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Veröffentlicht am 15.09.2021

Ein spannender und brutaler Suhrkamp-Thriller!

Die Tote mit der roten Strähne
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Wer gerne brutale und blutige Thriller liest, der ist mit ″Die Tote mit der roten Strähne" von Kathleen Kent‎ bestens bedient. Der Thriller aus dem Suhrkamp-Verlag ist am 12. September 2021 erschienen ...

Wer gerne brutale und blutige Thriller liest, der ist mit ″Die Tote mit der roten Strähne" von Kathleen Kent‎ bestens bedient. Der Thriller aus dem Suhrkamp-Verlag ist am 12. September 2021 erschienen und mir hat der Inhalt sehr gut gefallen, denn nicht nur die Handlung hat für Spannung und rasante Action gesorgt. Besonders Hauptprotagonistin Betty Rhyzyk ist ein cooler Charakter, der dem ganzen hier das gewisse Etwas gibt. Mir hat es Spaß gemacht, sie bei ihren Ermittlungen zu begleiten, denn es wird komplett aus ihrer Sicht im Präsens geschildert.

Zum Inhalt: Detective Betty Rhyzyk aus New York City hat es zum Dallas Police Department verschlagen, Abteilung Narcotics. Betty kommt aus einer polnischen Cop-Dynastie, ist lesbisch und auffällig rothaarig. Texas ist, wie sie bald merkt, nichts für schwache Nerven, denn hier kämpfen mexikanische Drogenkartelle und fundamental religiöse Sekten, durchgeknallte Stalker und Society-Ladys mit allen Mitteln um einen Platz an der Sonne.

Als gleich der erste Einsatz, bei der sie die Ermittlungen leitet, völlig außer Kontrolle gerät und der Drogenboss entkommen kann, ist Betty entschlossen, ihre Kollegen zu rächen und ihren Ruf wiederherzustellen. Aber kurz nach der schief gelaufenen Razzia liefert jemand ein Paket mit fiesem Inhalt bei Betty ab und hinterlässt eine rote Haarlocke auf ihrem Bett ‒ jemand, der zu einer kriminellen Organisation gehört, die noch viel furchterregender ist als das Kartell und die es anscheinend auf sie, die auffällig rothaarige Detective Betty Rhyzyk, abgesehen hat…

Betty ist polnischer Abstammung und Polizistin mit Leib und Seele. Obwohl sie aus einer Polizistenfamilie kommt, wurde ihr von dessen Seite ständig Steine in den Weg gelegt. Aber ihr starker Charakter kann sich sehr gut durchsetzen, was ich schnell gemerkt habe. Ihre Kollegen sowie der Rest von Texas ist sehr konservativ. Eine lesbische Polizistin, die voll und ganz zu ihrer Liebe zu Frauen steht, hat es dort nicht leicht. Trotzdem lässt sie sich nicht unterkriegen, was andere über sie denken versucht sie geschickt zu ignorieren. In ihrem Job kann sie sich knallhart durchsetzen, dort lebt sie ihre starke Seite aus. Jedoch zeigt sich ihre sanfte und einfühlsame Seite, sobald sie mit ihrer Lebensgefährtin zusammen ist. Ihr Humor und ihr loses Mundwerk passen perfekt zu ihrem Charakter. Mir war die taffe und schlagfertige Betty von Anfang bis Ende sehr sympathisch, sodass ich auch in Zukunft sehr gerne mehr von ihr lesen würde. Ihr auffälliges Aussehen wird immer wieder zur Sprache gebracht, denn als großgewachsene, muskulöse und rothaarige Frau mit einer unbändigen Lockenpracht ist nun mal ein Blickfang.

