Profilbild von Dreamworx

Dreamworx

Lesejury Star
offline

Dreamworx ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dreamworx über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2021

Christiane von Goethe - eine liebende Frau

Frau von Goethe
0

1788 Weimar. Die lebenslustige Christiane Vulpius stammt aus ärmlichen Verhältnissen und hat eine Anstellung als einfache Putzmacherin in einer Seidenblumenfabrik. Als ihr Bruder Christian sie um einen ...

1788 Weimar. Die lebenslustige Christiane Vulpius stammt aus ärmlichen Verhältnissen und hat eine Anstellung als einfache Putzmacherin in einer Seidenblumenfabrik. Als ihr Bruder Christian sie um einen Botendienst bittet, lernt sie den bekannten Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe kennen, dem sie den Brief übermitteln soll. Zwischen Goethe und Christiane entwickeln sich schnell starke Gefühle, so dass sie bald zu einem Liebespaar werden. Einige Zeit gelingt es ihnen, ihr Verhältnis vor der Weimarer Gesellschaft zu verbergen, doch schon bald sorgt ihre Beziehung für einen Skandal, gilt Goethe doch als begehrter und angesehener Junggeselle, während Christiane aus der untersten Gesellschaftsschicht stammt. Obwohl nicht verheiratet, ist Christiane schon bald schwanger und schenkt Goethe das erste Kind. Entgegen aller Tuscheleien und Anfeindungen der Weimarer Gesellschaft, besonders durch Goethes ehemaliger engen Vertrauten Charlotte von Stein, bleibt das Liebesverhältnis zwischen Goethe und Christiane innig und stabil. Christiane erhält zwar nie Zugang zum erlauchten Kreis der oberen Gesellschaft, doch ist es ihr auch nicht so wichtig wie die Liebe zu ihrem Johann Wolfgang. Sie stärkt ihm den Rücken und ist es zufrieden, einfach bei ihm zu sein, auch ohne Trauschein, was sie in den Augen der Gesellschaft dem Pöbel gleich zu einer gefallenen Frau machte. Sie hat all die Demütigungen und Beschimpfungen klaglos hingenommen, bis Goethe sie 1806 dann doch endlich ehelichte und zur rechtmäßigen Frau an seiner Seite machte…
Beate Rygiert hat mit „Frau von Goethe“ einen sehr unterhaltsamen, exzellent recherchierten historischen Roman vorgelegt, dem sie wahre Persönlichkeiten zugrunde legte und mit viel Phantasie Fiktion und Tatsachen miteinander verwebte, um Christiane Vulpius post mortem eine Hommage zuteilwerden zu lassen, die ihr gebührt. Der flüssige, bildhafte und anrührende Erzählstil nimmt den Leser mit zurück ins 18. Jahrhundert nach Weimar, wo er die junge Christiane kennenlernt, die sich als Putzmacherin verdingt und den begehrtesten Junggesellen Weimars mit ihrer frischen unkonventionellen Art den Kopf verdreht. Sie lässt sich auf eine Beziehung ein, die ihr eigentlich nur Nachteile bringen kann, denn sie lebt unverheiratet mit Goethe zusammen, ist nicht von Stand, bekommt ein Kind und ist überhaupt nicht abgesichert. Ihre Ängste und Zweifel, aber auch ihre Zuversicht sind für den Leser immer spürbar, auch in ihrer Beziehung zu Johann. Doch sie erträgt alles mit einer Grandezza, lässt die offenen Beschimpfungen und Beleidigungen an sich abprallen, hegt und pflegt Goethes Mütchen, während sie die Familie zusammenhält und sich um alles kümmert, damit Goethe sich seinen Schriften widmen kann. Und während der Leser Christiane bei ihrem alltäglichen Spießrutenlauf wie ein Schatten folgt, wird die damalige Zeit von der Autorin wunderbar lebhaft in Szene gesetzt.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften versehen, sie wachsen dem Leser schnell ans Herz und lassen ihn mitfiebern. Christiane ist eine lebensfrohe, unprätentiöse Frau, tatkräftig, pragmatisch, hilfsbereit, aufopfernd, vor allem mutig, sich den Widerständen in den Weg zu stellen und Bosheiten an sich abprallen zu lassen. Sie geht für ihre Liebe ein großes Risiko ein und bereut doch nichts. Goethe selbst ist eine Künstlerseele, der allerdings Christianes Wesen überaus wertschätzt. Einzig seine Weigerung, sie zu heiraten, lässt ihn einige Punkte beim Leser verlieren, doch diesen Fehler korrigiert er ja am Ende doch noch.
„Frau von Goethe“ überzeugt mit wunderschönem Erzählstil, Einblick in eine interessante historische Epoche, akribischer Recherche und vor allem mit einer Frau, für die man nur Hochachtung empfinden kann. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau und Christiane Vulpius stand hinter Goethe. Ihr gebührt Respekt und Achtung! Wunderbar geschrieben, absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.09.2021

Seelenverwandtschaft

Meine Freundin Lotte
0

1921 Berlin. Die Jüdin Lotte Laserstein träumt von einer Karriere als Malerin, doch die Aufnahme für ein Studium an der Kunstakademie als Frau gleicht einem Sechser im Lotto. Doch Lottes Unbeirrbarkeit ...

1921 Berlin. Die Jüdin Lotte Laserstein träumt von einer Karriere als Malerin, doch die Aufnahme für ein Studium an der Kunstakademie als Frau gleicht einem Sechser im Lotto. Doch Lottes Unbeirrbarkeit und ihr Durchsetzungsvermögen sowie ihre Sturheit machen es möglich. In der Fotografin Traute Rose findet sie schnell eine enge Vertraute und Seelenverwandte, denn auch sie ist eine emanzipierte Frau, die sich keinen Regeln unterwerfen will und die Lottes Liebe für die Kunst teilt. Schnell avanciert Traute zu Lottes Muse und Lieblingsmodell, die mit viel Talent sogar die Meisterklasse an der Kunstakademie absolviert. Die immer größere werdende politische Macht der Nazis sowie ihre antisemitische Haltung zwingen Lotte dazu, 1937 die Flucht nach Schweden zu suchen, während Traute in Berlin zurückbleibt. Die beiden Freundinnen sehen sich jahrelang nicht wieder. 1961 reist Traute mit ihrem Ehemann Ernst nach Schweden, um Lotte dort in ihrem Domizil zu besuchen. Doch die einstige Vertrautheit will sich nicht so recht einstellen…
Anne Stern hat mit „Meine Freundin Lotte“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der in einem wohldosierten Mix aus Fiktion, Teilbiografie und wahren Begebenheiten nicht nur die Freundschaft zwischen der Malerin Lotte Laserstein und Traute Rose thematisiert, sondern vor allem das Leben der Künstlerin Lotte näher in Augenschein nimmt. Der flüssige, farbenprächtige und teils poetische Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise antreten in die goldenen Zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, um dort über wechselnde Perspektiven Lotte und Traute sowie ihre Lebensumstände, Träume, Gedanken- und Gefühlswelten kennenzulernen. Die akribische Recherche der Autorin macht sich in der Handlung bezahlt, denn Stern lässt den Leser nicht nur den gesellschaftlichen und politischen Hintergrund gemeinsam mit den Protagonistinnen erleben, sondern webt auch viele Informationen zur Künstlerin Laserstein selbst in die Geschichte mit ein, so dass Lotte mehr und mehr zu einer Frau wird, die man persönlich zu kennen glaubt. Gleichzeitig lässt Stern mit farbenfrohen Beschreibungen die Landschaft Schwedens vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, setzt aber auch die Gemälde von Lotte Laserstein schön ins Bild. Die Differenzen zwischen den beiden Frauen offenbaren sich dem Leser erst nach und nach durch deren Unterhaltungen, die oftmals gleichzeitig auch wie eine Art Rückschau in die Vergangenheit fungieren.
Die Charaktere wurden von der Autorin liebevoll mit Leben gefüllt. Glaubwürdige menschliche Eigenschaften können den Leser von Beginn an überzeugen und lassen ihn an einer engen Freundschaft teilhaben, die vieles überdauert hat. Lotte ist eine Kämpferin, besitzt Stärke und Durchsetzungsvermögen. Sie hat ihren Traum genau vor Augen und setzt alles daran, diesen zu verwirklichen. Sie lässt sich keine Hindernisse in den Weg legen, folgt immer ihren Prinzipien. Traute ist Lotte gar nicht so unähnlich, auch sie ist eng mit der Kunst verbunden, hat in Lotte eine Seelenverwandte gefunden. Die beiden Frauen ergänzen und stützen sich über eine lange Zeit, bevor sich ihre Wege trennten.
Mit „Meine Freundin Lotte“ hat Anne Stern die Malerin Lotte Laserstein zum Leben erweckt. Die Mischung aus realen Fakten und Fiktion machen die Handlung zu einem Erlebnis der besonderen Art, denn genau so hätte es gewesen sein können. Der wunderschöne Erzählstil sowie die akribische Recherche der Autorin machen die Lektüre zu einem Erlebnis. Absolute Leseempfehlung!!

Veröffentlicht am 29.08.2021

„Meistens belehrt uns erst der Verlust über den Wert der Dinge.“ (Arthur Schopenhauer)

Solange es Liebe gibt
0

2010 Berlin. Julie muss einen schrecklichen Schicksalsschlag verkraften, denn sie hat ihren Ehemann Jannick und ihre Zwillinge bei einem Unfall verloren. Doch neben der ganzen Trauer um ihre Lieben stirbt ...

2010 Berlin. Julie muss einen schrecklichen Schicksalsschlag verkraften, denn sie hat ihren Ehemann Jannick und ihre Zwillinge bei einem Unfall verloren. Doch neben der ganzen Trauer um ihre Lieben stirbt auch noch ihr Vater, was sie notgedrungen zu einer Reise in ihre bayrische Heimat Dinzing veranlasst, in die sie seit 11 Jahren nicht mehr zurückgekehrt ist. Als wäre das nicht genug, erbt sie neben der familieneigenen Kaffeemanufaktur auch noch die Verantwortung für alle dort beschäftigten Mitarbeiter. Julie ist mit allem völlig überfordert, muss sich sehr zusammenreißen, um nicht zusammenzubrechen. Zusätzlich muss sie sich mit ihrer unbarmherzigen Großmutter Klara einen ständigen Kampf liefern, denn der alten Dame kann sie es nie recht machen. Doch je länger Julie sich in ihrer alten Heimat aufhält, umso mehr erfährt sie von der Vergangenheit ihres Vaters und dessen Familie, auch über Klara…
Hanni Münzer hat mit „Solange es Liebe gibt“ einen anrührenden Roman vorgelegt, der sich über zwei Zeitebenen erstreckt und den Leser mit gutgehüteten Familiengeheimnissen sowie menschlichen Schicksalsschlägen zu fesseln weiß. Der flüssige und gefühlvolle Erzählstil transportiert den Leser sofort mitten hinein in Julies Leben, an dem er regen Anteil nimmt. Empathisch und behutsam schildert die Autorin Julies Verfassung nach den furchtbaren Schicksalsschlägen, so dass der Leser diese hautnah miterlebt und nachvollziehen kann. Julie hat alles verloren und fällt ins Bodenlose, sämtliche Kraft ist aus ihr entwichen, so atmet und existiert sie nur noch, kaum in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Die Lage ist beklemmend und herzzerreißend, so dass der Leser sich in einer wahren Achterbahn der Gefühle wiederfindet und sich fragt, wie Julie jemals wieder aus diesem Loch herauskommen soll. Geschickt fädelt Münzer einen zweiten Handlungsstrang ein, der in die 1930er Jahre führt und das Leben von Julies Großmutter Klara wiederspiegelt, die als junge Frau ein hartes und einsames Leben fristete, bis sie ihr Herz an den reichen Erben Friedrich verlor. Die wechselnden Perspektiven gewähren einen tollen Lesefluss und schaffen gleichzeitig die benötigten Verschnaufpausen. Während man sich immer mehr von Julie und Klara vereinnahmen lässt und die Probleme in der Kaffeemanufaktur zu lösen versucht, deckt man gemeinsam mit Julie immer mehr von der Familienvergangenheit auf, die so allerlei Geheimnisvolles und Unerwartetes beinhaltet. Der Spannungsbogen hält sich auf einem guten Niveau und hält den Leser konstant in Atem.
Die Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail zum Leben erweckt worden und überzeugen mit ihren glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften, die sie dem Leser ans Herz wachsen und ihn mitfiebern lassen. Julie war bis zum Tag X eine offene, lebenslustige und rundum glückliche Frau. Doch das Schicksal hat ihr fast die Luft zum Atmen genommen, verzweifelt, kraftlos und lebensmüde vegetiert sie vor sich hin. Es dauert, bis sie wieder zu Kräften kommt, Stärke und Mut entwickeln und sich wieder auf andere Menschen einlassen kann. Klara ist eine beinharte Frau, die ebenfalls schon einiges erleben musste. Doch sie ist eine Kämpfernatur, hat Entscheidungen getroffen, die vielleicht nicht immer richtig waren. Aber eigentlich ist sie sich treu geblieben und auch ihre Handlungsweisen sind nachvollziehbar. Ebenso wichtig für die Geschichte sind Jannick, Niki, Richard Lanz und Hündchen Charòu, die Licht und Strahlen in die teils doch recht traurige, emotionsgeladene Geschichte bringen.
„Solange es Liebe gibt“ ist eine Achterbahn der Gefühle über Liebe, Verlust, Familie und alte Geheimnisse, aber auch über neue Chancen und Lebensrichtungen. Empathisch und packend erzählt, wobei die Geschichte auch zum Nachdenken anregt. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.08.2021

Das Glück spielt immer die erste Geige...

