Profilbild von HappyEndBuecherdeNicole

HappyEndBuecherdeNicole

Lesejury Star
offline

HappyEndBuecherdeNicole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HappyEndBuecherdeNicole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2021

Wunderbarer, sehr atmosphärischer erster Teil einer neuen Histo-Cosy-Krimi Reihe, in der sich die Geschwister Brontë als Hobbydetektive verdingen

Die verschwundene Braut
0

Yorkshire, 1845:

Die Geschwister Brontë leben, zusammen mit ihrem verwitweten Vater, zum ersten Mal seit langer Zeit wieder zusammen in ihrem Elternhaus. Bekümmert sind die Schwestern darüber, dass ihr ...

Yorkshire, 1845:

Die Geschwister Brontë leben, zusammen mit ihrem verwitweten Vater, zum ersten Mal seit langer Zeit wieder zusammen in ihrem Elternhaus. Bekümmert sind die Schwestern darüber, dass ihr Bruder Branwell seinen Liebeskummer, nach einer Affäre mit einer verheirateten Frau, noch immer versucht mit Alkohol zu betäuben. Doch eines Tages geschieht etwas Schreckliches im Ort, dass alle aus ihrer Lethargie reißt. Im Dorfpub hat Branwell erfahren, dass die zweite Frau eines reichen Edelmannes verschwunden ist. Das wäre an sich noch nicht allzu aufwühlend, doch die Dienstbotin, die das Schlafzimmer ihrer Herrin betrat, fand unglaubliche Mengen von getrocknetem Blut im Bett und auch auf dem Fußboden vor. So gehen die Dörfler von einem Mord an der Frau vor, denn man munkelt, auch die erste Frau des Edelmannes wurde bereits von ihrem Gatten hingemeuchelt.

Charlotte schlägt also ihren Geschwistern vor, Licht ins Dunkel zu bringen und alle sind gleich Feuer und Flamme. Denn bei der Dienstbotin auf Chester Grange handelt es sich um eine alte Freundin aus Internatstagen. Und so wollen sie nicht nur den möglichen Mordfall aufklären, sondern auch ihrer Freundin beistehen.

Geschwind machen sie sich auf nach Chester Grange und treffen dort, unter anderem, auch den geheimnisvollen und sehr unsympathischen Hausherren. Trotz ihrer Antipathie gilt es nun zu klären, ob er tatsächlich auch ein Mörder ist. Die Schwestern ahnen noch nicht, auf welch gefährliches Detektivspiel sie sich eingelassen haben…

Ich entdeckte den ersten Teil der historischen Krimireihe von Bella Ellis, alias Rowan Coleman, eher zufällig im Buchladen und war zunächst hellauf begeistert von der wunderbaren, zeitgemäßen Covergestaltung. Erfreut stellte ich dazu fest, dass auch der zweite Teil der Reihe erhältlich und ich gleichen Layout gestaltet war, so dass sich die Bücher wunderbar im Regal machen. Ich entschied mich also dazu, gleich beide erhältlichen Teile zu erwerben und war ganz gespannt ob der Inhalt, mit dem ansprechenden Äußeren würde mithalten können.

Nun, nach dem Lesen von „Die verschwundene Braut“, kann ich das vorweg bestätigen. Die Autorin lässt hier die berühmten Geschwister Brontë für alle Leser auferstehen. Und was mir besonders gut gefallen hat, war, dass die Figuren sehr lebendig agieren, ihre Unterhaltungen natürlich und der Zeit entsprechend wirken. Landschaft und Bewohner des beschaulichen Örtchens, hat die Autorin ebenfalls wunderbar getroffen. Ihre Beschreibungen sind sehr bildhaft und man ist schon nach wenigen Seiten des Lesens mittendrin in der Geschichte. Zugegeben, der Kriminalfall hätte durchaus einige Spannungselemente mehr vertragen können und Leser, die eine langsame, beschauliche Art des Erzählens nicht so mögen, könnten womöglich nicht ganz so begeistert sein, wie ich von dem Roman. Doch wer Cosy Krimis liebt und diese Zeitepoche im Besonderen, sollte dieser neuen Histo-Krimi Reihe unbedingt eine Chance geben. Es lohnt sich!

Die Brontës dienen hier übrigens nicht nur als schmückende Staffage, sondern sind die Hauptfiguren in dieser Geschichte und ermitteln sehr klug und spitzfindig, so dass es mir viel Lesespaß bereitet hat, ihnen dabei, sozusagen, über die Schulter schauen zu dürfen. Erwähnt wird natürlich auch, wie wenig Frauen früher an Wissen und Selbstständigkeit zugetraut wurde. Und ich fand, dass die Autorin ihren Romanheldinnen diesbezüglich sehr viele trockene und überlegene Entgegnungen auf den Leib geschrieben hat.

Es ist also sowohl eine ansprechende Cosy-Histo-Crime, als auch ein lebendig wirkendes Sittengemälde, dass Bella Ellis ihren Lesern hier präsentiert. Kleiner Funfact am Rande, die Autorin scheint dazu auch ein großes Faible für Jane Austens Werke zu besitzen, denn es tummelt sich in diesem Roman durchaus auch der ein oder andere Nebencharakter, der einen Namen trägt, der einem auch in den Büchern genannter Autorin begegnet.
Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich dieser neuen Krimireihe eine Chance gegeben habe und hoffe sehr, dass noch viele Bände folgen werden. Wobei das ja eigentlich nicht möglich sein kann, da im Jahre 1849 bereits drei der Geschwister verstorben waren und lediglich Charlotte bis ins Jahr 1855 lebte.

Kurz gefasst: Wunderbarer, sehr atmosphärischer erster Teil einer neuen Histo-Cosy-Krimi Reihe, in der sich die Geschwister Brontë als Hobbydetektive verdingen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.09.2021

Wunderschöner Histo-Young Adult, der eher im klassischen Regencygewand daher kommt

Eine Liebe in Blackmoore
0

Die siebzehnjährige Kate Worthington, lebt mit ihrer Familie auf dem Lande. Schon von Kindesbeinen an ist sie eng mit den Geschwistern Sylvia und Henry Delafield befreundet. Beide wohnen nebenan, doch ...

Die siebzehnjährige Kate Worthington, lebt mit ihrer Familie auf dem Lande. Schon von Kindesbeinen an ist sie eng mit den Geschwistern Sylvia und Henry Delafield befreundet. Beide wohnen nebenan, doch sind sie vom Stande her höher gestellt, als die Worthingtons. Henry wird eines Tages den imposanten Landsitz Blackmoore erben, der ungefähr eine Tagesreise mit der Kutsche entfernt liegt und von dem Henry Kitty, wie sie von allen genannt wird, schon viel erzählt hat, so dass Kittys Neugierde größer nicht sein könnte.
Doch eine erhoffte Einladung nach Blackmoore blieb ihr bislang stets verwehrt, da die Wothingtons, Henrys Mutter ein regelrechter Dorn im Auge sind.

Ein Skandal, verursacht von Kittys älterer Schwester, hat das Ansehen der Familie nicht besser gemacht, was das junge Mädchen sehr betrübt, da sie ein völlig anderes Wesen besitzt. Ihre Mutter, die alle Kinder möglichst gewinnbringend verheiraten möchte, ist jedoch unnachgiebig. Und so hat sie noch nicht einmal Skrupel, einen älteren, gebrechlichen und kranken Mann mit ihrer Tochter zu verkuppeln. Kitty ist entsetzt und macht allen klar, dass sie niemals heiraten will. Ein Vorhaben, das für Amüsement bei ihrer Mutter sorgt. Sie setzt ihrer widerspenstigen Tochter daher ein Ultimatum, als sie erfährt, dass Henry Kitty, endlich nach Blackmoore auf eine Landpartie eingeladen hat. Sollte Kitty mindestens drei Heiratsanträge bekommen und ablehnen, darf sie mit ihrer Tante nach Indien reisen, ein Land, das für das junge Mädchen zu einem Sehnsuchtsort geworden ist, fühlt sie sich daheim doch oftmals eingesperrt wie in einem Käfig. Sollte ihr das jedoch nicht gelingen, muss sie sich widerstandslos den Wünschen ihrer Mutter fügen. Kitty stimmt zu, ahnt jedoch nicht, wie schwer ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen ist.

In Blackmoore angekommen muss sie früh genug erkennen, dass Henry auf eigene Faust gehandelt hat, als er Kitty einlud. Dessen Mutter und Sylvia sind nicht begeistert, als sie plötzlich vor ihnen steht und besonders Mrs. Delafield macht ihr unmissverständlich klar, dass sie es nicht dulden wird, wenn Kitty sich zwischen Henry und seiner Verlobten stellen sollte, die ebenfalls zur Landpartie eingeladen wurde. Obwohl Kitty nochmals bekräftigt, dass sie nichts von Henry will außer Freundschaft, wird sie von allen argwöhnisch beäugt, was auch für die meisten Hausgäste gilt. Kitty ist unglücklich, würde am liebsten wieder abreisen, doch Henry versucht für sie die Wogen zu glätten…

„Eine Liebe in Blackmoore“ entdeckte ich, eher zufällig, beim Stöbern in preisreduzierten Mängelexemplaren. Und es waren nicht nur das wunderschöne Cover, das mich gleich neugierig werden ließ auf die Geschichte, sondern auch meine positiven Eindrücke, die ich beim Lesen eines anderen Romans der Autorin gesammelt hatte. Vorweg muss ich sagen, dass ich „Eine Liebe in Blackmoore“ sogar noch ein Tickchen besser geschrieben fand, als „Sommer in Edenbrooke“, obwohl mir besagter Roman damals schon sehr gut gefallen hatte. Zugegeben, Kitty ist, wie viele Rezensenten bemängelten, noch recht naiv und unreif. Aber bedenkt man ihr Alter und vor allem, erfährt man im zweiten Teil des Buches, warum sie sich so widerspenstig verhält, kann man sie viel besser verstehen und sogar nachvollziehen, wieso sie sich so gibt. Also sollten geneigte Leser der Romanheldin ein bisschen Zeit geben, um mit ihr warm zu werden.
Der Roman wird aus Kittys Sicht in „Ich-Form“, geschildert. Zwischendurch hat die Autorin Rückblenden eingeschoben, denn zwei Jahre zuvor geschah etwas Gravierendes in Kittys Leben, das sie veränderte und man erfährt also nur nach und nach, was das war.
Henry, der Romanheld, den die Autorin Kitty oder Kate, wie sie nun genannt werden will, zur Seite gestellt hat, ist einfach nur ein wunderbarer, sehr einfühlsamer Romancharakter, in den ich mich wohl auch, an Kittys Statt, verliebt hätte. Er ist Kittys Seelenverwandter und ich fand die gemeinsamen Romanpassagen und Dialoge einfach nur süß, humorvoll und warmherzig. Man spürt von Anfang an, wie sehr Henry Kitty zugetan ist und leidet daher sehr mit ihm mit.

„Eine Liebe im Blackmoore“ ist also eher ein Young Adult Historical; dazu kommt, dass Julianne Donaldson hier eher eine klassische Regencyromance abgeliefert hat. Was auch beinhaltet, dass man auf leidenschaftliche oder gar erotische Liebesszenen völlig verzichten muss. Mich stört das nicht, doch ich möchte es für diejenigen LeserInnen erwähnen, denen züchtige Liebesromane eher nicht so liegen.
Ich fand, dass die Autorin die Gefühlslage des Heldenpaars sehr gut dargelegt hat, zudem mochte ich beide Akteure sehr. Und man merkt ganz deutlich, dass Julianne Donaldson wohl eine Schwäche für Jane Austen Romane besitzt, denn ein wenig erinnern Charaktere oder einfach nur Namen, an Romanfiguren aus Werken der Autorin.
Wer Lust auf eine Landpartie ins England um 1820 hat und Regency Liebesromane im klassischen Gewand mag, sollte durchaus mal einen Blick ins Buch riskieren.

Kurz gefasst: Wunderschöner Histo-Young Adult, der eher im klassischen Regencygewand daher kommt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.08.2021

Hocherotische, süße und romantische Love Story, die ans Herz geht

Candy Kings: Bobby & Emily
0

Emily, deren Mann kürzlich bei einem Unfall verstarb, muss sich nun mit ihrer kleinen Tochter Zoe allein durchs Leben kämpfen, da sie mit ihren reichen, versnobten Schwiegereltern auf Kriegsfuß steht. ...

