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Veröffentlicht am 23.08.2021

Ein solider Roman über Leid und Hoffnung im Amerikanischen Bürgerkrieg

Bis uns nichts mehr bleibt
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Der 15 Jahre alte Adam würde alles für Tip, seinen besten Freund tun. Die beiden verbindet eine starke und emotionale Bindung, die über viele andere Freundschaften weit hinausgeht, auch wenn die beiden ...

Der 15 Jahre alte Adam würde alles für Tip, seinen besten Freund tun. Die beiden verbindet eine starke und emotionale Bindung, die über viele andere Freundschaften weit hinausgeht, auch wenn die beiden durch ihre Hautfarbe voneinander getrennt sind. Und so steht es für Adam außer Frage, seinen Freund bei sich zuhause aufzunehmen und zu Pflegen, als dieser von seinem Master verprügelt wird, auch wenn er sich dabei strafbar macht und den Unmut der Obrigkeit und der reichen Grundbesitzer Tennessees auf sich zieht. Als Adam jedoch Nathan Billings, den Sohn der Familie, der Tip gehört, im Streit tötet, weiß er, dass er Tip nur mehr darin helfen kann, indem er sich aus dem Staub macht, und seine Heimatstadt in den Bergen Osttennessees verlässt. Letztendlich landet er als Soldat in der Armee der Nordstaaten und erlebt zusammen mit seinen Kameraden die Schrecken und Gräuel des Bruderkrieges, während zuhause Tip um sein Überleben und seine Freiheit kämpfen muss.

Von der Thematik her hat mich das Buch sofort angesprochen, vor allem, da er nicht wie so viele andere Bücher, die sich mit dem Sezessionskrieg und der Zeit der Sklaverei beschäftigen, in Charleston oder in der Nähe von New Orleans spielt, sondern in einem ganz anderem Eck der Südstaaten, nämlich dem Bergland von Tennessee. Neben der Geschichte, die emotions- und spannungsgeladen zu werden schien passte auch der Schreibstil. Zwar bevorzuge ich ein wenig anspruchsvollere und vor allem buntere Schreibstile, allerdings empfinde ich den von Anette Oppenlander als durchaus angenehm zu lesen und der Geschichte durchaus angemessen und passend. Auch in Sachen Spannung bietet das Buch einiges. Der Spannungsbogen baut sich stätig auf und entlädt sich immer wieder in einzelnen Szenen, sodass die Leserinnen und Leser ständig am Ball bleiben. Was mich allerdings nicht ganz so begeistern konnte, sind allerdings die Protagonisten. Sie sind recht einfach gestrickt, passen aber zur Geschichte. Ein Problem hatte ich allerdings damit, dass ich Tip und Adam, aber auch die anderen Charaktere auf einer emotionalen Ebene nicht verstehen konnte. Stellenweise fehlten mir deren Gefühle und Gedanken, sodass ich dann deren Verhalten nicht immer nachvollziehen konnte. Abgesehen von den etwas blass geratenen Protagonisten muss ich aber die Recherchearbeit der Autorin loben. Man bekommt sehr viele historische Fakten und auch ein Stimmungsbild des damaligen Tennessees und Kentuckys vermittelt, ohne dass die Geschichte dadurch zu schwer und klobig werden würde.

Alles in Allem ist das Buch ein solider historischer Roman, der sich mit der Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs beschäftigt, und durchaus lesenswert ist, auch wenn das Ende nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Solider Südstaatenroman

Gelber Krokus
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Schon nach der Geburt kommt Lisbeth, die Tochter eines Plantagenbesitzers aus Virginia, zu Mattie, ihrer Amme. Die dadurch entstehende emotionale Bindung wächst über die Jahre hin immer mehr an, sodass ...

Schon nach der Geburt kommt Lisbeth, die Tochter eines Plantagenbesitzers aus Virginia, zu Mattie, ihrer Amme. Die dadurch entstehende emotionale Bindung wächst über die Jahre hin immer mehr an, sodass Mattie schon bald viel mehr Familie für Lisbeth ist, als ihre Mutter und ihr Vater. Und je mehr Lisbeth zu einer jungen Frau heranwächst, desto mehr merkt sie, dass sie sich von den strengen Konventionen der Pflanzer-Gesellschaft eingeengt fühlt. Auch Mattie strebt nach Freiheit, Freiheit ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu richten und zusammen mit ihrer Familie ein Leben in Würde und Freiheit zu führen. Und so beschließt jede der beiden Freundinnen für sich, aus ihrem alten Leben auszubrechen.

Offen gesagt, ist das Buch leichte Lektüre für Zwischendurch und kommt definitiv nicht an die Klassiker der Südstaatenromane heran. Sprachlich ist die Geschichte zwar durchaus in Ordnung - weder schlecht, aber auch nicht überragend gut. man bekommt zwar ein Gefühl für Handlungsort und -zeit, aber die Atmosphäre, die ich gerade bei Büchern aus diesem Genre so liebe, blieb leider aus. Auch von den Protagonisten her konnte mich die Geschichte nicht vollends überzeugen. Lisbeth und Mattie wirkten zwar nicht komplett facettenlos, waren in meinen Augen aber austauschbar. Solide Basis, aber nicht viel mehr. Auch das Setting im Generellen hat einige wenige Fragen bei mir aufgeworfen. Zwar spielt die Geschichte in Virginia, aber ich habe beim Lesen diese viel mehr mit dem Tiefen Süden, beispielsweise Georgia oder Alabama verknüpft. Auch der Ausbruch der beiden aus ihren Welten und deren Beginn eines neuen Lebens fand ich stellenweise ein wenig plump. Hier hätte meiner Meinung nach mehr angelegt werden können und die Handlung ausgebaut sollen. Spannungstechnisch hat die Geschichte wiederum einiges zu bieten. Zwar hat man eigentlich nur diesen einen großen Spannungsbogen, dieser ist dafür sehr gut ausgebaut.

Kurz gesagt, ist das Buch wie ein ungeschliffener Rohdiamant. man hat eine ordentliche Basis, die noch nicht vernünftig ausgebaut wurde.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Meiner Meinung nach das bisher schwächste Buch von Iny Lorentz

Die Wanderhure
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Konstanz, 1410: Die junge Bürgerstochter Marie bekommt einen Heiratsantrag von Graf Ruppert. Zunächst scheint das Glück perfekt, doch der hinterlistige Graf hat es aber nur auf das reiche Erbe der Kaufmannstochter ...

Konstanz, 1410: Die junge Bürgerstochter Marie bekommt einen Heiratsantrag von Graf Ruppert. Zunächst scheint das Glück perfekt, doch der hinterlistige Graf hat es aber nur auf das reiche Erbe der Kaufmannstochter abgesehen. doch da ist es schon zu spät und Marie und ihr Vater fallen einer Intrige zum Opfer. Marie muss in Schimpf und Schande die Stadt verlassen und ist in Zukunft auf sich alleine Gestellt. Um zu überleben bleibt ihr nur mehr die Möglichkeit, ihren Körper zu verkaufen. Doch Marie will sich nicht so einfach geschlagen geben und sinnt auf Rache.

Über den Schreibstil von Iny Lorentz braucht man eigentlich nicht diskutieren. Die Bücher des Autorenduos lassen sich leicht und flüssig lesen, ohne, wie das bei manchen anderen historischen Romanen passiert, zu ausschweifend und langatmig zu werden. Im Gegensatz zu den anderen Büchern von Iny Lorentz fand ich dieses allerdings sehr langweilig. Die Geschichte nahm für mich nicht wirklich Fahrt auf und das Potenzial von Maries Schicksal wurde meiner Meinung nach nicht ganz ausgeschöpft. Für meinen Geschmack waren Teile der Handlung zu konstruiert, andere zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Sorry, aber Marie ist keine Goddess. und kein Racheengel, dem irgendwie Superkräfte verliehen wurde. Abgesehen davon, dass unsere Protagonistin irgendwie gleichzeitig zu viel Pech und zu viel Glück hatte, wurde ich auch so nicht warm mit Marie. Sie wirkte auf mich kalt und in Teilen auch unauthentisch. Auch hatte sie - abgesehen von ihrem Schicksal natürlich - nichts spannendes an sich. Ein weiterer Punkt, den ich bemängeln muss, ist, dass die Geschichte nicht besonders Gut mit dem historischen Hintergrund verflochten ist. Bei den anderen Büchern von Iny Lorentz hat dies meiner Ansicht nach viel besser geklappt. Hier hatte man zwar mit dem Konzil von Konstanz und in weiterer Folge mit der Hinrichtung von Jan Hus eine gute Möglichkeit, allerdings wurde diese nicht genutzt und die Geschichte blieb in historischer Sicht sehr flach, und hätte eigentlich zu fast jedem beliebigen Zeitpunkt spielen können.

Um ehrlich zu sein hatte ich, nachdem ich schon einige andere Bücher von Iny Lorentz gelesen habe, mir mehr erwartet. ich verstehe den Hype, der um diese Reihe gemacht wird nicht ganz, da meiner Meinung nach andere Bücher des Autorenduos die Aufmerksamkeit viel mehr verdient hätten. Trotzdem kann ich das Buch an alle empfehlen, die gerne einen seichten und lockeren historischen Roman. Außerdem ist das Buch gut für den Einstieg in das Genre geeignet.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Ein Tag im stalinistischen Arbeitslager

Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
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Iwan Denissowitsch war einst ein ganz normaler Zimmermann, wie es tausende in der Sowjetunion gab, doch nach einer absurden Anklage und einem noch absurderen Prozess wird er zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. ...

Iwan Denissowitsch war einst ein ganz normaler Zimmermann, wie es tausende in der Sowjetunion gab, doch nach einer absurden Anklage und einem noch absurderen Prozess wird er zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Diese verbringt er in einem Sonderlager irgendwo in Sibirien. Das Buch begleitet Denissowitsch nun einen ganz normalen Tag lang, vom Aufstehen um 5 Uhr in der Früh, bis hin zum Schlafengehen um 21 Uhr.



Ich musste das Buch für die Schule lesen, und wusste insofern nicht ganz, was mich erwarten würde, da das Buch von Solschenizyn nicht meinem sonstigem Beuteschema entspricht. Meine Erwartungen gingen in Richtung eines emotionalen Berichtes über einen Tag im Lagerleben in der Sowjetunion der unmittelbaren Nachkriegszeit, bei dem allerdings mit allzu blutigen Details gespart werden würde. Meine Erwartungen wurden in dieser Hinsicht allerdings nur teilweise erfüllt. Bei meiner Ausgabe ist ein Vorwort – zwar nicht vom Autor persönlich, aber vom Chefredakteur der Zeitung, bei der die Originalausgabe des Romans erschien – abgedruckt, in dem unter anderem erklärt wird, dass der Tag im Leben des titelgebenden Protagonisten nicht auf irgendeine Weiße besonders ungewöhnlich war, sondern ein Tag, wie er und seine Mithäftlinge ihn tausendfach erlebten. Insofern konnte ich nun wirklich nicht mehr mit Dingen wie einem Lagerausbruch, einer Seuche oder der Massenhinrichtung von Lagerinsassen rechnen. Wie mir das Buch nun gefallen hat, kann ich nun, kurz nachdem ich es beendet habe, nicht eindeutig klären. Meine Gedanken sind immer noch am Kreisen, da es einige Dinge gegeben hat, die mir besonders gut gefallen haben, die mich zum Nachdenken angeregt haben, die mich schmunzeln ließen und die mich schlicht und einfach inspiriert haben. Dem entgegen gab es aber auch Dinge, die mich an der Geschichte störten, teilweise gar nicht nach meinem Geschmack waren, aber auch Dinge, die meinen Lesefluss stellenweise auch behinderten. Ich glaube, dass mir am Meisten an der Geschichte gefallen hat, dass der Protagonist, der die Leserinnen und Leser durch den Tag begleitet, unverfälscht ehrlich ist, und diese Ehrlichkeit im Angesicht der Tatsache, dass sein Leben seit Jahren nicht mehr so läuft, wie er es sich vorstellt und es eigentlich jeden Moment mit ihm aus sein könnte, ohne, dass er jemals wieder das Leben außerhalb der Stacheldrahtbegrenzung erleben würde, nicht verliert. Alle paar Seiten kam ich zu einer neuen Stelle, bei der Denissowitsch einen Satz sagt, einen Gedanken denkt, der scheinbar von so simpler Banalität ist, und mich doch mit seiner klaren Weisheit und seiner schonungslosen Wahrheit im Lesen innehalten lies, und mich darüber nachdenken lies, inwiefern diese eine Sekunde aus dem alltäglichen Lagerleben in den Fünfzigerjahren, von einer Person, die nicht einmal ansatzweise etwas mit mir zu tun hat – abgesehen von der Tatsache, dass wir uns beide dem binären männlichen Geschlecht zuordnen, mich in meinem Alltag beeinflusst und ob eine Tatsache, die vor rund 70 Jahren Gültigkeit hatte, auch heute noch gültig ist. Kurz gesagt, ohne noch weiter ausschweifen zu wollen, hat mich einfach die erbarmungslose Ehrlichkeit des Hauptcharakters komplett überrascht und mich mehr und mehr begeistern können. Hatte mich der Autor nun mit seiner Kunst, was die Gestaltung der Gedanken und Gefühlswelt seines Protagonisten angeht, komplett überzeugen können, war ich leider vom Schreibstil des Autors und dem sprachlichen Stil des Buches auf weiter Länge enttäuscht. Dieser ist nämlich so trocken, wie ein eisiger Windstoß aus den unendlichen Weiten Sibiriens, um mich mit einer abstrus kitschigen Anspielung auf den Handlungsort der Geschichte auszudrücken. Gelinde gesagt entsprach mir der sprachliche Stil ganz und gar nicht. Zwar bin ich eigentlich ein Fan von eher anspruchsvoll geschriebenen Geschichten, allerdings fehlte mir bei dieser hier einfach die Vielfalt und der Facettenreichtum zwischen den Zeilen, um die Geschichte in all ihren Farben, Klängen und Gerüchen vor meinen Augen auferstehen zu lassen. Einfach ein Schreibstil, wie ich ihn von meinen Lieblingsautoren Julien Green oder André Aciman gewohnt bin. Süffig und schwer, wie ein alle Sinne betäubender Sommerwein. Es war zwar nicht so, dass ich mir die Schilderungen des Lagerlebens nicht vorstellen konnte. Keineswegs. Doch mir fehlte einfach etwas, das es wert war, den langen Atem des Buches auch wirklich auszukosten.

