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Veröffentlicht am 21.08.2021

Ein wirklich unterhaltsamer und bewegender historischer Roman

Das Schiff der Träume
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1838 auf dem Ohio River: Die junge May Bedloe steht im Schatten ihrer Cousine Comfort Vertue, einer gefeierten Theater-Schauspielerin. May wollte nie im Mittelpunkt stehen, doch als Comfort nach einem ...

1838 auf dem Ohio River: Die junge May Bedloe steht im Schatten ihrer Cousine Comfort Vertue, einer gefeierten Theater-Schauspielerin. May wollte nie im Mittelpunkt stehen, doch als Comfort nach einem tragischen Unfall ihre Cousine verlässt, ist diese zum ersten Mal in ihrem Leben auf sich alleine gestellt. Um ihrer Cousine zu beweisen, dass sie alleine zurecht kommt, heuert May auf einem Theaterschiff an. In ihrem neuen Leben auf dem Ohio-River blüht sie auf und ihr Glück scheint perfekt, als der Kapitän des Theaterschiffs um sie wirbt. Doch kein Glück ist perfekt und schon bald muss sie sich den größten Herausforderungen ihres Lebens stellen.



Meiner Meinung nach hat die Autorin sowohl die Landschaft entlang des Ohio-Rivers aber auch die Menschen, sowohl die Neben- als auch Hauptcharaktere, wunderbar beschrieben. May Badloe war mir von Anfang an sehr sympathisch. Auch wurde einem der Lebensalltag auf einem Theaterschiff des 19. Jahrhunderts sehr anschaulich vor Augen geführt. Besonders interessant fand ich, wie die Sklavenfrage in die Geschichte mit eingebaut wurde, wo doch der Ohio-River die natürliche Grenze zwischen den Nord- und den Südstaaten war. Besonders toll fand ich hierbei aber, wie die einzelnen Menschen, May und die Besatzung des Theaterschiffs, aber auch die Menschen, die entlang des Flusses wohnen, mit dem hochexplosiven Thema umgehen.



Im Großen und Ganzen kann ich nichts am Buch beklagen, wo auch der Schreibstil sehr angenehm war, und kann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Ein wahres Lesehighlight

Angst
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Irene Wagner hat ein Geheimnis. Sie betrügt ihren Ehemann. Auf der einen Seite reizt sie das verbotene Verlangen, doch auf der anderen Seite steht auch die Furcht davor, erwischt zu werden, aber noch viel ...

Irene Wagner hat ein Geheimnis. Sie betrügt ihren Ehemann. Auf der einen Seite reizt sie das verbotene Verlangen, doch auf der anderen Seite steht auch die Furcht davor, erwischt zu werden, aber noch viel mehr davor, welche Folgen das Auffliegen ihrer Romanze mit sich ziehen würde. Und gerade diese Furcht wird immer mehr zum Problem für Irene, und es scheint immer weniger Augenblicke zu geben, in denen sie nicht von dieser last erdrückt zu werden droht. Als Irene zusätzlich auch noch erpresst wird, gerät ihr Leben endgültig aus den Fugen.

Meine erste Novelle von Stefan Zweig, generell mein Erstes Werk von ihm, und ich bin wirklich begeistert. Alleine die poetische Sprache hat mich überzeugt. Man bekommt ein wunderbares Bild in den Kopf gezaubert und ich bin nur so durch die Geschichte gerauscht, konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, wollte gleichzeitig aber auch nicht, dass es endet. Neben der wunderbaren Sprache konnte mich aber auch die tiefgründige und trotzdem mitreisende Geschichte komplett überzeugen. Die Umsetzung dieser Angstgefühle, der Scham, der Panik und der schier endlosen Verzweiflung wird den Leserinnen und Lesern auf eine geniale und direkte Art vermittelt, dass diese einen nicht kalt lassen kann. Oft gab es auch Situationen und Gedanken, in denen ich selbst wiederfand und die mich dadurch auch unweigerlich über einen selbst und über sein eigenes Verhalten nachdenken lassen. Und gerade diese Authentizität der Handlung und der Dialoge macht für mich das geniale an dieser Novelle aus. Auch vermag es Stefan Zweig innerhalb von nicht einmal 100 Seiten einen so enormen Spannungsbogen zu kreieren, der viele Romane aus dem Spannungssektor problemlos in den Schatten stellen kann, und gerade vom Ende der Geschichte bin ich wirklich überrascht. Ich hatte zwar mehrere mögliche Endszenarien im Kopf, die im Laufe der Handlung immer wieder untermauert wurden, doch mit der finalen Wendung der Geschichte hatte ich wirklich nicht gerechnet. Überrascht bin ich auch, in welchem Umfang Stefan Zweig verschiede soziale und gesellschaftsrelevante Probleme mit in seine Novelle eingebaut hat, die seit den 1920er Jahren, in denen das Werk veröffentlicht wurde, keinerlei an Aktualität eingebüßt haben. Offensichtlich sind die Schwerpunkte des psychischen Verfalls in dieser enormen Stress- und Angstsituation. Viel subtiler werden aber auch Themen wie die Rolle der bürgerlichen Frau, die Irene ja verkörpert, oder die unterschiede zwischen den einzelnen Gesellschaftsschichten angesprochen.

letztendlich kann ich sagen, dass ich wirklich überrascht und vor allem begeistert bin. Ich habe Stefan Zweig jetzt viel mehr am Schirm als noch vor wenigen Stunden, als ich die Novelle begann, da ich sprachlich von ihm bis jetzt überzeugt bin und mich auch die Themen seiner anderen Werke ansprechen. Aktuell kann ich diese Novelle aber von ganzem Herzen weiterempfehlen, da man durch die Lektüre wirklich zum Denken angeregt wird und in gewissen teilen auch mit sich selbst konfrontiert wird.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Ein Stück amerikanische Geschichte

Die Erfindung der Flügel
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Charleston im frühen 19. Jahrhundert: Die elfjährige Sarah Grimké, Tochter eines der einflussreichsten Männer der Stadt und Mitglied einer bedeutenden Pflanzerdynastie, bekommt zu ihrem Geburtstag ein ...

Charleston im frühen 19. Jahrhundert: Die elfjährige Sarah Grimké, Tochter eines der einflussreichsten Männer der Stadt und Mitglied einer bedeutenden Pflanzerdynastie, bekommt zu ihrem Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk: die junge Sklavin Hetty "Handful", die ihr ab sofort als Dienstmädchen zur Verfügung stehen soll. Doch in Sarah regt sich Wiederstand, und so beschließt sie, Hetty das Lesen beizubringen, sehr zur Überraschung und zum Entsetzen ihrer Eltern. Denn die beiden jungen Mädchen wollen aus dem Leben, dass ihnen aufgezwungen wird, ausbrechen und ihre Zukunft nach ihren eigenen Regeln gestalten. Der Wiederstand Sarahs gegen das Gesellschaftsbild der Südstaaten, der noch so leise bekommen hat, entwickelt sich mehr und mehr zu einem tosendem Sturm.

Die Thematik hat mich sehr angesprochen. Ich lese gerne Bücher, die am Vorabend des amerikanischen Bürgerkriegs in den USA spielen, dabei allerdings nicht zu schnulzig werden, und immer noch ein gewisses Niveau aufweisen. Insofern hatte ich an das Buch hohe Erwartungen. Alleine der Schreibstil konnte mich begeistern. Einerseits ist er nicht zu kompliziert, sodass man sich sehr schnell durchs Buch lesen kann, auf der anderen Seite ist er aber auch recht beschreibend, was ich persönlich an einem guten Schreibstil besonders schätze. Die Autorin hat es also geschafft, mir Charleston, seine Bewohner und das Leben im Haus der Grimkés als den Teil einer dekadenten Gesellschaft zu verkaufen, der er ist. Neben dem Schreibstil konnte mich Sue Monk Kidd aber auch mit der Handlung und der Spannung überzeugen. Durch das Thema der Handlung - Abolitionismus und Frauenrechte - wurde diese enorm weitergetrieben und die Spannung steigerte sich immer mehr, je mehr sich die handelnden Protagonisten radikalisierten. Bei der Handlung und den Charakteren hat die Autorin eine schwierige Gradwanderung gemeistert, da ja beides auf wahren Begebenheiten basiert und es die beiden Grimké-Schwestern wirklich gab. Dabei wirkten sie weder übertrieben und an den Haaren herbeigezogen, noch den wahren Vorbildern der beiden unangemessen. Dabei währe ich auch schon beim Punkt, der die Protagonisten betrifft. Diese wirkten auf mich wirklich authentisch und überzeugend. Zwar sind Sarah und ihre Schwester Nina, das merkt man mit Voranschreiten der Geschichte deutlich, mit ihren Ansichten und Vorstellungen der Gesellschaft und der Politik weit ihrer damaligen Zeit voraus, doch trotzdem hatte ich als Leser nicht das Gefühl, dass sie nicht mit der Zeit, in der das Buch spielt, kompatibel wären. Begeistern konnte mich an den Charakteren aber wirklich, wie reflektiert sie mit ihrer jeweiligen Lebenssituation umgehen. Dadurch konnte man sich wirklich in sie hineinversetzen, und an vielen Stellen, an denen eine der Protagonistinnen wieder einmal mit dem Rücken an der Wand stand, fragte ich mich, was ich wohl an der Stelle getan hätte. Kurz gesagt kann man sich einfach sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen. Was außerdem nicht außer Acht gelassen werden darf, ist, wie gut sich die Autorin mit der Geschichte der beiden Schwestern auseinandersetzte, und sie den Leserinnen und Lesern in einer einfachen und direkten Art zugänglich machte, da sie in meinen Augen einen Beitrag von unschätzbaren Wert zur Entwicklung der Menschenrechte tätigten.

Abschließend kann ich sagen, dass mich die Geschichte sowohl von Schreibstil, Handlung, den Hintergründen und den Protagonisten restlos überzeugen können. Eine wirklich große Empfehlung an alle, die sich mit dem Thema der Sklaverei in den USA auseinandersetzen wollen.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Definitiv ein Jahreshighlight

Leb wohl, meine Königin!
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Wien im Jahr 1811: Hier lebt Agathe-Sidonie Laborde, die ehemalige Vorleserin ihr tristes Dasein. Zwar liegt die französische Revolution bereits 20 Jahre zurück, doch trotzdem trauert Sidonie noch immer ...

Wien im Jahr 1811: Hier lebt Agathe-Sidonie Laborde, die ehemalige Vorleserin ihr tristes Dasein. Zwar liegt die französische Revolution bereits 20 Jahre zurück, doch trotzdem trauert Sidonie noch immer den guten alten Zeiten am pompösen Hof von Ludwig XVI. nach: der höfischen Etikette, der Pracht und dem Glanz, aber auch der unumgänglichen Unterwürfigkeit des Volkes und der Dienerschaft den Mitgliedern des Hofstaates gegenüber. Vor allem trauert Sidonie aber Marie-Antoinette hinterher, die Sidonie in ihrem Leben immer einen festen Halt gegeben hat, ohne sich dessen zu bewusst zu sein. Und so schweifen ihre Gedanken wieder in die Zeit ab, in der sich ihr Leben so vollkommen verändert hat: die letzten Tage von Versailles und dem ancienne Regieme.

Thematisch ist das Buch sicherlich ganz etwas besonderes. Die Thematik des Untergangs dieser dekadenten Gesellschaft wird so auch stilistisch unterstreicht. Fast das komplette Buch besteht nur aus Nacherzählungen und Gedanken Sidonies, die dem Buch seinen Charakter und seine Authentizität verleihen. Gepaart mit dem himmlischen Schreibstil der Autorin - bunt, süffig und umschreibend - bedarf es keiner Spannung in der Geschichte mehr. Man fliegt auch so durch die Seiten und ergötzt sich daran, was Sidonie ihren Leserinnen und Lesern über die Kuriositäten des Hofes zu berichten weis. Man bekommt so den Tagesablauf eines niederen Höflings sehr genau geschildert und kann sich sehr gut vorstellen, wie das Leben in Versailles ausgesehen haben muss. Und trotzdem kommt dann im letzten Drittel noch einiges an Spannung auf, als sich der Hof bereits in Heillosem Chaos versinkt und Sidonie sich gezwungen sieht, gegen ihren Willen den Hof und damit ihre Königin zu verlassen. Ein weiterer Grund, der dieses Buch für mich zum Highlight macht, ist sicherlich auch unsere Hauptprotagonistin Sidonie Laborde. Sie fesselt die Leserschaft gleich mit ihrer sympathischen und einvernehmlichen Art an das Buch. Alleine mit ihren Gefühlen für die Königin konnte sie bei mir hoch punkten. Man bekommt auf eine deutliche Weise zu spüren, dass Sidonie mehr als nur Treue für Marie-Antoinette empfindet, und so verliert sie langsam ihre Fähigkeit, diese Person zu hinterfragen und zu reflektieren. Mit dieser manipulierten und Weltfremden - was doch gerade den Adel der damaligen Zeit widerspiegelt - hat Chantal Thomas sicherlich eine der einzigstartigen Protagonisten gezeichnet, über die ich je gelesen habe, und sicherlich auch, über die ich je lesen werde.

Das Buch bietet so viel Unterhaltung und Anregungen zum nachdenken und ich bin so begeistert, dass es mir schwer fällt, meine Gedanken in Worte zu fassen. Fest steht auf alle Fälle, dass einem die Geschichte ein Tor in eine längst vergangene Welt öffnet.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Englische Geschichte at it's best

Die Hüter der Rose
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England im frühen 15. Jahrhundert: Dem jungen John of Waringham, Robins jüngstem Sohn, droht eine klerikale Laufbahn, was absolut nicht dessen Vorstellungen entspricht. Und so beschließt der Dreizehnjährige, ...

England im frühen 15. Jahrhundert: Dem jungen John of Waringham, Robins jüngstem Sohn, droht eine klerikale Laufbahn, was absolut nicht dessen Vorstellungen entspricht. Und so beschließt der Dreizehnjährige, Waringham hinter sich zu lassen, und flieht auf den Hof in Westminster. Dort legt er eine Steilkarriere hin, findet neue Freunde und Feinde und wird zum gefeierten Kriegshelden im Hundertjährigen Krieg gegen Frankreich. Ein Sammelsurium von höfischen Intrigen, Abenteuern, Freundschaft und Liebe.

Der zweite Teil der Waringham-Saga steht dem ersten in keinster Weise nach. Auch hier legt die Autorin einen bildgewaltigen Epos hin, der sich über mehrere Jahrzehnte der englischen und auch französischen Geschichte zieht, und dabei das Hochmittelalter wieder auferstehen lässt. Der fesselnde und bildhafte Schreibstil von Rebecca Gablé reißt einen beim Lesen derart mit, dass man das Buch kaum noch aus den Händen legen kann. dazu trägt auch der Spannungsbogen, der sich beständig aufbaut, und immer wieder in kleinen und auch größeren actionreichen Szenen wieder entlädt. Zum vollkommenen Lesegenuss tragen sicherlich auch die Protagonisten bei. Zwar ähnelt John in gewissen Zügen seinem Vater Robin aus dem ersten Band, allerdings ist John trotzdem facettenreich und tief gestaltet und vor allem ein enormer Sympathieträger. Bemerkenswert ist aber auch die Recherchearbeit, die die Autorin hier geleistet hat. Die Intrigen am Hof, der lange andauernde zermürbende Krieg, aber auch das Leben von Adel und einfacher Bevölkerung im mittelalter werden anschaulich und authentisch dargelegt, und man kann hier wirklich beim Lesen einiges Lernen.

In meinen Augen ist das Buch einfach rundum gelungen und eine große Leseempfehlung für Fans des Mittelalters.

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