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Veröffentlicht am 16.10.2019

Eine Liebeserklärung an Bücher und das Lesen

Pages & Co. (Band 1)
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Inhalt: Die elfjährige Matilda Pages, genannt "Tilly", wächst bei ihren Großeltern auf, die eine große Buchhandlung haben. Ihre Mutter ist kurz nach ihrer Geburt spurlos verschwunden; ihr Vater zuvor gestorben. ...

Inhalt: Die elfjährige Matilda Pages, genannt "Tilly", wächst bei ihren Großeltern auf, die eine große Buchhandlung haben. Ihre Mutter ist kurz nach ihrer Geburt spurlos verschwunden; ihr Vater zuvor gestorben. Tilly liest sehr gerne und träumt sich in die Geschichten hinein, wofür die Buchhandlung der perfekte Ort ist. Nachdem Tilly in der Buchhandlung Personen trifft, die unmöglich Kunden sein können, beginnt für sie ein buch-tastisches Abenteuer. Dabei wandelt sie auf den Spuren ihrer Mutter und trifft neben Figuren aus der Weltliteratur auch auf den mysteriösen Enoch Chalk.

Schreibstil: Der Schreibstil ist sehr detailliert, anschaulich und metaphernreich, sodass man sich gut in die Handlung hineinversetzen konnte. Die Kapitel sind vergleichsweise kurz und die Lektüre war insgesamt kurzweilig.

Persönliche Meinung: "Matilda und das Geheimnis der Buchwandler" ist eine Liebeserklärung an das Medium "Buch" und das Lesen. Es ist durchzogen von Referenzen, die Bücher/das Lesen thematisieren. So sind die Handlungsorte u.a. eine Bibliothek und eine Bücherei. In der Bücherei werden buchspezifische Partys gefeiert (Motto: "Alice im Wunderland") und in ihr existiert eine Café, das Köstlichkeiten, die in verschiedenen Romanen aufgetischt werden, anbietet. Auch das Layout ist besonders: Wenn z.B. eine Figur flüstert, ist die Schrift kleiner. Jede Figur ist in irgendeinerweise vom Lesen oder Büchern beeinflusst - mehr soll hier nicht verraten werden. Insgesamt sind dies alles sehr schöne Ideen der Autorin. Gleichzeitig geht damit ein Problem einher: Das "Mathilda und das Geheimnis der Buchwandler" ist aufgrund der Fülle der Referenzen eher ein Buch für echte Bücherkenner. Zwar werden viele Klassiker der Kinderliteratur anzitiert, doch wirklich bekannt sind diese eher im englischsprachigen Raum. Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Tiefe des Antagonisten, der insgesamt eher ein Scherenschnitt bleibt (dies kann aber auch Kalkül der Autorin sein, um Spannung für den Folgeband zu erzeugen). Zuletzt empfand ich die ersten 100 Seiten als anstrengend zu lesen: Die Handlung ging nicht wirklich voran, man war fast nur an einem Handlungsort und bekam keine wirklichen Antworten. Nach diesen 100 Seiten nahm die Handlung aber Fahrt, war spannend und das Lesen hat Spaß gemacht. Insgesamt vergebe ich daher 4 Sterne. Es war aber trotz der Kritikpunkte eine spannende und schöne Lektüre, sodass ich das Buch jedem Bücherwurm ans Herz legen kann!

Veröffentlicht am 05.10.2019

Ein magisches Abenteuer!

Waldo Wunders fantastischer Spielzeugladen
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Inhalt: Lennart Lindenbaum, kurz Lenni genannt, lebt mit seiner Mutter in dem 2. Stock eines 300 Jahre alten Hauses. Unter ihm wohnt Waldo Wunder, der in Erdgeschoss einen alteingesessenen Spielzeugladen ...

Inhalt: Lennart Lindenbaum, kurz Lenni genannt, lebt mit seiner Mutter in dem 2. Stock eines 300 Jahre alten Hauses. Unter ihm wohnt Waldo Wunder, der in Erdgeschoss einen alteingesessenen Spielzeugladen betreibt. Früher war Lenni häufiger dort, jetzt fährt er aber lieber mit seinem BMX-Rad und fühlt sich zu alt für Spielsachen. Als er ein Paket bei Herrn Wunder abholen muss, fragt dieser Lenni, ob er für ein paar Tage auf seinen Laden aufpassen könne. Er müsse dringend etwas erledigen. Lenni willigt ein und schaut in der nächsten Zeit häufiger im Laden vorbei. Bevor Herr Wunder geht, warnt er Lenni noch eindringlich, auf keinen Fall die dritte Schublade von rechts seines Ladentisches zu öffnen. Irgendetwas geht in dem Spielzeugladen vor. Nachts hört Lenni laute Geräusche aus dem Laden, morgens steht das Mobiliar plötzlich anders als am Vortag. Und: Wohin und warum ist Herr Wunder überhaupt verreist? Was hat es mit dem mysteriösen Paket und der Schublade auf sich? Besonders hervorzuheben ist auch der Aktivteil am Ende des Buches. Hier finden sich vier kleine Rätsel bzw. Spiele, die sich thematisch um den Spielzeugladen drehen. Auch gefielen mir die cartoonartigen schwarz-weiß Abbildungen sehr.

Schreibstil: Die Geschichte wird sehr anschaulich erzählt, sodass man sich gut in die Handlung hineinversetzen kann. Besonders gefiel mir die Beschreibung des Spielzeugladens mit seinen unterschiedlichen Abteilungen. Die Sätze sind nicht allzu komplex und der Handlung ist leicht zu folgen. Die Handlung ist durch die zu Beginn aufgeworfenen Fragen außerdem durchweg spannend.

Persönliche Meinung: Die Figuren sind durchweg sympathisch und lebensnah dargestellt. Auch lässt die Erzählung einzelne Fragen offen, die in Folgebänden geklärt werden können. Besonders gut gefielen mir auch einzelne (mechanische) Ideen rund um das Thema „Spielzeug“. Ich hoffe, dass die geheimnisvolle Welt der Spielzeughändler weiter ausgebaut wird! Außerdem gibt es auch noch viele interessante Figuren, die für weitere Bände eine größere Rolle spielen können, sodass die Idee der Autorin viel Potential für weitere Bände besitzt. Ich gebe allerdings „nur“ vier Sterne, da die Handlung – für Erwachsene und auch ältere Kinder/Jugendliche vergleichsweise vorhersehbar ist. Auch das große Geheimnis um die dritte Schubblade wird eher ernüchternd aufgelöst. Gerade jüngere Kinder (zwischen 8 und 10 Jahre) werden die Geschichte aber lieben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Handlung
  • Lesespaß
  • Fantasie
Veröffentlicht am 02.09.2019

Ein Muggel in der Suppenküche

Hotel der Magier (Hotel der Magier 1)
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Inhalt: Der Protagonist, Seth Seppi, ist Küchenjunge in dem abgelegenen Hotel „Zur letzten Chance“. Als sich eine exklusive Gästegruppe ankündigt, läuft der Küchenbetrieb auf Hochtouren. Besonders für ...

Inhalt: Der Protagonist, Seth Seppi, ist Küchenjunge in dem abgelegenen Hotel „Zur letzten Chance“. Als sich eine exklusive Gästegruppe ankündigt, läuft der Küchenbetrieb auf Hochtouren. Besonders für Dr. Thallomius, der außergewöhnlich freundlich zu Seth war, legt Seth sich ins Zeug und bereitet einen exklusiven Nachtisch vor, den er zuvor in einem seltsamen schwarzen Buch gefunden hat. Dieser Nachtisch wird Dr. Thallomius allerdings zum Verhängnis: Jemand hatte den Nachtisch vergiftet. Die Frage nach dem Mörder scheint für alle Beteiligten schnell beantwortet zu sein: Da das Esszimmer zwischen Auftragen des Desserts und dem Verzehr desselben verschlossen war, muss – so die Auffassung der anderen Gäste – Seth Dr. Thallomius vergiftet haben. Seth macht sich nun (mehr oder weniger) allein auf die Suche nach dem Mörder. Dabei stößt er aber auf immer neue Fragen und mysteriöse Gegenstände. Was hat es mit der illustren Gesellschaft auf sich? Welche Rolle spielt Magie in dem Fall? Was erzählen die Wände (und warum reden sie überhaupt)? Wer sind die sogenannten „Vermissten, wahrscheinlich Explodierten“? Seth betritt eine magische, für ihn allerdings unbekannte Welt.
Erzählstil: Die Autorin erzählt sehr detailliert und altersgerecht. Besonders interessant fand ich die unterschiedlichen (magischen) Requisiten, die nach und nach eingeführt werden. Insgesamt ist die Erzählweise in zweifacher Art analytisch: Sie beginnt nicht nur mit einem rätselhaften Ereignis (der Mord), das Schritt für Schritt aufgeklärt wird. Die gesamte magische Welt, die in der Geschichte ausgebreitet wird, ist für Seth (und damit für die Leser*innen) zunächst rätselhaft und wird bei der weiteren Lektüre verständlicher. Zusammen mit den magischen Dingen, die ebenfalls nicht selbsterklärend sind, wird so Spannung aufgebaut.
(kleine) Kritikpunkte: Es werden eine Vielzahl von Figuren eingeführt, sodass man gerade zu Beginn der Geschichte manchmal etwas überlegen muss, wer nochmal wer war. Die Figuren haben auch alle sehr viel Potential, allerdings fokussiert die Handlung im Fortgang nur drei/vier dieser Figuren, sodass die meisten Nebenfiguren blass blieben und dadurch auch für die Handlung entbehrlich sind.
Persönliche Meinung: Abgesehen von kleineren Schwächen ist „Hotel der Magier“ ein gelungener Reihenauftakt. Weniger die Krimihandlung, als vielmehr die interessanten Figuren, die spannende Erzählweise und die magische Welt, die in Folgebänden wahrscheinlich noch weiter ausgefächert wird, haben mich begeistert. Auch werden längst nicht alle Fragen beantwortet (keine Angst: Der Mörder wird aufgedeckt!), sodass ich gespannt auf weitere Bände warte.

Veröffentlicht am 09.05.2023

Ein Mystery-Roman mit vielen tollen Ansätzen, der mich aber nicht völlig überzeugen konnte

Der Geisterbaum
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Inhalt: Vor einem knappen Jahr wurde die Leiche von Laurens Vater inmitten des Waldes nahe Smiths Hollow gefunden. Obwohl es sich eindeutig um einen Mord handelte, ließ die Polizei die Ermittlungen im ...

Inhalt: Vor einem knappen Jahr wurde die Leiche von Laurens Vater inmitten des Waldes nahe Smiths Hollow gefunden. Obwohl es sich eindeutig um einen Mord handelte, ließ die Polizei die Ermittlungen im Sande verlaufen – absichtlich, wie Lauren meint. Nun scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Wieder werden Leichen in der Nähe des Waldes gefunden, deren Todesumstände – ähnlich wie bei Laurens Vater – Rätsel aufgeben. Da Lauren befürchtet, dass die Polizei die Todesfälle erneut vertuschen wird, beginnt sie ihre eigenen Ermittlungen.

Persönliche Meinung: „Der Geisterbaum“ ist ein Mystery-Roman von Christina Henry. Es handelt sich um einen Stand-alone-Roman, der in sich abgeschlossen ist und zu keiner Reihe gehört. Die Handlung wird aus mehreren personalen Perspektiven (hauptsächlich unterschiedliche Bewohner*innen der Kleinstadt Smiths Hollow) erzählt. Die „Hauptperspektive“ ist die 14-jährige Lauren, die einerseits versucht, die Morde aufzuklären, andererseits aber auch mit einigen privaten Problemen zu kämpfen hat. Daneben treten u.a. die Perspektiven von Miranda (Laurens beste Freundin), Alejandro Lopez (ein Polizist, der gerade erst neu nach Smiths Hollow gezogen ist) und Richard Touhy (der Bürgermeister der Stadt). Die Handlung spielt im Jahr 1985 und besonders im ersten Viertel durchströmen den Roman schöne 80s-Vibes. Außerdem finden sich in „Der Geisterbaum“ Elemente verschiedener Genres. So erinnert die Grundstruktur an einen Krimi/Thriller, allerdings geht der Roman nicht darin auf. Zu der Krimi-/Thrillerhandlung gesellt sich eine schöne Portion Mystery, wobei diese hier stärker in Richtung Horror und weniger in Richtung Fantasy tendiert. In den Perspektiven von Lauren und Miranda spielen auch Coming of Age-Elemente eine größere Rolle (Die beiden sind eigentlich beste Freundinnen, entwickeln sich aber seit Beginn der Pubertät in unterschiedliche Richtungen). In diesem Kontext spricht der Roman zudem gesellschaftliche Probleme an. Eigentlich mag ich solche Durchmischungen verschiedener Genres sehr gerne; „Der Geisterbaum“ konnte mich in dieser Hinsicht aber nicht völlig überzeugen (Ich hatte insgesamt den Eindruck, dass hier zu „viel“ gewollt wurde, wodurch der Roman ein Stück weit zerfaserte). Auch die Handlung von „Der Geisterbaum“ war für mich eher durchwachsen. Der Roman beginnt sehr stark: Es passieren mehrere unerklärliche und seltsame Dinge, deren Ursprung/Zusammenhang man unbedingt erfahren möchte, weshalb man das Buch kaum beiseitelegen kann. Leider wird dann aber relativ abrupt und recht früh eine Erklärung für das Rätselhafte „eingefügt“, sodass die Spannungskurve abflachte (Es wird zwar nicht direkt alles offenbart, aber eine eindeutige Richtung vorgegeben, was den Mystery-Reiz schmälerte. Im Folgenden gibt es zwar noch einige atmosphärisch dichte Szenen und kleinere Überraschungen, die Handlung selbst wird aber zunehmend vorhersehbar). Der Schreibstil von Christina Henry hat mir sehr gut gefallen: Er ist anschaulich und sehr bildhaft, sodass greifbare und dichte Szenerien entstehen. Insgesamt ist „Der Geisterbaum“ ein atmosphärisch dichter, schön geschriebener Mystery-Roman mit wirklich spannenden und vielversprechenden Ansätzen. Das „Gesamtpaket“ konnte mich aber leider nicht in allen Punkten überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2021

Ein wendungsreicher Kriminalroman vor historischer Kulisse

Der Tod und das dunkle Meer
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Inhalt: Batavia 1634. Ein Schiffskonvoi macht sich auf die strapaziöse, achtmonatige Reise nach Amsterdam. Mit an Bord der „Saardam“ ist der Meisterdetektiv Samuel Pipps, der kurz zuvor noch erfolgreich ...

Inhalt: Batavia 1634. Ein Schiffskonvoi macht sich auf die strapaziöse, achtmonatige Reise nach Amsterdam. Mit an Bord der „Saardam“ ist der Meisterdetektiv Samuel Pipps, der kurz zuvor noch erfolgreich einen wichtigen Auftrag für den Generalgouverneur Jan Haan ausgeführt hat. Doch Pipps betrat das Schiff nicht als gefeierter Held, sondern als Gefangener. Was er sich angeblich hat zu Schulden kommen lassen, weiß nur Haan. Auch sonst steht die Fahrt unter keinem guten Stern. Kurz vor der Ausfahrt aus dem Hafen sprach ein Aussätziger Verwünschungen über das Schiff aus – obwohl er keine Zunge besaß. Anfangs werden seine Worte noch als Geschwätz eines verwirrten Geistes abgetan, doch plötzlich finden sich auf dem Schiff seltsame Male. Die Matrosen sind sich sicher: Ein Dämon treibt sein Unwesen.

