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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2021

Ich war überrascht

In all seinen Farben
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Drag Queens sind ein Thema, mit dem ich mich bisher noch nicht häufig auseinandergesetzt habe, um nicht genau zu sagen gar nicht. Man hört und sieht hier und dort vielleicht das ein oder andere über sie, ...

Drag Queens sind ein Thema, mit dem ich mich bisher noch nicht häufig auseinandergesetzt habe, um nicht genau zu sagen gar nicht. Man hört und sieht hier und dort vielleicht das ein oder andere über sie, aber ein Buch über sie war mir bisher unbekannt, wahrscheinlich auch aus dem Grund, dass ich bisher nie bewusst danach gesucht habe.

'In all seinen Farben' hat mich daher unerwartet stark bewegt und aus den Latschen gehauen. Ich hätte nicht gedacht, dass mich die Geschichte so in ihren Bann ziehen und mitfühlen lassen würde, es war ein erstaunliches Leseerlebnis. Ich war verblüfft über das Tempo, in dem ich das Buch verschlungen habe, denn auch wenn ich zu Beginn noch ein paar mehr Pausen gemacht habe, habe ich die zweite Hälfte der Story in einem Rutsch hinter mich gebracht.

Robin ist ein außergewöhnlicher Protagonist. Ich habe ihn für seinen Mut und seinen Ehrgeiz bewundert, sein Talent und sein großes Herz. Er war zwar nicht immer ehrlich zu seinen Mitmenschen, aber das konnte ich persönlich ihm sehr schnell verzeihen. Anders sah es leider bei seinen Freunden aus, was auch der einzige Kritikpunkt ist, den ich an der Geschichte hatte.
Seine Clique wirkte auf den ersten Blick sehr verständnisvoll und bestärkend, im Laufe der Zeit türmt sich allerdings ziemlich viel Zoff auf. Ich schwanke stets zwischen den Fronten, in vielen Fällen konnte ich den genauen Grund des Streits auch gar nicht zu 100% verstehen. Jeder kämpfte irgendwie seinen eigenen Krieg, aber vielleicht war genau das der Punkt. Sowohl Kritik von Robin an seinen Freunden als auch umgekehrt habe ich persönlich manchmal nicht so eng gesehen. Das Drama fand ich sehr schade, da es meine Freude über die Drag Thematik sehr getrübt hat.

Zu sehen, wie Robin in der Welt der Drags aufblüht, fand ich nämlich wirklich fantastisch. Man wurde als Leser zusammen mit ihm langsam in alles eingeführt und konnte dadurch, dass er aus seiner Ich-Perspektive erzählt, an seinen Emotionen und Gedanken unmittelbar teilhaben. Ich habe gefühlt, was er fühlt und es hat mich begeistert. Zu sehen, wie sehr ihn all das bewegt und aufwühlt, war enorm fesselnd und ich konnte und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Besonders am Ende standen mir die Tränen in den Augen!

Was das Ganze (leider) sehr realistisch gemacht hat, ist, dass trotz vieler queerer Figuren auch Mobbing und Homophobie im Raum stehen. Es ist nicht die offene, tolerante Welt, wie man sie sich wünschen würde, die hier beschrieben wird, sondern das durchwachsene, zu oft durch Feindlichkeit geprägte Leben eines heranwachsenden homosexuellen Jungen. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass Robin abseits seiner Zukunftssorgen nicht auch noch mit so etwas zu kämpfen haben muss, aber andererseits ist es wahrscheinlich auch richtig, die Schattenseiten der Drag-Szene zu benennen und nicht alles rosarot zu verzerren. Das hat einen stets an den Boden der Tatsachen gebunden, aber trotzdem wie ich fand den Zauber des Drags nicht allzu sehr gebrochen.

Mein Fazit:
Alle Aspekte, die sich mit Drag beschäftigen, fand ich genial umgesetzt und ich habe die Geschichte auch echt genossen. Nur die zwischenmenschliche Querelen zwischen Robin und seinen Freunden bzw. seiner Familie haben dem Ganzen einen Dämpfer verpasst. Ich kann daher keine volle Sternzahl geben, aber es werden dennoch sehr gute 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 06.09.2021

Großartiges Buch

Kunstfresser – Aus dem Leben einer Museumsmotte
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Meine Schwäche für Kindersachbücher ist in den letzten Jahren zunehmend gewachsen. Ich finde es immer wieder unglaublich spannend zu sehen, wie teils sehr schwierige Themen und komplexe Infos für die Jüngsten ...

