Martha und ihre eigenwillige Familie
Martha arbeitet nicht mehr am Hafen, sondern schon lange in der Klinik und hat dort ihren Weg gemacht - nach dem Ersten Weltkrieg, in dem nicht nur ihr Mann schwerste Verletzungen erlitt, muss sich die ...
Martha arbeitet nicht mehr am Hafen, sondern schon lange in der Klinik und hat dort ihren Weg gemacht - nach dem Ersten Weltkrieg, in dem nicht nur ihr Mann schwerste Verletzungen erlitt, muss sich die Familie neu orientierten. Die Söhne Rudi und Fredi und Nesthäkchen Ella haben schon früh genaue Vorstellungen von ihrer Zukunft. Doch nicht immer läuft alles wie am Schnürchen, vor allem Rudi, der schon früh zum Charmeur und Lebemann wird, bringt seine Familie desöfteren in Schwierigkeiten.
Doch im Kreise der Lieben, zu denen immer noch Bruder Heinrich und nun auch schon lange Ehemann Paul, der als Ingenieur immer noch am Hafen tätig ist, gehören, lässt sich alles ertragen.
Zumindest bis - was keiner der strammen Sozis gedacht hätte - Hitler und sein liederliches Pack an die Macht kommt und gleich damit beginnt, den Menschen das Leben schwer zu machen - und zwar nicht nur in Deutschland.
Ich liebe Romane, in denen die Sozialgeschichte eine wichtige Rolle spielt, vor allem solche, in denen das Schicksal der Frauen einen großen Anteil an der Handlung hat, wie es hier der Fall ist.
Autorin Melanie Mezenthin schaffte es einmal mehr mit ihrem spannenden Stil und ihren klugen Recherchen mühelos, mich bis zum Ende am Ball zu halten! Und das, obwohl der dritte - und leider letzte - Band der Reihe über siebenhundert Seiten aufweist.
Mezenthin kennt sich aus - sowohl in ihrer Heimatstadt Hamburg als auch in der Sozialgeschichte Deutschlands in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und sie versteht es, diese unglaublich fesselnd zu verpacken - mir hat die Lektüre sehr viel Freude bereitet und zudem erlebte ich sie als ausgesprochen bereichernd. Nur an einigen Stellen wurden aus meiner Sicht relevante Handlungsstränge leider nicht weiterverfolgt, aber das hätte den Rahmen sicher gesprengt.
Ein ausgesprochen fesselnder und dabei ungewöhnlicher historischer Roman, der etwas für anspruchsvolle Histo-Fans mit ein bisschen Zeit ist. Von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung!