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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2021

Fortschrittliche Schule in einer sich verdunkelnden Zeit

Die Schule am Meer
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1925 gründeten Paul und Anni Reiner zusammen mit weiteren Lehrern eine reformpädagogische Schule auf der Nordseeinsel Juist. Sie wird zur Heimat für viele Jungen und Mädchen und die Lehrer und Mitschüler ...

1925 gründeten Paul und Anni Reiner zusammen mit weiteren Lehrern eine reformpädagogische Schule auf der Nordseeinsel Juist. Sie wird zur Heimat für viele Jungen und Mädchen und die Lehrer und Mitschüler zu ihrer Familie.

Dass einige Lehrer, aber auch Schüler Juden sind, macht die Schule immer wieder zur Zielscheibe, denn leider wirft die kommende Zeit bereits ihre Schatten voraus. Viele der Einheimischen stehen ihr aber auch aufgrund ihres, für die damalige Zeit sehr fortschrittlichen und umstrittenen, Konzepts ablehnend gegenüber.

Die Autorin, selbst Juisterin, hat historisch Belegtes – die Schule am Meer, viele geschilderte Begebenheiten und erwähnte Personen gab es wirklich – mit von ihr Ersonnenem zu einer stimmigen Geschichte ausgeschmückt. Als Leser kann man sich gut vorstellen, dass sich alles genau so zugetragen haben könnte. Einerseits wünscht man sich fast, dort zur Schule gegangen zu sein und ist aber andererseits auch froh, dass einem genau das und überhaupt die ganze Vorkriegszeit erspart geblieben ist.

Der packende Schreibstil und die Handlung erzeugen eine starke Sogwirkung und lassen einen das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Viel zu schnell ist man trotz der gut 570 Seiten am Ende angelangt.
Eine Roman, der Unterhaltung und ein Stück deutsche Geschichte hervorragend vereint.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Leseempfehlung

Das Mädchen im Nordwind
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Karin Baldvinsson verwebt in ihrem Roman "Das Mädchen im Nordwind" gekonnt zwei Handlungsstränge, die zu zwei unterschiedlichen Zeiten spielen, sich über zwei Orte erstrecken und schließlich in Island ...

Karin Baldvinsson verwebt in ihrem Roman "Das Mädchen im Nordwind" gekonnt zwei Handlungsstränge, die zu zwei unterschiedlichen Zeiten spielen, sich über zwei Orte erstrecken und schließlich in Island zusammenfinden.

Luise, eine junge Jüdin, lernt 1936 in ihrer Heimatstadt Lüneburg den Isländer Jónas kennen, der in Deutschland studiert. Die beiden verlieben sich ineinander und planen über alle Hindernisse hinweg eine gemeinsame Zukunft und ihre Flucht nach Island. 2019 findet Sofie Luises Tagebuch als sie ein Haus in Island restauriert.

Der Klappentext hat mich sofort angesprochen. Als großer Islandfan habe ich mich gefreut, auf eine Reise dorthin mitgenommen zu werden. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die isländische Lebensart und das Lebensgefühl zu vermitteln. Sie schafft mit Sofies Geschichte einen schönen Rahmen für Luises Erlebnisse, der einen erfreulichen Kontrast zum ernsten Thema Judenverfolgung im Dritten Reich bildet.

Die Handlung ist teilweise etwas vorhersehbar, dies macht das Buch aber trotzdem nicht langweilig. Durch die abwechselnd in der Vergangenheit und Gegenwart handelnden Kapitel, die an der richtigen Stelle enden, baut sich eine Spannung auf, die es mir schwer machte, das Buch zur Seite zu legen. Alles in allem ein rundum gelungener Roman, den ich gerne weiterempfehle!

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Lesehighlight

Julius oder die Schönheit des Spiels
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Eins vorneweg, ich spiele weder Tennis noch interessiere ich mich besonders dafür. Das ist aber auch keine Voraussetzung, um das Buch gut zu finden, geschweige denn, es zu lesen.

Tom Saller wechselt gekonnt ...

Eins vorneweg, ich spiele weder Tennis noch interessiere ich mich besonders dafür. Das ist aber auch keine Voraussetzung, um das Buch gut zu finden, geschweige denn, es zu lesen.

Tom Saller wechselt gekonnt zwischen zwei Ich-Erzählern und mehreren Zeitebenen. So lässt er abwechselnd einen "alten Mann" und Julius von Berg zu Wort kommen. Beide waren in den 1930-er Jahren Rivalen beim Tennis - und sowas wie Freunde.

Diese Sprünge in der Erzählperspektive bauen Spannung auf und erzeugen eine Lebendigkeit, der man sich kaum entziehen kann. Ein Übriges tun die bildhafte Sprache und der ganz eigene Erzählstil des Autors. Nur zu gut kann man sich die Partys und das wilde Leben in diesen Kreisen vorstellen und wähnt sich fast schon mittendrin. Die Schilderung des Wimbledon-Finales 1937 ist so mitreißend, dass man als Leser*in atemlos folgt und das Match vor seinem inneren Auge sieht. Die Gefühle von Bergs werden mit jedem weiteren Ballwechsel deutlicher spürbar.

Tom Saller ist es gelungen, durch Vermengung von Tatsachen und Fiktion einen atmosphärischen Roman über einen legendären Tennisspieler zu schreiben, ohne die Nazizeit übermäßig in den Vordergrund zu stellen, aber das bedrückende Klima von damals trotzdem einzufangen.

Für mich ein absolutes Lesehighlight!

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Ein ganz besonderes Büchlein

Junge mit schwarzem Hahn
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Mit "Der Junge mit schwarzem Hahn" ist Stefanie vor Schulte ein ganz besonderes Büchlein gelungen. Der Titel liest sich wie der Name eines Gemäldes, dazu passend zeigt das Cover Picassos "Junge mit Pfeife".

Die ...

Mit "Der Junge mit schwarzem Hahn" ist Stefanie vor Schulte ein ganz besonderes Büchlein gelungen. Der Titel liest sich wie der Name eines Gemäldes, dazu passend zeigt das Cover Picassos "Junge mit Pfeife".

Die Autorin erzählt die Geschichte von Martin, einem ungewöhnlichen elfjährigen Jungen. Zu einer Zeit als die Menschen noch relativ unzivilisiert waren, lebt er alleine mit seinem einzigen Freund, einem schwarzen Hahn, in einem Dorf. Als ein Maler dort auftaucht und wieder weiterzieht, nutzt er die Gelegenheit, mit ihm zu gehen.

Martin ist ein sehr empfindsamer, intelligenter Junge mit einem völlig unverdorbenem Charakter, fast als wäre jegliche Begegnung mit bösen Menschen - und davon gab es zu der Zeit viele - spurlos an ihm vorübergegangen. Er hat sich seine Menschlichkeit und Empathie bewahrt, egal was ihm widerfuhr. Sein erklärtes Ziel ist es, die Kinder zu finden, die im ganzen Land von einem Ritter entführt wurden und diese vor ihrem Schicksal zu bewahren.

Stefanie vor Schulte schafft eine düstere Atmosphäre, die die Leser unweigerlich in die damalige Zeit versetzt. Sie stellt die Dorfbewohner als sehr einfältig dar - ganz so wie man sich das im Mittelalter vorstellt. All dies bildet einen großen Gegensatz und trotzdem - oder gerade deshalb - den perfekten Rahmen für Martins Menschlichkeit und Güte, die er sich auch in einer finsteren Zeit bewahrt hat. Sein Beispiel lässt einen an das Gute im Menschen glauben.

Inhaltlich ist die Geschichte durchaus schwere Kost, trotzdem ist sie leicht zu lesen und entwickelt eine Sogwirkung, die einen das Buch kaum aus der Hand legen lässt. Ein sehr gelungenes Debüt!

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Roman mit Suchtcharakter

Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv
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Jeder weiß, Zeitreisen sind nicht möglich. Aber wäre es nicht toll, wenn doch? Wenn man ins Alte Ägypten reisen und mal schauen könnte wie die Pyramiden gebaut werden? Oder das Viktorianische England hautnah ...

Jeder weiß, Zeitreisen sind nicht möglich. Aber wäre es nicht toll, wenn doch? Wenn man ins Alte Ägypten reisen und mal schauen könnte wie die Pyramiden gebaut werden? Oder das Viktorianische England hautnah erleben? Genau solch ein Job wird der Archäologin Madeleine „Max“ Maxwell beim St. Mary's Institut angeboten.
Vor der Untersuchung „großer historischer Ereignisse im zeitgenössischen Umfeld“ steht allerdings eine harte Ausbildung, die nur die Besten bestehen. Dabei kommt Max ihre nerdige, unkonventionelle und pragmatische Art zugute.
Schließlich ist es so weit, sie startet gemeinsam mit ihrem Partner zur ersten großen Mission. Die wichtigsten Regeln für Zeitreisen – überlegen und auf keinen Fall in Geschehnisse eingreifen! - werden zur echten Herausforderung, denn von nun an läuft alles schief und nichts ist mehr so wie es war. Menschen tauchen auf, die so gar nicht indie Zeit passen und nichts Gutes im Schilde führen. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Aber Max will nicht klein beigeben, sie mobilisiert alle verbliebenen Kräfte und setzt zum Gegenschlag an.
Jodi Taylor gelingt es, den fiktiven Stoff in einer Mischung aus Humor, Abenteuer und Romantik in nüchterner, lakonischer Sprache sehr realistisch zu erzählen. Fast möchte man glauben, dass sich doch alles genau so zutragen könnte – und freut sich auf eine Fortsetzung. Ein Roman mit Suchtcharakter!

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