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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2022

netter schwedischer Winterkrimi

Schwedische Familienbande
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Samuel Williams wird nach Klockarvik versetzt. Eigentlich war das so nicht geplant, die zeitweilige Versetzung aufs Land fühlt sich erst einmal wie eine Strafe an. Als er ankommt findet er als erstes einen ...

Samuel Williams wird nach Klockarvik versetzt. Eigentlich war das so nicht geplant, die zeitweilige Versetzung aufs Land fühlt sich erst einmal wie eine Strafe an. Als er ankommt findet er als erstes einen Toten und wird so gleich in die Mordermittlung hineingezogen. Verdächtige gibt es genügend, hat sich der Hotelbesitzer doch nicht nur in der Familie Feinde gemacht.

Ich habe mir am Anfang des Buches extrem schwer getan mit den vielen schwedischen Namen, die meisten haben mindestens zwei Vornamen, die Nachnamen sind extrem ungewohnt. Langsam bin ich aber dann in die Geschichte gekommen und auch Samuel hat dann etwas mehr Tiefe bekommen. Anfangs wirkte er wie ein schnöseliger Großstädter, der sich nicht auf das Landleben einlässt. Ganz ist dieser erste Eindruck nicht getilgt worden, aber doch deutlich verbessert. Die Geschichte an sich fand ich durchaus spannend, auch weil es bis zur Auflösung unklar blieb, welches Motiv den Täter dann getrieben hat. Die Autorin schafft es auch das winterliche Schweden und die Traditionen gerade zur Weihnachtszeit gut zu transportieren, das wirkte alles sehr heimelig. Was ich nicht gebraucht hätte war das teenagerhafte Geschwärme von Samuel für die Kommissarin, das wirkte auf mich dann doch zu gewollt und passte nicht zu einem vierzigjährigen Mann.

Alles in allem war es ein netter weihnachtlicher Krimi, der mir ganz gut gefallen hat. Ob ich weitere Bücher aus dieser Reihe lesen würde, kann ich im Moment ehrlich nicht sagen. Da schwanke ich noch.

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Warum der Hype?

Liebe in Zeiten des Hasses
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Liebe in Zeiten des Hasses beleuchtet das Beziehungsgeflecht der High Society Deutschlands Ende der zwanziger und in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Von der Familie Mann über Kurt Tucholsky, ...

Liebe in Zeiten des Hasses beleuchtet das Beziehungsgeflecht der High Society Deutschlands Ende der zwanziger und in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Von der Familie Mann über Kurt Tucholsky, Erich Maria Remarque, Marlene Dietrich und Mascha Kaleko sind die Größen der damaligen Kunstszene vertreten. Deren Beziehungen untereinander werden beleuchtet, da ein Bäumchen-wechsel-dich damals durchaus üblich war, entstehen so ganze Netzwerke von aktuellen und ehemaligen Liebhabern und Eheleuten.

Ich bin etwas zwiegespalten was das Ganze betrifft. Einerseits blitzt immer wieder ein feiner, sarkastischer Humor auf, andererseits wirken die Abschnitte wie eine Aufzählung von Geschehnissen, die ziemlich emotionslos wirkt. So war das Ganze manchmal etwas zäh zu lesen.

Zusätzlich entstand bei mir das Bild einer Gruppe von Menschen, bei denen nicht einer ohne gravierende psychische Probleme und die meisten auch nicht ohne Drogen durchs Leben kamen. In vielen Fällen kamen bei mir die meisten Männer wie schwache Egoisten rüber, die nichts als sich, den nächsten Orgasmus und das eigene Wohlbefinden im Sinn haben. Die Frauen wirkten entweder wie gefühllose Miststücke oder wie hilflose Frauchen, die sich alles gefallen haben lassen. Ich fand das etwas irritierend und vermutlich sind diese Menschen nur sehr einseitig beleuchtet.

Bei mir hat das Buch jetzt nicht unbedingt das Bedürfnis geweckt, mich näher mit einem der Menschen, die hier begleitet werden, zu beschäftigen. Es war nett zu lesen, aber den Hype, der um das Buch gemacht wird, kann ich nicht nachvollziehen. Für mich war es eher durchschnittlich.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Lotte Laserstein

Meine Freundin Lotte
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Lotte Laserstein war in Berlin am Ende der zwanziger Jahre eine erfolgreiche Malerin, bis die Nazis ihrer Karriere ein Ende setzten. Ihr bevorzugtes Modell war dabei Traute Rose, die eben nicht nur Modell ...

Lotte Laserstein war in Berlin am Ende der zwanziger Jahre eine erfolgreiche Malerin, bis die Nazis ihrer Karriere ein Ende setzten. Ihr bevorzugtes Modell war dabei Traute Rose, die eben nicht nur Modell sondern auch beste Freundin war. 1961 besucht Traute mit ihrem Mann Ernst Lotte in Kalmar, Schweden, wo diese mittlerweile lebt. Doch was ist geschehen, dass die einstigen Freundinnen so auseinandergetrieben hat?

Anne Stern erzählt Lotte und Trautes Geschichte sozusagen in den Erinnerungen der beiden. Denn sie sprechen eigentlich nicht mehr wirklich miteinander. Die Kapitel wechseln immer zwischen Lotte und Traute hin und her und so lernt man das Innenleben der beiden recht gut kennen. In Lottes Teilen wird mehr aus der Vergangenheit erzählt, in Trautes mehr die Gegenwart reflektiert. Irgendwie bin ich mit diesem Konzept nicht so richtig warm geworden. Lottes Kapitel haben sich gut lesen lassen, bei Traute habe ich mich immer gefragt, warum sie eigentlich so wenig selbstbewusst ist. Das stand im totalen Gegensatz zu Lottes Erinnerungen. Generell fand ich die Diskrepanz zwischen den Erinnerungen, wo die beiden so eng miteinander wie ein Liebespaar sind und der Gegenwart, wo sie kaum mehr miteinander sprechen, sehr frappierend. Auf mich machte es eher den Eindruck, dass die beiden sich eigentlich nicht wirklich kannten, sondern jeder nur ein Bild der anderen in Erinnerung hatte.

Ich muss sagen, für mich hat das Ganze nicht so gut funktioniert. Irgendwie bin ich beiden nicht nahe gekommen und ich musste mich zwingen das Buch zu beenden. Denn so richtig interessiert hat mich das Ganze dann nicht. Gut geschrieben ist das Buch dennoch, mir hat nur der persönliche Zugang dazu gefehlt.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

nett

Möwensommer
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Lina arbeitet in einem Blumenladen und ist dort recht glücklich. Mit ihrer Chefin Claudia kommt sie gut aus, nur würde sie an manchen Ecken gerne selbst bestimmen, wie bestimmte Dinge im Laden gemacht ...

Lina arbeitet in einem Blumenladen und ist dort recht glücklich. Mit ihrer Chefin Claudia kommt sie gut aus, nur würde sie an manchen Ecken gerne selbst bestimmen, wie bestimmte Dinge im Laden gemacht werden. Privat könnte es besser laufen. Sie hat zwar viel Spaß mit ihrem besten Freund Mattis, allerdings ist sie nie so richtig drüber hinweggekommen, dass er ihr das Herz gebrochen hat. Daher ist es schön, als sich Bent, der neue Standesbeamte der Insel, für sie interessiert. Allerdings verhält sich Mattis plötzlich mehr als seltsam.

Lotte Römer liefert mit Möwensommer einen leichten Liebesroman, der auf Norderney spielt. Sie fängt das Gefüge der Insel, wo jeder jeden kennt, gut ein. Besonders die Szenen im Blumenladen mit den Stammkunden, fand ich sehr gut beschrieben. Da hatte man gleich das Gefühl, mit dabei zu sein.

Die Romanze ist recht vorhersehbar und außerhalb des Gefüges um Lina, Mattis und den weiter direkt Beteiligten bleibt die Insel recht blass. Trotzdem liest sich das Buch gut und vermittelt Urlaubsstimmung. Von daher kann ich es durchaus empfehlen.

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Familie

Geteilte Träume
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Ingkes Mutter ist schwer krank, also lässt sie sich testen, um eventuell Knochenmark zu spenden. Dabei stellt sich heraus, dass ihre Eltern sie adoptiert haben. Ingke fällt aus allen Wolken und fängt an ...

Ingkes Mutter ist schwer krank, also lässt sie sich testen, um eventuell Knochenmark zu spenden. Dabei stellt sich heraus, dass ihre Eltern sie adoptiert haben. Ingke fällt aus allen Wolken und fängt an ihrer Lebensgeschichte hinterher zu forschen

Damit beginnt das Buch „Geteilte Träume“ von Ulla Mothes. Ich hatte eigentlich eine Geschichte erwartet, die sich um Ingken dreht. Aber irgendwie war Ingken zwar der Dreh und Angelpunkt, aber die Geschichten, die sie von ihren Verwandten erzählt bekommt haben oft nur am Rande mit ihr zu tun. So stellt die Autorin zwar dem Leser ein breites Spektrum von Lebensgeschichten rund um die DDR vor, allerdings hat mir ein bisschen der Bezug auf Ingke gefehlt. Gerade am Anfang habe ich mir dadurch sehr schwer getan ins Buch zu finden, auch weil die Menge an Protagonisten dem Leser das Leben erst einmal schwer macht. Später habe ich das Buch dann gerne weitergelesen, weil die einzelnen Episoden an sich sehr interessant waren und sich langsam eine Grundstruktur herausschälte. Das Ende war mir dann ein wenig zu glatt, da findet sich doch alles recht schnell. Mit einigen der Protagonisten bin ich nur schwer warm geworden und besonders Ingke fand ich zwischenzeitlich sehr anstrengend. Was ich auch schwer verständlich fand, war, das Ingke die Lebensgeschichten ihrer Verwandtschaft so überhaupt nicht kannte, obwohl sie ja zu dem Zeitpunkt in der Familie gelebt hat. Für mich hat das nicht zum Gesamtbild der sich liebenden und zusammenhaltenden Familie gepasst.

Alles in allem war es ein recht interessantes Buch, dass ich zügig gelesen habe. Es rundet auch sicher den Blick auf die DDR ab, der von mir als Wessi eben nur durch Lektüre und das Erleben anderer geprägt ist. Wer sich also für das Leben in der DDR interessiert, ist hier auf jeden Fall richtig.

7 von 10 Punkte

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