Insgesamt herrscht in dieser Story oft ein rauer Ton, der aber zu den grausamen und brutalen Handlungen passt. Was hier Menschenleben wert sind, wenn es um Drogen und Ehre geht, wurde realistisch und lebendig dargestellt. Auf der Suche nach dem wahren Täter rennt der Polizei die Zeit davon, denn Betty werden Botschaften übermittelt, die in Rätsel sprechen. Je näher sie der Lösung kommt, desto gefährlicher und verstörender wird es für sie und ihrem Kollegen. Leider passieren von Anfang an Fehler bei den Ermittlungen. Was Betty erlebt, lest ihr am besten selbst. Denn wenn ich jetzt weiter ausholen würde, laufe ich Gefahr, zu Spoilern. Aber es wird rasant und grausam, ich habe mit Betty jede Sekunde mitgefiebert. Gegen Ende spitzt sich die Story dermaßen zu, ein Weglegen des Buches war ab dem Zeitpunkt kaum mehr möglich. Obwohl am Anfang der Fokus auf den Drogendealer Ruiz gerichtet und die Polizei intensiv mit seiner Suche beschäftigt ist, bekommt der Fall eine ganz andere Wendung, als Betty plötzlich geheimnisvolle und schaurige Botschaften übermittelt werden. Die erwähnte rote Strähne und dessen Bedeutung hat mich überrascht, denn es kam völlig anders als ich anfangs gedacht habe.

Der Schreibstil ist angenehm, sehr authentisch und durch Bettys' Gedankengänge konnte ich mich super in sie hineinversetzen. Beschreibungen von Landschaften und das heiße Klima Texas hat die Autorin sehr gut vermittelt. Nicht nur der Fall hat mir gut gefallen, auch private Details, die zwischendurch offenbart werden, hat für ein abwechslungsreiches Lesevergnügen gesorgt. Besonders über ihren kürzlich verstorbenen Onkel, der ebenfalls mit Leib und Seele Polizist war, hat sie oft erzählt. Er war nicht nur in Lebzeiten ihr Vorbild, sondern seine Einstellung zum Job und zum Leben hat sie auch nach seinem Tod weiterhin begleitet. Ich konnte klar herauslesen, dass ihr Vorbild sie zu dem gemacht hat, was sie ist – eine sympathische, intelligente und starke Frau, die sich in der oft gehässigen Männerwelt Texas durchsetzen kann. Am Anfang musste ich mich erst einmal zurechtfinden, aber als ich alle Protagonisten richtig zuordnen konnte, kam ich immer besser voran. Das Cover hat mich auf den ersten Blick nicht wirklich angesprochen, aber da mich der Klappentext angezogen hat, wurde ich von diesem Suhrkamp-Thriller nicht enttäuscht!

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Der Friedhof der Todesbeigaben - ein spannender und unterhaltsamer Thriller!

Die Todesbeigaben: Thriller
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Heute, am 13. September 2021 bereichert ein neuer Thriller von Drea Summer die Thrillerwelt, denn "Die Todesbeigaben" lässt Thrillerherzen höher schlagen. Für mich ist eins klar - wo Drea Summer draufsteht, ...

Heute, am 13. September 2021 bereichert ein neuer Thriller von Drea Summer die Thrillerwelt, denn "Die Todesbeigaben" lässt Thrillerherzen höher schlagen. Für mich ist eins klar - wo Drea Summer draufsteht, da ist auch Drea Summer drin. Auch diesmal hat mich die Fantasie der Autorin komplett in den Bann gezogen. Da ist man schon etwas enttäuscht, wenn man bei dem Wort Ende angekommen ist.

Worum geht es? In der Friedenskirche des seit dem Zweiten Weltkrieg verlassenen Dorfes Döllersheim wird ein Leichnam gefunden. Die Tote ist übel zugerichtet und verbirgt eine Botschaft des Mörders in ihrem Brustkorb. Abteilungsinspektorin Susanne Kriegler vom LKA Wien Süd begibt sich auf die Jagd nach dem Täter. Doch noch während die Ermittlungen anlaufen, verschwindet das nächste potenzielle Opfer. Alle Spuren verlaufen im Nichts, bis Susanne selbst in den Fokus des Psychopathen gerät, der gnadenlos auf Rache sinnt. Susanne muss eine Entscheidung treffen, die ihr beruflich wie auch privat den Boden unter den Füßen wegzureißen droht.

Buße, dieses Wort hat sich in das kranke Gehirn eines Psychopathen festgebrannt, welches mit einem fiesen Racheplan nicht nur das LKA Wien Süd auf Trab hält. Mir hat die Story wieder sehr gut gefallen. Nicht nur der gut durchdachte Plot hat mich in Spannung versetzt, besonders der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig, locker und vor allem authentisch. Die Protagonisten kommen mit ihren Ecken und Kanten sehr lebendig rüber. Insgesamt sorgt er immer für einen schnellen Lesefluss. Aber vor allem hat mich die Mischung aus Spannung und Humor angesprochen, denn der dezent eingebaute Humor kommt nicht albern rüber. Das macht die Bücher von Drea Summer immer besonders gut aus, dieser Punkt hat mir aus ihrer Gran Canaria-Reihe schon zugesagt. Diese Mischung sorgt definitiv für mehr Authentizität.

Schnell haben sich bei mir auf den ersten hundert Seiten Fragen angesammelt, auf dessen Antworten ich hingefiebert habe. Stück für Stück hat mir Drea Summer diese beantwortet, mit erschreckenden Erkenntnissen. Was es mit dem Titel "Todesbeigaben" auf sich hat, wurde gegen Ende ebenfalls klasse aufgelöst. Auch hier hat die Fantasie der Autorin wieder ganze Arbeit geleistet. Das Setting, was diesmal einen schaurigen Lost Place darstellt, war mal was anderes zu lesen, denn hier beginnt der Racheakt einer gestörten Seele. Da diese kranke Figur in seinen eigenen Kapiteln ausreichend zu Wort kommt, konnte ich seine Gedanken und Handlungen mit der Zeit immer besser verstehen. Rückblicke aus seiner Kindheit machen dieses Verständnis komplett. In den restlichen Kapiteln wird ermittelt, denn der Polizei rennt die Zeit davon. Besonders für Susanne Kriegler, auf die es der Psychopath ebenfalls abgesehen hat.

Susanne Kriegler gehört neben dem Täter zu den wichtigsten Protagonisten. Sie hat mir gut gefallen, auch wenn ihre leicht unverschämte und mürrische Art nicht bei jedem punktet. Aber was eine harte Schale hat, darin steckt meistens auch ein weicher Kern. Und diesen Kern besitzt Susanne auch. Warum sie so unnahbar und unfreundlich wirkt, wird ebenfalls im Laufe der Handlung erklärt. Diese privaten Details der Ermittlerin haben keinen allzu großen Raum eingenommen, aber genug, um ihren Charakter und ihre Handlungen besser zu verstehen. Aber auf der Jagd nach dem Täter hat sie sich jedoch von niemandem aufhalten lassen...

Am Ende wurden alle Fragen, die sich mit der Zeit angesammelt haben, aufgelöst. Was nach und nach ans Licht kam hat mich nicht kaltgelassen. Doch der Epilog, der ein paar Jahre später stattfindet, hat mir nochmal kurz einen Schrecken eingejagt, was der Autorin gut gelungen ist. Aber danach habe ich die Story mit einem Lächeln beendet, denn die allerletzte Handlung ist mehr als gerecht. Von mir eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 30.08.2021

Ein rasanter und wendungsreicher Kurz-Thriller!

Wenn die Stille schreit
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"Wenn die Stille schreit" von Roman Klementovic habe ich als Hörbuch genossen. Dies ist ein Kurz-Thriller, der vom Sprecher Kris Köhler gesprochen wird. Am 08.09.2021 erscheint die ungekürzte Lesung im ...

"Wenn die Stille schreit" von Roman Klementovic habe ich als Hörbuch genossen. Dies ist ein Kurz-Thriller, der vom Sprecher Kris Köhler gesprochen wird. Am 08.09.2021 erscheint die ungekürzte Lesung im SAGA /Egmont-Verlag. 94 Minuten haben mir zahlreiche Gänsehautmomente beschert, denn es entsteht von der ersten Sekunde an eine unheimlich düstere und eiskalte Atmosphäre, passend zum Cover.

Zum Inhalt: Während zwei entflohene Mörder die Gegend unsicher machen, fegt ein gewaltiger Schneesturm über das Land. Der Strom ist ausgefallen, viele Straßen sind nicht mehr passierbar. Tim erreicht erst kurz vor Mitternacht das abgelegene Landhaus, in dem er mit seiner Frau Natalie wohnt. Doch von dieser fehlt jede Spur. Dabei hat sie eben noch am Telefon beteuert, wach bleiben und auf ihn warten zu wollen. In völliger Dunkelheit begibt Tim sich auf die Suche nach ihr. Und macht bald eine verstörende Entdeckung...

