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Veröffentlicht am 29.08.2021

Milieustudie Harlems

Harlem Shuffle
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Colson Whitehead entführt uns nach Harlem, in das Leben des Möbelladenbesitzers Ray Carney: Durch seine Augen entfaltet sich das soziale Gefüge Harlems mit all seinen Sehnsüchten und Hoffnungen der sechziger, ...

Colson Whitehead entführt uns nach Harlem, in das Leben des Möbelladenbesitzers Ray Carney: Durch seine Augen entfaltet sich das soziale Gefüge Harlems mit all seinen Sehnsüchten und Hoffnungen der sechziger, aber auch mit all seinen Problemen und Abgründen. Harlem als Ort im damaligen Zeitgefüge wurde sehr gut und lebendig beschrieben, die sozialen Ungerechtigkeiten springen einen direkt an.


Ray ist im Grunde genommen ein bodenständiger Familienvater, der versucht Fuß in der Gesellschaft zu fassen und sich hochzuarbeiten. Sein Cousin verwickelt ihn immer wieder in krumme Dinger hinein und Ray nimmt den Profit daraus auch gerne mit. Doch er ist kein waschechter Gangster. In einer Welt voller Grauzonen verschieben sich oft die Grenzen der Legalität. In diesem Spannungsfeld zwischen Gut und Böse, zwischen Manhattan und Harlem, zwischen arm und reich bewegt sich Ray. Man fragt sich automatisch, wie weit man selbst gehen würde.

Ein Großteil der Handlung spielt sich in Rückblenden ab und das ist ein Manko des Romans. Viele Protagonisten treten auf, deren Vorgeschichte wird erzählt. Familiären Verbindungen werden beschrieben, historische Gegebenheiten werden analysiert. Es bedarf einer gewissen Konzentration beim Lesen, will man den Überblick nicht verlieren. Viel passiert im originären Sinn nicht. Vielleicht eine wunderbare Milieustudie mit viel Lokalkolorit, wenn man so will, aber kein wirklich spannender oder temporeicher Roman.

Von mir gibt es 3,5 Sterne, da ich den Roman trotz seiner Längen als lesenswert erachte.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Die Zukunft ist näher, als vermutet.

Dürre
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Der Klimawandel konnte nicht aufgehalten werden. Ein Dürresommer nach dem anderen führt zu Engpässen in der Versorgung und zu drakonischen Maßnahmen, um die Menschen dazu zu bringen, den eigenen CO2-Verbrauch ...

Der Klimawandel konnte nicht aufgehalten werden. Ein Dürresommer nach dem anderen führt zu Engpässen in der Versorgung und zu drakonischen Maßnahmen, um die Menschen dazu zu bringen, den eigenen CO2-Verbrauch einzuschränken. Die Geschwister Julian und Leni werden in kriminelle Machenschaften hineingezogen und geben vermeintlich gute Bauernopfer ab, während skrupellose Betrüger versuchen, das System zu unterwandern und den eigenen Profit zu maximieren. Eine Zukunft, so wie wir sie nicht erleben möchten.

Uwe Lauf skizziert in diesem Thriller gekonnt ein interessantes, sowie gleichermaßen beängstigendes und durchaus mögliches Bild von einer nahen Zukunft, in dem Landwirtschaft verstaatlich wird. Regierungen wissen sich nicht mehr anders zu helfen, um die Klimaziele zu erreichen und die Bevölkerung ernähren zu können und greifen daher zu Mitteln der absoluten Kontrolle, unterstützt von moderner Technik. Aber auch in diesem Wirtschaftssystem ergeben sich Möglichkeiten zum Betrug und wo Technik eingesetzt wird, sind Hacker auch nicht weit.

Die Hauptprotagonisten, durchaus sympathisch, kommen mir gelegentlich etwas zu blauäugig vor, insbesondere bei Leni ist dies auch ihrer Jugend zuzuschreiben. Julian dagegen müsste schon etwas reifer sein und die Folgen seiner Handlungen mehr abschätzen können. Nur dann würde der Plot so nicht funktionieren, wie erdacht. Die übrigen Charaktere sind vielschichtig, auch in den Bösewichten steckt irgendwie ein Stückchen Gutes, nur dass sich dies nicht gleich und nicht für jedermann erschließt.

Insgesamt liest sich das Buch flüssig und interessant, ich habe es in 2 Tagen ausgelesen. Der Schluss kam mir dann doch etwas zu kurz ausgeführt vor, auch wenn die wesentlichen Fragen beantwortet wurden. Interessant ist auch noch das Nachwort. Das Thema „Urban Mining“ hatte ich zuvor noch nicht so richtig verinnerlicht, obwohl es grundsätzlich ja heute schon Bestandteil des Recycling-Prozesses ist, wenn auch noch nicht so fortgeschritten, wie im Buch beschrieben.

Eine Lektüre, die ich gerne empfehle.

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Veröffentlicht am 18.08.2021

Gemütlicher Krimi mit Humor

Letzter Knödel
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Gasperlmaier ermittelt nunmehr in seinem neunten Fall. In Altaussee geht es rund, ein Politgipfel steht an und als wenn das nicht schon genug Aufregung gibt, passiert noch ein Mord. Politische Verwicklungen ...

