Ein packender Roman aus dem Herzen Nigerias.
Adunni, vierzehn Jahre alt, hat nur einen Wunsch. Das nigerianische Mädchen möchte in die Schule gehen, einen Wissensschatz aufbauen und sich immer weiter zu bilden, denn Wissen ist Macht und bedeutet ...
Adunni, vierzehn Jahre alt, hat nur einen Wunsch. Das nigerianische Mädchen möchte in die Schule gehen, einen Wissensschatz aufbauen und sich immer weiter zu bilden, denn Wissen ist Macht und bedeutet Freiheit, die für das nigerianische Mädchen bedeutender ist, als alles andere. Doch aus Adunnis hochtrabenden Plänen wird nicht, als ihr schlimmster Albtraum Realität wird. Sie wird an den Jahrzehnte älteren Kofu als Drittfrau verheiratet, nur damit ihr Vater seine Geldsorgen begraben kann. Doch dafür muss Adunni ihre Träume begraben. Doch sie gibt nicht auf und so schafft sie es, eines Tages nach Lagos zu fliehen, in die große Metropole, die Freiheit und Bildung verspricht. Doch auch hier wird sie schnell ins kalte Wasser geworfen und Adunnis Träume von Freiheit und Bildung scheinen ferner denn je.
Sprachlich legt Abi Daré ihrer Leserschaft hier ein wahres Meisterwerk zu Füßen. Anfangs mag es zwar wie ein Jugendbuch anmuten. Simple Sprache, kaum Beschreibungen oder Ähnliches. Aber schnell stellt sich heraus, dass die Geschichte, erzählt durch die Augen Adunnis, sich perfekt an die Protagonistin anpasst, diese umschmeichelt und einnimmt. Die Sprache entspricht der einer vierzehnjährigen Person, jung, bunt und verträumt, ohne weit in die Zukunft zu blicken und sich Sorgen zu machen, ohne dabei jedoch die Realität aus den Augen zu verlieren. Hierbei sei gleich gesagt, dass Adunnis Muttersprache Yoruba ist, sie trotz einiger Jahre Englischunterrichts aber nicht perfekt Englisch spricht. So schlägt sich dies in den Dialogen und Monologen wieder, Aussprachen von Wörter entsprechen nicht deren Schreibweise, sondern werden so geschrieben, wie sie ausgesprochen werden. Fulminant wird es dann aber, dass sich die Sprache des Buches mit Adunni mitentwickelt. Mit jedem Schritt des Selbstvertrauens und je mehr sich Adunni weiterbildet, wächst auch das Buch sprachlich, wächst Adunnis Sprache. Adunni wächst mit der Sprache des Buches und umgekehrt. Hier fehlen mir schon fast die Worte, um zu beschreiben, was dieser sprachliche Hochgenuss in mir ausgelöst hat. Doch eines steht fest: definitiv Bewunderung. Bewunderung für Abi Daré, Adunni und für Simone Jakob, deren ausgeklügelte Übersetzung das Buch in deutscher Sprache erst möglich gemacht hat. Abgesehen von den sprachlichen Hochgenüssen und Außergewöhnlichkeit hat das Buch auch thematisch einiges zu bieten. So findet man hier eine beeindruckende Geschichte über Frauenrechte, dem Wunsch nach Bildung und Freiheit und der Selbstfindung eines jugendlichen Mädchens. Alltagstauglichkeit für Westafrika ist somit gegeben und trifft damit genau den Nerv der Zeit. Abi Daré räumt in ihrer Geschichte hier mit den Männern auf, setzt sie jeweils in die schwächere Position als die weiblichen Protagonisten. Hier bricht sie auch mit dem typischen Dualismus Gut gegen Böse, die Protagonisten verbinden - so wie im echten Leben auch - negative und positive Aspekte. Durch die dadurch entstehenden psychischen und charakterlichen Spannungen und Differenzen zwischen den Protagonisten und in diesen selbst entsteht ein unglaublicher Spannungsbogen, der die Geschichte noch thematisch aufwertet. So entsteht in Kombination mit Adunni als mutiger und starker, sympathischer und authentischer Protagonistin eine wirklich gelungene Geschichte.
Abschließend kann ich hinsichtlich dessen, dass das Buch eine feministische Antwort auf die Probleme Nigerias ist, sagen, dass ich wirklich beeindruckt von der Geschichte bin, und diese mich noch sehr lange begleiten wird.