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Veröffentlicht am 05.01.2022

Tempe Brennans 16. Fall

Totengeld
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Eine junge Frau wird tot in Charlotte gefunden, ihre Leiche achtlos in einem Straßengraben deponiert. Keine Papiere, keine sonstigen Hinweise auf ihre Identität. Forensikerin Tempe Brennan wird bei der ...

Eine junge Frau wird tot in Charlotte gefunden, ihre Leiche achtlos in einem Straßengraben deponiert. Keine Papiere, keine sonstigen Hinweise auf ihre Identität. Forensikerin Tempe Brennan wird bei der Untersuchung klar, dass es sich nicht um einen Unfall handelt. Der zuständige Detective Slidell hat schnell eine Erklärung: eine illegale Prostutuierte, die anscheinend niemand vermisst. Aber Tempe ist sich da nicht so sicher.
Gleichzeitig bekommt sie den Fall eines Schmugglers auf den Autopsietisch, der kuriose mumifizierte Artefakte in die USA schleust. Bei ihren Recherchen stößt sie auf eine Verbindung zwischen dem toten Mädchen und dem anscheinend lukrativen Handel mit Schmuggelware. Aber wie hängt das Ganze zusammen?
Und dann bittet auch noch Tempes Ex-Mann Pete sie um einen Gefallen und sie fliegt in ihrer Eigenschaft als Beraterin für das Militär mitten ins Kriegsgebiet nach Afghanistan. Auch in der Hoffnung, ihre Tochter Katy einmal wiederzusehen. Doch auch hier lässt sie der Gedanke an das tote Mädchen nicht los. Denn sie hat ihr versprochen, dass sie herausfindet, wer sie ist und wer ihr das angetan hat.

"Totengeld" ist bereits der 16. Fall für die forensische Anthropologin Tempe Brennan. Kleine Anmerkung am Rande: Ich finde, der Originaltitel "Bones of the lost" hätte besser gepasst.

Ansonsten hat mir das Buch wieder gut gefallen. Ich mag die Reihe einfach und es ist schließlich nicht einfach, über so viele Jahre und Geschichten, die Spannung gleichbleibend oben zu halten. Kathy Reichs gelingt das meiner Meinung nach aber sehr gut. Sie weiß schließlich, wovon sie schreibt.

Schade nur, dass Ryan nicht dabei war. Die Diskussionen zwischen ihm und Tempe haben immer einen hohen Unterhaltungswert in den Büchern. Wobei der Schlagabtausch zwischen ihr und Slidell auch oft zum Schmunzeln ist. Und Kater Bird natürlich, der heimliche Star der Reihe. 😉

Den Teil mit Afghanistan und Tempes Einsatz für das Militär fand ich zunächst ein wenig irreführend, da nicht direkt ersichtlich ist, wohin das Ganze führen wird. Aber zum Ende wird klar, dass das "Intermezzo" doch Sinn macht und nicht einfach nur eine Lobeshymne auf das US-Militär sein soll. Trotzdem wird beim Lesen klar, dass Amerika anscheinend immer noch vom Einsatz in Afghanistan überzeugt ist. Allerdings ist das Buch auch von 2013.

Einem Zitat von Tempe, das wahrscheinlich auch die Meinung der Autorin widerspiegelt, stimme ich nur zu gerne zu: "Aber absolut keine Toleranz habe ich für einen Glauben, der nicht nur Mädchen jegliche Bildung verweigert, sondern zudem den Missbrauch von Frauen entschuldigt, sogar gutheißt. Für ein Dogma, das Männern erlaubt, Angehörige meines Geschlechts zu schlagen, zu verstümmeln, ja sogar zu töten. Mein einziges Vorurteil. Ich verachte die Taliban. Und ich glaube fest daran, dass die Arroganz und Grausamkeit ihrer Gefolgsleute von Unwissenheit, Angst und männlicher Unsicherheit herrühren."

Fazit: Ein für mich weiterer spannender Teil der Reihe, mit einer Protagonistin, auf deren Wiedersehen ich mich jedes Mal freue wie bei einer alten Freundin.

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Veröffentlicht am 05.01.2022

Winterwunderwelt auf Sylt

Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer
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Luises Eltern führen seit Jahren eine Teestube auf Sylt, die schon Luises Großmutter gehört hat. Kurz vor Weihnachten fahren die Eltern zur Kur und Luise eilt zu Hilfe. Hier erfährt sie, dass es mit dem ...

Luises Eltern führen seit Jahren eine Teestube auf Sylt, die schon Luises Großmutter gehört hat. Kurz vor Weihnachten fahren die Eltern zur Kur und Luise eilt zu Hilfe. Hier erfährt sie, dass es mit dem "Kliffstübchen" nicht gut aussieht, die Gäste immer weniger werden und die Konkurrenz der schicken Cafés und Hotels auf Sylt größer. Aber Luise will nicht aufgeben, auch wenn sie sich dafür mit ihrer verbitterten Großmutter auseinander setzen muss. Sie ist überzeugt, das sie mit ihren selbstgemachten Teemischungen und leckeren Kuchen und Torten etwas Besonderes auf der Insel anbieten können. Zum Glück trifft sie auf den Konditor Moritz, der ein Zimmer über der Teestube mietet. Er erzählt ihr von einem alten Rezeptbuch seines Großvaters und gemeinsam versuchen sie das "Kliffstübchen" zu retten. Dabei stoßen sie auf ein lange gehütetes Familiengeheimnis, das sie weit in die Vergangenheit führt.
Ein Winter auf Sylt. Es ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe, abe sicher nicht mein letztes. Die Beschreibungen der Insel sind so bildhaft, obwohl ich selbst noch nie dort war, konnte ich alles vor mir sehen. Besonders schön fand ich die Darstellung des Sonnenaufgangs am Weihnachtsmorgen. Aber auch die Beschreibung der weihnachtlichen Dekorationen versetzt den Leser in die richtige Adventsstimmung.

Erzählt wird abwechselnd in der Ich-Form aus Sicht von Luise und aus Sicht von Moritz, das Kapitel ist immer mit dem jeweiligen Namen überschrieben. Dabei wird aber nichts wiederholt, sondern immer aus der Perspektive des Anderen weitererzählt.

Sylt ist für die Autorin die Heimat des Herzens, habe ich gelesen, und das merkt man. Sehr liebevoll beschreibt sie die Insel, gerade zur Weihnachts- und Winterzeit, und die Menschen, die dort leben. Gerade in dieser Zeit braucht man solche Geschichten von Menschen, die zusammenhalten, sich gegenseitig helfen und füreinander da sind.

Eine schöne Geschichte, die den Zauber eines Inselwinters wunderbar rüber bringt und wärmt wie eine Tasse Tee, z. B. "Winterzauber"

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Spannender 9. Fall für Nils Trojan

Der Eisjunge
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Nils Trojan ist eben zurück von seiner Auszeit auf einer Insel, da wird er schon an einen neuen Tatort gerufen. Im ersten Moment glaubt er, in einen absurden Albtraum geraten zu sein: Es sieht aus, als ...

Nils Trojan ist eben zurück von seiner Auszeit auf einer Insel, da wird er schon an einen neuen Tatort gerufen. Im ersten Moment glaubt er, in einen absurden Albtraum geraten zu sein: Es sieht aus, als würde ein Tier über dem Opfer kauern, denn der Mörder hat das Fell eines Rehs über die getötete junge Frau drapiert. Wenig später ereignet sich der zweite Mord, und wieder sind Mensch und Tier auf makabre Weise ineinander verschlungen. Aber was will der Täter mit seiner grausamen Botschaft mitteilen? In einem verlassenen Haus im Umland von Berlin stößt Trojan auf eine Fährte – und erkennt zu spät, dass er in eine mörderische Falle geraten ist ...

Von den sommerlichen Kanaren zurück in Berlin bei nasskaltem Novemberwetter. Nach drei Monaten kehrt Nils Trojan zu seinem neunten Fall zurück in die Hauptstadt. Und er ist noch gar nicht richtig angekommen, da wird er schon an den Schauplatz eines bizarren Mordes gerufen. Und es bleibt keine Zeit für Trojan, sich langsam wieder ins Arbeitsleben einzugewöhnen, denn es bleibt nicht bei der einen Toten.
Hauptsächlich wird die Geschichte aus der Sicht von Trojan erzählt, aber es gibt auch Kapitel aus der Perspektive von zwei anderen Personen, von denen eine den Leser sicher mit Absicht ein bisschen in die Irre führt.

Max Bentow schreibt wie immer spannend, oft mit einem kleinen Cliffhanger am Endes eines Kapitels, die Seiten fliegen schnell dahin und die ersten 100 Seiten waren in einem Rutsch gelesen.
Am Ende gibt es eine Auflösung, die ich so nicht erwartet hatte, was mal wieder beweist, dass der Autor sein Handwerk versteht.

Man kann das Buch auch als Einzelband lesen, wenn man mal wieder einen spannenden Psychothriller lesen möchte. Aber wenn man die Reihe kennt, ist es fast wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten und man kann die Entwicklung der Figuren und auch deren Verhalten sicher besser nachvollziehen.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Die Geschichte zweier Schwestern zwischen Kent und Usedom

Wie Träume im Sommerwind
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Der Rosenhof der Familie Jung auf Usedom besteht seit Generationen. Während Emilia es aber nach der Schule nicht mehr dort aushält und nach Paris geht, bleibt Clara dort und hilft ihren Eltern. Dann hat ...

Der Rosenhof der Familie Jung auf Usedom besteht seit Generationen. Während Emilia es aber nach der Schule nicht mehr dort aushält und nach Paris geht, bleibt Clara dort und hilft ihren Eltern. Dann hat sie mit Anfang 30 einen schweren Autounfall und liegt im Koma. In einem Brief bittet sie ihre Schwester, auf ihre beiden Kinder Lizzy und Felix aufzupassen, wenn ihr etwas passieren sollte. Emilia ist mit dieser Aufgabe vollkommen überfordert. Dann erfährt sie auch noch, dass der Rosenhof kurz vor der Insolvenz steht. Hat Clara deshalb eine Reise nach England gebucht, um dort nach Möglichkeiten zu suchen, den Familienbetrieb zu retten? Nach der Schule hat Clara in Kent die Sommerferien verbracht und in den berühmten Gärten von Sissinghurst Castle geholfen. Und was hat es mit dem alten Foto einer Rose auf sich, das Emilia in Claras Zimmer findet? Kurzentschlossen reist Emilia selbst nach Kent, zusammen mit ihrer Nichte Lizzy, in der Hoffnung, das zu Ende zu bringen, was Clara begonnen hat. Ihre Suche nach der verschollenen Rose führt sie von den Sissinghurst Gardens über Canterbury bis an die Küste nach St. Margaret's at Cliffe. Und dabei stößt sie nicht nur auf das Geheimnis der Rose, sondern auch auf die Vergangenheit ihrer Schwester.

"Wie Träume im Sommerwind" klingt vom Titel her nach einem einfachen Liebesroman, finde ich. Zum Glück habe ich mich davon nicht abschrecken lassen, denn sonst wäre mir die wunderbar erzählte Geschichte zweier Schwestern entgangen. Sie beginnt auf der Insel Usedom, wo die Familie Jung ihren Rosenhof hat. Clara liebt diesen Ort und bleibt auch nach der Schule im elterlichen Betrieb. Man würde sie wohl als die perfekte Tochter bezeichnen. In Rückblenden erfährt der Leser dann Dinge aus ihrer Vergangenheit, die ihre Familie bis heute nicht weiß.
Emilia dagegen ist eher aufmüpfig und lebhaft, feiert gerne und geht nach der Schule nach Paris, um Parfümeurin zu werden. Denn Düfte sind für sie sehr wichtig und mit jedem Duft verbindet sie eine Erinnerung. Nach Claras Unfall kommt sie aber doch zurück nach Hause und unterstützt ihre Eltern.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Der Autorin gelingt es wunderbar, die Landschaft lebendig werden zu lassen. Sei es nun der Rosenhof auf Usedom mit seinen vielen Düften oder die Gärten von Sissinghurst Castle. Ich war selbst schon zweimal in Südengland, aber leider bisher nicht dort. Auch Canterbury und St. Margaret's at Cliffe sind sehr anschaulich beschrieben. Am Beachy Head war ich selbst schon und kenne leider die tragische Geschichte dieses Ortes.

Natürlich geht es auch um Liebe in der Geschichte, aber auch um die Liebe in der Familie und zwischen Freunden, um Vertrauen, Freundschaft und Loyalität. Und darum, dass nicht alle Träume in Erfüllung gehen können, man aber trotzdem oder gerade deswegen sein Glück finden kann.

Fazit: Eine schöne Familiengeschichte, die ich gerne gelesen habe und weiter empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Der Windhof im Westerwald

Der Windhof
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Melanie ist seit zwei Jahren Witwe und hat das Gefühl, mit ihrem Mann gestorben zu sein. Sie zwingt sich zwar, jeden Morgen aufzustehen und eine gewisse Routine in ihren Alltag zu bringen, aber es fällt ...

Melanie ist seit zwei Jahren Witwe und hat das Gefühl, mit ihrem Mann gestorben zu sein. Sie zwingt sich zwar, jeden Morgen aufzustehen und eine gewisse Routine in ihren Alltag zu bringen, aber es fällt ihr unendlich schwer. David war ihre große Liebe, ihr ganzer Lebensinhalt und es gelingt ihr nicht, wieder ins Leben zurück zu finden. Da erhält sie einen Anruf ihrer Mutter. Mels Großmutter Lene ist mit fast neunzig Jahren gestürzt und ans Bett gefesselt. Ihre Mutter bittet Mel, für vier Wochen während der Zeit ihres lange gebuchten Urlaubs, auf den alten Bauernhof zu reisen und sich um Lene zu kümmern. Sie rafft sich auf und fährt in den Westerwald. In ihrer Erinnerung hat ihr die wortkarge Lene schon als Kind Angst eingejagt und der einsame Hof, wo nachts der Wind in den Bäumen flüstert und um die alten Mauern streicht, war ihr immer schon unheimlich. Der Empfang ist auch zunächst wenig herzlich, aber nach und nach nähern sich die beiden Frauen an und als Lene Melanie ihre Lebensgeschichte erzählt, beginnt sie die ältere Frau zu verstehen, ihr ganzes Verhalten gegenüber ihrer Familie in der Vergangenheit sieht sie plötzlich ein einem anderen Licht.

"Der Windhof" erzählt die Geschichte von zwei Frauen, die das Schicksal hart getroffen hat. Es wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Melanies Geschichte spielt in der Gegenwart. Wir lernen sie kennen, als sie durch den Tod ihres Mannes am Tiefpunkt ihres Lebens ist. Die Betreuung ihrer Großmutter nimmt sie nur auf sich, um ihrer Mutter einen Gefallen zu tun. Am Ende ist diese Entscheidung aber genau der richtige Weg, um selbst wieder zurück ins Leben zu finden.
Lenes Geschichte beginnt 1936 in Essen. Durch eine Entscheidung ihrer Eltern wird sie mit gerade mal siebzehn Jahren in den Westerwald geschickt, zu einem Mann, den sie kaum kennt. Erst mit der Zeit wird der Windhof auch ihr Zuhause. Dann kommt der Krieg, der alles verändert.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, besonders die Geschichte von Lene. Eine mutige Frau, die für ihre Familie, ihre Freunde und ihre Überzeugung kämpft und dafür auch ihr Leben riskiert.
Aber auch die Entwicklung von Melanie hat mir gefallen. Mit der Zeit erkennt sie endlich wieder, dass das Leben auch schön sein kann und dass es auch eine Zeit nach dem Tod ihres Mannes geben kann. Auch das sich bessernde Verhältnis zwischen Großmutter und Enkelin fand ich sehr schön beschrieben.

Auch die damalige Situation im Allgemeinen fand ich sehr realistisch dargestellt. Wer gegen das Regime war, war ein Feind und wurde sogar von den Menschen denunziert, mit denen er kurz zuvor vielleicht noch befreundet war. Das finde ich wirklich beängstigend und ich hoffe sehr, dass diese Zeiten nicht wiederkommen.

Wer Familiengeschichten mag, die auf zwei Zeitebenen spielen, dem kann ich "Der Windhof" auf jeden Fall empfehlen.

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