Buch wird hauptsächlich von der Zeit erzählt, als Louis in Edinburgh - dem „Athen des Nordens“ - seinem Ingenieurstudium nachgeht. Professor Jenkin ist auch ein von seinem Vater Tom sehr geachteter Mentor für den Studenten. Lediglich im Prolog und im Epilog wird einmal aus der frühen Kindheit und dann am Ende von Louis Sterben auf der Insel Samoa berichtet.
Der Student Louis wird während seines Studiums oft davon geplagt, keine innere Beziehung zu seinem Fach und zur Konstruktion von Leuchttürmen zu haben. Das Studium ist für ihn langweilig. Manchmal, wenn er Geld hat, geht er allein oder mit Freunden in ein Lokal, wo er „Samtjacke“ genannt wird. Außerdem schreibt er Gedichte. Sein Umgang mit Mädchen ist noch verhalten. Eine Affäre um Jannie lassen seinen Vater durchgreifen. Er nimmt ihn mit zu seiner Reise, auf der er die Leuchttürme der Firma auf ihre Funktion hin kontrollieren und inspizieren will. Die Kapitel der Inspektionsreise tragen Überschriften wie ein Logbuch. Die Lektüre fällt dem Leser leicht, weil die Autorin interessant schreibt und sich intensiv mit der Landschaft Schottlands und dem Leben des jungen Louis Stevenson beschäftigt hat. Die Inspektionsreise ist für Louis oft ein abenteuerliches Unternehmen. Der Student der Ingenieurswissenschaft wird geschildert als gebildeter und belesener Mann. Seine Gedanken schweifen ab zu Dichtern wie Walter Scott oder Daniel Defoe, zu dem Maler William Turner. Er sieht die Umgebung mit ihren Augen. Louis lebt in der Spannung, mit der er sein Studium betreibt und seinem Wunsch Schriftsteller zu werden. Die Veranstaltungen bei seinem Professor muss er weiter wahrnehmen, ob er will oder nicht. Die Literaturbegeisterung von Professor Jenkin und seiner Frau sowie ihre privaten Theaterabende zu denen er eingeladen wird, sind ein Lichtblick für den „dichtenden Ingenieur“. Schließlich wird die Vorbereitung des jungen Stevenson auf seinen Abschluss beschrieben. Seine Eltern sind sehr stolz auf ihn. Als er sich aus gesundheitlichen Gründen für ein weiteres Studium entscheidet, willigen sie ein. Stolz und Ehrgeiz lassen sie zusammenhalten und Louis darf in seinem zweiten Studium Anwalt werden.
Mich hat dieses Buch sehr angesprochen, weil darin ein Teil des Lebens von Robert Louis Stevenson beschrieben wird, das sonst weniger bekannt ist. Der Autor der „Schatzinsel“ und von „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ wird lebendig vorgestellt. Ein paar mehr Originalzitate des Schriftsteller habe ich mir manchmal bei der Lektüre gewünscht. So werde ich mich an den Vorschlag der Autorin aus dem Nachwort halten: „Lesen Sie Robert Louis Stevenson.“
Das Buch ist sehr lesenswert, informativ und unterhaltsam.

Mit lieben Grüßen an die Leserunde,
Hildegard Jonas





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Veröffentlicht am 12.05.2024

„Zu leben ist eine Entscheidung.“ - Erin Littekens Roman: „ Wären wir Vögel am Himmel“

Wären wir Vögel am Himmel
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„Wären wir Vögel am Himmel von Erin Litteken“ ist ein Roman, der in der Ukraine spielt, zur Zeit des zweiten Weltkrieges. Nach der sowjetischen Besatzung unter Stalin wird die deutsche Besatzung teilweise ...

„Wären wir Vögel am Himmel von Erin Litteken“ ist ein Roman, der in der Ukraine spielt, zur Zeit des zweiten Weltkrieges. Nach der sowjetischen Besatzung unter Stalin wird die deutsche Besatzung teilweise noch als Besserung angesehen. In Wolhynien und in Kiew gibt es junge Menschen, die mit ihren Eltern um ihre Zukunft bangen. Sie haben Träume. Lilijla in Wolhynien träumt davon, vielleicht Biologie und Kunst zu studieren. Sie beobachtet Vögel und malt gerne. Halya in Kiew, wächst behütet von ihren Eltern auf und liest Gedichte von Lesja Ukrainka, der Ukrainischen Nationaldichterin. Die Poesie tröstet sie, die nach ihrer Identität sucht und von ihrem Vater versichert bekommt, dass sie ihrer leiblichen Mutter sehr ähnlich sehe. Halya und Lilija lernen sich kennen, als sie von ihren Familien gewaltsam getrennt, von den Deutschen abgeholt werden und als Ostarbeiter in den Westen versendet werden. Sie sitzen im Zug nach Leipzig. Lilija ist in Begleitung von ihrem Vetter Slavko. In Wolhynien wurde unterdessen Maxim, Lilijas Onkel, zum Dorfvorsteher gewählt. Aber seiner Familie, seiner Frau Vika sowie den Kindern Sofia, Nadja und Bohdan, bleibt bald darauf keine andere Wahl, als die Heimat auch zu verlassen und in den Westen zu fliehen. Die Deutschen rücken immer näher und machen die Dörfer dem Erdboden gleich. Eine Postkarte von Slavko hatte die Familie vorher noch über seine und Lilijas Ankunft in Leipzig informiert. „Perfekt“, “sagte er (Maxim), nachdem er die Karte gelesen hatte. „Jetzt haben wir eine Adresse. Wir werden ihnen schreiben; dass wir kommen.“ (S.203)
Es beginnt eine Odyssee, die bis zum Ende des Krieges dauert. In einem Camp für "Displaced Persons" in Süddeutschland begegnen sie sich schließlich wieder. Die Auflösungserscheinungen am Ende des zweiten Weltkrieges werden beschrieben. Teilweise ist es ein Chaos und auch Anarchie, die herrschen und bei der Lektüre zu spüren sind. Grausam ist die Schilderung, wie die Jugendlichen die Zerstörung Dresdens 1945 miterleben müssen. Die Autorin Erin Litteken hat selber Vorfahren aus der Ukraine. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Illionois, U.S.A.. Sie kennt seit ihrer Kindheit die Geschichten über die erschütternden Erfahrungen ihrer Familie vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Historische Vorbemerkung zu Beginn des Romans sowie die Anmerkungen der Autorin am Schluss des Buches, erleichtern dem Leser den Zugang zu der Materie des Romans. Die Schicksale der Hauptfiguren enden zum Glück gut. Sie können überleben und es gibt Fügungen für ein gutes Ende. Aber das, was sie vereint und alles überdauert ist dies: Es braucht die Entscheidung dafür, leben zu wollen. „Zu leben ist eine Entscheidung.“ (S. 253) Die Perspektive, in die U.S.A. auszuwandern, stimmt doch sehr hoffnungsfroh. Ein schönes Buch, trotz der grausamen Tatsache des Krieges.

Das Buch zu lesen war sehr interessant für mich. Vielen Dank, dass ich in der Leserunde mit dabei sein konnte!

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Veröffentlicht am 27.10.2023

Die Leute von Paardendijk und die NS-Besatzung

Die Leuchtturmwärterin
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Der Roman „Die Leuchtturmwärterin“ von Guido Dieckmann handelt von Eleonore Vogel, genannt Nelly, einer anerkannten Pressefotografin, die in Berlin im Herbst 1943 von der Gestapo erwischt wird. Sie hatte ...

