Cover-Bild Der Brand
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 28.07.2021
  • ISBN: 9783257070484
Daniela Krien

Der Brand

Rahel und Peter sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Sie sind angekommen in ihrem Leben, sie schätzen und achten einander, haben zwei Kinder großgezogen. Erst leise und unbemerkt, dann mit einem großen Knall hat sich die Liebe aus ihrer Ehe verabschiedet. Ein Sommerurlaub soll bergen, was noch zwischen ihnen geblieben ist, und die Frage beantworten, wie und mit wem sie das Leben nach der Mitte verbringen wollen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2021

Szenen einer Ehe

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In die Ehe von Rahel und Peter hat sich Gewohnheit und Sprachlosigkeit eingeschlichen. Ein Sommerurlaub auf einem Bauernhof soll zeigen, ob sie ihre Beziehung retten können.
Der ruhig erzählte Roman begleitet ...

In die Ehe von Rahel und Peter hat sich Gewohnheit und Sprachlosigkeit eingeschlichen. Ein Sommerurlaub auf einem Bauernhof soll zeigen, ob sie ihre Beziehung retten können.
Der ruhig erzählte Roman begleitet das Paar nicht nur durch jeden Tag ihres Aufenthaltes in der Uckermark, er offenbart auch ihre Beziehung zu Eltern und Kindern und damit Details über ihre Persönlichkeit.
Der unspektakuläre Tagesablauf zeugt aber auch von der Erkenntnis, was sie aneinander haben. „Wir haben nie das Interesse aneinander verloren, den Glauben daran, dass es mit uns richtig ist.“
Dieses Buch ist toll, weil es ohne den großen Knall auskommt, weil es den Blick in die menschliche Psyche nachvollziehbar gewährt und weil es Krien-typisch mit Worten zu verführen versteht.

Veröffentlicht am 30.08.2021

Drei Wochen in der Uckermark

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Im August 2020 brennt nicht nur die von Rahel und Peter Wunderlich gemietete Ferienhütte in den Ammergauer Alpen kurz vor ihrer Anreise ab, auch in ihrer Ehe lodert es bedrohlich:

"Sein feiner Humor kippt ...

Im August 2020 brennt nicht nur die von Rahel und Peter Wunderlich gemietete Ferienhütte in den Ammergauer Alpen kurz vor ihrer Anreise ab, auch in ihrer Ehe lodert es bedrohlich:

"Sein feiner Humor kippt nun öfter ins Zynische, und an die Stelle ihrer lebhaften Gespräche ist eine distinguierte Freundlichkeit getreten. Damit einhergehend – und das ist das Schlimmste – hat er aufgehört, mit ihr zu schlafen." (S. 11)

Ein weiterer Brandherd ist Peters Arbeitsplatz als Literaturwissenschaftler an der Universität, seit er sich ahnungslos im Umgang mit einer diversen Studentin zeigte und damit einen Shitstorm auslöste. Von seiner Frau fühlt er sich diesbezüglich unverstanden. Rahels Beziehung zu ihrer ihr wesensfremden Tochter Selma gleicht einem Pulverfass, für das es jederzeit nur eines Funkens bedarf, und der Brand Dresdens 1945 war ursächlich für die dauerhafte Traumatisierung von Rahels Großmutter.

Uckermark statt Alpen
Statt drei Wochen Oberbayern geht es nun also in die Uckermark. Die beste Freundin von Rahels verstorbener Mutter, Ruth, muss ihren Mann Viktor nach einem Schlaganfall in die Reha begleiten und bittet Rahel und Peter, währenddessen ihren Hof und die Tiere zu versorgen. Peter beugt sich Rahel einsamem Entschluss.

Ein bunter Strauß von Problemen
Obwohl der Hof viel Arbeit macht, hat Rahel genug Zeit zum Nachdenken. Was ist nach fast 30-jähriger Ehe noch an Gefühlen übrig? Warum hat Peter das sexuelle Interesse an ihr verloren? Wie soll die 49-jährige Psychotherapeutin mit den Vorboten der Menopause und ersten körperlichen Verfallserscheinungen umgehen? Warum profitiert sie beim Umgang mit der Tochter nicht von ihrer professionellen Erfahrung? Welchen Einfluss hatte und hat das großmütterliche Kriegstrauma auf die nachfolgenden Generationen? Kann es sein, dass sie dem Geheimnis ihres unbekannten Vaters auf der Spur ist?

