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Veröffentlicht am 09.09.2021

Spannende Suche

Das letzte Bild
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Als die Schriftstellerin Eva das Phantombild in der Zeitung entdeckt, bricht eine Welt für sie zusammen. Sie hat den Eindruck in ihr eigenes Spiegelbild zu schauen. Aber die Frau des Phantombildes ist ...

Als die Schriftstellerin Eva das Phantombild in der Zeitung entdeckt, bricht eine Welt für sie zusammen. Sie hat den Eindruck in ihr eigenes Spiegelbild zu schauen. Aber die Frau des Phantombildes ist im November 1970 im norwegischen Bergen gewaltsam zu Tode gekommen und ihre Identität wurde bis heute nicht aufgedeckt.

Sie fragt ihre Mutter, die nie viel aus ihrer Kindheit preisgegeben hat, und spürt sofort in ein Wespennetz gestoßen zu haben.

Welches Familiengeheimnis verbirgt sich hinter dieser Geschichte?







Das ist mal wieder eine Gänsehautgeschichte.

Anja Jonuleit ist es hervorragend gelungen Fiktion mit wahren Begebenheiten zu verschmelzen.

Im Anhang werden noch einmal die realen Fakten aufgelistet. Man erkennt sofort, dass sie alle realen Fakten verwendet hat und diese mit ihren fiktiven Schlussfolgerungen verwoben hat. Und es fühlt sich vollkommen real an. Man kann sich kaum vorstellen, dass dieser Fall nie gelöst wurde und dass der unbekannten Frau nie Gerechtigkeit widerfahren ist.

Sehr einfühlsam hat Anja Jonuleit ein verständliches Bild der fiktiven Margarete gezeichnet.

Der Aufbau der Geschichte mit fiktiven Rückblicken zu Margarete sind nachvollziehbar. Es könnte so gewesen sein. Eva, ihre Mutter Ingrid und die fiktive Margarete werden sehr genau gezeichnet, so dass wir die Wandlungen der einzelnen Figuren genau verfolgen können.

Auch wenn es nicht so war, beschreibt es ein mögliches Szenario und wird der Figur, der nicht identifizierten Frau gerecht. Auch die Figuren, die mit dem Opfer zu tun hatten, wandeln sich mit der Zeit. Fiktiv oder nicht, der Sohn des Photographen lernt seine Eltern während Evas Nachforschungen erst richtig kennen. Da stellt sich sofort die Frage, kennen wir unsere Eltern wirklich? Ja, man weiß es nicht…….

Das ist ein lesenswerter Roman, der mich und sicher auch andere Leser nachdenklich zurücklässt.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Guter Einstieg in neue Serie

Nordwesttod (ungekürzt)
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Nina Brechtmann, junge Umweltaktivistin aus einer einflussreichen Hoteliers Familie stammend, wird von einer Arbeitskollegin vermisst gemeldet. Kommissarin Anna Wagner, gerade von München nach Kiel in ...

Nina Brechtmann, junge Umweltaktivistin aus einer einflussreichen Hoteliers Familie stammend, wird von einer Arbeitskollegin vermisst gemeldet. Kommissarin Anna Wagner, gerade von München nach Kiel in Landeskriminalamt gewechselt, übernimmt ihren ersten Vermisstenfall in St. Peter-Ording.
Der örtliche Dienststellenleiter Hendrik Norberg hat sich aus privaten Gründen vom SEK-Kommissar zurückstufen lassen. Seine berufliche Erfahrung lässt ihn unverzüglich Anna Wagner unterstützen. Da Nina Brechtmann zur Zeit ihres Verschwindens in Urlaub war, wissen die Beamten nicht, wie lange Nina bereits vermisst wird.


Wenn man mich fragt, ob die Sprecherin und das Buch gut zusammenpassten, kann ich das leider nur mit „jein“ beantworten.
Streckenweisen waren die Dialoge lebhaft, friesisch angehaucht und die Sprachmelodie machte die Charaktere gut unterscheidbar. Auch am Tonfall konnte man die einzelnen Personen sofort identifizieren.
Der Erzählton, also die Sprechweise zwischen den Dialogen, und die Beschreibungen waren zu ruhig und langatmig, nahezu eintönig. Und das lag sicher nicht am Text, aber bei längerem Hören ist mir das immer wieder negativ aufgefallen. Das hat den Hörgenuss geschmälert und dem Buch unrecht getan.

Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Nordwesttod ist der Auftakt einer neuen St Peter-Ording Serie und wurde als solche sehr gut eingeführt.
Ich bin auf Nordwestzorn (2.Band) aufmerksam geworden. Ich habe den zweiten Band also zuerst gelesen, der mir so gut gefallen hat, dass ich mehr über die Anfänge wissen wollte. Die Einführung der drei Protagonisten ist der Autorin sehr gut gelungen.
Neben einem äußerst diffizilen Fall erhalten wir tiefe Einblicke in das Privatleben der Protagonisten, insbesondere Norberg und Wagner, aber auch Nils Scheffler, der sich in die Gruppe einfügen wird.
Dem Leser wird die Entstehung und das Aneinander Tasten eines genialen Ermittlerteams aufgezeigt. Dieses Team hat private und auch berufliche Härten erlebt, aber es handelt sich erfrischender weise nicht um Alkoholiker oder Menschen, die zerbrochen sind, sondern um Kriminalbeamte, die die Herausforderung, das Rätsel lieben und die wahren Täter ermitteln wollen.
Friesisch, spannend und authentisch.
Dieser Krimi hat Lust auf mehr gemacht, aber nächstes Mal lieber das Buch

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Kniffelig, spannend und ziemlich realistisch

Enna Andersen und der trauernde Enkel
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Ben, Enkel eines ehemals durchsetzungsstarken Baulöwen, wendet sich über Pia an das Team um Enna Andersen, da er den Verdacht hat, dass der Tod seines Großvaters vor drei Jahren keine natürlicher war. ...

Ben, Enkel eines ehemals durchsetzungsstarken Baulöwen, wendet sich über Pia an das Team um Enna Andersen, da er den Verdacht hat, dass der Tod seines Großvaters vor drei Jahren keine natürlicher war. Sein Großvater starb an Herzversagen, dabei war er kerngesund.
Er hatte noch große Pläne. Haben diese ihm vielleicht das Leben gekostet?


Was mir bei diesem Krimi besonders aufgefallen ist, dass Anna Johannsen die mühsame Polizeiarbeit realistisch darstellt. Es ist kein gebrochener Held, der mit Intuition und Gedankenspiele den Täter ermittelt, sondern ein Team arbeitet zusammen an einem Fall. Manchmal müssen andere Teams oder Institutionen um Hilfe gebeten werden, aber niemand trifft einsame Entscheidungen.
Als Leser kann man Schritt für Schritt die Ermittlungsarbeit nachvollziehen und dabei ein bisschen mitermitteln.
Die einzelnen Charaktere wurden gut herausgearbeitet, so dass man sie einschätzen konnte und ihre Reaktion oder auch Aktionen vorausahnen oder zumindest nachvollziehen konnte.
Nur bei einem Protagonisten hatte ich Schwierigkeiten. Ihm habe ich bis zum Schluss nicht getraut und seine Liebesbeteuerungen argwöhnisch beobachtet.
War das von der Autorin so beabsichtigt?
Ich fühlte mich von der ersten bis zu letzten Seite gut unterhalten und werde nach Krimis von Anna Johannsen Ausschau halten.

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Veröffentlicht am 08.08.2021

Mutig angedacht, aber mutlos beendet

Die Kandidatin
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Sabah Hussein, Muslimin, Feministin, integriertes Flüchtlingskind und Kanzlerkandidatin der Ökologischen Partei, steht vor ihrem größten Triumpf in der neuen diversen Gesellschaft der Bundesrepublik.
Rechte ...

