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Veröffentlicht am 04.06.2022

Fluchtgedanken

Das Haus des Leuchtturmwärters
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Das Taschenbuch hat ein schön gestaltetes Cover das in blassen Farben gehalten ist. Als Klappenbroschur hergestellt lässt es sich angenehm in der Hand halten und lesen.

Der Handlungsort des Buches spielt ...

Das Taschenbuch hat ein schön gestaltetes Cover das in blassen Farben gehalten ist. Als Klappenbroschur hergestellt lässt es sich angenehm in der Hand halten und lesen.

Der Handlungsort des Buches spielt an der mecklenburgische Ostseeküste in einem fiktiven Ort nahe Rostock. Es bewegt sich zwischen zwei Zeitebenen. Wobei den größten Raum die geplante Republikflucht einnimmt.
Das Wärterhaus wurde vom jeweiligen Leuchtturmwärter mit seiner Familie bewohnt.
Else ist die Protagonistin im Jahre 1962. Ihr Vater war 30 Jahre für den Turm zuständig. Sie ist jetzt 21 und mit ihrem Leben bei ihrem wortkargen Vater unzufrieden.

Franzi ist Autorin. Sie will ein neues Buch schreiben. Aber sie hat eine Blockade. So kommt ihr die Idee einen Sommer an dem Ort zu verbringen, wo sie vier glückliche Jahre ihrer Kindheit wohnte. Auch ihr Vater war einst Leichtturmwärter. Nun im Jahre 1992 ist er still gelegt und mit etwas Glück konnte sie das kleine Wärterhäuschen mieten. So kehrt sie nach 14 Jahren an diesen Ort zurück. Durch Zufall findet sie unter einem losen Dielenbrett ein altes Tagebuch. Diese gehörte einer Else. So wird der Leser mit Hilfe dieser alten Eintragungen in ihr Fühlen und Handeln in das Jahr 1962 versetzt.
Else und ihre beste Freundin sind unzufrieden mit Ihrem Leben. Sie fühlen sich eingeengt und wollen fliehen.
Kathleen Freitag versucht in dem Buch die Lebensverhältnisse im Jahr 1962 zu schildern. Leider hat sie sich vieler Dinge und Klischees bedient, die nicht in diese Zeit passen. Zum Beispiel das Softeis, die Dederon -Strumpfhose, die Schlagersüßtafel oder die Kuba Orangen. All das gab es erst in den siebziger Jahren. Auch ist ein Jägerschnitzel in der DDR was anderes als man es in der BRD kennt.
Der Großteil des Buches befasst sich mit der Planung und der Flucht über die Ostsee. Das war eine offene Grenze ohne Stacheldraht aber mit Schießbefehl. Durch akribische Planung und Beobachtung war dieser Weg für ein Entkommen sicherlich eher machbar als ein anderer. Dänemark müsste erreichbar sein. Wobei Vertrauen und Stillschweigen hier sehr wichtig sind. Es gab viele Verräter, die sich dadurch Vorteile verschafften.
Ob und wie ihnen die Republikflucht gelang sollte der, der es wissen möchte, selber lesen.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Familiengeheimnissen auf der Spur

Die letzte Flaschenpost
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Durch den Klappentext wurde ich auf das Buch aufmerksam. Es klang spannend, dass ein Dichter sein letztes Werk als Flaschenpost hinterlassen möchte.
Leider war das aber alles auf Sand gebaut. Über den ...

Durch den Klappentext wurde ich auf das Buch aufmerksam. Es klang spannend, dass ein Dichter sein letztes Werk als Flaschenpost hinterlassen möchte.
Leider war das aber alles auf Sand gebaut. Über den wirklichen Hintergrund dieser Geschichte wird der Leser lange im Unklaren gelassen.
Den Schreibstil fand ich sehr schön und das Buch war flüssig zu lesen. Mit der Handlung bin ich aber nicht wirklich warm geworden. Die beiden Hauptpersonen, der Kunstgeschichtsstudent Janis und die Enkelin des Dichters Maaßen, Angelina, blieben blass und konnten mich nicht wirklich überzeugen. Ihre Reaktionen bei der Jagd nach den Flaschen, die ihnen so ohne weiteres von den Findern überlassen wurden blieben mir oft unklar. Auch ihr Verhältnis zueinander, Janis ständige Bereitschaft Angelina zu helfen und ihre immer wieder kehrende Sturheit, passten meiner Meinung nicht zusammen.
Die Flaschenposten waren manipuliert, die angeblichen Finder waren vorher ausgesucht und instruiert. Was sie sagen sollten war ihnen vorgegeben. Für mich zu unrealistisch. 
Otto Maaßen, der Dichter der seinen Tod vorgaukelte lebte noch. Ich finde es recht prekär, dass er seiner Enkelin, die erst kürzlich zu ihm fand, seinen baldigen Tod ankündigte, da er unheilbar unter Krebs leide. Er erfreute sich aber bester Gesundheit. Der eigentliche Sinn der Flaschenposten war in der Familie zu suchen. -------- Aber muss man zu solchen Mitteln greifen?
Irgendwie hätte es mir besser gefallen und wäre leichter nachvollziehbar gewesen, wenn die ganze Familiengeschichte von Angelina, ihrer klammernden Mutter und der Großmutter, zumindest andeutungsweise, im Buch Beachtung gefunden hätte.  So kommt es für mich erst auf den letzten Seiten zu einem, wenn auch nur teilweisen Verständnis für das Vorgehen mit den Flaschenposten.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

100- jährige Tradition

Wo wir Kinder waren
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Vielleicht bin ich der Kopf, und ihr seid die Hände, aber die Fabrik ist das Herz, das uns alle am Leben erhält.
Das ist der Leitspruch von Albert Langbein, dem Gründer der gleichnamigen Sonneberger Puppenfabrik.

Mit ...

Vielleicht bin ich der Kopf, und ihr seid die Hände, aber die Fabrik ist das Herz, das uns alle am Leben erhält.
Das ist der Leitspruch von Albert Langbein, dem Gründer der gleichnamigen Sonneberger Puppenfabrik.

Mit der Figurengruppe der thüringisch-fränkischen Kirmes, an der viele Sonneberger Fabrikanten, auch Albert,  beteiligt waren, wurde die Spielzeugstadt bekannt. Diese Schaugruppe lebensecht wirkender Figuren, war auf der Weltausstellung 1910  in Brüssel, zu sehen.

Kati Neumann hat die Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen angesiedelt. Sie entstand in Anlehnung an die Vergangenheit ihrer Vorfahren. Diese hatten bereits 1879 die Puppenfabrik Peter Scherf in Sonneberg gegründet. Der flüssige Schreibstil der Autorin, mit einfachen, kurzen Sätzen macht das Lesen leicht. Leider fehlt dadurch auch die Tiefe und viele Dinge, vor allem in der Gegenwart, sind recht oberflächlich geblieben. So bin ich von dem Buch hin und her gerissen und ich muss sagen, leider enttäuscht.

Beginnend mit einer Internetauktion, in der eine Langbein Puppe versteigert wird, tauchen wir in die Geschichte ein. Diese kaum noch zu findende sehr alte Puppe ist jetzt in Amerika. Zwei, der anscheinend letzten Nachfahren überbieten sich bei dieser Auktion, ohne es voneinander zu wissen. Sie hatten sich aus den Augen verloren. Nun nehmen sie Kontakt auf und kommen  in der alten Fabrik wieder zusammen, die, wie so viele Betriebe jeder Größe und Branche, Opfer der Wiedervereinigung wurden.  Eva, ihr Cousin Jan und ihre Cousine Iris, sind die Hauptprotagonisten. Sie wollen gemeinsam die alte Fabrik und die Wohnung leer räumen. So kommt es, dass sie immer tiefer in die Vergangenheit ihrer Eltern, Großeltern und den Urgroßeltern, die die Spielzeugfabrik gründeten, eintauchen.

Sehr akribisch erzählt die Autorin von der Arbeit der Menschen in Sonneberg zur Kaiserzeit.  Diese führt die ganze Familie am Küchentisch zusammen. Jede, noch so kleine Hand, muss mit helfen. Albert Langbein kommt zu dem Entschluss sein Haus um einen Anbau zu erweitern und eine Fabrik zu gründen.  Gut dargestellt  ist, wie die Puppenherstellung einem ständigen Wandel unterliegt. Die Familiengeschichte von 3 Generationen, 2 Kriege, fast  alles ist sehr gut recherchiert und hat mir gefallen. Mit der deutschen Einheit geht diese  Ära zu Ende. Das Billiglohnland DDR gibt es nicht mehr.
Das Haus mit Fabrik soll geräumt und dann vermietet werden. Dieser Erzählstrang gefiel mir nicht und ist sehr oberflächlich.  Die Handlungen von Cousin und Cousinen sind  oft nicht  nachvollziehbar. Es sind erwachsene Personen, die ihre Lebensmitte überschritten haben, was ich auf Grund  ihrer Handlungen kaum glauben kann. Sie haben keinen greifbaren Charakter, streiten sich, warum auch immer und über ihren persönlichen Hintergrund erfahren wir nichts. Das finde ich sehr schade. Meine Erwartungen lagen höher, zumal ich die Zeiten von Verstaatlichung über die Hoffnungen durch die Wende  und dann den Ausverkauf der DDR sehr bewusst erlebt habe.

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Magdeburg im 13. Jahrhundert

Die Jüdin von Magdeburg
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Ruben Laurin hat einen sehr opulenten historischen Roman geschrieben. Die vielen handelnden Personen sind teils fiktiv, teils historisch.
Das Cover zeigt uns eine junge Frau, ich denke Esther, die Jüdin. ...


Ruben Laurin hat einen sehr opulenten historischen Roman geschrieben. Die vielen handelnden Personen sind teils fiktiv, teils historisch.
Das Cover zeigt uns eine junge Frau, ich denke Esther, die Jüdin. Sie schaut über den Fluss zur Stadt, wo sich der Dom noch im Bau befindet.
Die Handlung, die wieder in Magdeburg spielt, ist mit allem gespickt, was zu dieser Zeit möglich war. Schlachten, Ritter, Knappen, Intrigen. Die schon immer im Abseits stehenden Juden und auch Beginen, wie Mechthild von Magdeburg, die in der Neustadt leben.
Der Brückeneinsturz während einer Prozession ist historisch in der Magdeburger Chronik belegt. Es kamen rund 300 Menschen zu Tode. Viele Wege und Plätze sind mir bekannt. Noch heute gibt es, trotz zweimaliger Zerstörung der Stadt, Bauten, Straßen und Plätze aus dieser Zeit.

Die historischen Ereignisse und Machtkämpfe sind sehr gut recherchiert und dargestellt. Gier und Gewalt prägen diese Zeit. Rittertum und Schlachten. Auch der schon lange währende Konflikt zwischen Juden und Christen ist sehr gut dargestellt. Die beschriebenen Grausamkeiten waren mir zu viel und ich mußte mich oft zwingen weiter zu lesen.

Allerdings wird im Buch über Maisfladen, die auf dem Alten Markt mit Fisch belegt werden geschrieben. Nur war Amerika noch nicht entdeckt. Einen Monat früher gab es bereits Frühkartoffeln von einer Bäuerin in Magdeburg zu kaufen, deren Pflanzen es aber auch noch nicht nach Europa geschafft hatten.

Die Akribie, mit der die historischen Personen und geschichtlichen Ereignisse beschrieben sind, fehlt hier leider. Spitzen gab es im 13. Jahrhundert auch noch nicht und Elche nicht mehr in diesen Gegenden. Es waren noch einige andere Dinge, die mir das Lesevergnügen schmälerten, da sie nicht in die Zeit passten. Ich kann auch absolut nicht nachvollziehen, dass eine Mutter ihr Kind nicht erkennt, auch wenn es entstellt ist. Das ist mir als Mutter nicht realistisch.

Der Schreibstil des Autors ist flüssig und gut lesbar und sehr bildlich.
Hilfreich sind ein alter Stadtplan, ein Personenregister und eine historische Zeittafel, die dem Buch voran gestellt sind.
Der Roman ist in 2 Bücher unterteilt. Das Zweite beginnt mit etlichen Wiederholungen aus dem ersten Buch.
Mir sind es eigentlich zu viele Protagonisten und auch Handlungsstränge, die am Ende sehr schnell zusammengeführt wurden.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Liebe oder Schicksal?

Die Sternenbucht
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Das Sensationsdebüt aus England, so wird das Buch beworben. Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen.


Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Ich habe das Empfinden, Lorna Cook kann sich nicht so ...

Das Sensationsdebüt aus England, so wird das Buch beworben. Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen.


Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Ich habe das Empfinden, Lorna Cook kann sich nicht so recht zwischen beiden Zeitsträngen entscheiden. Gleichzeitig sind es auch zwei Liebesgeschichten.
Die Handlung ist an der Südküste Englands angesiedelt. Dort wurden 1943 einzelne Orte mit ihren Bewohnern und Häusern zwangsenteignet. Das Küstenland wurde zu Truppenübungszwecken benötigt.

Der Prolog beginnt im Dezember 1943, mit dem Tag, als die Bewohner ihr Dorf verlassen müssen. Lady Veronica weiß genau, dass sie niemals an diesen Ort zurück kehrt. Tags zuvor hatte sie den Tod vor Augen. Zu viel Grauen erlebte sie im Herrenhaus ihres skrupellosen Ehemannes.

75 Jahre war Tyneham Militärgebiet nun soll es symbolisch zu einer Rückgabe kommen und Museum werden. Die junge Melissa verbringt in der Nähe mit ihrem Freund einen Sommerurlaub. Aber er ist ständig unterwegs. Keine Spur von gemeinsamen Unternehmungen. Sie macht sich auf dem Weg, um der offiziellen Übergabe des Ortes an die Öffentlichkeit mitzuerleben. Hier lernt sie den attraktiven Historiker Guy kennen. Seine Großmutter stand im Dienste von Lady Veronica. Gemeinsam erkunden sie die Geschichte des Ortes und seiner Bewohner.

Von den damaligen Ortsansässigen wurden zu Erinnerung Fotos in Auftrag gegeben, die jetzt in einer Ausstellung zu sehen sind. Solch ein Foto zieht Melissa magisch an. Eine hübsche junge Frau, die Hand von ihrem Gatten fest gedrückt, starrt angsterfüllt und voller Qual in die Linse des Fotografen.

Dieses Bild geht ihr nicht aus dem Kopf. Sie möchte mehr erfahren.
Aufgrund gemeinsamer Recherchen kommt es zu einer Liebesbeziehung mit Guy. Diese ist durch Unaufrichtigkeiten, ein ewiges hin und her. Sie nimmt den überwiegenden Teil des Buches ein. Das habe ich auf Grund des wunderbaren Covers und des Klappentextes nicht erwartet.
Im Herrenhaus wohnt Sir Albert Standish, mit seiner Ehefrau Veronica. Sie gab für ihn ihre große Liebe zu seinem Bruder Alfred auf. Doch bald zeigt Bertie sein wahres Gesicht.
Unmittelbar vor der Räumung des Dorfes kommt Freddie nach Tyneham und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Schade finde ich, dass in der Handlung auf die Requirierung der Küstenorte so wenig eingegangen wird. Erst am Ende, in den Anmerkungen der Autorin, wird es etwas erörtert.

Lorna Cook hat einen leicht zu lesenden, bildlichen Schreibstil. Man kann ihr gut folgen.
Mein Fokus lag auf der damaligen Geschichte der Zwangsenteignungen, gespickt mit einer Liebesgeschichte. Dieser erfüllte sich nicht.

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