Ein Jahreshighlight
Im Europa der Zukunft ist nichts mehr, wie es war.
Das Gesundheitswesen und das soziale Netz, das die Menschen aufgefangen hat, ist abgeschafft worden. Die Menschen leben nach den Naturgesetzen.
„Die ...
Im Europa der Zukunft ist nichts mehr, wie es war.
Das Gesundheitswesen und das soziale Netz, das die Menschen aufgefangen hat, ist abgeschafft worden. Die Menschen leben nach den Naturgesetzen.
„Die Starken überleben, die Schwachen sterben“.
Mitgefühl und Gnade gibt es nicht mehr und jeder ist sich selbst der Nächste.
Kranke, finanziell schwache und schutzbedürftige Personen werden nicht mehr vom Staat unterstützt. Sie leben in Gettos und müssen sich selbst versorgen. Es gibt keine Arbeit, keine Medikamente und keine Ärzte.
Die Starken und Gesunden jedoch gehören zur Elite und leben in Saus und Braus.
Die 18-jährige Yma, ist gesund und klug und somit auf dem besten Wege, zur Elite zu gehören. Doch Yma ist anders, denn sie empfindet Mitleid und hat Probleme, dabei zuzusehen, wie die Menschen leiden. Aber da schon das Wort „Helfen“ in den Mund zu nehmen, in Vahvin unter Höchststrafe verboten ist, muss sie lernen ihre Gefühle und Empfindungen zu verbergen.
Doch dann verschwindet nach einer Gesundheitsprüfung plötzlich ihre beste Freundin Kimi.
Auf der Suche nach ihr, lernt Yma Len kennen und bekommt durch ihn Einblicke in eine Welt, die sie vor eine schwere Entscheidung stellt. Will sie weiter wegschauen oder etwas riskieren und ihren Beitrag, für eine neue gerechte Welt, in der alle Menschen gleich sind, leisten?
Wow! Jana Voosen hat mit „Broken World“ eine wahnsinnig fesselnde und mitreißende Dystopie geschrieben. Diese Zukunftsvision ist gar nicht so weit von der jetzigen Realität entfernt.
Eine Welt, in der es keine medizinische Versorgung für die Menschen gibt? In der nur die Starken und Gesunden überleben und immer reicher werden und die Schwachen und Kranken, immer ärmer und in der Gesellschaft nicht akzeptiert und gesehen werden?
Kommt uns das nicht bekannt vor?
Wir brauchen uns nur etwas umzusehen und entdecken Länder, in denen diese Fiktion Realität ist.
Doch nun gibt es erstmal meine Eindrücke zum Buch.
Aufmerksam wurde ich darauf durch dieses wunderschöne Cover und den Klappentext, der mich sofort neugierig auf die Geschichte gemacht hat.
Jana Voosen hat einen tollen, sehr flüssigen Schreibstil und deshalb dauerte es auch nicht lange, bis sie mich damit in die Story hineingezogen hatte. Eloquent und fokussiert führt sie mich durch die Zeilen. Ich konnte mich diesem Buch einfach nicht mehr entziehen und habe es innerhalb von zwei Tagen verschlungen.
Es gibt keine ausschweifenden und bildgewaltigen Beschreibungen, aber sie haben mir auch nicht gefehlt. Jana Voosen hat sich bei der Schilderung des Worldbildings auf das Wesentliche konzentriert.
Die zentrale Figur ist Yma. Wir verfolgen die Geschichte aus ihrer Sicht und bekommen so einen wundervollen Einblick in ihre Gefühle und Empfindungen.
Yma ist ein gutes Beispiel dafür, dass man es mit viel Fleiß schaffen kann, zur Elite zu gehören. Sie hat viel dafür getan und nach der nächsten Gesundheitsprüfung darf sie, wenn alles gut geht, an der Liebeslotterie teilnehmen und bald mit ihrer großen Liebe Adriel zusammenziehen.
Doch niemand darf wissen, dass sie über Empathie verfügt und nicht wegsehen kann, wenn es ihren Mitbürgern schlecht geht. Deshalb versucht sie, auch wenn es ihr schwerfällt, regelkonform zu bleiben. Ihr Leben ändert sich jedoch von einem Tag auf den anderen, als sie Len trifft. Denn dieser weiß, wie es in den Bereichen aussieht, in denen die Schwachen und Kranken leben.
Yma hat mir als Hauptprotagonistin sehr gut gefallen. Sie versucht zwar lange, sich der Gemeinschaft der Elite anzupassen, doch als es darauf ankommt, zeigt sie großen Mut. Sie hat sich im Laufe der Geschichte wunderbar weiterentwickelt.
Die Autorin hat die Charaktere sehr überzeugend ausgearbeitet und auch die Nebenfiguren bereichern die Handlung und sind gut durchdacht. Meine einzige Kritik ist, dass sich die Liebesgeschichte am Ende etwas zu schnell entwickelte. Obwohl wir die Handlung aus der Sicht von Yma verfolgen, ist mir nicht bewusst geworden, dass sie diese Gefühle ihm gegenüber hat.
Die Geschichte ist durch unvorhersehbare Wendungen spannend zu lesen. Die Story verfügt nicht nur über die nötige Tiefe, sondern sie geht unter die Haut und regt zum Nachdenken an.
Bis zum Schluss war für mich nicht ersichtlich, in welche Richtung sie sich entwickeln und wohin der Weg führen würde.
Zwischendurch gab es Passagen, (wie zum Beispiel das Verhör) die mich sehr erschreckt haben.
Schade fand ich, dass ich im Vorfeld nicht wusste, dass es sich um einen Mehrteiler handelt.
Auch wenn ich eher der Typ bin, der ein Happy End am Ende der Geschichte braucht, macht, dass offene Ende neugierig auf die Fortsetzung! Ich hoffe, die Autorin lässt mich nicht zu lange darauf warten.
Für mich ist „Broken World“ ein richtiger Pageturner und gehört zu den Highlights des Jahres 2021. Dafür gibt es von mir volle 5 Sterne!