Emily, deren Mann kürzlich bei einem Unfall verstarb, muss sich nun mit ihrer kleinen Tochter Zoe allein durchs Leben kämpfen, da sie mit ihren reichen, versnobten Schwiegereltern auf Kriegsfuß steht. Nachdem diese sogar ankündigten, ihr das Sorgerecht für Zoe wegnehmen zu wollen, trat Emily die Flucht nach vorn an. Sie packte ihre Sachen, ließ ihr alten Leben hinter sich und zog mit ihrer kleinen Tochter nach Las Vegas, wo sie ein Stellenangebot im Sekretariat der Candy Kings, auf das sie eine Freundin aufmerksam gemacht hatte, annahm.

Mittlerweile haben sich Emily und Zoe gut eingelebt, doch Emilys Chefin bereitet es große Sorgen, dass einer der Stripper der Candy Kings, der berüchtigt dafür ist reihenweise Frauenherzen zu brechen, beschlossen hat Emily seinen Eroberungen hinzuzufügen. Und Emilys Chefin weiß genau, welche Folgen das hätte. Denn Emilys Vorgängerinnen kündigten scharenweise, nachdem ihnen das Herz gebrochen wurde. Und Emily möchte sie nicht verlieren, da die junge Frau tüchtig, engagiert und clever ist und eine Bereicherung für das Team darstellt.

Also bittet sie einen anderen Mann aus der Candy Kings Truppe darum, ein Auge auf den Herzensbrecher zu haben. Bobby lässt sich gerne darauf ein, denn die schöne Emily ist ihm sympathisch. Doch zu seiner Bestürzung muss er feststellen, dass sein Kollege nicht so schnell locker lässt, was ihn seltsamerweise auch auf persönlicher Ebene beunruhigt. Und das macht Bobby schwer zu schaffen, will er doch jeder Beziehung aus dem Wege gehen. Warum nur geht ihm Emily so unter die Haut? Als diese ihn wütend zur Rede stellt, weil sie mitbekommen hat, dass er ein Auge auf seinen Kollegen haben soll- ist er amüsiert und fasziniert zugleich von der temperamentvollen Frau die vor ihm steht und ihm unmissverständlich klar macht, dass sie seine Hilfe nicht benötigt und sich jegliche Einmischungen seinerseits verbietet. Obwohl er weiß, dass es ein Spiel mit dem Feuer ist, da man Berufliches und Privates nicht vermischen sollte; lässt er sich in einem schwachen Moment dazu hinreißen, Emily zu küssen…

Nachdem ich den ersten Teil der Candy Kings Reihe mit großem Lesevergnügen genossen hatte, wollte ich die Welt der quirligen Strippergruppe aus Las Vegas noch nicht wieder so schnell verlassen, so dass ich gleich danach zum zweiten Teil griff. Und obwohl mir Scotts und Christines Story gut gefallen hatte, fand ich Bobbys und Emilys Liebesgeschichte noch ein Tickchen besser und atmosphärisch dichter erzählt. Zudem mochte ich die weibliche Romanheldin Emily sehr, konnte mich gut in ihre Gedanken und Gefühlswelt einfinden und ihre Sorgen und Ängste verstehen. Emilys persönlicher Hintergrund ist auch einfach etwas schwieriger und dramatischer, so dass ich hier mehr mit der Romanheldin mitfiebern konnte, als mit Chris. Mit Bobby bekommen die Leser dieses Romans einen Romanhelden geboten, der sehr empathisch ist und perfekt zu Emily passt. Zwar ist er nicht gerade ein Mann vieler Worte, doch seine Taten sprechen Bände.

Ich fand die Szenen, in denen er sich mit Emilys kleiner Tochter bekannt macht unglaublich süß und ans Herz gehend beschrieben und er ist auch für Emily der sprichwörtliche Fels in der Brandung. Natürlich gibt es einen Grund für Bobbys Bindungsangst, wobei diese eigentlich gar nicht so frappierend ist, denn sein Umdenken findet relativ fix statt. Bobby ist ein vernünftiger, sehr reifer Romancharakter, genauso wie auch Emily.

Aber natürlich steht, trotz aller Dramatik gegen Ende des Romans, zunächst einmal die Liebesgeschichte im Fokus mit ihrer hocherotischen Komponente. Fans erotischer Lektüre werden hier wieder voll auf ihre Kosten kommen, denn die Liebeszenen sind zwar direkt ausformuliert, aber doch sehr stilvoll beschrieben und es knistert schön zwischen dem Heldenpaar. Dass Erotik, Romantik und eine runde Hintergrundstory sich nicht unbedingt voneinander ausschließen müssen, beweist die Autorin hier zu Hundertprozent und ich vergebe sehr gerne die volle Punktzahl für Bobbys und Emilys Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2021

Packender, sehr lesenswerter Krimi in der Welt der Amish-People spielend

Dein ist die Lüge
1

Als der Witwer Adam Lengacher, Mitglied der Amish-People, ein verunfalltes Auto ohne Insassen vorfindet, zögert er nicht lange mögliche verwirrt umherstreifende Opfer zu suchen, denn es ist bitterkalt ...

Als der Witwer Adam Lengacher, Mitglied der Amish-People, ein verunfalltes Auto ohne Insassen vorfindet, zögert er nicht lange mögliche verwirrt umherstreifende Opfer zu suchen, denn es ist bitterkalt und weiterer Schneefall wurde bereits angekündigt. Schon bald wird er fündig und entdeckt eine verletzte, stark blutende Frau, die ihn zunächst mit einer Waffe bedroht.
Es gelingt ihm aber, sie zu überzeugen, dass er ihr lediglich helfen will. Außerdem ist sie sowieso viel zu geschwächt.

Er nimmt sie mit in sein Haus, in dem er mit seinen Kindern lebt und ruft nur wenig später Polizeichefin, Kate Burkholder an. Die fällt aus allen Wolken, als sie sieht, wen Adam da beherbergt, denn Polizistin Gina Colorosa ist keine Unbekannte. Einst waren Kate und Gina unzertrennliche Freundinnen, absolvierten zur gleichen Zeit die Polizeiausbildung. Zudem war Gina ihr eine große mentale Stütze, als Kate noch darunter litt, von ihrer Amishfamilie verstoßen worden zu sein.
Doch Gina hatte auch weniger schöne Charakterzüge, weswegen sie in Streit gerieten und was schließlich dazu führte, dass ihre Freundschaft auf Eis gelegt wurde und Kate wegzog aus der Stadt.

Und nun tischt Gina ihr eine völlig haarsträubend klingende Geschichte auf; sagt Kate, sie wäre in Lebensgefahr und würde von Kollegen gejagt. Kann Kate Gina tatsächlich Glauben schenken? Oder verbirgt Gina womöglich ein entscheidendes Detail vor ihr?
Fakt ist jedenfalls, dass Gina eine Zeit lang abtauchen muss. Und Adam Lengachers Farm böte den perfekten Platz dafür, mitten im ländlichen Nirgendwo…

Ich las vor Jahren zwei Heftromane der Autorin, die eher Frühwerke waren und nicht zur Kate Burkholder Reihe gehörten. Weil diese leider keinen dauerhaften Eindruck bei mir hinterließen, habe ich mich daher mit Linda Castillos weiteren Büchern nie beschäftigt. Und nun, nach dem Lesen des immerhin schon zwölften Kate Burkholder Romans, muss ich gestehen, dass das ein Fehler war. Denn „Dein ist die Lüge“ entpuppte sich als sehr lesenwerter, packender Krimi, der wie auch alle anderen Bände der Reihe, größtenteils in der Welt der Amish - Glaubensgemeinschaft spielt.
Seit ich im Kino den Harrison Ford Krimi „Der einzige Zeuge“ sah, in dem sich der Held bei den Amish People verstecken musste, finde ich die Welt dieser Glaubensgemeinschaft und ihr Werteverständnis spannend. Da die Autorin auch sehr viel über den Alltag der Amishen einstreut, bringt sie ihren Lesern diese auf uns fremd wirkende Lebensart dadurch etwas näher.

In „Dein ist die Lüge“, ist der Autorin der Balanceakt zwischen Krimihandlung und Beschreibung des Alltagsgeschehens der Amishen gut geglückt. Zugegeben die Krimihandlung baut sich, abgesehen vom ersten rasant und actionreich geratenen Kapitel, recht langsam auf. Zudem mag die Jagd auf korrupte Polizisten vielleicht für den, ein oder anderen Leser, nicht so viel Spannung versprechen, als wenn die Romanheldin auf Mörderjagd gehen würde. Ich für meinen Teil fühlte mich jedoch sehr gut unterhalten. Die Autorin weist einen flüssigen, bildhaften Schreibstil auf und ich fand auch die Szenen in Adams Haus, wie er mit seiner Familie umgeht, etc., sehr atmosphärisch und unterhaltsam dargeboten. Zudem hat Adam einen schönen trockenen Humor und so ist es eigentlich schade, dass er hier nur eine Nebenfigur in diesem Roman bleibt.

Kate ist eine vielschichtige Romanheldin. Man kann gut in ihre Gedankenwelt eintauchen, nachvollziehen, wieso sie, nach so vielen Jahren, immer noch ein bisschen gefangen ist, zwischen dem anerzogenen Gedankengut der Amish People und dem der übrigen Welt. Mich hat es sehr berührt, wie sehr sie darunter leidet, dass sich ihre Familie einst von ihr abwandte und ich fand es gut, dass sie, trotz der früheren innigen Freundschaft zu Gina, misstrauisch bleibt. Sie wirkt sehr clever, zielorientiert aber auch sympathisch und im Umgang mit anderen Akteuren freundlich und unkompliziert, so dass man sie schnell in sein Leserherz schließen kann. Und durch Gina, eine sehr undurchschaubare Nebenfigur, erfährt die Story zusätzliche spannende Reibungspunkte. Übrigens könnte ich mir diese Buchreihe auch gut als Verfilmung vorstellen!

Da ich das Genre Romantic Suspense ebenfalls sehr mag und mir eine kleine romantische Seele bewahrt habe , fand ich es dagegen schade, dass die gemeinsamen Szenen zwischen der Romanheldin Kate und ihrem Lebenspartner Tomasetti, ein wenig nüchtern dargeboten wirkten. Man sollte doch meinen, dass sich zwei Liebende nicht nur über die Arbeit austauschen. Aber vor allem fand ich es seltsam, dass Tomasetti sie in einer schwelenden Gefahrensituation allein lässt. Dennoch möchte ich die volle Punktzahl für diesen tollen Krimi vergeben, weil genannte Kritikpunkte nicht wirklich ins Gewicht fallen, der Roman unterhält und der Showdown gegen Ende spannende Momente bereithält. Mit einem lachenden und weinenden Auge habe ich „Dein ist die Lüge“ schließlich ausgelesen. Lachend weil ich eine neue tolle Buchreihe entdeckt habe, weinend, weil mein Geldbeutel nun den Kauf von elf Vorgängerbänden verkraften muss.

Kurz gefasst: Packender, sehr lesenswerter Krimi in der Welt der Amish-People spielend.

Kate Burkholder Reihe:

1. Teil: Die Zahlen der Toten
2. Teil: Blutige Stille
3. Teil: Wenn die Nacht verstummt
4. Teil: Tödliche Wut
5. Teil: Teuflisches Spiel
6. Teil: Mörderische Angst
7. Teil: Grausame Nacht
8. Teil: Böse Seelen
9. Teil: Ewige Schuld
10. Teil: Brennendes Grab
11. Teil: Quälender Hass
12: Teil: Dein ist die Lüge


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.07.2021

Stark!

Zerstörte Seelen
0

Eigentlich wurde Darbys berufliche Karriere, nach ihrem letzten Fall auf Eis gelegt, daher wundert sie sich, als sie einen Anruf der SWAT bekommt. Sie soll sich unverzüglich für einen Einsatz bereit machen, ...

Eigentlich wurde Darbys berufliche Karriere, nach ihrem letzten Fall auf Eis gelegt, daher wundert sie sich, als sie einen Anruf der SWAT bekommt. Sie soll sich unverzüglich für einen Einsatz bereit machen, denn ein Geiselnehmer hat gedroht, eine ganze Familie auszulöschen, wenn sie sich nicht unverzüglich am Tatort einfindet. Als Darby dem Geiselnehmer gegenüber steht, ist sie zunächst erschüttert, denn der Mann ist nicht nur körperlich stark entstellt, sondern behauptet zudem, er wäre der bis dato vermisste Sohn von Mark Rizzo, dem Mann, der zusammen mit seiner Familie vor Darby sitzt. Zehn Jahre zuvor verschwand Charlie spurlos und wurde seitdem nie wieder gesehen. Charlie will Darby über eine entsetzliche Gräueltat aufklären in die auch Mark, sein Vater verwickelt ist, doch bevor er mehr darüber verraten kann, eskaliert die Situation. Das Einsatzteam stürmt das Haus und erschießt alle in dem sich befindlichen Haus, außer Darby, die sich retten kann. Bei ihrer Flucht muss sie feststellen, dass es jedoch keinesfalls ihre Kollegen waren, sondern eine unbekannte, vermummte Truppe, da alle ihre Kollegen mit einem tödlichen Gas zuvor außer Gefecht gesetzt wurden.

Darby selbst hat mehr Glück- sie wird in einem Militär-Krankenhaus behandelt, doch als sie sich bereits mehrere Tage dort befindet, kommt sie langsam ins Grübeln, da sich kein Höherstehender dazu herab lässt, sie aufzuklären, was in dem Haus der Rizzos überhaupt passiert ist bzw. wann sie aus dem Krankenhaus entlassen wird. Darby ist fest entschlossen, sich nicht länger mit fadenscheinigen Ausreden abwimmeln zu lassen und vor allem aufzuklären, was Charlie einst angetan wurde und welche Rolle Mark Rizzo dabei spielte…

Ich habe bewusst nicht mehr vom Inhalt verraten, um nicht die Spannung zu nehmen. Der neue Fall von Darby McCormick ist um es vorweg zu nehmen, nichts für zarte Gemüter oder reine Krimifans, die es etwas gemächlicher mögen. Ich kann diesen Roman definitiv nur denjenigen Lesern empfehlen, die starke Nerven besitzen und etwas hartgesottener sind, denn „Zerstörte Seelen“ ist düster, heftig und schockiert- nicht nur aufgrund unbeschönigt beschriebener Obduktionsszenen, (Warnung: Arachnophobier sollten lieber die Finger von diesem Roman lassen! ) sondern auch wegen des Psycho-Thrills der ein ungutes Gefühl und Grauen bei den Lesern heraufbeschwört, wenn sie schließlich erfahren, welches Geheimnis Charlie, Darby eigentlich offenbaren wollte. Man kann diesen Roman auch problemlos ohne Vorwissen lesen und verstehen, denn die Autorin versäumt es nicht, wichtige Dinge, die bereits in den Vorgängerbänden Erwähnung fanden, auch hier kurz anzureißen, so dass man jederzeit im Bilde ist.

Die Heldin würde ich als eine Art toughe Lara Croft in Polizeiuniform beschreiben, denn laut Autorin ähnelt die Hauptakteurin dieses Romans Darby, Angelina Jolie nicht nur rein äußerlich, sie ist auch genau wie Lara eine knallharte, adrenalinsüchtige und unerschrockene Heldin, die unerbittliche die Bösen jagt und sich von Nichts davon abhalten lässt. Der Roman beginnt schon sehr actionreich, vermag aber dennoch trotz des rasanten Erzähltempos, den Spannungsbogen konstant aufrecht zu erhalten.
Dank des sehr bildhaften Schreibstils breitet sich vor dem inneren Auge ein wahres Kopfkino aus, wobei man das Gefühl bekommt, man schaue einen sehr spannenden, actionreichen Psycho-Schocker. Dass ich beim Lesen alles um mich herum vergessen habe, spricht ebenfalls für den Roman, aber vorsichtig! Nicht vor dem Schlafengehen mit dem Lesen beginnen, ansonsten riskiert man eine schlaflose Nacht! Eine Anmerkung jedoch noch- das Ende ist offen, es werden nicht alle Geheimnisse gelüftet, so dass es zu „Zerstörte Seelen“ wahrscheinlich noch eine Fortsetzung geben wird, wie ich stark vermute.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere