Ein fesselnder zweiter Teil
Nach dem tollen Einstiegsband in die Luna-Chroniken, Wie Monde so silbern, war ich richtig gespannt auf die Fortsetzung. Und obwohl Cinder diesmal nicht die Hauptperson ist, konnte mich Wie Blut so rot ...
Nach dem tollen Einstiegsband in die Luna-Chroniken, Wie Monde so silbern, war ich richtig gespannt auf die Fortsetzung. Und obwohl Cinder diesmal nicht die Hauptperson ist, konnte mich Wie Blut so rot genauso mitreißen wie der Vorgänger.
Das lag zum größten Teil an den wundervoll gestalteten Figuren. Zum einen ist da die aufbrausende und selbstbewusste Scarlet, nicht nur körperlich ein toller Kontrast zur rationalen und unsicheren Cinder. Es macht richtig Spaß, sie dabei zu erleben, wie sie sich so temperamentvoll durchs Leben schlägt und sich dank ihres Dickkopfs nicht unterkriegen lässt. Ihr zur Seite steht Wolf, der nur auf den ersten Blick der gelassene von ihnen beiden ist. Denn er verbirgt sehr interessante, dunkle Seiten, die sich nach und nach offenbaren und ihm eine ganz eigene Tiefe verleihen. In der Hinsicht gleichen sie sich gegenseitig aus und bilden meiner Meinung nach ein besseres Paar als dasjenige im ersten Teil. Und das obwohl sie wesentlich schneller zusammenkommen.
Meine heimlichen Stars des Romans waren allerdings Thorne und Iko. Die zwei sorgen nicht nur für witzige Momente, sondern haben auch einen unwiderstehlichen Charme, trotz ihrer Macken und teils nervigen Eigenschaften.
Der flüssige Schreibstil entspricht demjenigen der Vorgeschichte. Wieder einmal gelingt es Marissa Meyer, mit ihren Worten ihre Zukunftswelt so bildlich zu beschreiben, dass man sich die einzelnen Szenerien ohne Probleme vorstellen kann. Gerade die Neuerungen der zukünftigen Erde hat man daher so plastisch vor Augen, dass sie völlig normal und tatsächlich möglich scheinen.
Gleichzeitig schafft die Autorin die passende Atmosphäre, mal düster, actiongeladen und bedrohlich, mal lustig, mal nachdenklich. Auf diese Weise sorgt sie für gute Unterhaltung und dafür, dass dem Leser nie langweilig wird. Emotionale Szenen wechseln sich gekonnt mit richtig spannenden Ereignissen ab, sodass auch den Hintergründen und den Zusammenhängen zwischen den Lebensgeschichten der beiden Frauen genügend Raum gegeben wird.
Nebenbei entdeckt man häufig entweder direkte oder versteckte Anspielungen auf das Märchen, das als Vorlage dient. Diese sind manchmal so ungewöhnlich umgedeutet, dass man immer wieder davon überrascht wird. Doch man muss Rotkäppchen nicht einmal kennen, um die Handlung zu verstehen und ihr folgen zu können, was ich umso bemerkenswerter fand.
Fazit
Wie Blut so rot setzt die Luna-Chroniken würdig fort und kann qualitativ locker mit dem Vorgänger Wie Monde so silbern mithalten. Neue, innovative Figuren, die durch ihre Tiefe und Lebendigkeit überzeugen, die konsequente Weiterentwicklung der bereits bekannten Charaktere und eine spannende und zugleich toll durchdachte Handlung machen den zweiten Band von Marissa Meyers Reihe zu einem echten Highlight, das ich wirklich so uneingeschränkt weiterempfehlen kann wie den ersten Teil.
Wer von diesem genauso begeistert war wie ich, Protagonisten bevorzugt, die mehrere interessante Facetten offenbaren und ein Faible für Fantasy, Märchen und Science Fiction hat, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen!