Ein Mädchen kämpft für seine Selbstbestimmung - schonungslos und kraftvoll erzählt
Abi Daré zeichnet in ihrem Roman den beschwerlichen, aber immer hoffnungsvollen Weg vom „Mädchen mit der lauternen Stimme“ nach. Die vierzehnjährige Adunni wird in Nigeria in eine Welt hinein geboren, ...
Abi Daré zeichnet in ihrem Roman den beschwerlichen, aber immer hoffnungsvollen Weg vom „Mädchen mit der lauternen Stimme“ nach. Die vierzehnjährige Adunni wird in Nigeria in eine Welt hinein geboren, in der alleine die Männer das Sagen haben: Frauen haben sich unterzuordnen und haben keinen eigenen Wert, sie haben ihren Vätern und Ehemännern als Arbeitskraft und Gebärmaschinen zu dienen.
So ist auch die junge Protagonistin der Willkür ihres Alkoholiker-Vaters vollkommen ausgeliefert, der sie nach dem Tod der Mutter entgegen seines Versprechens an sie an einen alten Mann verschachert, der schon zwei Frauen hat und das Mädchen rücksichtslos für seine sexuelle Befriedigung missbraucht und von ihr erwartet, ihm einen Sohn zu gebären.
Adunni jedoch hat einen großen Lebenswunsch in sich, der wie ein Feuer brennt und ihr Kraft und Antrieb gibt, sich aus ihrer trostlosen Lage zu befreien: Sie möchte ihren Kopf mit Wissen füllen und Lehrerin werden. Für sie ist Bildung der einzige Ausweg aus ihrer Sackgasse, es ist ihr Schlüssel zur Selbstentfaltung und Selbstbefreiung.
Positiv durch die Geschichte getragen und beeindruckt hat mich die lebensfrohe Natur der Protagonistin, die sich trotz aller Qualen nicht unterkriegen lässt.
Die Autorin schildert das harte Leben der jungen Adunni schonungslos: Mit einer einfachen und dabei sehr authentischen Sprache und einem sympathischen Tonfall, der frei von Selbstmitleid ist, komme ich als Leserin der Protagonistin nahe, fühle mit ihr und teile ihre Hoffnung, sich aus der Unterdrückung befreien zu können.
Der Roman hat mir viele Einsichten in die Welt eines Mädchens in Nigeria eröffnet und auch meinen Blick auf mein eigenes Leben erweitert – im Vergleich zu den abscheulichen Verhältnissen in Nigeria lebe ich in Deutschland vorzüglich – wobei es hier um RECHTE für Mädchen geht, nicht um Privilegien. Jedes Mädchen überall auf der Welt sollte das Recht auf Selbstbestimmung über ihren Körper haben und das Recht auf Bildung und gesellschaftliche wie politische Teilhabe und Mitbestimmung. Leider ist das in vielen Ländern dieser Welt noch ein weiter Weg.
Umso wichtiger ist es, dass es solche Bücher gibt, die uns in unserer europäischen Wohlstandsblase daran erinnern.
Das Cover des Buches mit den starken Farben spricht mich sehr an und passt zu den Kontrasten der Geschichte.