Sabah Hussein, Muslimin, Feministin, integriertes Flüchtlingskind und Kanzlerkandidatin der Ökologischen Partei, steht vor ihrem größten Triumpf in der neuen diversen Gesellschaft der Bundesrepublik.
Rechte Gruppierungen und Parteien versuchen diese diverse Gesellschaft mit allen Mitteln zu verhindern. Unterstützt werden sie von Existenzängsten, Neid und Fremdenhass vieler Deutschen.


Ich muss zugeben die Gedankenspiele des Herrn Schreiber, Deutschlands Gesellschaftliche Zukunft in ca. 30 Jahren, haben mich anfangs schon etwas erschreckt. Diversität in allen Lebensbereichen ist auch in meinen Augen erstrebenswert, aber die Figur Sabah Hussein entwickelt in ihren Forderungen und Plänen eine furchtbare deutsche Gründlichkeit, die Widerstand geradeso herausfordert.

Trotzdem hat mich dieses Buch überzeugt. Herr Schreiber schildert ohne großen Pathos, was passieren könnte, wenn Sabah Husseins Vorstellungen politisch durchgesetzt werden.
Interessant daran war, dass nicht nur die Rechten reagierten und Gegenmaßnahmen durchführten, sondern auch die eigentlich auf gleicher Ebene kämpfenden.

Die verschieden Blickwinkel machen das Buch besonders lesenswert, denn es regt zum Nachdenken an.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Serienauftakt nach Maß

Hundstage für Beck
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Nick L. Beck, traumatisierter LKA-Kommissar, überfährt im alkoholisierten Zustand mit seinen Auto eine junge Frau. In seinem benebelten Zustand stellt er voller Panik den Tod der Frau fest, verpackt sie ...

Nick L. Beck, traumatisierter LKA-Kommissar, überfährt im alkoholisierten Zustand mit seinen Auto eine junge Frau. In seinem benebelten Zustand stellt er voller Panik den Tod der Frau fest, verpackt sie in blaue Säcke und versenkt sie in einen Gully.
Wegen eines für seine Partnerin tödlich verlaufenden Polizeieinsatzes, hatte Beck sich in die Provinz versetzen lassen. Genau dort wird er am nächsten Tag um Amtshilfe bei einem Vermisstenfall gebeten.
Die Vermisste ist die junge Frau, die er in der vorherigen Nacht überfahren hat, aber hat er sie wirklich bei den Unfall getötet?


Dies ist ein Serienauftakt nach Maß.
Ein ehemals erfolgreicher Kommissar vom LKA am Boden. Er lässt sich zum „Dorfbullen“ degradieren, er trinkt, er nimmt Valium und er begeht Fahrerflucht, nachdem er glaubt, im Suff einen Menschen überfahren zu haben. Tiefer geht es nicht mehr.
Er trifft auf eine Kommissarin vom LKA, die unfreiwillig versetzt wurde, weil sie schwanger ist. Sie will sich bewehren und beweisen, dass sie in vorderster Front der Mordkommission gehört.

Die Beiden werden langsam und richtig gut den Lesern nähergebracht. Zu beiden Protagonisten kann man ein ambivalentes Verhältnis aufbauen, was sich im Laufe der Ermittlungen immer wieder ändert. Da beide Ermittler nicht zur Mordkommission gehören, ist ihre Arbeitsweise etwas unorthodox. Sie arbeiten außerhalb der normalen Richtlinien in verschiedene Richtungen und werden dann doch vom Ergebnis überrascht. Der Leser kann mit ihnen meist auf Augenhöhe miträtseln. Die Lösung ist, auch für mich überraschend, aber logisch und nachvollziehbar.

Gedankenspiele eines vermeintlichen Serienmörders und die ersten drei Kapitel des Folgebandes als Leseprobe hätten es gar nicht bedurft, um die Vorfreude und Ungeduld des Leser zu schüren. Ich denke, jeder Teilnehmer dieser Leserunde fiebert dem nächsten Buch entgegen.

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