Cover-Bild Fanzi
(3)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
17,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Picus Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 25.08.2021
  • ISBN: 9783711754547
Elisabeth Schmidauer

Fanzi

Roman
Wie Schuldgefühle über Generationen wirken: Ein Mann lernt spät, aber doch, mit seinem Schicksal Frieden zu schließen.

Seine kleine Schwester Elfi ist sein Ein und Alles, nachdem Franz' große Brüder in den Krieg mussten. Für sie erträgt er die Härte der Eltern – des Vaters, der ihn nicht als Nachfolger auf dem Bauernhof eingeplant hatte, und der Mutter, die vor lauter Mühsal keine Liebe für ihn übrig hat. Doch nach einer Erkrankung wird Elfi ins Heim gebracht, aus dem sie nicht mehr zurückkehren wird.
Nach dem Krieg übernimmt der verstörte junge Mann den Bauernhof. Durch die Hochzeit mit Bärbi, seiner großen Liebe, stolpert er ins vordergründige Glück. Doch er bleibt ein Leben lang zurückgezogen und wortkarg. Erst als sein Sohn und seine Enkelin Fragen stellen, gelingt es ihm, sich den Erinnerungen zu stellen.

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2021

packende Familiengeschichte

0

Ich bevorzuge einfach ein Buch im Hardcover Format. Wenn dann noch ein Lesebändchen mit eingearbeitet ist, bin ich überglücklich. Das Cover ist ganz treffend zum Inhalt des Buches gestaltet und ...

Ich bevorzuge einfach ein Buch im Hardcover Format. Wenn dann noch ein Lesebändchen mit eingearbeitet ist, bin ich überglücklich. Das Cover ist ganz treffend zum Inhalt des Buches gestaltet und es wirkt melancholisch. Es hat etwas von einen Historischen Hauch.
Die Geschichte spielt in der Zwischenkriegszeit und man kann noch einiges geschichtliches Wissen abgreifen. Franz wächst auf einem Bauernhof auf. Ungeliebt von der Mutter und kaum beachtet vom Vater. Die innig geliebte Schwester wird von den Eltern in ein Heim gesteckt. Erlebnisse die für Franz nur sehr schwer zu verarbeiten sind. Eine fesselnde Familientragödie, die einen manchmal richtig erschaudern lässt.
Der Schreibstil gefällt mir gut. Ich kam gut in das Geschehen ein und die eingeworfenen österreichischen Dialoge, passen gut zum Buch.
Mein Fazit zum Buch: absolut lesenswert und daher 5 Sterne



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2021

Satzakrobatik

0

Abwechselnd werden die Geschichten von Franz und Astrid erzählt. Astrid ist die Enkelin von Franz, der in Österreich im Mühlviertel lebt. Franz hat den Hof von seinem Vater übernommen. Dabei war Franz ...

Abwechselnd werden die Geschichten von Franz und Astrid erzählt. Astrid ist die Enkelin von Franz, der in Österreich im Mühlviertel lebt. Franz hat den Hof von seinem Vater übernommen. Dabei war Franz eigentlich nur der "Notnagel". Er musste den Hof übernehmen, weil zwei ältere Brüder im Krieg gefallen waren.

Astrid ist Biologin und lebt sehr zurückgezogen ohne persönliche Kontakte. Auch als sie einen jungen Mann kennenlernt, der ein Shakespeare Fan ist, bleibt Astrid zunächst reserviert.

Der Titel Fanzi ergibt sich aus dem Roman. Franz hat eine kleine Schwester Elfi, die als Kleinkind kein "r" aussprechen kann und ihn deshalb einfach Fanzi nennt. Die Erinnerung an diese Schwester verursacht bei Franz ein schweres seelisches Trauma. Elfi istals Kind nach einer Gehirnhautentzündung behindert und kommt deshalb während der Nazizeit in ein Heim. Dort stirbt sie unter mysteriösen Umständen. Franz macht sich sein ganzes Leben lang Vorwürfe, dass er sich nicht genug um sie gekümmert hat und sie nicht hat retten können.

Erst spät öffnet er sich und erzählt von der damaligen erbarmungslosen Zeit.

Satzakrobatik habe ich über diesen Text geschrieben. Elisabeth Schmidauer ist Meisterin darin, sehr lange, verschachtelte Sätze zu bilden. Dabei sieht es oft so aus, als wären die Satzzeichen ziemlich willkürlich gesetzt. Manchmal hatte ich den Eindruck, sie reiht Gedankensplitter, die ihr gerade durch den Kopf gehen, munter hintereinander. Ich war zu Beginn versucht, das Buch wegzulegen. Aber ich gebe jedem Buch eine Chance und lese auf jeden Fall die ersten 100 Seiten. Danach hatte ich mich einigermaßen an den speziellen Stil gewöhnt. Trotzdem bin ich mehr für kürzere, überschaubarere Sätze, die sich flüssiger lesen lassen.

Wenn man sich an den eigenwilligen Stil gewöhnt hat, ist Fanzi ein angenehmer und anrührender Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2021

Eine Geschichte von Schuld, Aufarbeitung und den Verbrechen des Krieges

0

Astrid und Franzi sind die Protagonisten der zwei Erzählstränge dieses Romans. Astrid arbeitet in der heutigen Zeit in einem Biologiezentrum und ist der Natur sehr verbunden. Franzi, ihr Großvater, lebt ...

Astrid und Franzi sind die Protagonisten der zwei Erzählstränge dieses Romans. Astrid arbeitet in der heutigen Zeit in einem Biologiezentrum und ist der Natur sehr verbunden. Franzi, ihr Großvater, lebt als Junge während der Zeit des Zweiten Weltkriegs auf einem Bauernhof. Sein Vater ist durch den Ersten Weltkrieg traumatisiert und sein Verhalten den Kindern gegenüber zeichnet sich durch Strenge aus. Die beiden Brüder müssen als Soldaten kämpfen und verlieren beide ihr Leben an der Front. Ihr Tod reißt die Familie in einen Abgrund, der durch das, was Franzis kleiner Schwester Elfi widerfährt, vertieft wird. Schuld, Trauma und Verlust lasten fortan auf Franzi.

Doch die eigentliche Protagonistin des Romans ist wohl Elfi, die indirekt immer präsent ist, auch im Titel, weil sie Franzis Namen lange Zeit nicht richtig aussprechen kann. Es ist ihre Geschichte, die erzählt wird und die stellvertretend steht für das unbeschreibliche Grauen und für die Unmenschlichlichkeit, die den Zweiten Weltkrieg auszeichnen.

Die Sinnlosigkeit des Krieges kommt immer wieder zum Ausdruck. So beschreibt ein Bruder den Krieg mit den folgenden Worten: “Das sind Bauern. Die sind wie wir. Die bestellen ihre Felder, machen ihren Wein, die haben Kühe und Schweine und Hühner, die sind genau wie wir. Und wir, wir machen alles kaputt.”

Krieg und Verlust werden in dem Roman auch auf die Natur übertragen. Das Verschwinden von Arten und der Verlust von Biodiversität werden durch Astrids Erzählstrang parallel gesetzt mit den menschlichen Verlusten während des Weltkriegs.

Daneben ist die Vergänglichkeit des Menschen im Angesicht der Natur ein Hauptthema des Romans. Doch trotz der Kürze seiner bisherigen Existenz hat er bereits unglaubliches Schrecken und Grauen erschaffen: “Es war die Spezies Mensch nicht viel mehr als ein Wimpernschlag, ein Augenaufschlagen und Staunen und Verlöschen. Die Zeit verflüssigte sich, oder sie stürzte geröllig über sie herein. Ein Wimpernschlag, und doch, und doch und doch und doch.”

Elisabeth Schmidauer schreibt in einer besonderen und poetischen Sprache, die sich durch viele Aufzählungen auszeichnet und die ihren ganz eigenen Rhythmus hat. Jedes Wort ist wohlplatziert und trägt dazu bei, dass die Geschichte sehr bildhaft wirkt und dass eine greifbare und dichte Atmosphäre entsteht. Gleichzeitig ist die Sprache stark geprägt von einem Wortfeld, das mit der Natur, den Pflanzen und Tieren zusammenhängt. Es ist dieses Zusammentreffen von Mensch, Krieg und Natur, die den Roman auf sprachlicher Ebene auszeichnet. Lediglich der Gebrauch von Majuskeln zur Hervorhebung und Betonung von Wörtern stört zuweilen den Lesefluss.

Schwere, Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit prägen die Geschichte zu gleichen Teilen. Manche Szenen sind dabei sehr berührend, zum Beispiel, wenn die Brüder nicht in den Krieg zurück wollen, aber der Vater sie dazu zwingt und die Geschichte im nächsten Moment die Ankunft des Briefträgers im Gasthaus beschreibt, der der Mutter durch seinen Blick signalisiert, dass die Brüder gefallen sind.

Schmidauer ist es gelungen, eine Geschichte über die “schwarze Welle der Schuld” zu schreiben, über Tod, Verlust, Krieg und auch über Aufarbeitung. Es ist jedoch insbesondere der Bezug zur Natur, der den Roman herausstechen lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere