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Veröffentlicht am 21.08.2021

Ein etwas anderer Grisham

Die Farm
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Der Süden der USA währen der 50er Jahre: Auf einer kleinen Baumwollfarm in Arkansas lebt der siebenjährige Luke mit seiner Familie. Als die Erntezeit bevorsteht muss auch er mithelfen, die Baumwolle zu ...

Der Süden der USA währen der 50er Jahre: Auf einer kleinen Baumwollfarm in Arkansas lebt der siebenjährige Luke mit seiner Familie. Als die Erntezeit bevorsteht muss auch er mithelfen, die Baumwolle zu ernten. Um die Arbeit zu schaffen hat die Familie noch Gastarbeiter aus Mexiko und eine Wanderarbeiterfamilie aus den Bergen eingestellt. Während des heißen Sommers beobachtet Luke die Erwachsenen genau und so erfährt er recht schnell so manches Geheimnis und auch ihre Liebschaften können die Erwachsenen nicht vor ihm verheimlichen. Doch als er einen Mord beobachtet scheint es zu viel für ihn. Aus Angst, der Mörder könnte sich an ihm und seiner Familie rächen schweigt Luke dazu in der Hoffnung, dass die restlichen Sommermonate schnell vorüberziehen mögen.

Grundsätzlich braucht man für dieses Buch einen langen Atem und etwas Geduld. Zwar ist die Geschichte sehr atmosphärisch und der Schreibstil Grishams wirklich sehr angenehm und flüssig zu lesen. Allerdings weicht diese Geschichte stark von dem ab, was man sonst so von Grisham präsentiert bekommt. Kein Anwalt und kein Gerichtsprozess stehen im Mittelpunkt. Vielmehr hat dieser Roman starke autobiographische Züge. So ist Grisham beispielsweise in der selben Region Arkansas aufgewachsen, in der die Geschichte handelt. Auch war er in seiner Kindheit ein ebenso großer Baseballfanatiker wie es auch Lukas aus dem Buch ist. Kurz gesagt geht Grisham dieses Buch sehr ruhig an. Ich empfinde es sogar als Art von Sittenbild der ländlichen Bevölkerung der damaligen Südstaaten. Einerseits hat man eine recht homogene, weiß geprägte Gesellschaft und viel dreht sich darum, was als sittsam und artig erachtet wurde. Auf der anderen Seite erfahren die Leserinnen und Leser aber auch sehr viel über den Baumwollanbau, der in den 50er Jahren in den USA krisengebeutelt war und schon an der Schwelle zum modernen großlandwirtschaftlichem Anbau stand. Gerade diese Beschreibungen der Gesellschaft, deren Rieten und dem ganz alltäglichem Leben konnte mich sehr für sich einnehmen, da ich mich persönlich sehr für die Gesellschaft der Vereinigten Staaten interessiere. Bei mir konnte Grisham auch mit der Charakterzeichnung der Protagonisten punkten. Luke habe ich mit seiner offenen, ehrlichen und vor allem unschuldigen Art sofort ins Herz geschlossen. Auch die anderen Protagonisten fügen sich besonders authentisch in das Gesamtbild der ländlichen Kleinstadt ein. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Personen nicht genau so in diese und jene Situation passen würden. Für mich interessant mitzuverfolgen war auch, wie sich die unterschiedlichen Generationen von einander unterschieden. Vor allem an Lukes Familie sieht man, wie sich die Gesellschaft - wenn auch nur langsam - begann aufzulockern. John Grisham hat sowohl bei der Ausarbeitung der Geschichte, als auch bei den Protagonisten sehr detailreich gearbeitet, wobei ich stellenweise fand, dass der Ausschmückungen zu viel des Guten war, da die Geschichte von selbst zeitenwiese nicht besonders viel Spannung aufwies, und diese Stellen noch ein wenig langatmiger wurden. Andererseits gab es auch zu Hauf Stellen, an denen ich nur so durch die Seiten flog, da mich die Handlung so fesselte.

Abschließend kann ich sagen, dass sich das Buch durchaus lohnt gelesen zu werden, gerade für Menschen, die sich mit den USA in den 50ern abseits von Glamour und Glanz auseinandersetzen wollen. Allerdings benötigt der Leser hier wirklich die Muse, sich dieser Geschichte anzunehmen.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Interessante Idee, doch da hätte mehr sein können

Der Bewohner
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Thomas Brogan, ein berüchtigter und gefürchteter Serienmörder, befindet sich auf der Flucht vor der Polizei. Ein ideales Versteck findet er in einem verlassenen Reihenhaus. Hier kann er sich vor allen ...

Thomas Brogan, ein berüchtigter und gefürchteter Serienmörder, befindet sich auf der Flucht vor der Polizei. Ein ideales Versteck findet er in einem verlassenen Reihenhaus. Hier kann er sich vor allen Augen verstecken und abwarten, bis sich die Aufregung wieder gelegt hat. Doch die Dachböden der Häuser in der Straße, in der sich Brogan versteckt, sind miteinander verbunden, und so taucht er in das Leben seiner Nachbarinnen und Nachbarn ein, ohne dass diese etwas von ihm merken, und lernt nach und nach deren Geheimnisse kennen. Doch Colette, eine junge und hübsche frau hat es ihm besonders angetan. Er beginnt jedes kleinste Detail ihres Lebens in sich aufzusaugen, und beginnt schließlich ein perfides Spiel mit ihr.

Mit dem Schreibstil des Autors komme ich eigentlich ganz gut klar. Ich kam flüssig durch das Buch, besonders, da die Kapitel sehr kurz sind, und immer wieder mit einem kleinen Cliffhänger enden, der einen praktisch zum weiterlesen zwingt. Zwar fehlte es dem Buch nicht an Spannung, doch diese flaute für meinen Geschmack manchmal zu schnell ab, und insgesamt hätte ich mir mehr Spannung erhofft. Besonders gut gefallen hat mir, dass wir über die Geschichte Brogans, aber auch über die seiner Nachbarn immer stückchenweise weitere Informationen erhalten haben. So hat sich für mich auch das Bild vor allem von Colette und ihrem Mann im Laufe des Buches sehr stark verändert. Der Autor hat es in meinen Augen sehr gut geschafft, den Protagonisten Thomas Brogan authentisch, und trotz seiner Lieblingsbeschäftigung auch sehr sympathisch erscheinen zu lassen. Dadurch, dass die Geschichte aus seiner Sicht erzählt wird, sind Brogans innerer Konflikt, seine Gedanken und Handlungen gut nachvollziehbar. Über das Ende bin ich nicht ganz so glücklich. Zwar kam es für mich durchaus unerwartet, doch wird es meiner Meinung nach viel zu schnell abgehandelt, außerdem war für mich nicht alles gegen Ende hin ganz schlüssig und logisch.

Schlussendlich ist das Buch durchaus empfehlenswert, da es mal etwas anderes ist. Trotz der der wenigen Kritikpunkte ist das Buch durchaus spannend, und eine Empfehlung an alle, die gerne Thriller lesen.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Mein erstes Buch von Ian McEwan

Saturday
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Der Neurochirurg Henry Perowne führt ein glückliches Leben in seinen besten Jahren. Er hat eine erfolgreiche Tochter, einen Sohn, der seinen eigenen Lebensweg geht, eine Frau, die er über alles Liebt und ...

Der Neurochirurg Henry Perowne führt ein glückliches Leben in seinen besten Jahren. Er hat eine erfolgreiche Tochter, einen Sohn, der seinen eigenen Lebensweg geht, eine Frau, die er über alles Liebt und einen Job, in dem er aufgeht. Es ist Samstagmorgen, und Henry freut sich auf ein Squashspiel mit seinem Freund und Arbeitskollegen. Doch es ist kein normaler Samstag. Es sind unruhige Zeiten und in Henrys Heimatstadt London findet am 15. Februar 2003 die größte Friedensdemo seiner Zeit statt. Und dann ist da noch die Begegnung mit einem Fremden, die sich im Laufe des Tages zu einer Katastrophe auszuwachsen droht, und sein Leben für immer prägen wird.

