Die erschreckende Realität
Heimat war gesternDen Krieg in Syrien kennen wir, im Allgemeinen, nur als Faktensammlung aus den Nachrichten. Das Buch „Heimat war gestern“ von Autorin Silvia Siebler-Ferry beleuchtet den Krieg jedoch aus einer ganz anderen ...
Den Krieg in Syrien kennen wir, im Allgemeinen, nur als Faktensammlung aus den Nachrichten. Das Buch „Heimat war gestern“ von Autorin Silvia Siebler-Ferry beleuchtet den Krieg jedoch aus einer ganz anderen Sicht: aus der Perspektive der Opfer. Ausgangspunkt für das Buch waren Gespräche der Autorin mit aus Syrien geflüchteten Menschen, die von ihren Erlebnissen im Krieg und den Geschehnissen rund um ihre Flucht berichteten. Silvia Siebler-Ferry hat all dies in den 9 Kapiteln des Buchs in Form von kurzen Geschichten verarbeitet. Jedes der Kapitel dreht sich dabei eine andere Hauptperson.
Cover:
Das Cover zeigt in großen Buchstaben den Titel des Buchs, wobei das Wort „WAR“ extra großgeschrieben wurde, um Bezug zum Krieg (Englisch: „war“) herzustellen. Zudem ist durch die Buchstaben des Worts hindurch ein scheinbar hinter dem Cover liegender Layer mit einer Kriegsszene darauf zu sehen.
Die Idee zum Cover, sowie auch deren Umsetzung sind sehr gut gelungen. Das Cover vermittelt unmissverständlich den Inhalt des Buchs, wirkt aber gleichzeitig auch wie eine Warnung und fesselt geradezu den Blick des Betrachters.
Umfang und Einteilung:
Das Buch ist mit 85 Seiten recht kurz, aber es ist ja auch kein Roman, sondern, wie oben bereits erwähnt, eine Sammlung von 9 Geschichten. Das Thema ist hart und die Schilderungen im Buch zum Teil sehr erschreckend, vor allem, weil sie auf wahren Erlebnissen basieren.
Der Aufbau des Buchs und auch dessen Umfang sind für das Thema perfekt. Es wäre sicherlich möglich noch viele weitere Geschichten über viele weitere Menschen hinzuzufügen, aber allein diese 9 exemplarischen Kapitel vermitteln das Anliegen des Buchs in vollem Umfang.
Geschichte(n):
Jedes der Kapitel betrachtet ein anderes menschliches Schicksal während des Kriegs in Syrien und zeigt dabei in aller Härte der Realität und die Grausamkeiten des Krieges: Mord, Vertreibung, körperliche und seelische Gräuel, unschuldige Menschen, die von einem auf den anderen Moment alles verlieren und zur Flucht gezwungen werden, nur mit dem, was sie am Leib tragen. Kapitel 5 führt dabei die Geschichte der 4 „Protagonisten“, wenn sie mal so nenn darf, aus den ersten 4 Kapiteln mit ihrer Flucht aus dem Land fort. Die Schicksale der 9 Menschen, die im Buch beschrieben werden, sind zum Teil sehr unterschiedlich, aber gerade dies zeigt, wie sich der Wahnsinn des Krieges in alle Bereiche des Lebens frisst. Am Ende stehen Zerstörung, Leid, aber auch die Hoffnung beim Neuanfang in einem fremden Land.
Schreibstil:
Das Buch ist kompromisslos, schonungslos und sehr direkt geschrieben, ohne Schnörkel, aber auch ohne Übertreibungen oder Effekthascherei. Einige Abschnitte sind aus der Ich-Perspektive erzählt, einige aus der Perspektive eines Erzählers. Dies, aber auch der flüssige Schreibstil der Autorin, versetzen den Leser oder die Leserin direkt ins Geschehen.
Einige Sätze und Satzzeichen sind mit Absicht nicht „regelgerecht“ aufgebaut, bzw. verwendet worden. Dieses Stilmittel verstärkt jedoch deutlich die Eindrücke, die das Buch beim Leser oder der Leserin hinterläßt und wurde von der Autorin mit Bedacht angewendet.
Fazit:
„Heimat war gestern“ ist, schon aufgrund seiner Thematik, sicherlich keine leichte Lektüre. Aber trotz Gewalt, Leid und Tod schafft es Autorin Silvia Siebler-Ferry den Leser oder die Leserin zu fesseln und läßt ihn, oder sie, die Schicksale dieser 9 Menschen fast hautnah miterleben. Das Buch zeigt, welche Grausamkeiten Menschen in der Lage sind, ihren Mitmenschen anzutun und vermittelt eine Botschaft, die gehört werden sollte, gehört werden muss.
Von mir 5 Sterne.