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Veröffentlicht am 30.08.2021

Monatshighlight.

Regen von unten
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Eine Nacht.

Liebe und Schuld.

Und ein Versprechen, dass längst Verlorene am Leben hält.


„Regen von unten“ war ein … großartiger Roman, der von der Autorin passend in die Kategorie ’No-Genre’ verfrachtet ...

Eine Nacht.

Liebe und Schuld.

Und ein Versprechen, dass längst Verlorene am Leben hält.


„Regen von unten“ war ein … großartiger Roman, der von der Autorin passend in die Kategorie ’No-Genre’ verfrachtet wurde. Denn Mystik, Romantik und Drama vereinen sich mit Thrill - und Horrorelemente zu einem ganz besonderen Buch.


Die Art, wie Barbara Lah schreibt, ist vom ersten Satz an unglaublich einnehmend, der Situation und der Zeit angepasst. Nicht nur der rege wechsel der Perspektive schürt die Neugier, hält die Geschichte am Leben, sondern auch passend eingesetzte Rückblicke in das Jahr 1961. Denn hier fand die unglaubliche Situation, in der sich Paolo 2018 nun befindet, seinen Ursprung.

Dieser Roman ist wahnsinnig vielschichtig und komplex, vom Anfang bis zum Ende durchdacht und logisch nachzuvollziehen. Da es zahlreiche Charaktere und Handlungsstränge gibt, stetig neue Fakten und Fragen auftauchen, die Nacht, die so viel veränderte, im Verlauf mehrfach auseinander fällt und sich neu zusammensetzt, ist es eine Kunst den Faden beizubehalten und ein geschickt konstruiertes großes Ganzes entstehen zu lassen. Die Stimmung ist so wankelmütig, die Handlung so unberechenbar wie die Geister im Haus und jede Szene wird von einer angemessenen Atmosphäre begleitet: düster, unheimlich, hoffnungsvoll, ergreifend. Barbara schöpfte die Gefühlspalette voll und ganz aus. Geheimnisse und Zweifel, Lügen und verloren geglaubte Erinnerungen erschweren die Suche nach einer Wahrheit, die über 50 Jahre zurückliegt, irgendwo begraben, verdrängt – und ein ganzes Dorf doch nie losgelassen, Tote festgehalten hat.

Malerisch und intensiv folgte ich den Spuren, die die Autorin streute, vermutete, rätselt mit, und wurde ein ums andere Mal getäuscht, ebenso in die Irre geführt wie Paulo. Poetisch und einfühlsam wird eine Geschichte aufgedeckt, die tiefer liegt als irgendeiner ahnt, und zwischen all den leisen Worten tönen Schmerz und Schuld samt zahlreicher ungelebter Leben.


„Regen von unten“ ist reißt den Leser in einen Sog aus Missverständnissen und Gräuel, Schmerz und Irrsinn – doch am Ende bleibt nur noch eines: Vergebung.

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Veröffentlicht am 30.08.2021

Wundersam, tiefgründig, magisch.

Die zehntausend Türen
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„Die zehntausend Türen“ ist eine gleichermaßen spannende wie ungewöhnliche Geschichte, die nicht durch Blut oder Horror hervorsticht, sondern durch eine einzigartige Erzählweise, ein fantastisches Magiesystem ...

„Die zehntausend Türen“ ist eine gleichermaßen spannende wie ungewöhnliche Geschichte, die nicht durch Blut oder Horror hervorsticht, sondern durch eine einzigartige Erzählweise, ein fantastisches Magiesystem und Tiefsinn.


Wir lernen die kleine January kennen und begleiten sie in ihrer Einsamkeit, sehen sie aufwachsen und sich verändern – in einer anderen Welt, hinter einer anderen Tür erfahren wir die unglaubliche Geschichte von Yule. Und was zu Anfang wie zwei vollkommen verschiedene Leben wirkt, fügt sich im Verlauf schlüssig zusammen, greift ineinander, bildet ein berührendes Gesamtes. Es geht um Mut & Wandel, die Wichtigkeit von Veränderung und wie überaus notwendig es ist, Welten zu vermischen, um all die Facetten der Menschheit hervorzubringen, ihre Errungenschaften zu verbreiten. Und um die bedingungslose, aufopfernde Liebe.


