Sehr bildreich!
Ich habe mir das Buch bei einer Freundin ausgeliehen, die es mir wärmstens empfohlen hat. Es handelt sich um ein Jugendbuch. Sie selbst hat es in der fünften oder sechsten Klasse gelesen. Da ich Sekten ...
Ich habe mir das Buch bei einer Freundin ausgeliehen, die es mir wärmstens empfohlen hat. Es handelt sich um ein Jugendbuch. Sie selbst hat es in der fünften oder sechsten Klasse gelesen. Da ich Sekten und andere abgeschottete Gemeinschaften schon immer sehr spannend fand, hat mich der Klappentext sogleich neugierig gemacht.
Wenn du dieses Buch als erwachsene Person liest, solltest du unbedingt berücksichtigt, dass die Handlungsstränge ziemlich einfach gehalten sind und die Farbpalette auch nicht viele Grauzonen zulässt. Das Bild, das auf die Sekte geworfen wird, ist nicht schwer zu deuten.
Und dennoch finde ich den Entwurf der exemplarischen Sekte gelungen. Das Bild der Kinder des Mondes ist sehr metaphorisch und poetisch. Natürlich sind einige Darstellungen überzeichnet, aber im Bezug auf die Zielgruppe finde ich das nicht weiter schlimm.
Durch die Innensicht der drei Perspektiven Jana, Mara und Marlon fühlte ich mich den Protagonisten die meiste Zeit nah. Und trotzdem waren sie durch die komplett andere Lebensführung auch meilenweit entfernt. Diese Mischung aus Nähe und Distanz fand ich gut eingestellt :).
Wer auch schon die Erdbeerflücker-Reihe der Autorin gelesen hat, der wird den Schreibstil wahrscheinlich wiedererkennen, oder zumindest das Gefühl haben, zu etwas alt Bekanntem zurückzukehren. So ging es mir. Diese typische, authentische Innensicht bei gleichzeitiger Außensteher-Position des Erzählers... Genau das Richtige für psychologisch fordernde Romane.
Ich habe übrigens Unmengen an schönen Zitaten gefunden, wie hier unschwer zu erkennen ist. Ich hätte tatsächlich das ganze Buch abtippen können. In der Menge finde ich es fast schon kritisch, da die schönen Passagen so an Wert verlieren. So schwer hat es mir hier aber nicht aufgesessen.
Was ich aber tatsächlich schade finde, ist, dass das Ende so abrupt kommt. Ich hätte mir gewünscht zu erfahren, wie es weitergeht. Das hätte ermöglicht, auch die Schattenseiten eines Sekten-Austritts zu beleuchten. Z.B. bedeutet es für die jugendlichen oft, dass sie mit der Familie komplett brechen müssen. In einer Sekte wie der hier skizzierten mag das nicht so dramatisch scheinen. Aber man muss bedenken, dass das doch die Menschen sind, die Jana und Mara Tag für Tag gesehen haben.
Einen Punkt möchte ich noch ansprechen: Das Buch eignet sich hervorragend als Schullektüre. Allerdings sollte man sich dann auch informieren, ob man SuS in der Klasse hat, die sich durch die Lektüre verletzt fühlen könnten. Und die Thematik reißt ein großes Feld auf, auf dem man die SuS keinesfalls allein stehen lassen sollte.