Der Roman „Die Leuchtturmwärterin“ von Guido Dieckmann handelt von Eleonore Vogel, genannt Nelly, einer anerkannten Pressefotografin, die in Berlin im Herbst 1943 von der Gestapo erwischt wird. Sie hatte unerlaubte Aufnahmen gemacht. Durch Vermittlung ihres Schwagers und Generals Ansgar von Schlosser kann sie freikommen. Sie muss jedoch das Land verlassen und wird nach Holland geschickt. So kommt sie in den Küstenort Paardendijk, dem Geburtsort ihrer Mutter Bente. Sie verbringt dort als Leuchtfeuerwärterin in verantwortungsvoller Position und in Absprache mit der NS-Besatzung um Götz Haubinger eine aufregende Zeit. Der Gehilfe Henk und dessen Mutter Mintje unterstützen sie bei der Arbeit. Nelly interessiert es, ob es Verwandte von ihr in Paardendijk gibt. Dies ist die Kaufmannsfamilie Leander. Sie legt Wert auf sich und ist stolz auf die Abstammung. Ihre Mutter Bente hat Nelly vor der Abreise auf einem Zettel eine Notiz mitgegeben: „Vraag ze naar Febe“. Ihre Suche nach Febe zieht sich durch den ganzen Roman. Weitere Rätsel geben auf: das Verschwinden des alten Leuchtturmwärters Pit sowie des Leutnant Bellmann sowie ein Gemälde, über das Pastor Bakker etwas weiß. Schließlich belastet das Auftauchen des verletzten britischen Piloten Sam Cole den Ort, denn Nelly musste ihn im Leuchtturm verstecken. Den Widerstand der Niederländer gegen die Besatzer bekommt Nelly ebenso zu spüren wie den Druck der eigenen Vorgesetzten. Das Ende ist versöhnlich, weil Nelly noch immer die Leuchtfeuerwärterin von Paardendijk geblieben ist und sie sich mit den Verwandten gut verständigt. Der 1969 in Heidelberg geborene Bestsellerautor Guido Dieckmann schreibt Historische Romane. Bekannt wurde er mit „Luther“, dem Roman zu dem erfolgreichen Kinofilm.

Mir hat der Roman von Guido Dieckmann „Die Leuchtturmwärterin“ deshalb so gut gefallen, weil er gut gemacht ist. Die Atmosphäre ist sehr dicht und düster. Sie erinnert an eine Stormsche Novelle oder einen Krimi. Wahre Begebenheiten halten sich die Waage mit Erfindungen. Das Motiv des Leuchtturms spricht für sich als Wache für die Seefahrer und Hoffnung für Gestrandete, getreu dem voran gestellten Motto und niederländischen Sprichwort: „Ein Wrack an der Küste ist ein Leuchtfeuer im Meer.“ Stan Nadolnys „Die Entdeckung der Langsamkeit“ fällt mir ein, wenn die Abgeschiedenheit von Paardendijk mit „Abrahams Schoß“ (Seite 61) verglichen wird. Hier gibt es den Widerstand gegen die Besatzer, auch weil reflektiert und nachgedacht wird. Die Figur Corrie ten Boom wird genannt. Die Passion für das Recht und gegen die Vernichtung der Juden ist eine Komponente im diesem Widerstand. Der Fremde aus dem Meer, Nausikaa und Odysseus oder „Der englische Patient“ von Michael Ondaatje klingen in dem Fremden “Cole“ an, dem auch unter Einsatz des eigenen Lebens geholfen werden soll. Die Figuren überzeugen alle, auch deshalb weil die Namensfindung so „echt“ ist: von Schlosser, Bleicher, Pastor Bakker u.a. . Der im Buchformat gebrauchte, etwas größere Druck macht das Lesen leicht. Ich glaube der Autor hat viel Freude am Fabulieren seines Romans gehabt. Nicht alles ist Historie. Die Suche Nellys nach ihrer Schwester Febe gehört dazu. Der Menschenschlag an der Küste kann sehr engherzig sein, wenn es um die eigene Verwandtschaft geht. Nicht immer darf jemand die Angehörigen preisgeben und wer nicht dazu gehört, muss draußen bleiben. Dem Autor des Romans kann ich viel Erfolg mit diesem Buch wünschen und Leser, die es vielleicht auch bei einem Urlaub an der Küste in einer Buchhandlung finden. Die NS-Besatzung in den Niederlanden, Zwangsarbeiter oder das KZ Westerborg sind Denkanstöße, die die Lektüre von „Die Leuchtturmwärterin“ von Guido Dieckmann gibt.

Es hat mir Spaß gemacht dieses Buch zu lesen und es im Rahmen der „Lesejury“ rezensieren zu dürfen!


Hildegard Jonas




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Veröffentlicht am 12.06.2022

" On this day, we`ll see each other again "

Jeder Tag ein neues Wunder
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In dem Roman "Jeder Tag ein neues Wunder" von Jona Sommer wird die Geschichte des Witwers Simon Barsch erzählt. Der Pensionär trauert um seine Frau. Anja hatte sich immer sehr für die Forschungen der Meeresbiologie ...

In dem Roman "Jeder Tag ein neues Wunder" von Jona Sommer wird die Geschichte des Witwers Simon Barsch erzählt. Der Pensionär trauert um seine Frau. Anja hatte sich immer sehr für die Forschungen der Meeresbiologie über die Kegelrobbe interessiert. " " Die Kegelrobbe, Halichoerus gryphus, ist besonders durch die Form des Kopfes mit seiner sehr langen Schnauze ausgezeichnet. Die Tiere erinnern dadurch etwas an einen langschnauzigen Jagdhund. "
( Brehms Tierleben ) Auf eine Karriere in derWissenschaft verzichtete Anja, als sie Simon heiratete. Bei einem seiner Besuche im Düsseldorfer Aquazoo, fasst Simon den Entschluss, mit den sterblichen Überresten seiner Frau eine Reise an das Meer zu unternehmen. Er folgt damit ihrem eigenen Wunsch, sich auf See bestatten zu lassen. Seine Tochter erfährt nichts davon. Nur der Bestatter hat etwas von der Sache gewusst. Auch die lebensnahe Milena erfährt davon. Die resolute, polnische Haushälterin erlaubt Herrn Barsch nicht, ohne ihre Begleitung zu fahren.
Nun beginnt eine turbulente Reise. Sie führt die beiden zunächst nach Helgoland und dann weiter nach England und Schottland bis zu den Orkney-Inseln. Unterwegs lernt Milena David kennen, einen irischen Kellner und Musiker. Er und seine Freunde helfen Simon spontan, als er im Bus nach Leeds überfallen und ausgeraubt wird.
Ihre Freundschaft und Hilfsbereitschaft lassen Simon nicht im Stich. Auf seiner Weiterreise mit Milena ziehen sagenumwobene Landschaften an ihnen vorüber. "Immer wieder tauchte hinter felsigen Abhänge das Meer auf. Dann rückte es ab, verschwand hinter Wiesen und Wäldern, hinter Industriegebieten und Ortschaften." "Und als würde sich das Wetter einen Spaß mit ihnen erlauben, riss im gleichen Moment der Himmel auf, die Sonne warf ein strahlendes Licht über die regennasse Stadt, die daraufhin aufleuchtete, als hätte sich ein Portal zum Feenland geöffnet."
Schließlich kommen sie an ihrem Ziel, dem Hotel an, einem Herrenhaus," das aussah wie einem Jane-Austen- Roman entsprungen." Mit dem Mietwagen geht es zu den Buchten, wo es die Kegelrobben gibt und sie einen gemeinsamen Bekannten von Anja und Simon treffen. Anthony erzählt ihnen von den "Selkies", den Fabelwesen "die, wenn sie an Land gehen, ihr Fell ablegen und zu wunderschönen Frauen werden."
Gelegentlich liest Simon auf der Reise in Anjas Tagebuch vom Sommer 1971/1972 nach, wie sie sich kennen und liebengelernt haben.
Der Autor Jona Sommer ist selber durch die rauhe Insellandschaft zwischen der Nordsee und dem Nordatlantik gefahren. Es ist ein elegischer Ton in seinen Schilderungen und der Leser könnte meinen, es handelt sich doch um eine leise Klage, eine Trauer um die Tote. Als Simon nachts allein mit dem Boot hinausfährt, um die Asche der Toten ins Meer zu streuen, endet dies sehr dramatisch.
"Da waren Männer, die haben die Robben gehört. Am Strand. Eine ganze Herde, die wild geheult hat. Antony war auch mit dabei. Sie sind an den Strand und haben sie gefunden." Seine Haushälterin berichtet Simon im Kankenhaus , wie er aus dem Wasser gerettet wurde. Milena kümmert sich auf der ganzen Reise sorgend um ihren Arbeitgeber. Aber die Familie in Polen läßt sie nicht in Ruhe. Sie findet in David einen neuen Freund. Nach der Rückkehr nach Deutschland werden sie gemeinsam nach Polen gehen. Und Herr Barsch? Er ist zufrieden "Jeder Tag ein neues Wunder" ist für ihn möglich. Er bekommt eine neue Haushaltshilfe und einen Tierpatenschaft für einen Kammbarsch im Aquazoo.
Das Buch stimmt versöhnlich mit dem Alter und den damit verbundenen Abschieden umzugehen. Es regt an über Bestattungsformen nachzudenken. Es bezieht Mythen, Sagen und Träume vom Wiedersehn mit den Vorangegangenen ein. Eine rundherum gelungene Geschichte ist dies, wie ich finde, die Mut macht. Und es macht Freude, sie zu lesen. Die Sprache ist klar und einfach, auch was die Beschreibungen der Landschaft betrifft. Es wird durchgehend spannend erzählt. Dem Roman wünsche ich viele Leser!

