Vom Dieb zum Vater
EngelspostIn diesem Buch geht es um die Geschichte eines Betrügers, Elliot White.
Weil er aufgrund eines Eisgeschäftes zum berühmten Unternehmer wurde, wird er in eine Radiosendung zu einem Interview geladen. Der ...
In diesem Buch geht es um die Geschichte eines Betrügers, Elliot White.
Weil er aufgrund eines Eisgeschäftes zum berühmten Unternehmer wurde, wird er in eine Radiosendung zu einem Interview geladen. Der Moderator erhofft sich, den Zuhörern eine interessante Erfolgsgeschichte bieten zu können. Jedoch verläuft das abendliche Interview anders als gedacht. Elliot hat nicht vor über seine Karriere zu reden sondern über sein Leben.
Es stellt sich heraus, dass dieser Mann einst ein Betrüger und ein Dieb war. Er war stets ziemlich clever und gerissen. Entgegen der Vorstellungskraft des Lesers wuchs Mr. White in einem geborgenen Zuhause auf. Obwohl er keinen Vater hatte, sprach er in der Geschichte immer voller Liebe über seine Mutter. Das war sehr interessant zu lesen. Denn wie eine typische Mutter liebte sie ihren Jungen und er vergötterte sie. Das war unerwartet, weil er anfangs recht abgebrüht rüberkommt. Aber oft ist es so im Leben, dass nahe Verwandte aufgrund von Zuneigung und Liebe Zugang zu einem hartnäckigen Menschen erlangen.
Elliot begibt sich auf eine Zugfahrt zu seiner Cousine um seine Schulden bei ihr zu begleichen. Im Zug lernt er verschiedene Menschen kennen, die allesamt dem Leser nicht wohlgesonnen sind. Irgendwann entdeckt er ein kleines Kind mit einer Briefmarke am Mantel. Dieses Mädchen wird begleitet von einem Erwachsenen, der sie in das nächste Waisenhaus bringen soll. Das arme Kind wurde per Post verschickt und genau um diesen Aspekt geht es in dem Buch. Heutzutage ist so etwas zum Glück nicht vorstellbar. Aber damals hingegen waren Menschen abgebrüht und arm und trafen aufgrund dieser Voraussetzung schreckliche Entscheidungen. Denn ein Kind, das für wenige Dollar verkauft wird, gelangt irgendwann teuer in Adoptivfamilien. Allerdings ist der Zustand bis zu diesem Moment die reinste Hölle. Die Kinder wachsen in den Waisenhäusern oder besser gesagt "Waisenhäusern" nicht so auf wie es sein sollte. Es ist unhygienisch, mangelt an Pflege, Essen und über Liebe brauchen wir nicht zu reden.
Einst wurde ein Kind in einem Bordell geboren. Es wurde der Mutter weggenommen, damit dieser ihrer Arbeit weiter nachgeht. Das Kind wurde in ein solches Waisenhaus gebracht und die Mutter starb an ihrem Kummer über diesen schmerzlichen Verlust. Das war für mich persönlich die emotionalste und schlimmste Stelle im Buch. Nie hätte Elliot gedacht, dass er dieses Kind, welches er einst verschleppte, wiedertrifft. Er hatte immer Angst vor diesem Schicksal, aber er zeigte dadurch, dass er auch ein guter Mensch sein kann. Ein Mensch, den seine Mutter immer liebte. Er kümmert sich um die Kleine, die ihm im Zug mit ihrer Art das Herz erwärmt. Elliot wird ihr ein Vater und das Kind bekommt eine Kindheit Aber als er ihr erzählt was er ihr einst antat, redet sie daraufhin fünf Jahre nicht mit ihm. Das war schmerzlich zu lesen. Mr. White war ein Betrüger und ein langjähriger Dieb, aber als Leser mochte man ihn. Er war klug, besaß Menschenkenntnis und ein gutes Herz.
Am Ende der Zugfahrt überlässt der Bote Elliot das Kind. Klar fand ich das gut, aber auch fragwürdig. Warum hat er das so einfach gemacht?
Die Geschichte ist emotional, wichtig und hat Potenzial, aber meiner Meinung nach fehlt es ein bisschen an Tiefgang. Das Buch hat nur 175 Seiten. Die Geschichte hat jedoch Potenzial für 500 Seiten. Denn auch wenn zusammenfassend erklärt wurde, weshalb Elliot White so ist wie er ist, hätten hier und da einzelne kleine Geschichten den Charakter besser erläutert. Vielleicht nicht unbedingt in der Radiosendung. Auch zum Ende hin wurde das Buch eigentlich immer besser. Auch da hätte es mir besser gefallen, wenn es weiter ausgedehnt wäre. Es war sehr traurig, hätte den Leser aber mit mehr Worten zum Weinen bringen können. Auch erfährt man nichts Hintergründiges über Mr. White. So frage ich mich, hat er in seinem Leben je die Liebe gefunden? Abgesehen von seiner Tochter natürlich.
Ich bitte trotz meiner Kritik jeden, das Buch zu lesen. Denn es ist ein wichtiges Thema, über das wir alle vorher sicher nie nachgedacht haben. Der Schreibstil ist wirklich angenehm und passt sehr zu der Zeit, in der die Geschichte spielt.