Das Wachsfigurenkabinett
Die Meisterin der WachsfigurenNach wie vor zählt das berühmte Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud mit vielen Niederlassungen auf der ganzen Welt zu den Attraktionen, die man sich auf einem Städte-Trip nicht entgehen lassen möchte. ...
Nach wie vor zählt das berühmte Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud mit vielen Niederlassungen auf der ganzen Welt zu den Attraktionen, die man sich auf einem Städte-Trip nicht entgehen lassen möchte. Historische Persönlichkeiten aus längst vergangenen Zeiten stehen neben angesagten Prominenten aus der glitzernden Welt des Show-Business. Doch wer kennt die außergewöhnliche Frau, der wir diese einzigartigen Kunstwerke zu verdanken haben? In ihrer Romanbiografie "Die Meisterin der Wachsfiguren" erzählt Anna-Luise Melle von einer außergewöhnlichen Künstlerin, die sich selbst als Handwerkerin verstand:
Paris, 1778: Am glücklichsten ist Marie Tussaud, wenn sie ihrem Onkel bei der höchst anspruchsvollen Fertigung von Wachsbüsten und -figuren helfen darf. Bald wird man in Versailles auf die schöne junge Frau mit dem außergewöhnlichen Talent aufmerksam: Marie darf eine Schwester des Königs unterrichten! Dass sie sich dabei unsterblich in den attraktiven, aber verheirateten Maler Jacques verliebt, bringt sie in Schwierigkeiten. Wenig später jedoch bricht die Französische Revolution mit Gewalt über Paris herein und bringt Marie in Lebensgefahr – nur ihre Kunst kann sie jetzt noch retten …
Das in Sepia-Tönen gehaltene Cover zeigt eine dunkelhaarige Frau, die ihr schlichtes hochgeschlossenes blaues Kleid mit einer weißes Schürze vor Flecken schützt. In ihren Händen hält sie verschiedene Werkzeuge, neben ihr steht eine große Büste, an der sie gerade zu arbeiten scheint. Der kurze Titel kennzeichnet die Protagonistin als "Meisterin der Wachsfiguren", während der ausführliche Untertitel Leben und Werk von Madame Tussaud auf einen klaren Nenner bringt: "Ihr Können war perfekt, ihr Leben war gefährlich, ihr Werk ist unsterblich
Wenn man so will, ist die Geschichte von Madame Tussaud der Stoff, aus dem die Träume sind. Anna-Luise Melle gibt einen faszinierenden Einblick in eine Epoche des Umbruchs, ihre atmosphärisch dichten Schilderungen machen die vergangene Zeit lebendig. Alle Leser*innen dürfen die Protagonistin an den glänzenden Hof von Versailles begleiten, wo die Aristokraten im Luxus schwelgen, aber auch den harten Alltag von einfachen Menschen kennenlernen, die gegen Armut und Hunger kämpfen. Als eine kluge, selbstbewusste "Selfmade-Frau", die sich in der Geschäftswelt behaupten und ihre Kinder allein erziehen musste, eignet sich Marie Tussaud, Tochter eines Scharfrichters und einer Dienstmagd, durchaus als Identifikationsfigur.
Die Romanbiografie von Anna-Luise Melle ist fesselnd geschrieben, sie lässt sich leicht und locker lesen und bietet gute Unterhaltung. Dennoch bn ich nicht ganz mit dieser Lektüre warm geworden. Für meinen persönlichen Geschmack erlaubt sich Anna-Luise Melle zu viele literarische Freiheiten. Eine korrekte Darstellung der Fakten hätte absolut ausgereicht, um die bewundernswerte Madame Tussaud angemessen zu würdigen.