Persönliche Meinung: „Der Tod und das Dunkle Meer“ ist ein Kriminalroman von Stuart Turton, in dem sich Elemente der Gattung „historischer Roman“ finden. Turton wehrt sich zwar in seinem – recht eigenwillig geschriebenem – Nachwort gegen diese Bezeichnung, weil er bewusst nicht alles 100%ig historisch korrekt beschrieben hat, aber dennoch ist gerade im Mittelteil die Handlung eher historisch als krimimäßig. Erzählt wird die Handlung hauptsächlich aus den Perspektiven von Arent Hayes, dem Leibwächter und Freund Samuel Pipps, und Sara Wessel, der Frau des Generalgouverneurs. Bei der Beziehung von Pipps und Arent erinnert einiges an „Sherlock Holmes“. Pipps ist ein brillanter Beobachter und deduziert – wie Holmes – aus den kleinsten Beobachtungen die waghalsigsten, aber richtigen Schlüsse. Arent übernimmt die Rolle des Watson, des helfenden Sidekicks, der die berühmtesten Fälle des Detektivs verschriftlicht. Es gibt aber in „Der Tod und das Dunkle Meer“ einen gravierenden Unterschied: Pipps, der Meisterdetektiv, kann aufgrund seiner Gefangenschaft nicht ermitteln, sodass Arent und Sara die Rolle der Ermittlerfigur einnehmen und versuchen herauszufinden, was der Ursprung der mysteriösen Vorfälle auf dem Schiff ist. Die Handlung beginnt durch das Aufwerfen einiger Fragen bzw. das Schildern mysteriöser Umstände sehr spannend (um nur einzelne Fragen zu nennen: Warum wurde Pipps gefangen genommen? Weshalb kann der zungenlose Aussätzige reden? Was ist die „Phantasterei“, die von dem Schiff auf Geheiß von Haan transportiert wird?). Im Anschluss an den starken Anfang, fällt die Spannungskurve etwas. Nach dem ersten Auftauchen des Mals beginnen Arent und Sara mit ihren Ermittlungen, suchen den Ursprung des „Dämons“, treten aber auf der Stelle. Auch das Mal zeigt sich (zunächst) nicht wieder, sodass die Handlung mehr oder weniger stillsteht. Das Leben auf dem Schiff, das detailliert beschrieben wird, nimmt in diesem Mittelpart einen großen Raum ein. Für Spannung sorgt eher, dass die Vergangenheit einzelner Figuren beleuchtet wird und verborgene Beziehungen aufgedeckt werden. Generell sind die Figuren eine große Stärke des Romans. Einerseits besitzen sie eine schöne Dreidimensionalität, andererseits sind viele Figuren nicht das, was sie vorzugeben scheinen, wodurch die Handlung insgesamt an Wendungsreichtum und Überraschungsmomenten gewinnt. Nach dieser eher spannungsarmen Phase steigt die Spannungskurve wieder: Mysteriöse Begebenheiten nehmen zu, die Taktung der Morde ist höher, es kommt zu einigen wichtigen Aufdeckungen. Zuletzt nimmt auch das Ende (und damit die Auflösung) der mysteriösen Vorfälle einen großen Raum ein: Hier werden – auch wieder in Holmes-Manier – wirklich alle Fragen beantwortet, sodass die Handlung insgesamt sehr schlüssig und rund ist. Die Auflösung ist zwar nicht so bahnbrechend und „twistig“ wie der Schluss von Turtons „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“, aber dennoch sehr überraschend und nicht vollständig zu erahnen. Wie schon in „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ schreibt Turton metaphernreich und detailliert, sodass man in die Handlung hineingezogen wird und tiefenscharfe Bilder entstehen. Für mich konnte Turtons zweiter Roman nicht ganz an „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ heranreichen, was aber aufgrund der hohen Messlatte, die Turton mit seinem Erstling gesetzt hat, auch fast ein Ding der Unmöglichkeit ist und daher nicht so stark ins Gewicht fällt. Insgesamt ist „Der Tod und das Dunkle Meer“ aber ein wendungsreicher und gut durchdachter historischer Kriminalroman, der dreidimensionale Figuren besitzt und schön geschrieben worden ist.

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