Für die Schlagzeilen der Weltpresse, die im Hintergrund mitlaufen, bleibt kaum Raum. Längst lesen sich Rahel und Peter nicht mehr am Frühstückstisch aus verschiedenen überregionalen Zeitungen vor und diskutieren über aktuelle Fragen.

Schwierige Figuren
Daniela Krien, 1975 in Neu-Kaliß geboren und damit ähnlich alt wie ihre Protagonistin Rahel, seziert die Probleme mit scharfem Blick, respektvoll und ohne Tabus. Ihre Sätze sind auf das absolut Notwendige verknappt und die Bilder stimmen. Sympathien konnte ich allerdings für keine der Figuren entwickeln, weder für die selbstgerecht jammernde, weitgehend kritikimmune Rahel mit ihrer mangelnden Empathie für ihre Familienmitglieder genauso wie für ihre Patientinnen und Patienten, noch für den resignierten, depressiven Peter oder die orientierungslose Selma. Dem 55-jährigen Peter als professoralem Bücherwurm kann ich die Weltfremdheit und die Weigerung, sich mit den Minenfeldern des Zeitgeistes auseinanderzusetzen, noch abnehmen, aber Rahel, die doch als Psychotherapeutin mit beiden Beinen im Leben stehen und neueren Entwicklungen gegenüber offener sein müsste, erscheint mir deutlich älter, als sie nach Jahren ist.

Reichlich Diskussionsstoff
Schon bei Daniela Kriens Bestseller "Die Liebe im Ernstfall" taten mir – trotz ihrer Schwächen – eher die Männer leid, nun war es ebenso. Auch wenn ich ihre Meinung oft nicht teile, bietet auch "Der Brand" reichlich Diskussionsstoff: in die Jahre gekommene Beziehungen, Altern, Generationenkonflikte, transgenerationale Traumatisierung und vieles andere mehr, nicht zuletzt den bei ihr allzeit präsente Ost-West-Konflikt mit für mich als Westdeutsche überraschenden Aspekten.

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Veröffentlicht am 27.08.2021

Wie stark kann eine Ehe sein?

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Inhalt:

Rahel und Peter sind fast 30 Jahre verheiratet. Zwischen ihnen hat sich einiges verändert, vor allem die Liebe scheint nicht mehr vorhanden zu sein. Nachdem ihr ursprünglicher Urlaub ins Wasser ...

Inhalt:

Rahel und Peter sind fast 30 Jahre verheiratet. Zwischen ihnen hat sich einiges verändert, vor allem die Liebe scheint nicht mehr vorhanden zu sein. Nachdem ihr ursprünglicher Urlaub ins Wasser gefallen ist, verbringen sie ihren Urlaub auf dem Bauernhof von ihren Freunden Viktor und Ruth. Ob der Urlaub hilft, um sich über ihre Ehe auszusprechen?

Meinung:

Das Buch liest sich sehr gut in einem Rutsch durch. Der Schreibstil ist angenehm und leicht, auf poetische Akzente wird verzichtet, was bei dieser Thematik sehr gut ist. Schließlich soll die Ehesituation zwischen Rahel und Peter nicht beschönigt werden.

Rahel und Peter sind ganz unterschiedliche Personen. Wir erfahren nur die Sicht von Rahel. Es wird darüber gesprochen, wie es zu der Entfremdung in der Ehe gekommen ist, über Fehler und Veränderungen in der Ehe. Langsam nähert man sich der Frage, was nach all den Jahren in einer Ehe noch vorhanden sein muss und wie viele Veränderungen akzeptabel sind. Die nicht beschönigende Abhandlung der Ehekrise mochte ich sehr.

