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Veröffentlicht am 23.09.2021

Zwei Frauenleben...ein Blick zurück

Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau
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Titel und Cover von „Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau“. lassen einen Blick zurück in eine Zeit vermuten, in der das Leben der Frauen im Wesentlichen von den drei K - Küche, Kinder, Kirche – ...

Titel und Cover von „Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau“. lassen einen Blick zurück in eine Zeit vermuten, in der das Leben der Frauen im Wesentlichen von den drei K - Küche, Kinder, Kirche – bestimmt wurde. In Ansätzen mag das zumindest bei einer der beiden Protagonistinnen stimmen, aber dennoch hat das Buch mehr zu bieten. Mit den beiden Handlungssträngen zeigt uns die Autorin zwei Paarbeziehungen, zwei Frauenleben, gefangen in den gesellschaftlichen Konventionen der jeweiligen Zeit.

2018 kehrt Alice, ehemals in einer New Yorker PR-Agentur angestellt, dem hektischen Großstadtleben den Rücken und bezieht mit ihrem Mann Nate eine renovierungsbedürftige Villa in einen Vorort der Metropole. Sie träumt von einem Leben als Schriftstellerin, aber die Umgewöhnung fällt ihr schwer, sie stirbt fast vor Langeweile. Und auch mit ihrem Buchprojekt geht es nicht voran. Eine Schreibblockade und keine Ideen, eine Katastophe für jede angehende Autorin. Für Nate hingegen markiert der Umzug einen Wendepunkt in der Beziehung, wünscht er sich doch nichts sehnlicher, als die Familie mit ein Kind zu komplettieren. Ein Gedanke, mit dem sich Alice nicht wirklich anfreunden kann.

Als sie eines Tages den Keller durchstöbert, findet sie nicht nur alte Frauenzeitschriften sondern auch ein handgeschriebenes und mit persönlichen Bemerkungen versehenes Kochbuch der Vorbesitzerin Nellie und taucht allmählich in deren Leben ein, bekommt eine Vorstellung von deren Leben an der Seite eines übergriffigen Mannes in den fünfziger Jahren.

In alternierenden Kapiteln stellt Karma Brown die beiden Leben gegenüber. Die jeweiligen Abschnitte sind mit Zitaten aus real existierenden Druckwerken überschrieben, entlarvende Ratschläge und gleichzeitig Zeitzeugnisse, die Ehefrauen unmißverständlich dazu auffordern, ihre Identität zugunsten der Bedürfnisse ihrer Männer hinten anzustellen. Das mag auf den ersten Blick amüsant wirken, aber setzt man es in Beziehung zum Verhalten von Alice, ist es eher ernüchternd. Die Sprachlosigkeit in der Beziehung, die Unfähigkeit, die eigenen Wünsche zu artikulieren, sich über die Erwartungshaltung des Umfelds hinwegzusetzen, dem Druck standzuhalten. Der Kompromiss am Ende, nun ja, da war Nellie dann doch konsequenter.

Dennoch ist dieser Roman ist ein interessanter und spannender Blick zurück, denn er zeigt an den beiden Hauptfiguren die Auswirkungen, die die Erwartungshaltung einer patriarchalischen Gesellschaft auf die Realisierung weiblicher Lebensentwürfe hat. Und ja, es gibt noch immer viel zu tun!

Veröffentlicht am 15.09.2021

Unterhaltsame Mischung aus Urban Fantasy, Thriller, Mystery und schwarzem Humor

The Stranger Times
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„The Stranger Times“ füllt eine Marktlücke auf dem Zeitungsmarkt, denn sie beschäftigt sich mit bizarren und übernatürlichen Ereignissen in Manchester. Sonderlich erfolgreich ist sie nicht, und deshalb ...

„The Stranger Times“ füllt eine Marktlücke auf dem Zeitungsmarkt, denn sie beschäftigt sich mit bizarren und übernatürlichen Ereignissen in Manchester. Sonderlich erfolgreich ist sie nicht, und deshalb befinden sich die Redaktionsbüros auch in einer schäbigen Kirche, in der die Fenster mit Brettern vernagelt sind.

Geleitet wird sie von Banecroft, dem Redakteur und zynischen Alkoholiker ohne Manieren, aber auch die anderen Redaktionsmitglieder sind etwas speziell. Die Empfangsdame Grace, die die Flüche ihres Chefs zählt, Reginald, der sich jeden Montag vom Dach der Kirche in den Tod stürzen will, Ox, der sich immer wieder bemüht, ihn davon abzubringen, Stella, mit ihren unentdeckten Talenten, Simon, der Teenager, der unbedingt zum Team gehören möchte, und natürlich Hannah, die sich nach ihrer überstürzten Flucht aus London unerwartet in der Position der stellvertretenden Redakteurin, der „neuen Tina“, wiederfindet.

Üblicherweise wird die Berichterstattung der „Stranger Times“ von der Öffentlichkeit nicht weiter beachtet, aber als sich in Manchester seltsame Vorkommnisse und merkwürdige Todesfälle häufen, steckt das Team seine gebündelte Energie in die Recherche und kann so zeigen, wozu es wirklich fähig ist.

Das Buch ist eine unterhaltsame Mischung aus Urban Fantasy, Thriller, Mystery und schwarzem Humor. Getragen wird die Story aber von dem schrägen Personal, das mich sehr an Mick Herrons „Slow Horses“ erinnert, was nicht unbedingt die schlechteste Referenz ist. Ein Nachfolgeband (im Original) ist für Januar 2022 angekündigt, und offenbar gibt es auch bereits Pläne für eine TV-Produktion. Wir dürfen gespannt sein.

Veröffentlicht am 09.09.2021

Vor Gericht und auf hoher See...

Pirlo - Gegen alle Regeln
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So schnell kann’s gehen: Dr. Anton Pirlo, eben noch bekannt aus Funk und Fernsehen, Superstar in einer Anwaltskanzlei und dann, nach acht Jahren, in denen er alles gegeben hat, mit fadenscheinigen Begründungen ...

So schnell kann’s gehen: Dr. Anton Pirlo, eben noch bekannt aus Funk und Fernsehen, Superstar in einer Anwaltskanzlei und dann, nach acht Jahren, in denen er alles gegeben hat, mit fadenscheinigen Begründungen auf die Straße gesetzt.

Leben neu sortieren, Perspektiven ausloten, weitermachen. Sollte man annehmen, aber dazu kommt es nicht, da unerwarteter Besuch in seiner Wohnung aufschlägt. Die Mutter eines ehemaligen It-Girls aus der Düsseldorfer Haute Volée bittet ihn, die Verteidigung ihrer Tochter Marlene zu übernehmen, die des Mordes an ihrem steinreichen Mann verdächtigt wird und in U-Haft sitzt.

Parallel dazu meldet sich die Vergangenheit in Form seiner beiden Brüder, die eine Riesendummheit begangen haben und nun seine Hilfe benötigen. Pirlo wurde nämlich als Ramzes Kathib in eine libanesische Familie hineingeboren, die es im Gegensatz zu ihm mit den Gesetzen nicht so genau nimmt. Sein Weg sollte das nicht sein, deshalb hat er den Namen gewechselt und ist auf die andere Seite gewechselt.

Okay, er übernimmt Marlenes Verteidigung, stellt auf Empfehlung seines alten Mentors dessen engagierte Doktorantin Sophie für die langweiligen Routinearbeiten ein und stürzt sich kopfüber in ein Abenteuer, dessen Ausgang mehr als ungewiss ist.

Ingo Bott ist nicht nur der Autor dieses Justiz-Krimis, sondern auch ein renommierter Strafverteidiger in den Bereichen Wirtschaftsstrafrecht und Compliance, weiß also, wovon er schreibt. Und das macht er gut. Interessantes Personal, verschiedene Perspektiven, die richtige Dosis Privates, Hintergrundinformationen zu Aufbau und Durchführung des Verfahrens. Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen. Die Argumentationen sind zwar schlüssig, aber die Auswahl an möglichen Tätern und Motiven sind sehr übersichtlich. Von daher bleibt die Spannungskurve auf einem gleichbleibenden Level, steigt im Verlauf der Handlung nicht an. Und spätestens nach der Erwähnung von Genua ist zu vermuten, in welche Richtung der Hase läuft.

Nichtsdestotrotz hat mich der erste Fall des Strafverteidigers Pirlo und seiner Assistentin Sophie so gut unterhalten, dass ich die Reihe mit Sicherheit weiterverfolgen werde.

Veröffentlicht am 03.09.2021

Die Sprache der Toten

Tote schweigen nie
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Es scheint mir ziemlich offensichtlich, wen A.K. Turner vor Augen hatte, als sie die Protagonistin Cassie Raven kreiert hat, denn die Ähnlichkeiten mit der Serienfigur Abby aus der erfolgreichen Navy CIS ...

Es scheint mir ziemlich offensichtlich, wen A.K. Turner vor Augen hatte, als sie die Protagonistin Cassie Raven kreiert hat, denn die Ähnlichkeiten mit der Serienfigur Abby aus der erfolgreichen Navy CIS Fernsehserie drängen sich förmlich auf. Das beginnt bereits bei den Äußerlichkeiten: Piercings, Tattoos, schwarz gefärbte Haare, Goth-Look und geht weiter mit der Sensibilität, mit der sie die Toten behandelt, wobei Gespräche mit den Toten in der Pathologie kein Alleinstellungsmerkmal sind, sowohl in Verfilmungen als auch in Thrillern/Krimis findet man dieses Verhalten auffällig oft.

Cassies neuer Chef, Dr. Archie Chuff, verkörpert die andere Seite der Medaille. Eingebildet, empathielos, offenbar aus begütertem Haus, ein Paragrafenreiter vor dem Herren, der seine Arbeit nach dem Motto „weil nicht sein kann, was nicht sein darf“ verrichtet. Hier sind Konflikte bereits vorprogrammiert.
Die Dritte im Bunde betritt die Bühne, als eine Leiche unerklärlicherweise aus der Pathologie verschwindet, DS Phyllida Flyte, Typ graue Maus, misstrauisch, etwas unsicher im Umgang mit Menschen, aber gut im Job. Mit ihr wird zukünftig mit Sicherheit noch zu rechnen sein, zumal sie und Cassie mit großem Engagement bei der Sache sind, weil sie der Wunsch nach Gerechtigkeit für die Opfer eint. Und auf der Suche nach der Wahrheit gehen beide bis an ihre Grenzen.

Alles in allem ein unterhaltsamer Thriller aus dem Forensik-Bereich, der weniger mit Hochspannung als mit sympathischem, originellem Personal glänzt. Was die Zielgruppe angeht, bin ich mir nicht sicher. Wenn man sich die eher simple Sprache (wobei das auch an der Übersetzung liegen könnte) und die überschaubare Handlung ansieht, neige ich dazu, das Buch eher der jungen weiblichen Leserschaft zu empfehlen. Für die üblichen Thriller-Leser ist es meiner Meinung nach weniger geeignet.

Veröffentlicht am 02.09.2021

New girl in town

Die Tote mit der roten Strähne
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Wenn eine Autorin das Genre wechselt, von historischen Frauenromanen auf die dunkle Thrillerseite wechselt, kann das gut funktionieren? Es ist gut gegangen, wie man am Beispiel Kathleen Kents sieht, die ...

Wenn eine Autorin das Genre wechselt, von historischen Frauenromanen auf die dunkle Thrillerseite wechselt, kann das gut funktionieren? Es ist gut gegangen, wie man am Beispiel Kathleen Kents sieht, die gleich bei ihrem ersten Versuch „Die Tote mit der roten Strähne“ für den renommierten Edgar Award sowie den Nero Award nominiert wurde. Man merkt die routinierte Autorin, die weiß, wie man eine spannende Geschichte erzählt und interessante Charaktere kreieren kann.

Im Zentrum der Handlung steht Detective Betty „Riz“ Rhyzyk, keine Irin sondern mit polnischen Wurzeln, aufgewachsen in Brooklyn in einer Familie, in der das Cop-Sein Tradition hat. Großgewachsen, rothaarig, zäh und taffer als so mancher ihrer männlichen Kollegen. Und dennoch muss sie sich permanent mit sexistischen Diskriminierungen und homophobe Beleidigungen nach dem Umzug mit ihrer Lebensgefährtin ins texanische Dallas auseinandersetzen. Aber glücklicherweise erfährt sie von ihrem Partner Seth Unterstützung in allen Belangen, der sich wohltuend von den Macho-Typen abhebt, die ihr ständig ans Bein pinkeln. Pech für Riz, dass der erste Einsatz, den sie leitet, komplett in die Hose geht und mit drei Toten endet. Und dass es keine gute Idee ist, die Skrupellosigkeit und Brutalität der Drogenkartelle zu unterschätzen, wird ihr spätestens dann klar, als ein abgetrennter Kopf vor ihrer Haustür liegt.

Interessanter Auftakt einer neuen Reihe mit einer sympathischen Protagonistin, gut geplottet und spannend erzählt. Das lässt für die nachfolgenden Bände hoffen. Ich freue mich darauf.