Bella Musica
0

Die 33-jährige Halbitalienerin Luna betreibt mit ihrem Bruder Lorenzo in München ein gut frequentiertes italienisches Restaurant. Obwohl schwanger und verlobt mit Chefkoch Diamantino, ist Luna nicht glücklich. ...

Die 33-jährige Halbitalienerin Luna betreibt mit ihrem Bruder Lorenzo in München ein gut frequentiertes italienisches Restaurant. Obwohl schwanger und verlobt mit Chefkoch Diamantino, ist Luna nicht glücklich. Als sie eine Fehlgeburt erleidet, reist Luna gemeinsam mit ihrer Freundin Gitta und einer sehr alten Geige im Gepäck ins italienische Cremona. Dort möchte sie nicht nur Abstand bekommen, sondern vor allem mehr über ihren Vater Daniele herausfinden, der die Familie vor 27 Jahren verlassen hat, als Luna noch ein 6-jähriges Kind war. Seitdem hat sie ihn nie wiedergesehen, alles, was ihr von ihm blieb, ist die alte von ihrer Großmutter Anna Battisti gefertigte Geige. Gemeinsam mit Gitta macht sich Luna auf Spurensuche und deckt nach und nach Teile ihrer Familiengeschichte auf, wobei sie auch ein altes Geheimnis an die Oberfläche holt…
Stefanie Gerstenberger hat mit „Bella Musica“ einen wunderschönen, gefühlvollen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der zwei Zeitebenen in sich vereint und von einer alten Familiengeschichte erzählt. Der flüssige, bildhafte und anrührende Erzählstil lässt den Leser schnell an die Seite von Luna gleiten, um ihre Gedanken- und Gefühlswelt zu erkunden und auch ihr Leben kennenzulernen. Durch die empathische und feine Zeichnung der Autorin merkt der Leser schnell, dass Luna unzufrieden und auf der Suche ist. Während man mit der Hauptprotagonistin nebst Freundin nach Italien reist, erlebt man Luna immer wieder zweifelnd, wankend, aber auch empfindsam, neugierig und voller Erwartungen. Gerstenbergers Liebe zu Italien blitzt aus jedem Wort der Geschichte hervor, während sie den Leser an der Seite von Luna langsam die alte Familiengeschichte entdecken lässt. Während dieser sich mit Luna in der Gegenwart auf die Suche macht, erlebt er gleichzeitig die Vergangenheit von Lunas Großmutter Anna Battisti, die von ihrem Vater das Geigenbauerhandwerk gelernt und die kleine Geige „La Piccola“ gefertigt hat. Anna durfte zur damaligen Zeit als Frau die Werkstatt ihres Vaters nicht übernehmen, es waren andere Zeiten und den Frauen wurde vieles verwehrt. Das einzige, was sie ihrem ältesten Sohn vermacht, ist die von ihr gefertigte Geige, die Lunas Vater Daniele an seine Tochter weitergab, bevor er verschwand. Nach und nach werden immer mehr Hinweise gestreut, so dass sich das Puzzle für den Leser zusammensetzt und dieser gemeinsam mit Luna den alten Geheimnissen auf die Spur kommt. Ob Cremona oder Sizilien, Gerstenbergers Schilderungen sind so farbenfroh und nahbar, dass der Leser den Duft von Kräutern, Meer und Zitronen regelrecht in der Nase trägt, während er mit Luna und Gitta auf Reisen ist. Sehr anschaulich, geradezu virtuos hat die Autorin zudem das Geigenbauerhandwerk dargestellt, was vor allem in Cremona eine lange Tradition hegt und viel Geschick und künstlerisches Talent erfordert, bis dieses Instrument seinen einzigartigen Klang erhält.
Die Charaktere sind lebensnah und mit menschlichen Eigenschaften authentisch ausgestattet, sie machen es dem Leser leicht, sich ihnen nahe zu fühlen und ihnen auf Schritt und Tritt zu folgen. Luna ist eine Frau auf der Suche nach ihren Wurzeln. Sie fühlt sich verloren, verlassen, verzweifelt und nicht wirklich angekommen. Erst bei ihrer Spurensuche in Italien lebt sie auf, wird aufgeschlossener, unternehmungslustiger und vor allem immer lebendiger. Man merkt richtig, wie bei ihr der Lebensmut zurückkehrt. Gitta ist eine tolle Freundin, die Luna beisteht und mit dem nötigen Humor vielen Situationen die Strenge nimmt. Anna war eine Kämpfernatur mit genügend Kraft für Widerstand. Sie liebte ihr Handwerk und hat sich mit ihren Kindern in einer schweren Zeit nicht unterkriegen lassen. Aber auch Valentino, Fabio, Ignazio, Daniele und weitere Protagonisten machen die Geschichte durchweg rund und gelungen.
„Bella Musica“ ist von Anfang bis Ende ein absolutes Highlight: italienisches Flair, Musik, Liebe, alten Familiengeheimnisse und starke Protagonisten geben hier ein Stell-dich-ein. Wunderbar berührend erzählt! Absolute Leseempfehlung – Chapeau!!!

Veröffentlicht am 22.08.2021

Amelies harter Kampf

Die Ärztin - Der Weg einer unerschrockenen Frau
0

1914 Berlin. Amelie von Liebwitz hat sich gegen alle Widrigkeiten zur Wehr gesetzt und ist nun Doktorin am Berliner Curias-Klinik, wo sie als Chirurgin tätig ist. Dort muss sie sich immer noch gegen ihre ...

1914 Berlin. Amelie von Liebwitz hat sich gegen alle Widrigkeiten zur Wehr gesetzt und ist nun Doktorin am Berliner Curias-Klinik, wo sie als Chirurgin tätig ist. Dort muss sie sich immer noch gegen ihre männlichen Kollegen durchsetzen. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs bietet Amelie nach einem Behandlungsfehler die Möglichkeit sich als Frau beim Militär zu melden. Sie wird als Ärztin in Bosnien eingesetzt, wo sie sich um die Versorgung der Frauen eines Bordells kümmert. Während der Krieg tobt, begegnet sie ihrer früheren großen Liebe Ernst Szabo wieder. Doch auch ein Geheimnis aus der Vergangenheit holt Dr. Amelie von Liebwitz wieder ein…
Sabine Fisch hat mit „Der Weg einer unerschrockenen Frau“ den zweiten Band ihrer historischen Reihe um die Ärztin Dr. Amelie von Liebwitz vorgelegt, der dem Vorgänger an Unterhaltungswert in nichts nachsteht. Auch hier besticht die Autorin mit akribischer Recherche und lässt die damalige Rolle der Frau wieder lebendig werden. Der flüssige, farbenfrohe, fesselnde und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser ins vergangene Jahrhundert eintauchen, wo er sich an der Seite von Amelie wiederfindet und sie auf ihrem harten Weg begleitet. Amelie ist eine Kämpfernatur, die sich in einer männerdominierten Welt zu behaupten weiß, wenn sie auch weiterhin der Missgunst und den Anfeindungen ihrer männlichen Kollegen gegenübersteht. Doch sie gibt den äußeren Anschein, dass alles an ihr abprallt, wenn es sie auch innerlich beschäftigt, und bleibt souverän. Der Einsatz in Bosnien ist für die Autorin der richtige Ansatzpunkt, um auf die Frauen aufmerksam zu machen, die während des Krieges unter Zwang dazu gedrängt wurden, ihren Körper zur Verfügung zu stellen, um ihre Familien zu ernähren. Die Schilderungen jagen den Leser durch eine Achterbahn der Gefühle und zeigen einmal mehr auf, dass Männer zu allen Zeiten Frauen für ihre Belange missbraucht haben. Überraschende Wendungen sowie die Begegnung mit einer alten Liebe lassen die Spannung immer wieder ansteigen und vor allem das Geheimnis aus der Vergangenheit lässt den Leser mitfiebern und unterstreicht Amelies großen Familiensinn.
Die Charaktere sind authentisch und lebensnah gestaltet, sie lassen mit ihren menschlichen Ecken und Kanten keine Wünsche offen. Der Leser verschmilzt mit Amelie und folgt ihr als unauffälliger Schatten. Amelie ist eine starke, selbstbewusste Frau, die ihren Beruf liebt und sich von niemandem beirren lässt. Sie ist hilfsbereit, mutig und vor allem kämpferisch, wenn es um die Dinge geht, die ihr am Herzen liegen. Ihre Intelligenz, Neugier sowie ihr Können bringt ihre männlichen Kollegen gegen sie auf, die mit Misstrauen und Neid reagieren, während einige wenige sie ohne Vorbehalte bewundern.
Mit „Die Ärztin-Der Weg einer unerschrockenen Frau“ ist der Autorin erneut ein sehr unterhaltsamer historischer Roman gelungen, der durch die akribische Recherche die damalige Zeit wunderbar wiederspiegelt und den Leser auf eine spannende Reise mitnimmt. Absolute Leseempfehlung!