„In unserem Leben ist Vertrauen ein großes Wort, eines, das Bedeutung hat.“
(Quinn in Dare to dream)
Worum geht’s?
Quinn ist eine taffe Anwältin, die eigentlich alles im Leben hat, was man sich nur wünschen kann: Einen tollen Verlobten, wunderbare Adoptiveltern, zwei liebenswerte Adoptivbrüder und eine bevorstehende Hochzeit. Als ihr Verlobter Troy und sie für Vorflitterwochen nach Hawaii fliegen, steht Quinn plötzlich dem Mann gegenüber, der einst ihr Herz gebrochen hat: Jackson, ihre Jugendliebe. Eine Ewigkeit ist es her und doch schlägt ihr Herz in seiner Gegenwart schneller. Dabei trägt sie doch Troys Ring am Finger…
Dare to dream ist Band 2 der Dare to Trust-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, die einzelnen Bände sind unabhängig voneinander lesbar. Es geht jedoch um drei Geschwister, weshalb Spoiler und Infos für Band 3 enthalten sein können..
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Die Geschichte verläuft linear, teilweise mit kleineren Zeitsprüngen, die nicht gesondert ausgewiesen werden. Dabei wird einerseits die Gegenwart erzählt, gleichzeitig aber auch die Vergangenheit der beiden jugendlichen Charaktere. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive erzählt und sowohl Quinn als auch Jackson führen durch die Geschichte. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, entspannt und unkompliziert. Im Buch ist sexueller Content enthalten.
Meine Meinung
Nachdem mich April Dawson mit ihren Büchern bisher leider nicht so überzeugen konnte, mir Dare to trust aber wirklich gut gefallen hat, war klar, dass ich die Reihe fortsetzen möchte. Schon in Band 1 fand ich Quinn sehr sympathisch und mochte die Chemie zwischen den drei Adoptivgeschwistern. Eigentlich bin ich kein Fan von Dreiecksgeschichten und hatte daher ein wenig Bauchschmerzen, als ich an diese Geschichte ranging, aber die Autorin konnte das Problem auf für mich überzeugende Weise lösen. Aber von Anfang an…
Wie bereits Band 1 ist auch Dare to dream wieder ein Second Chances Roman, bei dem sich die Protagonisten Jackson und Quinn aus der Jugend kennen. Die beiden waren einst ein Paar, sie das elternlose Pflegekind, er der etwas abgedriftete Junge aus der Gang, der sich regelmäßig geprügelt hat und auch mal Straftaten begangen hat. Die Beziehung der beiden ging in die Brüche, wieso erfährt man im Laufe des Buches, wenn auch recht oberflächlich und schnell. In der Gegenwart laufen sich beide nun wieder über den Weg, komplett ungewollt und überraschend. Aus Quinn ist eine erfolgreiche Anwältin geworden, die nach der Adoption durch ihre Adoptionseltern keine Geld- und Lebenssorgen mehr haben müsste, dennoch aber sehr bodenständig und dankbar geblieben ist. Auch Jackson hat sich gut gemacht. Er ist mittlerweile reich, hat zahlreiche Hotels und ist ein beliebter Junggeselle. Genau die Hotels sind es auch, die beide zusammenführt. Denn Quinns Verlobter Troy hat ausgerechnet Jacksons Hotel (was zufälligerweise Quinn heißt) als Ziel für ihre Vorflitterwochen ausgesucht, damit beide vor der Hochzeit nochmal ausspannen können. Dass Troy dabei eigentlich die Arbeit im Kopf hat, weil er mit Jackson und dessen Partner Owen Geschäfte machen möchte, wird aber auch schnell klar. Und so starten die Urlaubstage mit Frust bei Quinn, verwirrten Gefühlen und Momenten, die vieles auf den Kopf stellen. Wieso fühlt es sich mit Jackson alles so richtig an? Quinn kann nichts dagegen tun, dass ihr Herz schneller schlägt und sie sich bei ihm wohlfühlt. Aber sie soll doch bald heiraten. Guter Rat ist auf jeden Fall teuer…
Dare to dream steht dem Vorgängerband auf jeden Fall in nichts nach. Es ist kein Buch mit viel Drama, ganz im Gegenteil ist es eher eine seichte, entspannte Geschichte, bei der man sich wundert, dass man auf einmal 400 Seiten weggelesen hat, weil eigentlich wenig passiert. Das kann man gut oder schlecht finden, mir hat es tatsächlich gut gefallen. Es ist ein Buch, was man bedenkenlos zum Entspannen lesen kann, zum Wohlfühlen. Ich hatte beim Lesen recht wenig emotionale Höhen und Tiefen, keinen Herzschmerz, wenig Frust, was auch mal sein muss und was man auch erst einmal schaffen muss. Gleichzeitig muss man aber natürlich auch gestehen, dass es auch etwas mau sein kann, wenn bei einer derart langen Geschichte so wenig passiert. Es ist auch kein Buch, was von großartigen Entwicklungen in der Gefühls- und Charakterwelt der Charaktere lebt. Generell war es für mich so, dass die Gegenwartsgeschichte sehr gradlinig und erwachsen war. Quinn reflektiert ihre gegenwärtige Situation sehr gut, die Autorin hat sich aber dafür entschieden, keine unnötigen Verkomplizierungen einzubauen. Etwas Wumms bringt die Vergangenheitsgeschichte mit, die zwischendurch ein wenig eingeführt wird. Man erfährt, wie beide sich kennengelernt haben, wie sich ihre Beziehung entwickelt hat und fast schon im Nebensatz, wie sie in die Brüche ging. Das fand ich etwas schade und hätte mir gewünscht, dass hier mehr Tiefe eingebracht wird. Dadurch leidet es auch ein wenig, dass man nicht ganz versteht, wieso nach all den Jahren zwischen beiden noch eine derart hohe Anziehung und ein derart großes Vertrauen besteht. Im wesentlichen Fokus der Geschichte steht aber sowieso die innere Zerrissenheit von Quinn und Jackson – bei ihr, weil sie auf einmal ihre Jugendliebe wieder vor sich hat und sich auch eingestehen muss, dass mit Troy nicht alles perfekt ist; Jackson, weil er seine Jugendliebe wiedergefunden hat, über die er offenbar nie hinwegkam, die jetzt aber in festen Händen und nahezu unter der Haube ist. Wie man das Dilemma löst? Dazu gleich.
Wo ich ja wirklich große Sorge hatte, war der Punkt, wie man damit umgeht, dass Quinn zwei Männer gleichzeitig zu lieben scheint. Ich hatte wenig Lust auf eine Dreieckskonstellation, ein gegenseitiges Ausstechen der Männer und Stress. Diesen Weg geht die Autorin aber auch gar nicht. Von Anfang an beleuchtet sie die Beziehung von Troy und Quinn auf eine Art, die dem Leser schon viele Hinweise darauf gibt, wie es um die beiden steht. An vielen Stellen wollte ich Troy tatsächlich gern schütteln, manchmal aber auch Quinn an die Seite nehmen und ihr sagen, dass sie hier etwas übersieht. Dare to dream zeigt, dass passend nicht immer auch perfekt heißen muss und dass Gefühle unterschiedliche Qualitäten haben können. Jackson ist in dieser Hinsicht auch ein Traummann, der wirklich liebenswürdig ist und bei dem man verstehen kann, dass Quinn schwach wird. Troy hingegen ist mir von Anfang an nicht wirklich sympathisch gewesen, da ich viele seiner Verhaltensweisen durchaus kritisch finde und so bei mir von Anfang an ein gewisses Störgefühl entstand.
Die Liebesgeschichte um Jackson und Quinn ist auf jeden Fall gut gelungen, auch wenn sie wenig überraschend daherkommt – die einzige Ausnahme bildet wohl das große Finale des Buchs. Nach einige Entscheidungen, einem Missverständnis und einigem Abstand geht Quinn einen Weg, der mir kurzzeitig verwirrt hatte, weil er nicht zur Entwicklung davor gepasst hat. Erst in regelrecht letzter Sekunde wird das Ruder rumgerissen und die Auflösung des Problems präsentiert. Ob man die Lösung mag, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich fand sie etwas klischeehaft, nicht so ganz passend, fast schon sehr gewollt und so nicht notwendig. Am Ende geht man aber mit einem guten Gefühl aus dem Buch und das ist wahrscheinlich, was am Ehesten zählt. Eine etwas andere Entwicklung hätte ich mir vermutlich aber trotzdem gewünscht, auch weil es etwas ruckartig kam und selbst rückblickend sich mir nicht so ganz erschlossen hat, auch wenn sicher einige Hinweise eingestreut waren.
Mein Fazit
Dare to dream ist eine entspannte Geschichte, durch die man regelrecht fliegt. Das Buch hat eine gute Atmosphäre und macht durchaus Spaß, auch wenn das Ende mich nicht ganz überzeugen konnte. Es hätte hier und da sicher ein wenig mehr Tiefe haben können, aber es leidet auch nicht großartig unter der Abwesenheit hiervon. Es ist ein gutes Buch zum Entspannen, herrlich unkompliziert und undramatisch.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]