Meine Schwäche für Kindersachbücher ist in den letzten Jahren zunehmend gewachsen. Ich finde es immer wieder unglaublich spannend zu sehen, wie teils sehr schwierige Themen und komplexe Infos für die Jüngsten aufbereitet werden, und hier ist das besondere, dass diese Infos sogar gepaart mit einer tollen Geschichte sind.

Man lernt zunächst die Mottenfamilie kennen, um die es hier geht, im Vordergrund steht Heribert, die Museumsmotte, mit seiner Nichte Jolinde. Ich fand es ganz zauberhaft, wie jeder Motte direkt zu Beginn ein kleiner Steckbrief mit einem ganz eigenen Charakter verpasst wurde, sodass man sofort wusste, wer welche Eigenarten hat und wie gestrickt ist.
Jolinde war die neugierigste von allen und tapfer obendrein, denn das muss man für das Abenteuer, was sie erlebt, wahrlich sein. Ich habe mich direkt mit ihr anfreunden können und bei jedem Flügelschlag mitgefiebert, ebenso wie mit ihrem Onkel Heribert. Die beiden ergeben ein tolles Team!

Das kleine aber feine Abenteuer, das die beiden erleben, hatte ich, da ich den Klappentext vorher nicht noch mal gelesen habe, gar nicht kommen sehen. Daher war ich (ja, auch mit Mitte 20) sehr aufgeregt, wie diese beinahe haarsträubende Situation für die beiden Motten ausgeht. Es mangelte meiner Meinung nach hier weder an Spannung noch an Nähe zu den Figuren oder an Detailreichtum, einfach eine toll erzählte Geschichte.

Was ich leider etwas weniger gelungen fand, war die Art und Weise, wie die Informationen zu Museen in die Geschichte eingestreut wurden. Teils wird die Erzählung direkt im Sinnabschnitt unterbrochen (immerhin nicht direkt im Satz), und erst nach einer Doppelseite mit Informationen wieder fortgeführt. Das fand ich sehr schade, denn man möchte ja beides, das Abenteuer und Infos. Und da man nach einer ganzen Doppelseite mit für die Kinder vielleicht auch neuem Input erst einmal den Kopf voll hat, musste ich häufig noch einmal ganz kurz zurückblättern, um den Faden in der Geschichte wiederzufinden. Ist natürlich kein Akt, aber mir persönlich gefiel das nicht ganz so gut.

Die Informationen an sich fand ich allerdings top! Man wird sachte in das Thema Museen eingeführt, begonnen damit, was das denn überhaupt ist. Dann erfährt man im Laufe der Zeit, was sich darin befindet, was für Museen es gibt, wie sie aufgebaut sind, was für Regeln es dort gibt, wo sie sich befinden, was die beeindruckendsten Museen sind und noch viel mehr. In angemessener Sprache wird hier Stück für Stück alles passend zum jeweiligen inhaltlichen Stand der Geschichte aufgedröselt, was es zu Museen wichtiges zu sagen gibt.

Und zu guter Letzt muss ich natürlich noch ein Wort zu Gestaltung verlieren. Ich denke, wenn das Buch nicht aussähe, wie es aussieht, wäre das Leseerlebnis nicht mal einen Bruchteil so schön gewesen. Die Art, wie die Motten, die Museen, die Räume, die Kunstwerke, einfach alles illustriert wurde, ist schlichtweg großartig. Das Buch für sich ist schon ein Museumsstück, so wunderschön wie es aussieht. Ich hatte zunächst vor dem Lesen einfach einmal andächtig durch die Seiten geblättert, weil ich mich an den vielen Bildern und dem Zeichenstil gar nicht sattsehen konnte. Ein Traumbuch, wirklich!

Mein Fazit:
Da es sich hier ja nicht nur um ein rein erzählendes Kinderbuch, sondern ein wenig auch um ein sachlich angehauchtes Buch handelt, müsste ich meine Kritik über die Verteilung von Geschichte und Informationen eigentlich stärker einfließen lassen. Aber es fühlt sich einfach nicht richtig an, 4 Sterne zu geben, dafür hatte ich viel zu viel Spaß beim Lesen und blättern. Dieses atemberaubend schöne Buch mit den zauberhaften Figuren bekommt daher 4,5 Sterne und gerundet die volle Punktzahl. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.08.2021

Überraschend positives Leseerlebnis

Crave
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Von vielen habe ich gehört/gelesen, sie empfinden Crave nur als ein weiteres Twilight. Mein Vorteil: Ich habe mich immer gegen Twilight gewehrt und habe daher grob geschätzte null Vergleichsobjekte, bin ...

Von vielen habe ich gehört/gelesen, sie empfinden Crave nur als ein weiteres Twilight. Mein Vorteil: Ich habe mich immer gegen Twilight gewehrt und habe daher grob geschätzte null Vergleichsobjekte, bin nicht vorbelastet oder voreingenommen, sondern konnte mich ganz neutral auf die Geschichte stürzen.

Was mir direkt zu Beginn enorm positiv aufgefallen ist, sind Humor und Erzählweise der Protagonistin. Sie versieht ihre Berichte aus der Ich-Perspektive mit derart vielen sarkastischen, selbstironischen und (manchmal auch unfreiwillig) komischen Bemerkungen, dass ich riesigen Spaß dabei hatte, ihren Ausführungen zu folgen. Allein schon die Kapitelüberschriften waren der Knaller, ich war hin und weg!
Grace als Hauptfigur gefiel mir unheimlich gut. Mit ihr zusammen die Geheimnisse des Internats und seiner Bewohner zu entdecken, hat zwar etwas gedauert, da war man ihr als Leser gern mal voraus. Aber spannend war es dennoch, allein schon deshalb, weil sie mir als Person einfach so gut gefiel. Wie sie ihre Trauer verbirgt und sich schwertut, über ihre Vergangenheit zu sprechen, hat mich ein wenig an meine Art der Verarbeitung erinnert, da konnte ich mich in ihr wiederfinden.

Die Beziehung zwischen ihr und Jaxon wirkte zunächst bei der ersten Begegnung, als entwickelte sie sich wie die typische Hass-Liebe, aber ihnen dabei zuzusehen, wie sie einander näher kommen, war schon ganz unterhaltsam. Ich wurde jetzt nicht vom Hocker gerissen vor Geknister und Gefühlen, aber insgesamt ganz nett. Auch die Dynamiken im Internat waren interessant, dass Grace sich da zunächst nicht gut aufgehoben fühlt, wundert mich nicht.

Die Geschichte hat eigentlich alle Erwartungen erfüllt, die ich an sie hatte. Die Beziehung zwischen der „normalen“ Grace und dem mysteriösen Bad Boy Jaxon ist zwar das Klischee schlechthin, aber nichts woran ich mich stören würde. Das Internatsleben in Büchern finde ich sowieso immer klasse und für Fantasy und magische Wesen habe ich auch ein Faible, also hat das Buch für mich fast alle Punkte geholt, die es hätte holen können. Ab und an gab es ein paar Längen, die man hätte vermeiden können, aber das hat die Geschichte nicht zu arg runtergezogen.

Mein Fazit:
Keine große Überraschung, aber dennoch gut konstruiert mit interessanten Figuren und tollem Setting. Ich hatte Spaß beim Lesen und der Erzählstil war mein persönliches Highlight. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und freue mich auf die Fortsetzung!

Veröffentlicht am 19.08.2021

Gute Fortsetzung

Flüsterwald - Durch das Portal der Zeit: Ausgezeichnet mit dem LovelyBooks-Leserpreis 2021: Kategorie Kinderbuch (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 3)
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Mit dem Flüsterwald hatte ich bisher sehr viel Spaß. Die ersten beiden Teile durfte ich als Hörbuch genießen, und so hatte ich bei meinem ersten Print der Reihe stets die Stimme des Sprechers im Ohr, während ...

Mit dem Flüsterwald hatte ich bisher sehr viel Spaß. Die ersten beiden Teile durfte ich als Hörbuch genießen, und so hatte ich bei meinem ersten Print der Reihe stets die Stimme des Sprechers im Ohr, während ich las.

Der Schreibstil ist gewohnt unkompliziert und ermöglichte ein flüssiges und kurzweiliges Leseerlebnis. Ich bin geradezu durch die Geschichte gerannt, dabei habe ich es nicht mal darauf angelegt, besonders schnell zu lesen. Es passte einfach wie die Faust aufs Auge, die Spannung des Geschehens tat ihr übriges und sorgte für zusätzliche Rasanz.

Auch Band 3 hielt wieder unerwartete Wendungen für mich bereit. Besonders im letzten Drittel des Buches bin ich aus dem Staunen kaum noch heraus gekommen, auch wenn ich mir ein paar Details genauer erklärt gewünscht hätte. Das Ende lässt noch viele Fragen offen, von denen ich sehr hoffe, dass sie uns im 4. Teil erklärt werden. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist dann ist der Folgeband das Finale der ersten Staffel, da würde ich schon einen Abschluss erwarten.

Man lernt hier sowohl neue Figuren kennen, als auch die bekannten immer mehr lieben. Wobei ich gestehen muss, dass ich besonders Rani gern ab und zu an den Füßen packen und schütteln wollen würde, denn dafür, dass er immer schlauer als alle anderen tut, benimmt er sich häufig wirklich furchtbar eselig.

Mein Fazit:
Hat mir gut gefallen, aber kein Highlight. Ich setze jetzt alle Hoffnungen in den 4. Band, der darf mich gern umhauen! Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 16.08.2021

Genauso gut wie Band 1

Das Flüstern des Zwielichts
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Mir ist bereits bei Band 1 der Reihe aufgefallen, wie stark die Geschichte polarisiert. Ich habe entweder restlos begeisterte oder tief enttäuschte Leser gesehen, etwas dazwischen gab es kaum, hatte ich ...

Mir ist bereits bei Band 1 der Reihe aufgefallen, wie stark die Geschichte polarisiert. Ich habe entweder restlos begeisterte oder tief enttäuschte Leser gesehen, etwas dazwischen gab es kaum, hatte ich das Gefühl. Und so war ich recht dankbar, zur erfreuten Hälfte der Leser zu gehören und war bereits gespannt auf die Fortsetzung.

Wie man es aus dem ersten Band kennt, ist der Schreibstil recht eigen. Man muss sich drauf einlassen, sonst wird man mit der Geschichte nicht glücklich. Ich bin erstaunlich schnell voran gekommen, was aber auch daran liegen mag, dass ich mir den ersten Teil erst vor nicht allzu langer Zeit als E-Book geholt hatte und den Stil sozusagen noch gewohnt war. Aber Konzentration, um durchzublicken, braucht es zweifelsohne. Wenn man die aufbringt, wird man mit poetischen, bildgewaltigen Beschreibungen belohnt, die den Aufwand mehr als wert sind. Zudem hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte weniger detaillierte Gewaltszenen bereithielt als noch der Vorgänger, was mir definitiv zugute kam.

Häufig ist es bei High Fantasy so, dass nicht aus der Ich-Perspektive erzählt wird, selbiges gilt hier. Doch das hat mich erstaunlicherweise gar nicht so sehr gestört, wo ich doch sonst ein bekennender Fan dieser Erzählweise bin.
Die Figuren aus dem Auftakt der Reihe wiederzusehen, war ein wenig wie nach Hause kommen. Ich war direkt wieder drin im Geschehen und musste mich nicht erst umständlich neu orientieren. Die Truppe wuchs mir im Laufe des Buches immer weiter ans Herz, dabei bin ich bei High Fantasy emotional meist gar nicht so stark involviert, sondern betrachte für gewöhnlich eher aus der Entfernung. Hier habe ich konstant mit den Figuren mitgefiebert und auf ihren Erfolg gehofft, ohne da jetzt zu weit ins Detail gehen zu wollen.

Mein Fazit:
Sehr fesselnder Plot, starke, wenn auch zu Beginn für Einsteiger gewöhnungsbedürftige sprachliche Umsetzung, ich bin definitiv ein Fan! Für mich genauso gut wie der erste Band, aber noch kein Highlight. Ich freue mich auf das Finale, von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen.