Sehr interessanter und wundervoller historischer Liebesroman…
Der Himmel über Amerika - Esthers EntscheidungEsther und ihre Familie sind Amisch. Ihr Glauben lässt sie Menschen helfen, die in Not sind und sie verabscheuen jede Form von Gewalt. Selbst plündernden Soldaten geben sie ihre Vorräte. Doch einen Feind ...
Esther und ihre Familie sind Amisch. Ihr Glauben lässt sie Menschen helfen, die in Not sind und sie verabscheuen jede Form von Gewalt. Selbst plündernden Soldaten geben sie ihre Vorräte. Doch einen Feind in die eigene Häuslichkeit aufnehmen? Geht das nicht vielleicht zu weit? Esther findet nicht, denn der Soldat ist schwer verletzt und würde ohne ihre Hilfe sterben. Aber er ist nicht nur ein feindlicher Soldat. Esther findet ihn äußerst sympathisch und lernt ihn besser kennen, bis sie beide feststellen, dass da mehr ist. Werden sie, trotz aller Widrigkeiten, einen Weg zueinander finden?
Esther ist eine sympathische junge Frau. Sie liebt ihre Amisch-Gemeinde und ihre Familie. Zwar tut sie sich manchmal etwas schwer mit den Gepflogenheiten, aber sie hat gelernt damit umzugehen. Normalerweise wäre man nämlich in ihrem Alter schon verheiratet, doch sie weist den einzigen Kandidaten zurück, weil sie an die wirkliche Liebe glaubt und lieber warten möchte. Esthers Familie scheint in der Gemeinde schon etwas moderner zu denken und das gefällt ihr gut. Das bedeutet nämlich auch für sie, dass sie sich nicht allen Regeln unterwerfen muss. Sie beginnt als Lehrerin in der Gemeinde zu arbeiten und gibt auch sonst alles, um zu unterstützen. Für die vorherrschende Zeit ist sie sehr selbstbewusst und das fand ich richtig super. Esther ist authentisch und macht eine sehr gelungene Entwicklung durch.
Jack mochte ich auch sofort, denn er rettet Esther aus einer unangenehmen Situation und ihren Hund davor, getötet zu werden. Er ist zwar ein feindlicher Soldat, trotzdem achtet er darauf, dass Ester und ihrer Familie nichts zustößt, als sie deren Hof plündern wollen. Als sie dann das nächste Mal aufeinander treffen, ist er schwerverletzt. Esther erkennt ihn recht schnell wieder und für sie steht fest, ihm muss geholfen werden. (Man sieht sich eben immer zweimal im Leben.) Als Jack erwacht, erkennt er, was für ein Glück er hatte. Nicht jeder aus der Familie ist glücklich über seine Anwesenheit, aber er bekommt eine Schonfrist. In dieser Zeit lernt er Esther besser kennen und damit auch das Leben der Amisch und er findet Gefallen daran. Auch er ist sehr authentisch und er wächst an seiner Situation.
Die beiden sind großartige Hauptfiguren und sie gehören einfach zusammen. Beide sind echt sympathisch und wundervoll. Für mich hat Karin Seemayer hier wieder einzigartige und wirklich besondere Figuren geschaffen.
Ben ist Esthers Bruder. Seine Geschichte nimmt am Anfang einen recht umfänglichen Teil der Geschichte ein, bevor Esthers Geschichte richtig startet. Auch Ben ist eine besondere Figur. Er hat sich zwar dem Glauben der Amisch verschrieben, aber er nimmt nicht alles blind an, sondern hinterfragt auch und führt dann für sich und sein Leben Änderungen herbei. Ben trifft eine schwerwiegende Entscheidung, die aber für ihn die einzig richtige ist. Und genau dadurch entwickelt er sich und findet seinen Weg. Ein toller Kerl. Die Thematik um Ben, die ihn zum Nachdenken anregt, ist sehr bewegend gewesen, hat ihm aber die Augen geöffnet.
Auch die Nebenfiguren sind klasse. Sie sind realistisch, haben ein Ziel/ eine Motivation und sie ergänzen die Geschichte um Esther und Jack, Ganz besonders mag ich aber Esthers Großeltern.
Die Handlung hatte mich wieder von der ersten Sekunde an. Es gibt eine ansteigende Spannungskurve und ich habe sowas von mitgefiebert. Auch den zweiten Teil der Amish-Saga konnte ich nicht aus der Hand legen. Durch die verschiedenen Konflikte und die plötzlichen Wendungen, die ich nicht vorhersehbar fand, musste ich immer weiter lesen und war dann am Ende zwar glücklich und zufrieden mit dem Ende, aber irgendwie traurig, dass es schon wieder vorbei war. Und auch die Themenwahl und Bearbeitung hat mir sehr gut gefallen.
Der Schreibstil ist genau, wie die Figuren, etwas ganz Besonderes und ich liebe ihn. Auch in diesem Buch liest sich alles locker und flüssig weg. Und es strahlt auch, trotz der schwierigen Themen, wieder diese besondere Lese-Wohlfühl-Atmosphäre aus. Die Dialoge sind unterhaltsam und realistisch. Der Ausdruck passt zum Genre und zu dieser Geschichte. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen sind wirklich wundervoll. Die Darstellung der emotionalen Ebene war genau nach meinem Geschmack. Und alles zusammen sorgt dafür, dass es sich lebendig und echt anfühlt. Für mich ist das ein grandioses Lesegefühl.
Von mir erhält dieser Roman eine ganz klare Kaufempfehlung (5/5 Sterne), weil Esther, Jack und Ben einzigartige Hauptfiguren sind, weil die Handlung sehr interessant und die Themen bewegend sind und weil Karin Seemayer einfach einen wundervollen Schreibstil hat. Kritikpunkte habe ich keine, nur dass ich mich jetzt doch noch etwas gedulden muss, bis der nächste Teil herauskommt.
Vielen Dank an Karin Seemayer und den Aufbau Verlag für diese Geschichte.