Der Schreibstil von Ian McEwan ist sehr außergewöhnlich, und ich glaube nicht für jede und jeden geeignet, aber ich fand ihn einfach fantastisch. Er ist wunderbar atmosphärisch und beschreibend, genau was ich mag. Jedes noch so kleine Detail im Tagesablauf von Henry scheint von Bedeutung. Beeindruckend fand ich an der Geschichte, dass sich alles innerhalb von 24 Stunden abspielt, von 4 Uhr morgens am 15. Februar, bis 4 Uhr morgens am Tag danach, ohne, dass es dabei langweilig wird. In Rückblenden erfährt man vom Leben der Familie - wie sie zu der wurde die sie heute ist. Die Protagonisten sind wunderbar beschrieben und Henry war mir sehr sympathisch. Der Autor hat es sogar geschafft, dass auch die Nebenfiguren, wie beispielsweise das junge Mädchen im Krankenhaus oder Henrys Squashkollege, nicht einfach nur blass wirkten, sondern eine erstaunliche Tiefe in charakterlicher und politischer Weise haben. Wie eigentlich nicht anders zu erwarten, wurden in der Geschichte politische und gesellschaftsrelevante Themen angesprochen, die dem Buch einen besonderen Charakter verliehen. Interessant war für mich auch der Einblick in die damaligen Weltgeschehnisse, und was die Bevölkerung darüber dachte. Die Friedensproteste wirken auf mich zwar sehr interessant, aber auch ein wenig befremdlich, da ich mit meinen 17 Jahren definitiv zu jung für die damaligen Geschehnisse bin, und mir insofern kaum ein Bild der damaligen Lage machen konnte.

Alles in Allem ist das Buch sehr lesenswert und ich kann es wirklich weiterempfehlen, wenn man gerne tiefer gehende Geschichten mag, die einen zum Nachdenken über sich selbst und das Leben bringen. Saturday war mein erstes Buch von Ian McEwan und es wird definitiv nicht das letzte gewesen sein. Ich hoffe, dass mir Der Zementgarten und Abbitte genau so gut gefallen werden.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Ein beeindruckendes Buch

Von fernen Ländern
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Georgia 1850: Nachdem die Familie der jungen Engländerin Elizabeth von einem schweren Schicksalsschlag getroffen wird, wird die junge Frau zu reichen Verwandten in den amerikanischen Süden geschickt, wo ...

Georgia 1850: Nachdem die Familie der jungen Engländerin Elizabeth von einem schweren Schicksalsschlag getroffen wird, wird die junge Frau zu reichen Verwandten in den amerikanischen Süden geschickt, wo sie zu einer wohlerzogenen und kultivierten Frau erzogen werden soll. Mit ihrer Ankunft in Georgia ändert sich das Leben des jungen Mädchens schlagartig und sie wird in eine Welt hineingezogen, von der sie zuvor nur träumen konnte. Durch ihre Ankunft auf der herrschaftlichen Baumwollplantage Dimwood verändert sich das bisher ruhige Leben der Hausbewohner schlagartig. Mit ihrer ausgesprochenen Schönheit und Eleganz, ihrem Geist und ihre Intelligenz, aber auch ihrer Sturheit, ihrer Geradlinigkeit und ihren modernen Ideen stiftet sie zunehmend Unruhe. Das alte Leben in England war so viel anders und beschaulicher und vieles in der neuen Welt schockiert Elizabeth und die Dekadenz und Falschheit der illustren Gesellschaft machen ihr zu schaffen. Und auch ihre romantischen Gefühle drohen Elizabeth zu Fall zu bringen.

Der Schreibstil hat mich wirklich beeindruckt. Bunt und mit dem süßen, schweren Duft der Magnolien in der Nase wird der Leser in die Zeit des vermeintlichen Glanzes der Südstaaten versetzt. Ich konnte schon fast die schwüle Hitze eines drückend heißen Sommertags während des Lesens auf meiner Haut spüren und die moosbewachsenen Bäume sehen, die von der Sommerhitze niedergedrückt werden. Über dem ganzen liegt aber auch noch eine drückend düstere Stimmung, die den Untergang dieser dekadenten Gesellschaft, der jeden Moment über Elizabeth und die anderen Charaktere hereinbrechen könnte, greifbar macht. Wirklich begeistern konnten mich auch die Charaktere, die außergewöhnlich facettenreich und einzigartig gestaltet sind. Jeder scheint irgend ein dunkles Geheimnis mit sich rumzutragen, das er am liebsten sofort tief im Inneren der Seele vergraben würde. Ein wenig störte mich allerdings, wenn Elizabeth hin und wieder eine ihrer kindischen, naiven Phasen bekam. Allerdings muss man sagen, dass durch diesen Wechsel zwischen trotzigem, für Kinder typischem Verhalten und dem einer aufgeschlossenen intelligenten Dame von Welt, die bereits das Erwachsenenalter erreicht hat, das Verhalten Elizabeths als Sechzehnjährige authentisch und realitätsnah widerspiegelt. Positiv beeindruckt wurde ich auch von der überragenden Recherchearbeit des Autors. Das Leben der Oberklasse mit ihren frivolen Veranstaltungen und strengen Regeln, aber auch wie andere Gesellschaftsschichten wie der "Poor white Thrash" oder die Sklaven von ihnen behandelt wurden, wird äußerst authentisch dargestellt. Besonders gefallen haben mir auch die Beschreibungen der angespannten politischen Lage in den USA vor dem Sezessionskrieg, die sich über das ganze Buch zogen und mehr das Gefühl eines nahenden Unglücks verstärkten. dabei wurden die Sachverhalte auch spannend und interessant erläutert ich habe wirklich etwas über die politischen Geschehnisse der damaligen Zeit gelernt. Gefallen hat mir auch, dass damalige politische Größen wie Henry Clay erwähnt wurden, und deren Bedeutung in der Geschichte. Einzig und allein störte mich ein wenig, dass es im Buch immer wieder zu etwas langatmigen Stellen kam, die meinen Lesefluss beeinträchtigten, was das Buch aber nicht minder lesenswert macht.