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Ein spannender Geschichtsroman: Das Judentum und die Farbenblindheit

Ein neuer Morgen für Samuel
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"Ein neuer Morgen für Samuel" von Ruth Druart ist ein Roman, in dem es um ein Kind geht. Samuel ist das Kind jüdischer Eltern. Er wird in Paris im Mai 1944 geboren. Kurz darauf werden seine Eltern nach ...

"Ein neuer Morgen für Samuel" von Ruth Druart ist ein Roman, in dem es um ein Kind geht. Samuel ist das Kind jüdischer Eltern. Er wird in Paris im Mai 1944 geboren. Kurz darauf werden seine Eltern nach Auschwitz deportiert. Mit den Worten: " Bitte nehmen Sie mein Baby mit!" gibt Samuels Mutter Sarah ihn in die Obhut eines französischen Gleisarbeiters. Jean-Luc ist am Widerstand (Résistance) gegen die Deutschen (Boches) interessiert. Ihm gelingt es mit seiner Freundin Charlotte und mit dem Säugling über die Pyrenäen nach Amerika zu fliehen. In den USA/ Kalifornien, Santa Cruz kann die kleine Familie eine Existenz aufbauen. Doch neun Jahre später holt sie die Vergangenheit ein. Jean-Luc trifft der Vorwurf der Kindesentführung. Ein Drama bahnt sich an, dessen Ausgang mit Spannung erwartet wird. Viele Fragen werden aufgeworfen: Was ist wirklich passiert, als Sarah ihren Sohn abgibt? Gibt es die Suche nach Identität? Droht ein Integrationsverlust? Was ist Heimat? Wem gehört Samuel?

" Ein neuer Morgen für Samuel " ist der Debütroman der seit 1993 in Paris lebenden Autorin Ruth Druart. Die Psychologin hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich in Menschen zu versetzten, die Paris unter der deutschen Besatzung 1940-1944 erlebt haben. Mein Eindruck ist, dass ihr diese Aufgabe sehr gut gelungen ist. Sie schreibt einen spannenden Geschichtsroman und sie hat ein feines, psychologisches Gespür für ihre Figuren Jean-Luc, Charlotte, Sarah und Samuel (Sam) sowie David. Sie ist ihnen nahe. Sie schreibt einfühlsamen über ein Kind in einer Zeit, die für seine Eltern die Hölle war. Die Hölle von Auschwitz.
Über Auschwitz gibt es viele Romane, auch Zeugnisse von Überlebenden, häufig auch von jüdischen Intellektuellen. Hiervon unterscheidet sich das Buch von Ruth Druart. Es hat einen eigenen Akzent, und eine für mich neue, andere Art dem so schwierigen Thema zu begegnen. Das macht es so spannend, sie zu lesen. Sie schreibt mitreißend.