Während Yule Ian Scholars sich direkt an seine Tochter richtet, locker, erklärend & reflektierend daher kommt, beständig zwischen Leichtigkeit & Schwere schwankt, zwischen Witz & einer Ernsthaftigkeit, die genauso berührt wie die dramatischen Entwicklungen, erzählt uns January Scaller von ihren vergangenen Erlebnissen, bis wir sie in der Gegenwart auf einer aussichtslosen Suche begleiten. Wir stolpern über Korruption, böse Wesen, magische Artefakte, Leopardenfrauen & Wahrheiten, die Hoffnung schenken.

Im Verlauf entwickelt sich das kuriose Mädchen auf beeindruckende Weise, lernt & wächst, verliert & kämpft. Raus aus Konventionen, weg von Erwartungen.


Alix E. Harrow bringt uns in Bedrängnis, führt uns in grausame Situationen, durch tausend Türen & Welten. Hier wurde Genreübergreifend ein ausdrucksstarker Roman, ein Lesehighlight erschaffen.


„Die zehntausend Türen“ beherbergt eine Fülle von Emotionen, ist vielschichtig & interessant. Der Schreibstil ist so lebendig & malerisch, dass ich jedes Detail vor mir sehen konnte, mich die verschiedenen Atmosphären & wankelmütigen Stimmungen gänzlich umfingen. Der Roman wurde zu keiner Zeit eintönig, fesselte mit seinen aufgeworfenen Fragen, braucht Konzentration – doch durch Poesie & eine einnehmende Intensität fiel es mir leicht, mich komplett auf Yule, January und Adelaide, ihre ungewöhnliche Geschichte & dem Zauber, dem diese innewohnt, einzulassen.


Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht sämtliche Gefühle durchlebte, während ich mich kaum von den 570 Seiten, den liebenswerten Charakteren & der umfangreichen, komplexen Handlung lösen konnte, die sich in einem ständigen Wandel verhält. Ruhe wurde von Überraschungen & Wendungen durchbrochen, bedrückende Szenen durch Witz aufgelockert, Dramatische durch einen Schimmer Hoffnung.


Zufall & Liebe – sind der Anfang, Wille & Liebe mimen das Ende.

Denn was wäre stärker, als dieses Gefühl, um einen Menschen in dem wahnsinnigen, verzweifelten Verlangen anzutreiben, die wahre Liebe zwischen den Welten, hinter unzähligen Türen wiederzufinden? Sein ganzes Leben lang?


„Die zehntausend Türen“ ist eine Geschichte gegen das Vergessen, für den Wandel, etwas ganz Besonderes.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Nicht die Masse bewegt die Veränderung. Sondern der Einzelne.

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
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„Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“: eine Geschichte, die in aller Munde war, in jede Schule gehört und für mich ein außergewöhnliches Highlight darstellt.


Den tristen, grauen und eintönigen Büroalltag, ...

„Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“: eine Geschichte, die in aller Munde war, in jede Schule gehört und für mich ein außergewöhnliches Highlight darstellt.


Den tristen, grauen und eintönigen Büroalltag, der aus Regeln und Richtlinien, Unterdrückung bestand, nahm Linus Baker hin, war er doch ein gewissenhafter, ordnungsliebender Gutachter der BBMM. Abgesehen davon erwartete ihn auch Zuhause nur eine aufdringliche Nachbarin, seine misanthropische Katze und der Plattenspieler. Aber dieser neue Auftrag ändert alles und zeigt Linus ein Leben voller satter Grüntöne und Blumen, Meeresrauschen und Zimtbrötchenduft.