Die Geschichte ist eine große Empfehlung an alle, die sich gerne mit der Geschichte Amerikas im 19. Jahrhundert auseinandersetzen und gerne historische Romane lesen. Allerdings sollte man für das Buch schon ein wenig Wissen über die damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse haben. Der Schreibstil und die Recherchearbeit haben mich dermaßen beeindruckt, dass dies definitiv nicht mein letztes Buch von Julien Green gewesen sein wird.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Auf zu neuen Ufern

Die Saga von Vinland
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Norwegen im Mittelalter: Nach Erbstreitigkeiten um die Krone des Königreichs Norwegen wird Jarl Eyvind zum Verräter erklärt und befindet sich fortan auf der Flucht. Er hat dutzende seiner Krieger, aber ...

Norwegen im Mittelalter: Nach Erbstreitigkeiten um die Krone des Königreichs Norwegen wird Jarl Eyvind zum Verräter erklärt und befindet sich fortan auf der Flucht. Er hat dutzende seiner Krieger, aber auch Siedler, um sich geschart, um mit diesen das sagenumwobene Vinland zu erobern. Zuvor aber überfällt er den Hof von Ulfar, dessen Tochter Sigrid ihm einst versprochen war und raubt diese, da Eyvind seiner Ansicht nach ein Recht auf sie hat. Bei dem Überfall geraten auch die beiden sächsischen Krieger Andreas und Ailmar in die Hände Eyvinds und werden kurzerhand von diesem versklavt. Und so beginnt die gefahrenvolle Reise der Schicksalsgefährten Sigrid, Ailmar und Andreas gen Westen, vorbei an Island bis in die Neue Welt, auf der sie Freunde und Feinde kennenlernen.

Der Schreibstil ist, wie auch von Iny Lorentz zu erwarten, sehr angenehm und flüssig zu lesen. Auch an Spannung mangelte es das ganze Buch über nicht. Die Protagonisten sind sehr schön gezeichnet machen sie größtenteils sehr sympathisch – nur Andreas fand ich ein klein wenig naiv. Besonders die immer wieder kehrenden Gefühlsregungen und Emotionen, wie beispielsweise Sigrids Hass auf Eyvind oder der Gedanke an Flucht, machten die Charaktere authentisch. Gut geafallen hat mir die düstere Atmosphäre, die über der Geschichte liegt, aber auch die farbenfrohen Beschreibungen Islands, Färöers und Grönlands waren einfach wunderbar. Dem Klappentext nach erwartete ich, dass wir mit Sigrid eine starke Hauptprotagonistin haben würde, die unangefochten im Mittelpunkt des Geschehens stehen würde, allerdings drehte sich viel um Ailmar und Andreas. Am meisten gefallen hat mir, wie gut der Roman recherchiert ist. Man erfährt sehr viel über das damalige Leben auf Island und Grönland, aber auch, wie im 12. Jahrhundert gesiedelt wurde. Besonders spannend waren auch die Beschreibungen der indianischen Kultur und Lebensweise, und in welch starkem Kontrast sie zum Leben der damaligen Europäer stand.

Im Großen und Ganzen ist das Buch sehr spannend und bietet interessante Einblicke in das Leben Nordeuropas im 12. Jahrhundert, aber auch in die Denkweise der dort ansässigen Männer, und so ist das Buch eine Empfehlung an alle, die einen historischen Roman lesen wollen, in dem es um den blutigen Kampf um Ehre, Ruhm und Freiheit geht.

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