Ihre Kinder Selma und Simon besuchen ihre Eltern auf dem Bauernhof. Gerade Selma sorgt ordentlich für Trubel. Dabei kommt auch die komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung zur Sprache, die ich interessant fand, aber den Fokus etwas verrückt hat. Zudem gibt es noch einen überraschenden Fund auf dem Bauernhof, der Rahel beschäftigt. Ohne zu spoilern, hat mich der Handlungsstrang, der vom dem Fund ausgeht, zum Ende hin sehr berührt.

Für mich wurden zu viele zeitgenössische Themen in den Roman gepackt. Ich hätte stattdessen mehr über die Beziehung zwischen Rahel und Peter erfahren wollen. Ihre Entwicklung wurde nicht sehr tiefgründig beschrieben. Das offene Ende ist in Ordnung, aber es wurden zu viele Dinge unbeantwortet gelassen, sodass ich etwas enttäuscht war.

Die Figuren sind sehr authentisch gezeichnet worden. Jede Figur hat Stärken und Schwächen, positive und negative Dinge an sich. Auch wenn ich manchmal von der einen oder anderen Figur genervt war, mochte ich die realistischen Figuren sehr.



Fazit:

Der Roman zeigt, wie unterschiedliche Ehen sein können und wie sie sich verändern können. Die Figuren sind sehr authentisch und man kann ihre Gedanken und Handlungen größtenteils nachvollziehen. Die vielen zeitgenössischen Themen haben mir nicht so gut gefallen und ich hätte mich über ein paar Seiten mehr gefreut.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Ein Urlaub zur Rettung der Beziehung?

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Beim Lesen des Klappentextes war ich sofort ziemlich neugierig auf die Geschichte des Buches. Ich war sehr gespannt, wie Rahel und Peter wohl ihren gemeinsamen Urlaub verbringen werden. Und natürlich hat ...

Beim Lesen des Klappentextes war ich sofort ziemlich neugierig auf die Geschichte des Buches. Ich war sehr gespannt, wie Rahel und Peter wohl ihren gemeinsamen Urlaub verbringen werden. Und natürlich hat mich brennend interessiert, wie die beiden die Frage wohl klären werden, mit wem sie das Leben nach der Mitte verbringen wollen. Gekommen ist es für mich dann alles ganz anders als erwartet. Überhaupt kann ich sagen, dass das Lesen dieses Buches für mich ein ganz neues Leseerlebnis war, denn keiner der Protagonisten war mir wirklich sympathisch. Dennoch war das Lesen ein tolles Erlebnis.

Der Schreibstil von Daniela Krien ist nämlich wunderbar flüssig, bildlich und mitreißend. Ich hatte beim Lesen so viele unterschiedliche Gefühle, dass mich die Handlung des Buches auch weit nach dem Zuklappen desselben noch beschäftigt hat. Ich hatte die beschriebenen Orte bildlich vor Augen und auch die vorhandene Stimmung zwischen den einzelnen Protagonisten war für mich fast körperlich spürbar.

Rahel und Peter waren mir, wie schon erwähnt, beide nicht sonderlich sympathisch. Wahrscheinlich liegt das zum großen Teil auch daran, weil ich die beiden einfach nicht verstanden habe. Da fahren sie zusammen in den Urlaub und sprechen dann einfach nicht miteinander. Und wenn sie sprechen, sagen sie Dinge, die sie eigentlich gar nicht so meinen. Ich wäre als Leserin gerne mehrfach ins Buch gesprungen, um sie mit den Köpfen zusammenzustoßen und zu zwingen, endlich zu reden. Darüber hinaus sind sie auch sehr verschieden, was den Umgang miteinander auch nicht unbedingt erleichtert.

Während ich vergeblich auf gemeinsame Stunden und Gespräche von Rahel und Peter gewartet habe, habe ich aber nach und nach auch mehr über ihr Leben und natürlich auch über ihre beiden Kinder Selma und Simon erfahren. Auch hier hat mich vieles fassungslos zurückgelassen. Über weite Strecken habe ich das Buch sehr distanziert gelesen und dann war ich wieder so sehr berührt, dass ich es selbst nicht fassen konnte. Wirklich eine wahre Achterbahn der Gefühle hat mich hier ereilt.