Müsste ich mich nun letztendlich auf eine endgültige Meinung festlegen, würde ich sagen, dass, nachdem ich die positiven und negativen Aspekte des Romanes gegeneinander abgewogen habe, mir Ein Tag im Leben Iwan Denissowitsch mittelmäßig gefallen hat. In Sternen ausgedrückt wäre das dann wohl die goldene Mitte.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Eine Liebe, aufgebaut auf einer Lüge

Lila, Lila
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David ist keine herausstechende Persönlichkeit. Insofern tut er sich schwer, als er Gefühle für Marie entwickelt, dass diese ihn wahrnimmt. Da findet er ein Manuskript in seinem Second-Hand-Nachtkästchen, ...

David ist keine herausstechende Persönlichkeit. Insofern tut er sich schwer, als er Gefühle für Marie entwickelt, dass diese ihn wahrnimmt. Da findet er ein Manuskript in seinem Second-Hand-Nachtkästchen, dass die Geschichte der reinsten Liebesgeschichte der Welt erzählt. Durch einen unglücklichen Zufall schlüpft David ungewollt in die Identität des Autors dieser Geschichte und droht sich in dieser selbst zu verlieren.

Der Schreibstil Martin Suters wirkt vielversprechend auf mich. Angenehme Sprache, bunt und umschreibend, ohne zu ausschweifend zu werden. Und sie geleitet einen schnell durch die Geschichte. Was mich aber massiv störte, war, dass die Geschichte sehr langweilig ist. Das Potential, dass dieses Lügenkonstrukt rund um David geboten hätte, wurde nicht umfassend ausgeschöpft. Zwar merkt man sehr schön, wie sich die Geschichte aufbaut, allerdings kommt es nie zu einem großen Knall, mit der sich die Spannung entlädt. Am Ende versickert diese ganz langsam wieder im Sand. Auch mit den Protagonisten wurde ich nicht ganz warm. Zwar konnte David mit seinem naiven und unreflektiertem Verhalten einige Emotionen bei mir auslösen, allerdings waren mir Jacky, David und Marie als Hauptcharaktere viel zu blass gezeichnet. An manchen Stellen konnte ich Gedankengänge und Entscheidungen der Protagonisten nicht ganz nachvollziehen und sie blieben mir auf weiten Teilen der Geschichte fremd. Was mich aber begeistern konnte, waren die Hintergründe und Einblicke, die Martin Suter uns mit diesem Buch in das Verlagswesen gibt. Hier können Leserinnen und Leser einige interessante Fakten mitnehmen.

Letztendlich muss ich leider sagen, dass mich dieser Roman ziemlich kalt gelassen hat, auch wenn der Schreibstil sehr toll war, und es einige interessanten Fakten rund um die Verlegung eines Buches bereithielt.

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