Gasperlmaier ermittelt nunmehr in seinem neunten Fall. In Altaussee geht es rund, ein Politgipfel steht an und als wenn das nicht schon genug Aufregung gibt, passiert noch ein Mord. Politische Verwicklungen vermischen sich mit Betrug im Gastronomiebereich.

Der Krimi liest sich sprachlich gut, die österreichische Färbung trägt, genau wie die bildhaften Beschreibungen, zum Lokalkolorit bei. Gasperlmaier als Figur wirkt einfacher gestrickt, aber das täuscht gewaltig. Er ist ein gründlicher Ermittler, in seiner Heimat fest verwurzelt und Genüssen nicht abgeneigt. Auf mich wirkt er authentisch und sympathisch. Auch die übrigen Charaktere wurden lebendig skizziert und mit Eigenheiten ausgestattet.

Während es zu Beginn schon recht turbulent zugeht, lesen sich einige Passagen, vor allem im Mittelteil, etwas schwerfälliger. Gut, dass gegen Ende der Spannungslevel wieder steigt.
Dieser Roman enthält viele aktuelle Anspielungen zu Politikern und Promis, die das Buch zudem zur interessanten Lektüre werden lässt.

Für mich gutes 3,5 Sterne-Buch, dem besonders im Mittelteil etwas Straffung gutgetan hätte. Für Liebhaber von Regionalkrimis auf jeden Fall eine Empfehlung.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Ein Regionalkrimi, welcher durchaus wert ist, gelesen zu werden.

Kalte Lügen
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Ein seltsamer Mord unter mysteriösen Umständen. Dabei kommt eine alte. legendenbehaftete Geschichte hoch. Vergeltung wird geübt, Verwicklungen sind vorprogrammiert, Missverständnisse entstehen und müssen ...

Ein seltsamer Mord unter mysteriösen Umständen. Dabei kommt eine alte. legendenbehaftete Geschichte hoch. Vergeltung wird geübt, Verwicklungen sind vorprogrammiert, Missverständnisse entstehen und müssen ausgeräumt werden. Aus zwei unterschiedlichen Handlungssträngen heraus entsteht eine Geschichte, bei der eine erfolgreiche Privatermittlerin und ein am Rande der Insolvenz tätiger Privatdetektiv aufeinandertreffen, zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Ich bin selbst etwas hin- und hergerissen, was die Bewertung dieses Krimis angeht. Das Buch liest sich vom Stil her gut, die Charaktere sind sehr eigen, überwiegend sympathisch, aber für meinen Geschmack teilweise überzogen skizziert. Die ein oder andere Handlungsweise der Hauptprotagonisten scheint nicht ganz zu passen, hier fehlt es etwas an Authentizität. Die Geschichte selbst ist interessant zu lesen, es kommt mit der Zeit auch Spannung auf. Durch die teils bildhaften Beschreibungen kann man sich die Region gut vorstellen, die Geschichte schreitet dadurch aber auch etwas langsamer voran. Zeitweise geht es nicht mit den Ermittlungen weiter, dafür wird einiges aus dem Privatleben der Hauptprotagonisten erzählt. An die Art des Humors musste ich mich erst gewöhnen, im Laufe des Lesefortschritts kam ich dann besser damit zurecht. Von mir gibt es gesamt 3,5 Sterne.
Unterm Strich hat das Lesen des Romans, der mit je einer Prise Witz und Dialekt gewürzt ist, Spaß gemacht, wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat.

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Veröffentlicht am 16.06.2021

Unterhaltsam

FLEISCHESLUST IN UNTERFILZBACH
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Es geht wieder einmal rund in Unterfilzbach, der selbsternannte Bauerndetektiv Hansi Scharnagl ermittelt in dem Todesfall des zum Vegetarier mutierten ehemaligen Metzgers Max, sehr zum Ärger des örtlichen ...

Es geht wieder einmal rund in Unterfilzbach, der selbsternannte Bauerndetektiv Hansi Scharnagl ermittelt in dem Todesfall des zum Vegetarier mutierten ehemaligen Metzgers Max, sehr zum Ärger des örtlichen Kommissars. „Fleischeslust“ ist bereits der vierte Band aus der bayerischen Krimireihe aus Unterfilzbach, lässt sich aber auch gut lesen, wenn man die vorherigen Bücher nicht kennt. Durch überschaubare Kapitel wird es möglich, den Lesefortschritt an das eigene Tempo individuell anzupassen – wenn man sich denn vom Buch losreißen kann.
Schön beschrieben sind auch die kleinen täglichen Familienzwiste mit Diskussionen zu gesunder Lebensweise und Bewegung oder auch in Bezug auf das bisher kaum stattfindende Liebesleben des Hansi Junior. Auch die übrigen Protagonisten, Freude und weitere Dorfbewohner sind gut charakterisiert und nehmen im Kopf Gestalt an. Eva Adams Krimikomödien sprühen nur so von bayerischen Lokalkolorit, es macht Spaß das Buch zu lesen. Für Freunde von lockeren Krimis, gewürzt mit Humor, sehr zu empfehlen.

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