Die Protagonistin dieser Geschichte ist Charlotte, die als Ich-Erzählerin den Leser miterleben lässt, was ihr widerfährt. Sie mag der Autorin besonders am Herzen gelegen haben. Sie ist sympathisch, weil sie bedingungslos liebt und "impulsiv" ist. Sie fungiert als Ersatzmutter für Samuel. Für Jean-Luc ist sie seine große Liebe, Liebe auf den ersten Blick: " Sie sah noch sehr jung aus, und ihre helle Haut war so glatt und makellos, dass sie ihn an eine leere Leinwand denken ließ. " Ihre Beziehung ist Belastungen ausgesetzt, die Charlotte und er vorher kaum ahnen können. Ihnen wünscht man, dass es ein gutes Ende gibt.

Das Buch ist in vier Teile und einen Epilog eingeteilt. Es beginnt mit der Rahmenhandlung, am 24. Juni 1953 in Kalifornien und endet in Paris im Sommer 1968. Die Autorin schreibt sehr flüssig und sie nennt wichtige Fix-Punkte und Fakten der NS-Zeit in Paris , auch kulturelle Ereignisse und auch aus dem Jahr 1953. Dies tut sie, ohne den Leser zu überfordern.
Vieles gibt es, das mir beim Lesen auffiel. Die Bedeutung der Namen und die Lieblingsbücher der Protagonisten sind Beispiele, über die ich nachdenken könnte.
Ruth Druart hat gute Kenntnisse nicht nur über die NS-Zeit in Paris sondern auch von Amerika in den 1950-er Jahren, den Frauenbildern dort, den Klischees, der Anpassung und der Leichtigkeit. Hinter der Oberfläche steht aber eine harte Polizei und Justiz. Ruth Druart schildert das sehr authentisch.

Samuel als leidtragende Figur rückt in der zweiten Buchhälfte ( 53. Kapitel ) besonders in den Vordergrund. Er muss dem Leser ans Herz wachsen .Als es nochmals nur um ihn und sein Überleben geht, kommt es zu einer Zerreißprobe. Muss er zurück zu seinen leiblichen Eltern? Welche Mutter ist zuständig, welche ist schuldig? Schmerzhaftes muss das Kind durchmachen, da es die Zeit so will.

Recht und Egoismus, Zukunft und Vergangenheit, Glaube und Vernunft. Wer sorgt für einen Ausgleich?
Der Sinnlosigkeit der Höllenqualen muss etwas entgegengesetzt werden. Das Unmenschliche, das Menschen degradiert, muss verhindert werden. Wie soll er das aushalten? Wie erklärt sich seine Herkunft?

" Wie? Wie Farbenblindheit? Die wird ja auch vererbt, so wie die Augenfarbe, nicht? "fragt er.
Nur Charlotte kann genauso mitleiden. Die leiblichen Eltern können ihm die Liebe, die er braucht, nicht geben.
Höhepunkte sind zweifellos die Dialoge zwischen Sarah und Jean-Luc und David und Jean-Luc im 84. und 86. Kapitel.

Dieser Autorin Ruth Druart gelingt etwas ganz Wichtiges. In ihrem historischen Roman geht es auch um den Glauben eines Paares an ein Kind, das sie nicht sehen und das ihnen wie durch ein Wunder überleben hilft. Bei aller Grausamkeit ist dies wie ich finde, auch ein sehr poetischer Roman, in dem eine religiöse Deutung mitschwingt. Die Geschichte von Samuel ist eine Geschichte über die Hoffnung, die aller Greul an den Juden und allen Widerwärtigkeiten zum Trotz den Menschen weiterhilft zu leben. Ich würde es gut heißen, wenn dieses Buch viele Leser findet. Es ist mit Herz geschrieben und mit Phantasie. Es lädt ein, sich mit dem Vergangenem zu befassen um für die Zukunft zu lernen.






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