Ein solider Roman über Leid und Hoffnung im Amerikanischen Bürgerkrieg
Bis uns nichts mehr bleibtDer 15 Jahre alte Adam würde alles für Tip, seinen besten Freund tun. Die beiden verbindet eine starke und emotionale Bindung, die über viele andere Freundschaften weit hinausgeht, auch wenn die beiden ...
Der 15 Jahre alte Adam würde alles für Tip, seinen besten Freund tun. Die beiden verbindet eine starke und emotionale Bindung, die über viele andere Freundschaften weit hinausgeht, auch wenn die beiden durch ihre Hautfarbe voneinander getrennt sind. Und so steht es für Adam außer Frage, seinen Freund bei sich zuhause aufzunehmen und zu Pflegen, als dieser von seinem Master verprügelt wird, auch wenn er sich dabei strafbar macht und den Unmut der Obrigkeit und der reichen Grundbesitzer Tennessees auf sich zieht. Als Adam jedoch Nathan Billings, den Sohn der Familie, der Tip gehört, im Streit tötet, weiß er, dass er Tip nur mehr darin helfen kann, indem er sich aus dem Staub macht, und seine Heimatstadt in den Bergen Osttennessees verlässt. Letztendlich landet er als Soldat in der Armee der Nordstaaten und erlebt zusammen mit seinen Kameraden die Schrecken und Gräuel des Bruderkrieges, während zuhause Tip um sein Überleben und seine Freiheit kämpfen muss.
Von der Thematik her hat mich das Buch sofort angesprochen, vor allem, da er nicht wie so viele andere Bücher, die sich mit dem Sezessionskrieg und der Zeit der Sklaverei beschäftigen, in Charleston oder in der Nähe von New Orleans spielt, sondern in einem ganz anderem Eck der Südstaaten, nämlich dem Bergland von Tennessee. Neben der Geschichte, die emotions- und spannungsgeladen zu werden schien passte auch der Schreibstil. Zwar bevorzuge ich ein wenig anspruchsvollere und vor allem buntere Schreibstile, allerdings empfinde ich den von Anette Oppenlander als durchaus angenehm zu lesen und der Geschichte durchaus angemessen und passend. Auch in Sachen Spannung bietet das Buch einiges. Der Spannungsbogen baut sich stätig auf und entlädt sich immer wieder in einzelnen Szenen, sodass die Leserinnen und Leser ständig am Ball bleiben. Was mich allerdings nicht ganz so begeistern konnte, sind allerdings die Protagonisten. Sie sind recht einfach gestrickt, passen aber zur Geschichte. Ein Problem hatte ich allerdings damit, dass ich Tip und Adam, aber auch die anderen Charaktere auf einer emotionalen Ebene nicht verstehen konnte. Stellenweise fehlten mir deren Gefühle und Gedanken, sodass ich dann deren Verhalten nicht immer nachvollziehen konnte. Abgesehen von den etwas blass geratenen Protagonisten muss ich aber die Recherchearbeit der Autorin loben. Man bekommt sehr viele historische Fakten und auch ein Stimmungsbild des damaligen Tennessees und Kentuckys vermittelt, ohne dass die Geschichte dadurch zu schwer und klobig werden würde.
Alles in Allem ist das Buch ein solider historischer Roman, der sich mit der Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs beschäftigt, und durchaus lesenswert ist, auch wenn das Ende nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat.