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Veröffentlicht am 30.08.2021

eine Frau geht ihren Weg

Das Auktionshaus (Die Auktionshausserie 1)
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Sarah Roswell ist intelligent , wissbegierig und dazu hübsch. Ihr Makel liegt in ihrer Herkunft - geboren im Armenviertel Soho.

Durch Zufall erregt Sarah die Aufmerksamkeit der reichen Lady Sudbury. ...

Sarah Roswell ist intelligent , wissbegierig und dazu hübsch. Ihr Makel liegt in ihrer Herkunft - geboren im Armenviertel Soho.

Durch Zufall erregt Sarah die Aufmerksamkeit der reichen Lady Sudbury. Durch sie lernt Sarah die Welt der Kunst und der Auktionshäuser kennen und erhält eine umfassende Bildung. Sarah wird Mitarbeiterin des traditionsreichen Auktionshauses Varhams. Misstrauisch und neidisch beäugt macht Sarah eine außergewöhnliche Karriere für eine Frau jener Zeit. Den Preis , den sie dafür bezahlt , ist hoch.

Der Roman hat mich von der ersten Seite an emotional gefangen genommen. Sarah war mir gleich sympathisch. Sie besticht mit ihrem Gerechtigkeitssinn und ihrer Fürsorge für die jüngeren Geschwister, die sie gegen den gewalttätigen und trinkenden Vater zu beschützen sucht. Sarahs Lebensumstände sind gelinde gesagt katastrophal und für mich aus heutiger Sicht kaum vorstellbar.

Um so mehr habe ich mich für Sarah gefreut, dass ihr durch Lady Sudburys Protektion der soziale Aufstieg gelingt. Sarah weiß, dass sie als alleinstehende Frau auf ihren guten Ruf achten muss. Leider verliebt sie sich in einen verheirateten Mann von Adel, was für die damalige Zeit ein großer Skandal war. Zwar habe ich mit Sarah gelitten, weil diese Liebe keine Zukunft hat, aber ich ihre Wahl nicht wirklich gutgeheißen habe.

Am Ende des Buches hat Sarah eine beispielslose Karriere gemacht und steht am Scheidepunkt .

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin Sarahs Geschichte mit historischen Gegebenheiten und Ereignissen verknüpft . So erfahre ich viel über die Stellung der Frau und die Standesunterschiede. Sarahs Aufstieg ist eng verknüpft mit den Auswirkungen des 1. Weltkrieges. Die verheerenden Auswirkungen auf die Kriegsteilnehmer veranschaulicht die Autorin am Schicksal von Sarahs Bruder Ben. Aus diesen Puzzleteilen ergibt sich ein lebendiges Bild der damaligen Zeit. Sarahs persönliches Schicksal steigert den Unterhaltungswert und sorgt auch für Spannung, da sie einige gefährliche Situationen durchstehen muss.

Mir hat es Spaß gemacht, Sarah auf ihrem Weg nach oben zu begleiten. Der Roman war unterhaltsam, gelegentlich emotional, spannend und lehrreich und hat damit alles, was in meinen Augen einen sehr guten historischen Roman ausmacht.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Packender Beginn eines Familienunternehmens

Die Teehändlerin
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Friederikes Ehemann Tobias Ronnefeldt ist Inhaber eines Teegeschäfts in der Frankfurter Innenstadt. Als Kind hat Tobias davon geträumt, Naturforscher zu werden und die Welt zu bereisen. So nutzt er die ...

