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Veröffentlicht am 26.08.2021

Blutig und brutal!

Der Heimweg
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Jules Tannberg arbeitet aushilfsweise für einen Freund beim Begleittelefon der Notrufzentrale. Menschen, die nachts auf dem Heimweg sind und Angst haben, können sich via Begleittelefon nach Hause führen ...

Jules Tannberg arbeitet aushilfsweise für einen Freund beim Begleittelefon der Notrufzentrale. Menschen, die nachts auf dem Heimweg sind und Angst haben, können sich via Begleittelefon nach Hause führen lassen. Klara Vernet ist nicht auf dem Heimweg, hat aber trotzdem grosse Angst vor ihrem Ehemann Martin. Zudem wird sie von einem Serientäter verfolgt.




Das eher zufällig entstandene Telefongespräch zwischen Jules und Klara verbindet zwei Schicksale. Klara, die von ihrem Mann Martin misshandelt, gedemütigt und gequält wird und Jules, der nach einer familiären Tragödie versucht, wieder am Leben teilzunehmen. Beide Geschichten sind voller Brutalität und Entsetzen und geprägt von Trauer, Hass und ekelhaften Szenen. Ab und zu musste ich schlucken, wie abscheulich und leider zu bildlich Sebastian Fitzek gewisse Szenen beschreibt. Sie triefen vor Blut, Ausscheidungen und obszönen Handlungen. Ich hatte oft das Gefühl, dass Fitzek die Geschichte rund um diese Abscheulichkeiten gebastelt hat. Denn oft waren Handlungen für mich nicht richtig nachvollziehbar. Zum Beispiel tritt eine Figur freiwillig zur Behandlung in eine psychiatrische Klinik ein. Mit dem Wissen, dass sie dort an Experimenten teilnehmen wird.


Klara wird nicht nur von ihrem Mann schwer misshandelt. Er bringt sie auch immer wieder in gefährliche, bedrückende und abscheuliche Situationen. Klara wirkte jedoch auf mich zu grossen Teilen nicht wie eine Frau, die sich nicht zu wehren weiss. Wenn sie zum Beispiel mit Jules telefoniert, mausert sie sich plötzlich zu einer selbstbewussten und bestimmten Frau. Das und die Quälereien durch ihren Mann, in denen sie sich nicht wehrt, hat für mich nicht so ganz zusammengepasst.

Klara will zudem ihre 6-jährige Tochter Amelie ohne weiteres Martin überlassen, da sie entgegen all ihrer Erfahrung denkt, dass sich ihr Mann ein anderes Opfer suchen wird, wenn sie nicht mehr zur Verfügung steht. Sie hat dies selbst bei ihrem Vater so erlebt. Dieser Punkt empfand ich als unausgegoren.


Richtig gut gefallen hat mir der Schluss und damit die Auflösung, wer der Serientäter ist und was er von Klara will. Denn damit werden einzelne Passagen, die mir zuvor wirr vorkamen, im Nachhinein plausibel. Fitzek wäre nicht Fitzek, wenn die ganze Geschichte nicht konstruiert wäre. Ich denke, damit muss man bei den Thrillern von Fitzek einfach rechnen.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Benötigt Zeit, um an Fahrt aufzunehmen

Meine liebe Familie
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Robert und Ava Walker leben mit ihrer 12-jährigen Tochter June in privilegierten Verhältnissen. Robert verdient gut, die Familie wohnt in einem schönen Haus und die ältere Tochter Hannah studiert in New ...

Robert und Ava Walker leben mit ihrer 12-jährigen Tochter June in privilegierten Verhältnissen. Robert verdient gut, die Familie wohnt in einem schönen Haus und die ältere Tochter Hannah studiert in New York. Gene, Roberts Sohn aus erster Ehe, wohnt nebenan, in einer angrenzenden Wohnung. Der Schock ist gross, als die Familie eines Abends von zwei Männern überfallen wird. Dabei werden Ava und June verletzt. Die 12-Jährige so schwer, dass sie ins Koma fällt. Die Ermittlungen bestätigen, was Ava schon geahnt hat. Der Überfall wurde gezielt auf die Familie verübt. Ava gibt keine Ruhe, sie will wissen, wer die Täter sind und warum sie überfallen wurden.





Lesend begleitet man Ava in der Zeit vor, während und nach dem Überfall auf die Familie. Kurze Abstecher in die Vergangenheit rücken hauptsächlich Ava in den Vordergrund.



Der nächtliche Überfall ist meiner Meinung nach etwas zu ausschweifend erzählt und ich hatte öfters zu Beginn des Buches das Gefühl, die Handlung tritt auf der Stelle. Man erfährt jedoch eindrücklich, wie die Hölle über die Familie hereinbricht und ihr Leben von nun an nie mehr so sein wird wie bisher. Fremde Männer, die eine Familie in ihren vier Wänden überfallen, quälen und auch vor Kindern nicht Halt machen. Kann man sich etwas Schlimmeres vorstellen? Die Passagen nach dem Einbruch zeigen sehr deutlich, wie angeschlagen Ava psychisch, physisch und finanziell ist. Bei mir hat das eine Menge Gänsehaut ausgelöst, denn ihr wird wortwörtlich der Boden unter den Füssen weggezogen.



So empfand ich Ava auch als sehr überzeugend und sie hatte mein Mitleid. Denn unweigerlich habe ich öfter gedacht „wie würde ich reagieren, wenn…..“.



Ich kenne schon „Meine beste Freundin“ von Sarah Alderson, das mir ein klein wenig besser gefallen hat. Denn „Meine liebe Familie“ benötigt lange, bis die Geschichte an Fahrt aufnimmt und ich Spannung gespürt habe. Die Identität der Täter haben mich gespalten zurückgelassen. Einerseits empfand ich als überraschend, wer denn die Täter sind. Andererseits war mir das Motiv für die Tat zu weit hergeholt.

Die Zusammenfassung der Autorin im letzten Kapitel „10 Wochen später“ ist zwar gut, ich hätte jedoch vorgezogen, dass dieser Rückblick mit Handlung unterlegt gewesen wäre, statt eine „trockene“ Aufzählung der Gründe, des Motivs und der Täter.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Tragische Familiengeschichte!

Honeymoon
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Die Hochzeitsreise nach Australien soll für Laura und David Baskin ein Start in eine glückliche Zukunft und auch Erholung von ihren anstrengenden Berufen sein. Laura führt, nach einer Karriere als Model, ...

Die Hochzeitsreise nach Australien soll für Laura und David Baskin ein Start in eine glückliche Zukunft und auch Erholung von ihren anstrengenden Berufen sein. Laura führt, nach einer Karriere als Model, ein Modelabel und David ist einer der besten und gefragtesten Basketballspieler des Landes. Doch dann ertrinkt David im Meer und Laura ist am Boden zerstört. Nach und nach fallen ihr Ungereimtheiten auf und Laura glaubt nicht an einen Unfall beim Schwimmen. Was ist mit David geschehen und warum ist sie nicht die einzige, die nicht an einen Unfall glaubt?



„Honeymoon“ ist mit 635 Seiten ein Wälzer und oft ist es so, dass in so dicken Büchern entweder der Inhalt sehr in die Länge gezogen wurde oder aber viele Figuren, die nicht unbedingt relevant sind, mitmischen. Beides ist hier definitiv nicht der Fall. Zwar lässt sich der Autor sehr viel Zeit mit dem Fortlauf der Handlung. Da aber immer wieder etwas Neues geschieht, hatte ich nie das Gefühl der Langatmigkeit.

Die Figuren kreisen alle um die Familie Baskin, entweder sind es Familienangehörige, Freunde oder durch die Arbeit mit den Familienmitgliedern verbunden. David spielte zudem professionell Basketball und so handeln immer wieder Passagen auch in seinem beruflichen Umfeld.

Laura ist nicht nur eine umwerfende Schönheit, das für meinen Geschmack etwas zu oft betont wird, sondern umgibt sich auch mit Familienangehörigen und Freundinnen, bei diesen immer wieder explizit die Schönheit hervorgehoben wird. Schwester Gloria, Tante Judy, Mutter Mary, sowie beste Freundin Serita blenden die Männerwelt reihenweise mit ihrem Aussehen. Auch das wird immer wieder explizit betont.

Eine tragische Liebesgeschichte wird zu einer noch tragischeren Familiengeschichte und unterhält gut, ist aber auch oft konstruiert. So habe ich gestaunt, wie schnell sich eine Figur von einer Schönheitsoperation, die sein ganzes Gesicht korrigiert, erholt. Ich empfand es schade, dass die spezifischen Details in diesem Punkt verraten wurden, das nahm ein Stück Spannung aus der Geschichte raus.

Die Story wartete gegen Schluss doch noch mit einer überraschenden Wendung auf und gleich noch mit einer zweiten, die für mich leider etwas zu weit hergeholt war.


Den Schreibstil empfand ich oft als theatralisch und man merkt den Unterschied von diesem, 1990 geschriebenen Buch, zu den neuen Werken von Harlan Coben. Die Vorbemerkung des Autors enthält wohl auch deswegen eine Warnung, denn ihm scheint dieses Werk leicht peinlich zu sein?

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Veröffentlicht am 07.08.2021

....zuerst den ersten Teil lesen!

Der Augenjäger
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Alina Gregoriev arbeitet als Physiotherapeutin und ist als Dreijährige erblindet. Sie soll den inhaftierten Serientäter Dr. Zarin Suker behandeln und dabei Details zu seinen Taten herausfinden. Suker wurde ...

Alina Gregoriev arbeitet als Physiotherapeutin und ist als Dreijährige erblindet. Sie soll den inhaftierten Serientäter Dr. Zarin Suker behandeln und dabei Details zu seinen Taten herausfinden. Suker wurde festgenommen, weil er Patientinnen die Augenlider entfernt und sie danach missbraucht hat. Alina fungierte schon beim Serientäter „Der Augensammler“ als Medium und so liegt die Hoffnung nahe, dass sie auch bei Suker Erfolge verbuchen kann.





Der Autor weist zu Beginn des Buches klar darauf hin, dass man „ Der Augenjäger“ lesen kann ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Band „Der Augensammler“ zu haben. Man kann! Ich tendiere jedoch dazu, zu widersprechen. Denn viele Feinheiten erkennt man nur, wenn man den ersten Teil auch gelesen hat. Einerseits geht nämlich die Handlung rund um den vermissten Julian und seinen traumatisierten Vater Alexander Zorbach weiter. Andererseits hat man mit Alina Gregoriev und Dr. Zarin Suker einen neuen Serientäter, der überführt werden muss.

Sebastian Fitzek ist vor allem in seinen neueren Werken bekannt dafür, vieles komplett zu überzeichnen. Auch hier in diesem älteren Werk, darf man so manches Mal nicht zu viel hinterfragen, sondern sollte Handlungen von Figuren annehmen, wie sie sind. So staune ich zum Beispiel immer wieder, wie schnell sich seine Figuren von Verletzungen oder Operationen erholen.

Eindrücklich ist die Figur Alina beschrieben. Da merkt man die herausragenden Recherchen von Sebastian Fitzek betreffend Menschen mit einem Sehverlust. Sie ist taff und mit einem herausragenden Willen gesegnet.

Dieser Thriller ist harte Kost und es gibt etliche Szenen, da hatte ich Gänsehaut vor Ekel. Nicht nur, weil es brutal und grausam wird, auch auf der psychischen Ebene gibt es so einige Passagen, die mich haben schlucken lassen. Hier in diesem Buch hat man es nämlich nicht nur mit einem Serientäter zu tun. Nein, gleich zwei treiben ihr Unwesen. So wird es gegen Schluss sehr nervenaufreibend und spannend, denn sie müssen beide überführt werden.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Die Auflösung zu konstruiert!

Die Verlorenen
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Jonah Colley arbeitet bei der bewaffneten Sondereinheit der Metropolitan Police in London und hat das wohl Schlimmste erlebt, was ein Vater durchmachen kann. Sein 4-jähriger Sohn Theo ist zehn Jahre zuvor ...

Jonah Colley arbeitet bei der bewaffneten Sondereinheit der Metropolitan Police in London und hat das wohl Schlimmste erlebt, was ein Vater durchmachen kann. Sein 4-jähriger Sohn Theo ist zehn Jahre zuvor von einem Spielplatz verschwunden und seither fehlt jede Spur von ihm. Genauso lange hatte Jonah keinen Kontakt mehr zu seinem ehemaligen besten Freund und Arbeitskollegen Gavin McKinney. Deshalb ist Jonah sehr erstaunt, als Gavin ihn anruft und zu später Stunde zu einem Treffen überredet. Als Jonah bei dem einsam gelegenen Lagerhaus ankommt, ist Gavin tot und weitere drei Menschen wurden bestialisch ermordet.





Dieser Thriller beginnt rasant, denn sehr schnell ist man umgeben von Leichen und Ermittlungen. Auf den ersten Seiten begleitet man Jonah in dieses einsame Lagerhaus und es wird ordentlich gruselig. Doch auch der Schwenker im nächsten Kapitel ist nichts für Leser, die es gerne beschaulich und ruhig haben, denn nun springt die Geschichte zehn Jahre zurück zur Entführung des kleinen Theo.

Theo verschwindet von einem öffentlichen Spielplatz, unter der Obhut seines Vaters, der als verdeckter Ermittler arbeitet und eigentlich vorsichtig und umsichtig ist. Genau diese Szene war der Schlüsselmoment, der mir Jonah so menschlich machen liess. Er und seine Frau Chrissie machen das Schlimmste durch, was Eltern geschehen kann. Der Verlust des Kindes und nicht zu wissen, ob es noch lebt oder tot ist. Genau hier hatte mich der Autor im Sack und ich war von der ersten Seite an gefesselt. Immer wieder und durch das ganze Buch hat Simon Beckett brenzlige Szenen eingestreut, von Langatmigkeit keine Spur.



Obwohl lange Zeit die Entführung von Theo in den Hintergrund tritt und das neuste Verbrechen, der Fund der drei Toten und des ermordeten Gavin im Mittelpunkt steht, habe ich mich durchwegs gefragt, wie alles zusammenhängt. Eine Ueberraschung gegen Ende der Geschichte hat meine Begeisterung allerdings doch noch gedämpft. Sehr weit hergeholt empfand ich die Auflösung und die finale Entwicklung.



Dies war nicht mein erstes Buch von Simon Beckett. Die David Hunter Reihe finde ich toll. Nun hat der Autor also mit Jonah Colley den Grundstein für eine neue Reihe gelegt. Gelungen .... und ich freue mich auf Teil zwei!

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