Kris Köhler macht seinen Job hervorragend, denn seine Stimme bringt den Thriller unheimlich lebendig und vor allem authentisch rüber. Er schafft es, die Spannung von Anfang bis zum Ende hin konstant zu halten. Aber vor allem die Emotionen von Tim und den restlichen Protagonisten kamen bei mir glasklar an. Es macht Spaß, dem Sprecher zuzuhören. Denn immer, wenn es darauf ankommt, erschafft er eine düstere Atmosphäre, wo ich automatisch mitgefiebert habe. Alleine beim Zuhören wurde mir kalt. Tim kommt nicht nur sehr lebendig rüber, auch die Suche nach seiner schwangeren Frau hat mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken gejagt. Seine Angst und Panik konnte ich wirklich sehr deutlich spüren.

Für einen Kurz-Thriller hat der Autor eine unheimlich beklemmende und rasante Story erschaffen, die eine Menge Wendungen enthält. Bis zum Ende hin hatte ich keine Ahnung, mit was für einem krassen Ende ich überrascht werde. Denn nicht nur für Tim ist die Suche nach seiner Frau in einem abgelegenen Haus das reinste Verwirrspiel, auch ich war durch Rückblicke aus seiner glücklichen Zeit mit seiner Frau oft verwirrt. Die entflohenen Mörder haben mich ebenfalls überrascht, aber nicht so wie es am Anfang den Anschein gemacht hat. Der Thriller ist gut durchdacht, besonders die letzten Minuten sind dem Autor wirklich gut gelungen, weil ich trotz miträtseln nie auf diese geniale Auflösung gekommen wäre. Aber dies hat mich wiederum auch zum Nachdenken gebracht, denn was Tim passiert ist, könnte eigentlich jedem von uns treffen. Eine glasklare Hörempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Spannende Dominonächte dank Jan Beck!

Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?
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Nachdem mir "Das Spiel – Es geht um Dein Leben!" von Jan Beck schon unheimlich gut gefallen hat, war ich besonders auf den zweiten Band der Björk und Brand Reihe "Die Nacht – Wirst Du morgen noch leben?" ...

Nachdem mir "Das Spiel – Es geht um Dein Leben!" von Jan Beck schon unheimlich gut gefallen hat, war ich besonders auf den zweiten Band der Björk und Brand Reihe "Die Nacht – Wirst Du morgen noch leben?" sehr gespannt. Die Fortsetzung, die am 26. Juli 2021 im Penguin-Verlag erschienen ist, hat mir den Atem geraubt. Mit diesem rasanten Thriller hat sich der Autor nochmal deutlich gesteigert und er hat sich selbst übertroffen, denn ihm ist hiermit ein waschechter Pageturner gelungen! Dieser unfassbar spannende Thriller hat es in sich, der mich mit unerwarteten und überraschenden Wendungen komplett in den Bann gezogen hat. Dieses Dominospiel in der Nacht offenbart menschliche Abgründe, die Stück für Stück ans Licht kommen.

Zum Inhalt: Was er will ist Rache. Seine Methode ist Mord.
Als Hanna sich während eines Gewitters im dunklen Wald verläuft, scheint ihre größte Angst wahr zu werden – doch sie weiß nicht, dass ihr das Schlimmste noch bevorsteht … Ein paar Stunden später tritt ein Unbekannter, der sich selbst Der Nachtmann nennt, an die Öffentlichkeit: Fünf Menschen hält er in Glaskästen gefangen, und Nacht um Nacht wird einer von ihnen sterben – es sei denn, jemand schafft es, eine seiner Forderungen zu erfüllen. Sofort wird Europols Topermittlerin Inga Björk auf den Fall angesetzt. Als Leiterin der Sondereinheit für Serienverbrechen kennt sie die menschlichen Abgründe. Zusammen mit Christian Brand begibt sie sich auf die Suche nach einem Täter, der nichts dem Zufall überlassen hat.

Abwechslungsreiche Kapitel in einer angenehmen Länge, die aus verschiedenen Perspektiven geschrieben werden, lassen keine Langeweile zu. Die Übersicht der Protagonisten lässt sich gut im Blick behalten, denn sie bleiben schnell im Gedächtnis. Jeder einzelne Charakter trägt zu einer grausamen Geschichte bei, dessen Rollen nach und nach logisch und gut durchdacht erklärt werden. Bis zu den letzten Seiten war mir unklar, wer der Nachtmann ist, denn Jan Beck hat gekonnt falsche Fährten gesetzt und er lässt nicht nur Inga Björk und Christian Brand im Dunkeln tappen. Ich war mir, auch wenn ich eine Ahnung hatte, unsicher wer hinter diesen grauenhaften Taten steckt. Das Ende hat mich komplett überrascht, denn auf diese Auflösung wäre ich überhaupt nicht gekommen. Kapitel, die aus der Sicht eines Kindes erzählen, haben mich nicht nur geschockt, sondern sie haben nach und nach Klarheit über die Gründe des Täters offenbart.

Denn der Täter, der hier die Öffentlichkeit mit makaberen Aufgaben unterhält, hat nur ein Ziel: Rache, und zwar auf eine besonders grausame Art. Er hat fünf Menschen in sehr enge Glasbehälter gesteckt, die grausam sterben sollen. Diese Behälter sind Teil einer riesigen Kettenreaktion, die unter anderem mit Dominosteinen läuft. Jede Nacht wird eine neue Reaktion in Gang gesetzt. Die Gefangenen werden so gezwungen, sich gegenseitig beim qualvollen Sterben zuzusehen. Warum Hanna ausgewählt wurde, war mir lange nicht klar. Aber das der Nachtmann nichts dem Zufall überlassen hat, wurde ebenfalls im Laufe der Geschichte sehr deutlich. Die Zusammenhänge und Beweggründe, die sich hinter den Plänen des Täters verbergen, haben mich wirklich schockiert. Ich konnte teilweise verstehen, warum er dieses aufwändige Spiel konstruiert hat. Denn durch Rückblicke aus der Vergangenheit kommen grausame Details zutage. So verstand ich seine Gründe, warum er auf Rache aus ist und nur mit den Morden die Wahrheit an die Öffentlichkeit bringen kann.

Christian Brand und Inga Björk haben mir hier als Team wieder sehr gut gefallen. Die Charaktere der beiden kommen in diesem Band noch besser zur Geltung, die zwischenmenschliche Beziehung wurde mir mit sehr viel Empathie nahe gebracht, sodass beide zu Protagonisten wurden, die ich nun viel besser kenne. Besonders am Anfang hat Björk mich mit ihrem Verhalten positiv überrascht, auch wenn es Brand nicht gefallen hat. Aber dafür hat Brand am Ende eingesehen, dass Björk alles richtig gemacht hat. Deshalb freue ich mich, wenn beide in Zukunft weiterhin zusammenarbeiten.

Ich konnte mich die ganze Zeit sehr gut in die Gedankenwelt und Handlungen der Protagonisten hineinversetzen. Auch wenn am Anfang oft einiges vom Autor gewollt unklar und verwirrend rüberkam, wurde die Handlung am Ende komplett und gut durchdacht aufgeklärt. Einige Cliffhanger haben es mir unmöglich gemacht, den Inhalt für eine längere Zeit zu ignorieren. Denn Jan Beck hat hier wieder bewiesen, was er für einen unglaublich authentischen, rasanten, flüssigen und spannenden Schreibstil hat. Jede Handlung wurde real, seine ungeschönte Art zu schreiben hat mir viele Gänsehautmomente beschert. Ein unglaublich gut konstruierter Plot, der mir spannende Lesestunden beschert hat. Die aufwändigen Konstruktionen, mit dem der Täter seine Opfer langsam und qualvoll tötet, hatte ich dank detaillierten Beschreibungen deutlich vor Augen und die Atmosphären haben sich den jeweiligen Handlungen immer perfekt angepasst.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Ein brillanter Psychothriller, packend von der ersten bis zur letzten Seite!

Nur ein Schritt
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"Nur ein Schritt" (Originaltitel‎: Woman on the Edge) von Samantha M. Bailey ist ein unheimlich gut durchdachter Psychothriller, der am 9. August 2021 im Diana-Verlag erschienen ist. Der Inhalt hat mich ...

"Nur ein Schritt" (Originaltitel‎: Woman on the Edge) von Samantha M. Bailey ist ein unheimlich gut durchdachter Psychothriller, der am 9. August 2021 im Diana-Verlag erschienen ist. Der Inhalt hat mich von der ersten Seite an gefesselt, denn die Spannung wird sofort hoch angesetzt, die sich kontinuierlich hält. Diese packende Geschichte ist nicht nur schockierend, sie ist bei mir auch emotional richtig gut angekommen.

Zum Inhalt: »Nimm mein Kind!«, sagt die Fremde und stürzt vor den einfahrenden Zug. Morgan steht fassungslos mit dem Baby in den Armen am Gleis. Schnell gerät sie in Verdacht, nicht so unschuldig und ahnungslos zu sein, wie sie aussagt. Denn sie wünscht sich schon lange ein Kind. Doch wie konnte die Fremde das wissen? Und wieso hat sie Morgan in ihrem Testament berücksichtigt, obwohl sie einander noch nie begegnet sind? Morgan muss die Wahrheit herausfinden. Dabei stößt sie auf jemanden, der für die Erreichung seiner Ziele töten würde…

Es wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptprotagonistinnen Morgan und Nicole geschrieben, was nicht nur die Spannung erhöht, sondern auch für Abwechslung sorgt. Morgans' Sicht wird aus der Ich-Erzählperspektive geschildert, während Nicoles' Leben aus der Sicht in der dritten Person beschrieben wird. Dies hat mir sehr gut gefallen, denn so konnte ich die Gedanken der beiden Charaktere gut verstehen, Gefühle und Emotionen besonders gut nachvollziehen. Ich stand beiden Frauen sehr nah, denn durch die beiden Erzählformen empfand ich die gesamte Handlung sehr authentisch. Nach einem Schicksalsschlag versucht Morgan, ihr Leben so gut es geht, normal weiterzuleben. Doch die Situation am Bahnhof lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Nicht nur der Schock, auch die Begegnung mit der Unbekannten und dem Säugling wirft sie aus der Bahn. Die Polizei ermittelt plötzlich gegen sie, da es Unklarheiten gibt, ob es ein Suizid war oder ob Morgan was mit dem Unglück der verwirrten Frau zu tun hat. Da sie ihre Unschuld beweisen will und mehr über die mysteriöse tote Frau am Bahnhof herausfinden will, ermittelt sie auf eigene Faust und kommt Abgründen auf die Spur, die mehr als schockierend sind.

Bei Nicole fand ich es unheimlich schlimm zu erfahren, wie sie nach der Geburt ihrer Tochter Stück für Stück von einer sehr erfolgreichen und selbstbewussten Businessfrau mit eigener Firma zu einem Häufchen Elend wird. Eine Frau, die sich in ihren eigenen Wahnvorstellungen verrennt und sich mit ihrem Baby isoliert. Ihre Gedanken, Handlungen und Gefühle haben mich oft ziemlich berührt. Ich habe mit ihr mitgelitten und ich war hin- und hergerissen. Ich konnte es kaum erwarten zu erfahren, ob ihr Verhalten auf ihre traumatisierte Vergangenheit oder einer möglichen Wochenbettdepression zurückzuführen ist. Schlimme Ängste, Panikattacken und Medikamente haben aus der taffen Frau ein Zombie gemacht, der nur noch für die kleine Tochter lebt. Die Sorgen um ihr Kind und ihre extrem starke Mutterliebe haben Nicole um ihren Verstand gebracht, was mich wirklich sehr mitgenommen hat.

Die Autorin hat mich mit einem unvorhersehbaren Ende überrascht, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Schritt für Schritt wird ein Puzzle vollständig zusammengesetzt, Stück für Stück kommt immer mehr die Wahrheit ans Tageslicht. Warum Morgan am Bahnhof ausgewählt wurde, wird geschickt und logisch durchdacht aufgeklärt. Der Schreibstil der Geschichte ist wie erwähnt, sehr spannend. Voller Emotionen und lebendig, gekonnt gesetzte Cliffhanger regen zum schnellen weiterlesen an.

Ängste und Probleme nach einer Geburt werden realistisch beschrieben und wurden gut in die Handlung eingearbeitet, was diesen Thriller so authentisch macht. Auch die Reaktionen von Nicoles' Ehemann waren teilweise nachvollziehbar. Dass er ihr Verhalten irgendwann nicht mehr ertragen konnte, wurde glaubhaft geschildert. Doch im weiteren Verlauf konnte ich seinen Charakter besser kennenlernen, was im Nachhinein für eine überraschende Wendung gesorgt hat. Auch Nicoles' Freundin Tessa ist ein gut ausgearbeiteter Charakter, der ebenfalls eine unerwartete Überraschung parat hatte. Dieses Buch hat alles, was einen guten Psychothriller ausmacht, denn er ist von Anfang bis Ende super spannend. Geschickte Wendungen, bitterböse Überraschungen und fesselnd bis zum Schluss.

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