Friederikes Ehemann Tobias Ronnefeldt ist Inhaber eines Teegeschäfts in der Frankfurter Innenstadt. Als Kind hat Tobias davon geträumt, Naturforscher zu werden und die Welt zu bereisen. So nutzt er die Chance auf eine monatelange Forschungsreise nach China zu gehen. Friederike bleibt mit den 4 Kindern und schwanger zurück.
Man schreibt das Jahr 1838, Biedermeierzeit. Frauen haben sich nur um die Familie zu kümmern, deshalb ist es undenkbar, dass Friederike die Geschäfte selber führt. Doch sie traut dem von ihrem Ehemann vor seiner Abreise eingesetzten Prokuristen nicht. Heimlich eignet sie sich kaufmännische Fähigkeiten an und wirft den Prokuristen hinaus, als sie feststellt, dass er den Teeladen für seine miesen Unternehmungen missbraucht. Notgedrungen übernimmt Friederike das Geschäft und beweist Talent. Als Tobias von seiner Chinareise zurückkommt, ist er über Friederikes Verhalten entsetzt.
Der Roman beginnt recht bedacht mit der ausgiebigen Schilderung des Teeladens und seiner Umgebung. Nichts, was mich sofort mitgerissen hätte. Das ändert sich schnell, als der zukünftige Prokurist die Bühne betritt und schnell klar ist, dass ihm die Rolle des Bösewichts zufällt. Diesen Part füllt er hervorragend aus und er war mir zutiefst unsympathisch.
Tobias spielte für mich, obwohl er Inhaber des Teegeschäfts, eine untergeordnete Rolle, da er in weiten Teilen der Geschichte nicht in Frankfurt war. ich habe durch ihn aber viel über den Teeanbau und die Teeverarbeitung gelernt.
Friederike wurde mir mit jeder Seite sympathischer. Ich fand es bewundernswert, dass sie Tobias Reisepläne unterstützt, obwohl sie ihn dringend zuhause gebraucht hätte. Notgedrungen beginnt sie sich während seiner Abwesenheit zu emanzipieren und das in einer Zeit, in der Frauen der besseren Kreise keinen Beruf ausübten.
Die Einblicke in ihr tägliches Leben waren interessant. Für mich kaum vorstellbar, welchen Beschränkungen die Menschen und besonders Frauen damals ausgesetzt waren. Eine Ehe zwischen Katholiken und Protestanten war nicht denkbar. Juden wurden beruflich und gesellschaftlich ausgegrenzt. Friederike konnte keinen rechtsgültigen Vertrag schließen und brauchte dazu einen männlichen Prokuristen.
Der Roman ist sehr unterhaltsam und zeichnet ein lebensnahes und interessantes Bild der damaligen Lebensverhältnisse. Mit Friederike hatte ich eine sympathische und mutige Frauenfigur, mit der ich mich gut identifizieren konnte. Durch den schurkischen Prokuristen und einige dramatische Wendungen war zudem für genügend Spannung gesorgt. Das Nachwort mit seinen weiterführenden historischen Anmerkungen runden den Roman ab.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Was geschah 1972 auf dem Maiden Rock ?

Die Leuchtturmwärter
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1972 verschwinden 3 Leuchtturmwärter spurlos aus dem Leuchtturm Maiden Rock vor Cornwall. Die Tür zum Leuchtturm ist von innen verschlossen. Drinnen ist alles so, als würden die Männer jeden Moment zurückkommen, ...

1972 verschwinden 3 Leuchtturmwärter spurlos aus dem Leuchtturm Maiden Rock vor Cornwall. Die Tür zum Leuchtturm ist von innen verschlossen. Drinnen ist alles so, als würden die Männer jeden Moment zurückkommen, aber von ihnen fehlt jede Spur. Zurückbleiben drei Frauen, die jede unterschiedlich um ihre verlorene Liebe trauert.

1992 taucht plötzlich ein Schriftsteller auf, der einen Roman über die damaligen Ereignisse schreiben will. Dazu befragt er Arthurs Frau Helen, Jennifer, Bills Frau und Vincents Freundin Michelle. Wie war das damals ? Das Warten auf die Heimkehr der Männer, das Meer als Rivalin und all die kleinen Lügen und Geheimnisse, die darauf warten ans Licht zu kommen.

Die Autorin erzählt die Ereignisse auf 2 verschiedenen Zeitebenen und Blickwinkeln.

1972 gehört ganz den drei verschwundenen Männern, ihren Gefühlen, Gedanken über ihr Leben und ihrem Alltag auf dem Leuchtturm kurz vor ihrem Verschwinden.

Arthur ist der älteste und der Chef. Er trägt schwer an eine Bürde und ist lieber auf dem Leuchtturm als an Land.

Bill ist der einzige Familienvater. Die Arbeit ist für ihn ein notweniges Übel zum Broterwerb ,die Ehe mit Jenny nicht immer einfach.