Das Ende kam für mich sehr schnell, war aber doch irgendwie okay. Wie gesagt, nichts war so wie erwartet, aber trotzdem war ich am Ende zufrieden.

Mein Fazit:

„Der Brand“ von Daniela Krien ist eine völlig unaufgeregt erzählte Geschichte über zwischenmenschliche Beziehungen, die mir durchweg ein Wechselbad der Gefühle beschert hat. Auch wenn ich völlig andere Erwartungen an das Buch hatte, kann ich es absolut weiterempfehlen, denn es war für mich auf eine ganz spezielle Art besonders.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Wenn die Leidenschaft verloren geht

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Seit 29 Jahren schon sind Rahel Wunderlich und ihr Mann Peter verheiratet. Ihre Kinder Selma und Simon sind mittlerweile ausgezogen. Die 49-jährige Psychotherapeutin und der 55-jährige Uniprofessor schätzen ...

Seit 29 Jahren schon sind Rahel Wunderlich und ihr Mann Peter verheiratet. Ihre Kinder Selma und Simon sind mittlerweile ausgezogen. Die 49-jährige Psychotherapeutin und der 55-jährige Uniprofessor schätzen und achten einander noch immer. Aber die Stimmung zwischen den beiden ist seit Längerem angespannt. Und dann fällt auch noch der geplante Urlaub auf einer Wanderhütte aus. Stattdessen werden sie gebeten, sich drei Wochen lang um einen Hof in der Uckermark zu kümmern. Kann das gutgehen?

„Der Brand“ ist ein Roman von Daniela Krien.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen, die in nach den Wochentagen benannte Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird im Präsens in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht von Rahel. Die Handlung umfasst vorwiegend die drei Wochen in der Uckermark und spielt im Corona-Sommer 2020. Der Aufbau ist schlüssig und gut durchdacht.

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman eindrucksvoll. Der Schreibstil ist bildstark und sehr atmosphärisch. Der Autorin versteht ihr Handwerk. Ihr gelingt es, mit wenigen Worten viel zu transportieren.

Die Ausgestaltung der Figuren ist für mich ein Manko des Romans. Im Fokus der Geschichte stehen Rahel und Peter. Die Protagonistin ist alles andere als sympathisch. Sie wirkt egoistisch, rücksichtslos und selbstgerecht. Ihre Gedanken und Gefühle kommen gut zum Ausdruck. Auch Peter ist kein ganz einfacher Charakter, war mir aber wesentlich näher. Die übrigen Personen werden ebenfalls mit psychologischer Tiefe und recht ambivalent dargestellt. Insbesondere die Hauptcharaktere fallen allerdings zu klischeehaft aus. Zudem verhält sich Rahel so, als wäre sie deutlich älter als 49.

Inhaltlich ist die Geschichte viel facettenreicher und komplexer als gedacht. Die ehelichen Probleme durchziehen zwar den gesamten Roman. Darüber hinaus gibt es aber eine Menge weiterer Themen wie das Älterwerden, Kindererziehung, Generationenkonflikte, Liebe und Leidenschaft, Ehebruch und gesellschaftliche Veränderungen. Einiges wird nur angerissen, anderes etwas vertieft. Ich wurde mehrfach zum Nachdenken angeregt. Die Pandemie wird ebenfalls thematisiert, spielt aber keine entscheidende Rolle.

Auf 270 Seiten bleibt das Erzähltempo gemächlich. Dennoch ist die Geschichte durchweg kurzweilig und unterhaltsam. Immer wieder blitzt außerdem ein Fünkchen Humor auf und lässt beim Lesen daher keine zu düstere Stimmung aufkommen.

Das Gemälde auf dem Cover ist zwar hübsch. Allerdings braucht es schon etwas Fantasie, um einen Bezug zum Inhalt zu erkennen. Der symbolträchtige Titel, den man unterschiedlich auslegen kann, erschließt sich eher.

Mein Fazit:
„Der Brand“ von Daniela Krien ist ein durchaus lesenswerter Roman, der vor allem auf sprachlicher Ebene überzeugen kann. Aufgrund kleinerer Schwächen wurden meine sehr hohen Erwartungen aber nicht in Gänze erfüllt.