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Veröffentlicht am 27.12.2021

Erneut mutig mit außergewöhnlichem Thema

Still With You
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Morgane Moncomble hat sich in den letzten Jahren bei mir als Muss-Autorin etabliert, auch weil ich finde, dass sie sehr wandelbar in ihren Erzählungen ist, was Handlungsorte geht, inhaltliche Schwerpunkte, ...

Morgane Moncomble hat sich in den letzten Jahren bei mir als Muss-Autorin etabliert, auch weil ich finde, dass sie sehr wandelbar in ihren Erzählungen ist, was Handlungsorte geht, inhaltliche Schwerpunkte, aber auch die Bereitschaft, dorthin emotional hinzugehen, wo es schon mal wehtun kann. Mit „Still With You“ ist ihr neustes Werk erschienen, das gleich zwei Aspekte in sich vereint hatte, die ich doch sehr, sehr spannend fand.

Zum einen spielt „Still With You“ in einem Akrobatik-Setting, was ich so noch nicht gelesen habe. Man hat richtig herausgelesen, dass auch die Autorin selbst eine Leidenschaft für dieses Thema hat, denn die Beschreibungen, wie Lara und wie schließlich Lara und Casey trainieren, sehr bildlich waren. Die Akrobatik war also nicht nur eine nette Verpackung, sondern tatsächlich fein herausgearbeitet. Damit verbunden war schließlich auch das Thema Body Positivity, denn Lara ist kurvig, etwas übergewichtig und schwankt zwischen horrendem Selbstbewusstsein und tiefer Scham für ihr Äußeres, was immer wieder durch ihre Mutter und deren Kommentare ausgelöst wird. Auch wenn es inzwischen immer mehr Bücher zu diesem Thema gibt, so ist es alles in allem doch sehr ausbaufähig. Die weiblichen Hauptfiguren, aber auch die männlichen (hier ist es wegen NA und eher weiblichen Zielgruppe noch völlig unterentwickelt) müssen nicht immer Gardemaß haben, weswegen es doch immer sofort ins Auge fällt, wenn abseits von einem schlanken Aussehen etwas betont wird. Doch nicht jeder Autorin oder jedem Autor gelingt die Darstellung auch überzeugend. Moncomble hat aber einen guten Weg gefunden, den inneren Kampf von Lara gut darzulegen.

Schließlich haben wir auch noch das Thema von mentaler Gesundheit, das Moncomble schon auf vielfältige Art und Weise dargelegt hat. Das Buch ist in diese Richtung lange versteckt geschrieben. Es geht für Lara lange erstmal nur darum, dass sie eben von ihrer Mutter vermittelt bekommt, nicht schlank genug zu sein, dass sie sich immer gegenüber ihrer Zwillingsschwester etwas zurückgesetzt gefühlt hat. Natürlich gibt es den Prolog, der sehr mysteriös geschrieben ist, aber sie wirkte mindestens die Hälfte des Buchs doch sehr mit sich im Lot. Irgendwann kommt dann der Bruch, wo man deutlich merkt, hier stimmt etwas nicht. Autismus, Depressionen, all solche Themen habe ich literarisch schon mal verpackt gesehen, aber Laras Krankheitsbild war doch völlig neu für mich, weswegen das gemeinsame Erlebnis mit ihr natürlich umso heftiger war. Ich fand es daher sehr mutig von Moncomble, so eine Thematik zu wählen. Ich habe zwar gemerkt, was übrigens für die Autorin schon ein wenig typisch ist, dass das Gewichtung der Dramatik sehr extrem war. Während der erste Teil doch etwas vor sich hinplätscherte, dafür aber mehr für die Liebesgeschichte tat, die wirklich als süß zu bezeichnen ist, war die zwar Hälfte schon fast zuschnürend. Auch wenn das das Lesevergnügen nicht „kaputt macht“, so ist es doch etwas ungünstig, wenn der Spannungsbogen so ungleichmäßig auf die Erzählung verteilt ist.

Das Krankheitsbild von Lara ist aus ihrer Sicht extrem beeindruckend dargestellt worden, weil wir ja durch ihre Perspektive ein Teil davon waren. Wir haben nicht nur auf sie geguckt, sondern in sie. Was dabei aber etwas vernachlässigt wurde, waren schließlich die Perspektiven der anderen. Casey hat hinter Lara irgendwann deutlich zurückstecken müssen, obwohl seine Zukunftssorgen genauso ein interessantes Thema waren. Die Eltern sind sogar teilweise regelrecht stereotyp und ignorant dargestellt worden. Selbst als Lara für alle deutlich sichtbar die Abwärtsspirale genommen hat, war kaum bis gar kein Verständnis davon zu erwarten. Das ist zwar nicht unrealistisch, das gibt es wirklich, das ist mir bewusst, es hat mich aber dennoch extrem geärgert. Aber selbst Zwillingsschwester Amelia, die zwar das Gespür hatte, irgendetwas stimmt nicht, wirkte doch lange viel zu passiv. Das war schade, weil ich mir bei so einem speziellen Krankheitsbild doch mehr Auseinandersetzung aus unterschiedlichen Perspektiven gewünscht hätte. Alles in allem ist das aber Klagen auf hohem Niveau.

Fazit: „Still With You“ ist erneut ein zufriedenstellendes Endergebnis aus der Feder der Französin Moncomble. Sie wagt sich an außergewöhnliche Themen, oft vielleicht eine Spur zu dramatisch, was der Geschichte dann ein Ungleichgewicht gibt, aber dafür akribisch, so dass wirklich alle auf eine Reise mitgenommen werden. Die Geschichte von Lara sowie die Einbettung in die Zirkusakrobatik wird mir jedenfalls noch lange in Erinnerung bleiben.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Kompakter und sympathischer Begleiter zu Weihnachten

Weihnachten mit Christina
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Wenn man bedenkt, dass ich die Weihnachtsbäckerei verehre, ist es fast schon verwunderlich, dass ich kein einziges Backbuch habe, das sich ausschließlich mit Plätzchen, Stollen und Co. beschäftigt. Wahrscheinlich ...

Wenn man bedenkt, dass ich die Weihnachtsbäckerei verehre, ist es fast schon verwunderlich, dass ich kein einziges Backbuch habe, das sich ausschließlich mit Plätzchen, Stollen und Co. beschäftigt. Wahrscheinlich hat mich deswegen „Weihnachten mit Christina“ sofort angesprochen, denn zum einen blickte mir ein sympathisches Gesicht entgegen, dann wirkte der Titel auch einfach sehr persönlich und schließlich war ja sogar noch mehr an Tipps und Tricks versprochen als nur das einfache Backen.

Ich habe nur das PDF als Leseexemplar vorliegen, kann also über Material und Aufmachung keine Aussage treffen, aber von den Farben her, der Schriftart her und ähnlichem ist mein Geschmack und auch generell meine Erwartung definitiv erfüllt, denn es sind weihnachtliche Farben, es kommt auch durch die ausgewählten Fotos problemlos schon im Oktober Weihnachtsstimmung auf und es wirkt in sich verspielt und damit zum Glück nicht bieder, was für mich auch Pluspunkte sind. Zudem hat sich eben auch durch das gesamte Buch der Eindruck des Covers bestätigt. Es ist das Buch einer Frau, die Familie großschreibt und das kommt sofort rüber, dadurch wirken die geteilten Geschichte intim und auch einladend. Zudem spricht aus Christinas Erzählungen auch ein Verständnis von Weihnachten heraus, das ich als das meine wiedererkenne und das macht auf jeden Fall ebenfalls Spaß und erweckt Nostalgie, da es bekanntlich jedes Weihnachten erneut die Hoffnung ist, dieses spezielle Gefühl kreieren zu können.

Inhaltlich wird wirklich eine bunte Mischung an Rezepten, Bastelideen, geteilten Geschichten und sonstigen Tipps geboten. Dazu passt es dann auch hervorragend, dass Christina mit regional, biologisch und nachhaltig eine Philosophie in ihren Vorschlägen hat, die genau in die aktuelle Zeit passt. Für erfahrene BäckerInnen ist es sicherlich so, dass gerade die Tipps zu den Teigen oder auch die Rezepte für die Grundteigarten in der Weihnachtsbäckerei keine Neuerungen sind. Insgesamt würde ich auch vermuten, dass „Weihnachten mit Christina“ weniger an alte Hasen richtet, aber ich habe dennoch begeistert alles mitverfolgt, weil ich solch ein Buch, in dem kompakt alles Wichtige aus der Weihnachtsbäckerei drin steht, noch nicht hatte. Generell würde ich aber empfehlen, dass sich dieses Weihnachtsbuch vor allem an Familien richtet, die gemeinsam die Weihnachtsbäckerei und alles drum herum erkunden wollen.

Das Einzige, was mir wirklich störend ins Auge gesprungen ist, ist die Tatsache, dass sich einige Rezepte doch zu sehr ähneln. Seien es die Nougatplätzchen oder die verschiedenen Doppeldecker mit unterschiedlichen Marmeladensorten, da waren die Unterschiede dann nur noch marginal, das ist insgesamt sicherlich enttäuschend und dennoch: nach Abzug der doppelten Rezepte ist immer noch genug zu entdecken. Aber da Christina ganz am Ende auch ein herzhaftes Rezept anbietet, ist es auch verwunderlich, dass nicht eine ganze Ecke in diesem Bereich angeboten wurde, denn ja, man kann sich Weihnachten auch auf herzhafte Weise durch den Backofen nähern.

Fazit: „Weihnachten mit Christina“ ist ein wirklich sympathisches und vor allem kompaktes Buch zur Weihnachtsbäckerei und ganz viel mehr. Ich habe genau den Input bekommen, den ich mir gewünscht habe. Für erfahrene Bäcker*innen mag es nicht viel Neues geben und auch die Rezepte ähneln sich stellenweise zu sehr, aber gerade für Familien und für die Standardausstattung ein echter Hit!

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Als wäre es meine persönliche Geschichte

Right Here (Stay With Me)
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Anne Pätzold hat mich in den vergangenen Jahren sehr damit überrascht, dass ich ihrer LOVE NXT-Reihe verfallen bin, denn bis dato hatte ich keinerlei Bezug zu K-Pop, aber ihr ist es gelungen, mich in diese ...

Anne Pätzold hat mich in den vergangenen Jahren sehr damit überrascht, dass ich ihrer LOVE NXT-Reihe verfallen bin, denn bis dato hatte ich keinerlei Bezug zu K-Pop, aber ihr ist es gelungen, mich in diese Welt einzuführen und dabei vor allem mit ihrem Schreibstil zu überzeugen, da dieser sich einfach wie auf Wolken schwebend anfühlt. Insgesamt ist Pätzold aber sicherlich eine Ausnahme im Lyx-Programm, da man bei ihr eher ruhige und süße Liebesgeschichten präsentiert bekommt, aber genau das hat mich in ihrer Stilistik völlig überzeugt. Deswegen war für mich völlig klar, ihre nächste Reihe zu lesen, die sich rund um das Eiskunstlaufen dreht. Da ich mich völlig in die Netflix-Serie „Spinning Out“ verliebt habe, die dann aber doch nicht über eine Staffel hinausgekommen ist, habe ich vor allem gehofft, diese Welt in der neuen Reihe wiederzuentdecken.

„Right Here“ ist definitiv als Buch von Pätzold zu erkennen, auch wenn wir uns in einem gänzlich anderen Setting sowie thematischem Inhalt wiederfinden, aber eben dieser Schreibstil, wo jedes Wort sitzt, den würde ich überall wiedererkennen. Bei LOVE NXT wurde die Geschichte von Ella und Jae-yong über drei Bände erzählt, was sich tatsächlich im dritten Band dann doch etwas ausgeleiert hat, aber hier hat sich Pätzold entschieden, in zwei Bänden von unterschiedlichen Paarungen zu erzählen. Daher erledigt sich der Vorwurf des langatmigen Erzählens relativ schnell, auch wenn ich sagen muss, dass „Right Here“ dennoch eine sehr ruhige Geschichte ist. Es ist eben keine Erzählung, bei der ständig etwas Neues passiert, sondern wo es vor allem um das persönliche Wachsen von Hauptfigur Lucy geht. Was sicherlich auch zu der fehlenden Ereignishaftigkeit beiträgt, ist die Tatsache, dass Pätzold auch weiterhin nur die weibliche Perspektive anbietet. In diesem Stil ist der NA überwiegend gestartet, aber inzwischen muss ich wirklich sagen, dass ich die männliche Perspektive brauche, um wirklich ein umfassendes Bild zu gewinnen. Tatsächlich hat mich das bei LOVE NXT aber nicht so sehr gestört, weil ich es dort genau richtig gewählt fand, gemeinsam mit Ella die Welt des K-Pops zu entdecken. Hier aber sind Lucy und Jules als ihr Gegenpart definitiv auf einer Ebene und Jules war ein so wunderbarer Kerl, dass ich auch wirklich gerne mehr von ihm mitbekommen hätte, denn er hatte genauso etwas zu erzählen, wie das bei Lucy der Fall war.

Bei Jules, seiner Mutter, die einfach abgehauen ist, der alkoholkranke Vater sowie die Verantwortung für den jüngeren Bruder, all das waren Aspekte, die ich extrem spannend fand und die ich gerne mal durch seine Gedanken erkundet hätte. Es heißt keinesfalls, dass Lucys Perspektive nicht ausreicht, aber manchmal begegnet man einfach männlichen Protagonisten, die viel zu sagen haben und denen man das dementsprechend auch gerne ermöglichen würde. Aber zurück zu Lucy. Ich fand sie definitiv sehr sympathisch, was natürlich vor allem daran liegt, dass Pätzold mit ihrer Art des Schreibens einen Zugang ermöglicht, der schnell den Eindruck erweckt, man sei selbst Lucy. Aber auch ohne diese Illusion, selbst Lucy zu sein, habe ich sehr, sehr viel in ihr von mir wiedererkannt, weswegen mich auch diese Kämpfe gegen sich selbst sehr berührt haben. Dementsprechend kann ich sagen, das ist alles echt, was sie durchlebt und deswegen war ich am Ende stolz, dass sie auf ihre Weise einen Weg in die richtige Richtung gefunden hat. Es ist kein Happy End am Ende, aber es ist die Gewissheit, dass man Lucy guten Gewissens wieder sich selbst überlassen kann.

Dennoch haben mich zwei Punkte irritiert und das war zunächst mal die Darstellung des Eiskunstlaufens. Ich hatte im Vorfeld wirklich gedacht, dass dieser Sport im positiven Sinne Lucys Lebenspunkt ist, was aber gar nicht so war. Das finde ich in der Sache auch gar nicht falsch, weil mehr als nachvollziehbar deutlich wurde, dass Eiskunstlaufen zu sehr Pflicht als wirkliche Freude geworden war. Aber dementsprechend ist die Thematik nach und nach mehr fallen gelassen worden und das war irgendwie dann doch schade. Vielleicht wird das im zweiten Band wieder anders. Der zweite Aspekt war die Darstellung der Eltern. Oft haben wir grässliche Elternfiguren, bei denen man wirklich merkt, dass sie gar nicht wissen, was Elternschaft genau bedeutet. Aber ich glaube nicht, dass das bei Lucys Eltern der Fall war. Das wiederum hat einige Konflikte etwas merkwürdig erscheinen lassen. Gerade bei der Mutter hat man doch deutlich gemerkt, dass sie um ihr Kind sehr besorgt war, weswegen es mir nicht in den Kopf wollte, dass sie das Wohlergehen und die Entfremdung völlig aus den Augen verloren bzw. nicht bemerkt hat. Die Liebesgeschichte mit Jules trifft es mit ‚süß‘ wirklich am besten. Es war sicherlich keine Bäm-Liebesgeschichte, aber es ging eben nicht um Liebe alleine, weswegen das Verhältnis für mich stimmig war.

Fazit: „Right Here“ passt wieder einwandfrei zu Anne Pätzold und hat mir schöne Lesestunden beschert. Zwar hätte ich mir die Einbindung von Eiskunstlauf etwas anders vorgestellt und auch die Elternbeziehung war seltsam, aber Lucy war eine tolle Protagonisten, die ich gut in jeder Sekunde nachvollziehen konnte. Schade nur, dass wir nicht auch Jules‘ Perspektive bekommen haben.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Abschluss einer sehr erwachsen geschriebenen Reihe

Runaway
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Es ist schon verrückt, dass die erste von Anabelle Stehl veröffentlichte Buchreihe mit „Runaway“ nun schon ihr Ende findet, denn ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich erfuhr, dass eine ...

Es ist schon verrückt, dass die erste von Anabelle Stehl veröffentlichte Buchreihe mit „Runaway“ nun schon ihr Ende findet, denn ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich erfuhr, dass eine meiner liebsten Buchbloggerinnen bald selbst veröffentlichen wurde. Während ich „Breakaway“ an manchen Stellen noch etwas unrund fand, hat mir „Fadeaway“ schon deutlich besser gefallen, wie sieht es nun also mit dem Abschluss aus?

Insgesamt muss ich wirklich sagen, dass Anabelle eine thematisch sehr reife Trilogie gelungen ist, denn gerade durch den Podcast war auch noch mal der Raum geöffnet für sehr sensible Themen und ich muss wirklich den Hut ziehen, dass die Autorin das mit viel Respekt angegangen ist und daraus sehr unaufgeregte Geschichten entwickelt hat, die tatsächlich eher inhaltlich denn von der Spannung her in Erinnerung bleiben werden. Gerade für „Runaway“ gilt das meiner Meinung nach besonders, denn Elias und Miriam sind beides Menschen, die tief in sich ruhen, weswegen es kaum verwunderlich ist, dass das Buch keine großen Ausbrüche oder sonstige dramatische Auseinandersetzungen zu bieten hat. Umgekehrt bietet das natürlich immer die Gefahr von Langeweile, das muss man einfach mal so hart sagen, aber ich finde es dennoch richtig, dass Anabelle dem ersten Eindruck zu Elias und Miriam so treu geblieben ist und sie nicht zu anderen Charakteren hat werden lassen.

Deswegen würde ich das auch mit „erwachsen“ charakterisieren, denn man merkt es der Autorin deutlich an, dass sie sich auch nicht gezwungen sieht, ein bestimmtes Muster zu bedienen, sondern die Geschichten erzählt, die sie zwischen den Seiten sehen will. Da finde ich es auch mutig, dass die Frau den ersten Schritt zum Kuss hin macht, dass er sie zunächst abweist und dass sie ewig brauchen, um sich wirklich zu finden. Es ist damit wirklich so gar nicht typisch für NA und das mag einige abschrecken, weil man in dem Genre ja auch mag, immer das zu kriegen, was man bekommen möchte, aber ich habe Respekt vor Anabelles Entscheidung. Zumal dann auch die Themen bei Elias und Miriam so mitten aus dem Leben gegriffen sind und nicht künstlich aufgebauscht sind. Miriams Geschichte ist wahrscheinlich nicht völlig typisch mit der Abtreibung, aber ich finde es wirklich einnehmend, wie die verschiedenen Perspektiven dargestellt wird. Bei Elias wiederum ist das Thema Selbstfindung gegeben, das wir in unseren 20ern nur alle zu gut kennen und ich finde auch die Botschaft, lieber das zu machen, was einen glücklich macht als nur das, was einen höchstens reich macht, sehr wichtig. Und ich fand es auch wichtig, wie die beiden füreinander so unaufgeregt da waren. Das hat meinem Seelenheil richtig gut getan.

Mir hat es am Ende auch noch mal richtig gut gefallen, dass Lia als Hauptfigur des ersten Bandes den Epilog bekommt, denn mit ihr hat alles angefangen. Sie hat tatsächlich alles, was danach kam, in Gang gesetzt und so wurde richtig schön ein Kreis geschlossen. Das zeigt auch die Liebe von Anabelle für ihre Reihe und ich glaube, wenn man merkt, wie wichtig der Autorin die Reihe war, dann schafft das auch noch mal zwischen Leser*in und Buch eine andere Bindung.

Fazit: Ich bin nach drei veröffentlichten Büchern wirklich sehr stolz auf Anabelle Stehl, denn sie hat sich nicht gescheut, ihre Bücher nicht ganz nach dem üblichen Schema zu schreiben, sondern auch mal mutige Schritte zu wagen. Zudem hat sie sich auch bei den Themen nicht gescheut in die vollen zu gehen, was Respekt abverlangt. All das bestätigt sich in „Runaway“ noch einmal im Besonderen und deswegen bin ich mit der Reihe wirklich zufrieden.

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Veröffentlicht am 29.07.2021

Thematisch viele emotionale Brocken

A Reason To Stay
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Jennifer Benkau hat sich bislang als eine sehr breit aufgestellte Autorin ausgezeichnet. Mit „Das Reich der Schatten“-Reihe und „One True Queen“ hat sie ihre bislang wohl größten Erfolge gefeiert. Nun ...

Jennifer Benkau hat sich bislang als eine sehr breit aufgestellte Autorin ausgezeichnet. Mit „Das Reich der Schatten“-Reihe und „One True Queen“ hat sie ihre bislang wohl größten Erfolge gefeiert. Nun versucht sie sich mit „A Reason to Stay“ erstmals im New Adult Genre, was natürlich für mich dann immer ein sehr passender Anknüpfungspunkt ist, weil ich mich dort in den letzten Jahren am wohlsten fühle.

Was für Jennifer Benkau relativ schnell auszumachen ist, ist die Tatsache, dass sie thematisch keine halben Sachen macht. Stattdessen muss man sagen, dass sie ein schwerwiegendes Thema nach dem anderen auspackt. Mit Depressionen, Rassismus und Kleptomanie sind wirklich drei Schwergewichte dabei, die gleichzeitig definitiv die Fallhöhe sehr hoch ansetzen, denn bei solchen Themen muss man Fingerspitzengefühl haben. Fingerspitzengefühl kann man Benkau auch definitiv nicht absprechen, denn alle Themenblöcke werden mit Bedacht angegangen und alle bekommen ihren Raum gewährt. Das wird vor allem durch sehr intensive Dialoge unterstützt, wo die jeweils betroffene Hauptfigur ihr Innenleben ausführlich darstellen kann. Während die erste Hälfte dabei Cedric gehört, ist es in der zweiten Hälfte Billy. Dennoch trotz des Feingefühls für mich war es ehrlich gesagt deutlich zu viel des Guten. Denn schaue ich mir das gesamte Buch im Rückblick noch einmal an, dann sind ausgelassene, fröhliche Momente nur sehr, sehr selten zu finden. Die emotionale Schwere ist wirklich enorm. Während ich bei manchen Büchern aus dem NA-Genre nicht ganz verstehe, ob es eine Triggerwarnung gebraucht hätte, hätte es die hier doppelt und dreifach gebraucht.


Ein weiteres Problem von „A Reason to Stay“ ist auch, dass der Einstieg nicht ganz so gut gelingt. Man merkt, dass Billy und Cedric beide Geheimnisse haben und die werden so bewusst verschleiert, dass es oftmals schwer ist, direkt einen Pack an bei ihnen zu finden. Deswegen haben für mich auch die Funken zwischen ihnen nicht wirklich gesprüht zumal es dann auch zu schnell ging. Die Autorin wollte eilig die Beziehung zwischen ihnen herstellen, um ans Eingemachte zu gehen, aber da war es dann leider schwierig, die Leser*innen von Anfang an einzufangen. Hat man aber einmal diesen Punkt überwunden, dann muss man anerkennen, dass Benkau eine wahrlich gute Erzählerin ist. Sie gibt Cedric und Billy sowie ihren engsten Nebenfiguren so viel Tiefe, das ist schon sehr beeindruckend. Während oft bei NA das Problem ist, dass es in den entscheidenden Momenten zu oberflächlich bleibt, muss sich Benkau diesen Schuh nicht anziehen. Vielleicht hätte es dem Buch noch besser gestanden, wenn nicht gleich so viele thematische Brocken angegangen worden wären, dann hätte Benkau aus weniger noch mehr machen können und vor allem ihren Figuren auch noch mehr Freudenmomente gewähren können.

Da ich „A Reason to Stay” als Hörbuch hatte, möchte ich im abschließenden Abschnitt noch einmal darauf eingehen. Für mich ist es immer eine riesige Gewöhnungssache mit den Stimmen, aber sowohl bei der Sprecherin als auch bei dem Sprecher hat sich zum Glück schnell ein Gewöhnungseffekt eingestellt. Vielleicht ist es nicht immer gelungen, die Stimmen von anderen entscheidend abzusetzen, aber für sich individuell haben sie einen guten Job gemacht.

Fazit: Jennifer Benkau kann sich durchaus auch weiterhin im NA-Genre ausprobieren (ein zweiter Band ist ja schon angekündigt), denn sie beweist, dass sie viel inhaltliche Tiefe anbieten will und das qualitativ auch bringen kann. Vielleicht ist es zu viel des Guten an manchen Stellen, weil die thematischen Brocken tatsächlich groß sind und so nur wenige freudige Momente möglich sind, aber da das Genre oft eher den gegenteiligen Eindruck hinterlässt, zu viel Oberflächlichkeit, ist der Weg genau richtig.

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