Der jüngste im Bunde ist Vincent. Er hat eine bewegte Vergangenheit und ist frisch in Michelle verliebt. Die Atmosphäre zwischen den dreien wird zunehmend aufgeladener. Phantasie und Wirklichkeit mischen sich.

1992 legt den Focus auf die zurückgebliebenen Frauen. Sie schildern ihr Leben an Land mit und ohne ihre Männer und geben Einblicke in ihre Gefühlswelt.

Am meisten mochte ich Helen, die ich für eine starke Frau halte.

Gleichzeitig war ihre Lebensgeschichte für mich auch die tragischste, die mich sehr bewegt hat.

Wen ich überhaupt nicht leiden konnte, war Bills Frau Jenny. Sie versucht krampfhaft die Fassade der glücklichen Familie aufrechtzuerhalten. Sie erschien mir zu ich- bezogen und nicht in der Lage, auf andere zuzugehen.

Michelle bleibt gegenüber den beiden anderen Frauen eher blass, vielleicht weil ihre Beziehung zu Vincent noch nicht lange gedauert hat. Sie hatte aber mein Mitgefühl, weil sie aufrichtig um Vincent trauert.

Das Buch hat mich vollkommen gefangen genommen. Die Ereignisse entwickelten einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Ist die Geschichte rund um die Frauen verständlich, nachvollziehbar und mit einigen unerwarteten Offenbarungen versehen, wechselt die Stimmung auf dem Leuchtturm fast mit jeder Seite. Ständig hatte ich andere Erklärungen für das Verschwinden der Männer im Kopf.

Die angebotene Auflösung des Rätsel hat mich persönlich trotz einiger Ungereimtheiten dennoch überzeugt.

Ich fand den Roman packend und unterhaltsam und dabei ein gelungener Thriller abseits der üblichen Wege.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Flavus unter Mordverdacht

Verrat in Colonia
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Die Sklavin Invita reist zusammen mit ihrer Herrin Marcella, der Tochter des Statthalters von Gallia Belgica von Trier nach Colonia. Zum Schutz ist der germanischen Sklave Flavus, Invitas Gefährte, dabei. ...

Die Sklavin Invita reist zusammen mit ihrer Herrin Marcella, der Tochter des Statthalters von Gallia Belgica von Trier nach Colonia. Zum Schutz ist der germanischen Sklave Flavus, Invitas Gefährte, dabei. Die Reise steht von Anfang an unter keinem gutem Stern.

Kurz vor Colonia wird die Reisegruppe überfallen. Kaum in Colonia angekommen gerät Flavus in Verdacht, den Quästor Aurelius Celer ermordet zu haben. Das bedeutet das Todesurteil für ihn.

Da Marcella Flavus Unschuld beteuert, wird der Centurio Muscius Longinus mit der Untersuchung des Falles beauftragt. Longinus scheint tatsächlich vorurteilsfrei an den Fall heranzugehen, während der Praetorianerpraefect Silvanus, enger Vertrauter des Kaisersohnes Salonius Flavus unbedingt als Schuldigen sehen will. Silvanus geht sogar so weit, Marcella zu verdächtigen, sie sei Komplizin in einem Komplott gegen Salonius.

Invita indessen versucht verzweifelt, den wahren Täter zu finden. Da droht neues Ungemach. Postumus, der Statthalter von Colonia, belagert seine eigene Stadt. Chaos bricht aus. Invita läuft die Zeit davon. Als sie die Lösung findet, ist es fast zu spät.

Dieses Mal hatte ich ernsthafte Bedenken, ob Invita rechtzeitig den wahren Mörder in diesem Wald aus Intrigen und Lügen findet und Flavus retten kann. Erneut führt die Autorin mir vor Augen, in welch rechtloser Situation sich römische Sklaven befanden. Flavus kann jederzeit gefoltert werden. Familien werden durch Verkauf auseinander gerissen, Frauen zu sexuellen Diensten gezwungen.

Auch Marcella schützt ihre Stellung als Tochter eines hohen römischen Beamten dieses Mal nicht. Sie muss sich den Nachstellungen des Caesars erwehren und wird sogar gefangen genommen.

Besonders sympathisch war mir der Centurio Muscius Longinus. Er war aufrichtig bemüht, Licht ins Dunkle zu bringen. Ich hatte den Eindruck, er begegnet Flavus vorurteilsfrei. Deshalb habe ich mich gefreut, als es zu einer zaghaften Annäherung zwischen Longinus und Marcella kommt.

Mit Invita habe ich besonders gelitten. Von ihrem Erfolg bis zur Entdeckung des wahren Mörders lag nicht nur das Leben ihres geliebten Flavus in ihren Händen, sondern auch das Schicksal ihrer Herrin Marcella. Invita begibt sich mehrfach in gefährliche Situationen und dafür habe ich sie bewundert, aber auch für ihre Kombinationsgabe. Da hatte sie es sich mehr als verdient, dass die Autorin ihr wichtige Informationen über ihre Vergangenheit zukommen lässt.

Der Schluss ist sehr dramatisch und hat mich gefühlsmäßig stark berührt. Es wollte sich bei mir keine rechte Freude über die Lösung des Falles einstellen, weil der Mörder in mir Mitleid und keine Abscheu ausgelöst hat.

Gut gefallen hat mir erneut, dass die Autorin die Handlung in die historischen Gegebenheiten einbettet und Einblicke in das damalige Leben gibt. Postumus Putsch gegen den Caesarensohn Salonius war mir nicht bekannt und ich fand die Erklärungen dazu im Nachwort genauso spannend wie den Krimi.

Für mich war es wieder ein packendes und sehr emotionales Abenteuer mit Invita, das mir großes Vergnügen bereitet hat.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Ironisch, manchmal brutal, dabei super spannend

Wild Card
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Weston Kogi ist vor vielen Jahren aus dem westafrikanischen Land Acacia, das im Chaos versank, mit Hilfe seiner Tante geflohen. Obwohl er nie wieder dorthin zurückkehren wollte, fliegt er zur Beerdigung ...

Weston Kogi ist vor vielen Jahren aus dem westafrikanischen Land Acacia, das im Chaos versank, mit Hilfe seiner Tante geflohen. Obwohl er nie wieder dorthin zurückkehren wollte, fliegt er zur Beerdigung seiner Tante. Dort trifft er auf seine Jugendliebe Nana und Church, der ihn als Jugendlicher drangsaliert hat und heute Mitglied der Rebellentruppe Liberation Front ist. Er zwingt Weston, der von sich behauptet Kriminalbeamter zu sein, aber nur Wachmann ist, den Mord an einem beliebten Politiker aufzuklären. Dabei wird von Weston erwartet, die Schuld der rivalisierenden christlichen Volksarmee zu zuschreiben. Die wiederum setzen Weston unter Druck, das Gegenteil zu beweisen. Die Lage wird immer undurchsichtiger und Weston möchte nur noch heil zusammen mit Nana aus der Geschichte rauskommen.
Der Erzählstil des Autors hat mich von der ersten Seite an gefangengenommen. Die lapidare Sprache mit ihrer beißenden Ironie macht einfach Spaß. Dabei ist die Geschichte sehr spannend und für europäische Vorstellungen manchmal geradezu grotesk.
Weston war mich sofort sympathisch. Fast tat er mir leid, als er sich ungewollt mit den Verhältnissen in seinem Heimatland konfrontiert sieht - er, der Londoner aus langweiligen geordneten Verhältnissen. Überrascht hat mich, wie schnell er sich mit den Gegebenheiten, die von Gewalt und Korruption geprägt sind, zurecht gefunden hat und wie professionell er als Laie die Ermittlungen durchführt.
Auch seine Entwicklung vom Getriebene, Spielball der verschiedenen Machtblöcke hin zum Agierenden, der seine Vorteile zu nutzen weiß, fand ich überzeugend.
Weitere Spannung erzeugen die überraschenden Wendungen, die sowohl Weston als auch mir einiges abverlangt haben.
Das Ende habe ich so nicht erwartet, aber es passt zu Weston und der packenden Geschichte.
Der Autor hat in meinen Augen einen außergewöhnlichen Thriller geschrieben, der mich in ein für mich fremde und verstörende Welt voller Gewalt entführt . Dem stellt er Weston, einen sympathischen und empathischen Helden gegenüber, der zeigt, dass man in einer solchen Umgebung überleben kann, ohne alle Prinzipien über Bord zu werfen.

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