Aufgrund der bittersüßen Wahrheiten, der traurigen Realität, die fantastisch und einmalig umgesetzt wurde, könnte man von einer Belehrung und dem erhobenen Zeigefinger ausgehen, von einer 0815 Geschichte, die die gesellschaftlichen Probleme zeigt – doch der Roman „Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“ ist alles andere als 0815. Ebenso wenig wie die liebenswürdigen, queren Charaktere denen man begegnet und die tiefsinnigen, interessanten Ereignisse und Hürden, die man erlebt, wenn man den Worten von TJ Klune folgt.


Eine einnehmende, detaillierte und malerische Schreibweise lässt das gleichermaßen zauberhafte, berührende und dennoch skurrile, humorvolle Geschehen unweigerlich lebhaft im Kopf aufblitzen. In dieser Geschichte steckt Alltag und Ausbruch, Freiheit und Zwang – so viele Farben, Wunder und Hoffnung.

Der Leser sitzt nicht auf der Anklagebank und beginnt doch automatisch zu hinterfragen und Parallelen zu suchen.

Dieses Wunderwerk besticht durch Vielschichtigkeit, Charaktere, die man lieben, trösten und beschützen will, durch Details und kleine Anspielungen, Gesellschaftskritik sowie eine Handlung, die sich aufgrund aktueller Belange problemlos in die Realität übertragen lässt. Und unheimlich nahe geht.


Ich wurde ständig überrascht, musste mehrfach Schmunzeln und verfolgte gespannt die Begegnung von Linus und Arthur, ganz fasziniert von den Zaubern der kleinen Insel und dem lebendigen Waisenhaus. Vielleicht konnte ich mir am Ende auch ein lautstarkes „Jawohl!“ nicht verkneifen …

Linus Baker zeigt, dass es wahrlich befreiend sein kann das Regelwerk beiseite zu legen, Verordnungen zu hinterfragen und über den sicheren Tellerrand zu blicken: in eine Welt voller Facetten, Abenteuer und Liebe.


Reist zu Mr. Parnassus, lernt seine einmaligen Schützlinge kennen, nur dann werdet ihr verstehen, wieso dieser Roman so viel Begeisterung erntet!


Nicht die Masse bewegt die Veränderung. Sondern der Einzelne.

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Manche Geschichten sollten niemals enden.

Unbroken
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„Unbroken“ beginnt mit einem kleinen Rückblick zu den letzten Geschehnissen aus Teil eins dieser großartigen Young Adult Dilogie von Natalie Hennig.


Auch hier ist der Schreibstil einnehmend, klar, den ...

„Unbroken“ beginnt mit einem kleinen Rückblick zu den letzten Geschehnissen aus Teil eins dieser großartigen Young Adult Dilogie von Natalie Hennig.


Auch hier ist der Schreibstil einnehmend, klar, den Charakteren angemessen, doch leider ist die berührende Geschichte zu schnell zu Ende. Ich habe mitgefiebert, saß aufgrund der harten Entscheidungen, die Kat traf, mit offenem Mund und dem Gedanken „Das darf doch nicht wahr sein!“ da. Gleichzeitig bewunderte ich die gebrochene junge Frau für ihren standhaften Selbstschutz und ihre Beweggründe.

Sehnsucht und Zweifel, Wille und der Funken Unsicherheit waren beiderseits spürbar. Luces Veränderung und seine Entschlossenheit, den Plan „sein Engelchen“ zurückzugewinnen sowie die Art, wie er diesen umzusetzen versucht, waren von Verzweiflung begleitet - aber auch von charmanten und witzigen Situationen.

Emma und Danny lockern die triste Stimmung mit ihrer felsenfesten Freundschaft und gegenseitigen Zuneigung immer wieder auf. Natalie zeigt deutlich und authentisch wie wichtig es ist, in den dunklen Stunden Menschen um sich zu haben, die Halt geben.

Im zweiten Teil kommt Adam hinzu und es scheint, als könnte er das Loch, das Luce hinterlassen hat, füllen – dass Liebe nicht Kampf bedeuten, schwer und kompliziert sein muss, sondern auch einfach, beständig sein kann.


Natalie Hennig führt uns in die Irre, spielt mit den Charakteren.

Die Handlung ist undurchschaubar, die Entwicklungen und Wahrheiten überrollten mich. Spannung und Zerrissenheit, Wendungen und Themen, die nicht vorhersehbar waren, packen und fesseln den Leser an das Geschehen. Zwischen stetem „Nein! So darf das nicht sein!“ und „Wenn sie das jetzt so enden lässt, lese ich nie wieder was von ihr“ hielt ich bis zum Schluss der 245 Seiten durch.

Ungläubig, überrascht und erschüttert. Emotionen, Leidenschaft und viel Gefühl liegen in den Gedanken und Dialogen, das Verständnis ergriff mich. Ich konnte mir jede Sekunde aus dieser Dilogie vorstellen, die jeweilige Stimmung aufnehmen und mich vollkommen in „Unbroken“ fallen lassen.

Denn am Ende sind beide ungebrochen. 

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Spannend geht es los...

Lerne zu leiden
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„Lerne zu leiden“ war mein erstes Buch von Martin Krist, definitiv nicht mein letztes, denn die geschickte Art, wie der Autor durch sein Buch führt, der unkomplizierte aber nicht eintönige Schreibstil, ...

„Lerne zu leiden“ war mein erstes Buch von Martin Krist, definitiv nicht mein letztes, denn die geschickte Art, wie der Autor durch sein Buch führt, der unkomplizierte aber nicht eintönige Schreibstil, die mitschwingenden Vorahnungen, die Martin bei seinen Lesern weckt, konnten mich begeistern.

Hier handelt es sich um den ersten Band aus der Thriller Reihe “Die Akademie des Todes“, ein Gemeinschaftsprojekt mit Emely Dark und Timo Leibig.


Die komplexe und vielschichtige Story wird sowohl aus Isas wie auch aus der Sicht des Ermittlers Maximilian Sydow erzählt, anfänglich scheint es, als handelt es sich um zwei komplett unterschiedliche Stränge – doch im Verlauf führt der grausame Tod mehrerer Menschen beide zusammen. Gleich zu Beginn wurde ich überrascht, wenn nicht sogar bildreich erschüttert und auch wenn es auf den 230 Seiten öfter oberflächlich zu geht, nimmt weder Spannung noch das Interesse ab. Martin legt Spuren, führt Ermittler und Leser an der Nase rum. Im Fall gibt es einige Ungereimtheiten, die nicht nur Max und seine Kollegin Catja Preußer stutzen und zweifeln lassen, misstrauen in den eigenen Reihen schüren.


Einige Reaktionen, gerade von Isa, fand ich nicht nachvollziehbar, dennoch sind die persönlichen Beziehungen zwischen den Charakteren interessant. Öfter wirft das Verhalten einzelner Fragen auf, die sich im Verlauf überraschend beantworten und zum Verständnis beitragen. Obwohl Martin Krist seinen Protagonisten eine eigene Geschichte verleiht, wird diese nicht unnötig ausgebreitet, er lässt ein vages, ausreichendes Bild entstehen, das neugierig macht. Der Autor fängt die jeweilige Atmosphäre gekonnt ein, dies trug dazu bei, dass ich mich authentisch in die verschiedensten Szenarien einfand und von der vorherrschenden Stimmung erdrückt wurde.


In „Lerne zu leiden“ gibt es einige Puzzlestücke, die sich erst zwischen rasanten und ruhigen Zügen finden müssen, die unglaublich scheinen und traurigerweise doch realistisch, lebensecht sind. Spannung, Nervenkitzel und ungeahnte Wendungen treiben die Handlung voran, es gibt keine nichtssagenden Längen, dafür aber ein Ende … dass mich zutiefst getroffen hat und auf Band zwei fiebern lässt.

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