Profilbild von MarySophie

MarySophie

Lesejury Star
offline

MarySophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MarySophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2021

Die Heimkehr der Störche

Die Heimkehr der Störche (Die Gutsherrin-Saga 2)
0

Handlung
1925
Nach der Vertreibung von dem prachtvollen Gutshof in Ostpreußen wurden Dora und ihre Familie auf einem Hof in der Lüneburger Heide einquartiert. Anfangs konnte sich Dora damit abfinden, doch ...

Handlung
1925
Nach der Vertreibung von dem prachtvollen Gutshof in Ostpreußen wurden Dora und ihre Familie auf einem Hof in der Lüneburger Heide einquartiert. Anfangs konnte sich Dora damit abfinden, doch langsam gehen ihr die kleinen Streitereien mit der Bäuerin, sowie die Enge, in der sie mit ihrer Familie lebt, aufs Gemüt. Daher beschließt sie, ihrem Traum nachzugehen und in Ostberlin Tiermedizin zu studieren. Außerdem hat Dora herausgefunden, dass ihre große Liebe Curt von Thorau in einem Stasigefängnis in Berlin inhaftiert ist und fortan setzt es sich die junge Frau als Ziel, um die Freilassung ihres Liebsten zu kämpfen....

Meinung
Das Cover empfinde ich als unglaublich stimmungsvoll und sehr sehr hübsch. Kleine Ähnlichkeiten zum ersten Band sind vorhanden, jedoch finde ich dieses sowohl vom Motiv, als auch von den Farben noch stärker und ansprechender. Zu sehen ist eine Dame, die mit einem Kind an der Hand in einem Feld steht. Sie ist in ein wunderschönes blaues Kleid mit weißen Tupfen gekleidet, das Blau findet sich nochmal im Titel wieder, weshalb es sehr passend wirkt.
Besonders der Himmel mit den Wolken und den unterschiedlichen Farbschattierungen hat es mir angetan. Ich finde diesen sehr stimmungsvoll gestaltet und er bildet für mich das Highlight der Szenerie. Er verströmt die Atmosphäre eines schönen Sommertages und ich habe das Gefühl, allein vom Betrachten kann ich die Sonne auf der Haut spüren und den Sommer riechen. Ich glaube, dass ein Cover noch nie diesen Eindruck bei mir geweckt hat und allein deswegen bin ich absolut begeistert!

Letztes Jahr hatte ich via Vorablesen den ersten Band der Gutsherrin-Saga entdeckt und gelesen. Diesen fand ich wirklich gut und ein Interesse meinerseits an einer Fortsetzung war auf jeden Fall vorhanden. Als ich diese dann in der Verlagsvorschau gesehen habe, war ich vom Cover komplett begeistert und die Inhaltsangabe klang vielversprechend. Zudem sind mir auf Anhieb direkt wieder einige Details aus dem ersten Band eingefallen und dadurch wurde meine Neugierde auf die Fortsetzung gleich nochmals gesteigert. Die Leseprobe war ebenfalls sehr gelungen, daher habe ich kurzerhand mein Glück versucht und bei Vorablesen einen Leseeindruck verfasst. Tatsächlich durfte ich mich über ein Rezensionsexemplar freuen, wofür ich mich bei der Buchcommunity und dem Verlag ganz herzlich bedanken möchte!

Ich war anfangs ein wenig kritisch, was die Nennung der Handlungszeit angeht. Dies findet lediglich vor dem ersten Kapitel statt, sonst gibt es keine Erwähnung dessen. Ein wenig hatte ich die Befürchtung, dass ich zeitlich schnell verloren sein könnte. Meine Bedenken hierzu waren allerdings allesamt hinfällig, ich konnte mich problemlos zurechtfinden und ich war am Ende davon überrascht, über was für eine recht kurze Zeit sich die Geschichte eigentlich erstreckt. Anhand der Seitenzahl von 656 Seiten dachte ich, dass die Handlungszeit viel länger ist, letztendlich erweist sich die Geschichte als viel kompakter als ursprünglich gedacht. Und anhand von Äußerungen, wie lange Dora mittlerweile studiert, anhand von historischen Ereignissen oder auch dem Verlauf der Jahreszeiten kann man stets gut schauen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Geschichte vergangen ist. Und ich bin sehr positiv überrascht, wie geschickt dies nur anhand von solchen kleinen Erwähnungen vonstatten gegangen ist.

Zwar sind mir vorab bereits ein paar Details darüber eingefallen, was im ersten Band geschehen ist, trotzdem muss ich zugeben, dass ich auch vieles vergessen habe. Daher war es mir wichtig, dass ich am Anfang langsam und genau lese, dazu hatte ich die Hoffnung, dass mir mit dem Verlauf der Geschichte einiges wieder in den Sinn kommt. Und genauso war es letztendlich auch. Anhand von kleinen Bemerkungen, Gesten oder gedanklichen Rückblicken der Figuren werden Ereignisse aus dem ersten Band erwähnt und langsam verfestigte sich mein Bild wieder. Mit fortlaufender Handlung ist mir immer mehr wieder eingefallen und ich konnte der Geschichte immer flüssiger folgen und langsam aber sicher war es mir möglich, mich beim Lesen vollkommen zu entspannen!

Mit dem Lesen bin ich gut vorangekommen. Die Handlung gestaltet sich als interessant, ich konnte mir viele Szenen bildhaft vorstellen und ich hatte daher keine Probleme, mich auf die Erzählung einzulassen. Daran hat auch die Sprache einen wichtigen Anteil, diese lässt sich sehr fein lesen und sie sorgt dafür, dass man sowohl von den Figuren, als auch den Orten und den Ereignissen einen soliden Überblick erhält. Ich finde, dass der Schreibstil im Grunde recht locker gehalten wurde. Er ist nicht zu leicht, aber auch nicht zu kompliziert gehalten und er sorgt dafür, dass man der Geschichte problemlos folgen kann.

Und obwohl sich die Handlung als interessant gestaltet hat, habe ich mich zwischenzeitlich doch ein wenig schwer getan, um weiterzulesen. Ich weiß selbst nicht so recht, woran dies lag aber irgendwann kam ein Punkt, an dem mich die Ereignisse nicht fesseln wollten und ich habe mich dazu motivieren müssen, um weiterzulesen und nicht dem inneren Drang nachzugeben, etwas anderes tun zu wollen. Zum Glück hat sich das nach vielleicht 150 Seiten wieder gegeben und ich finde, dass das Buch vor allem ab der zweiten Hälfte so richtig an Fahrt aufnimmt und ab da gestaltete sich die Handlung auch für mich als so mitreißend, dass ich den Roman schließlich kaum noch aus der Hand gelegt habe.

Ich mag es sehr, dass die Geschichte meistens einen ruhigen Unterton hat. Man begleitet Dora dabei, wie sie ihr Leben gestaltet, sich in der DDR zurechtfindet und welche Sorgen und Probleme ihren Alltag begleiten. Anhand dessen wirkt die Geschichte angenehm ruhig und nicht zu übertrieben. An keiner Stelle im Text ist unnötiges Drama dabei und ich finde, dass sich dadurch die Authentizität erhöht. Und trotzdem finde ich die Ereignisse an keiner Stelle zu langweilig oder zu langatmig. Im Gegenteil: Ich mag die detaillierten und genauen Beschreibungen jeglicher Sachverhalte sehr gern, sie geben von den Figuren, den Handlungsorten, aber auch den Situationen allgemein einen guten Eindruck, sodass ich mir viele Szenen bildhaft vorstellen konnte.

Ich bin sehr begeistert davon, wie viele historische Hintergründe in den Roman eingebunden wurden: angefangen vom Studium in der DDR, über die Stasi, ihren Gefängnissen bis hin zum Aufstand vom 17. Juni 1953. Allerlei Themen werden in die Geschichte eingebunden und ich mag es, wie detailliert und gut erklärt jeglicher Sachverhalt beschrieben wurde. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir gerade der Volksaufstand vom besagten Datum zwar grob geläufig ist, ich mich jedoch nie wirklich damit befasst habe und sich mein Wissen auf sehr, sehr wenig beschränkt hat. Ich glaube, ich habe darüber auch noch nie in einem Roman gelesen und ich finde es unglaublich spannend, wie die Autorin diesen Tag schildert. Dieser Abschnitt hat mich sehr gefangengenommen und ich finde es grandios, wie die Schilderungen ausfallen. Zudem ist es sehr hilfreich, wie genau dieser Tag dokumentiert wurde und das sich für die Beschreibungen dessen wirklich Zeit genommen wurde, um das historische Ereignis dem Leser näherzubringen.

Aufgrund des sehr stimmungsvollen Covers hatte ich gedacht, dass sich dies auch auf die Aura des Buches überträgt. Dem war leider nicht immer so. Oft ließ sich ein Hauch von Stimmung wahrnehmen, besonders im Zusammenhang mit einigen Gebäuden habe ich dies gespürt. Auch bei größeren Menschenansammlungen finde ich, dass man gut merkt, was die Personen gerade fühlen und die Stimmung, die in der Gruppe herrschte, war ebenfalls gut bemerkbar. Allerdings war es mir nicht möglich, die Gemütsverfassung einzelner Personen wahrzunehmen. Weder mit Dora, noch mit ihrer Familie oder ihren Freunden konnte ich mitfühlen, was ich ziemlich schade finde. Schließlich verbringt man viel Zeit mit ihnen und dies wäre ein Weg gewesen, um einen noch besseren Zugang zu den Figuren zu finden.

Mir hat die Darstellung des Settings gut gefallen. Ich finde, dass der Charakter eines jeden Ortes / einer jeden Stadt gut zur Geltung kommt und das hat mir geholfen, mir die Handlungsorte noch besser vorstellen zu können. Vor allem jene Szenen, die in der Natur spielen, finde ich als besonders attraktiv. Diese habe ich mir besonders farbenfroh vorstellen können, zudem haben sie eine gewisse Stimmung mitbekommen, die jene Orte als einzigartig erscheinen lässt.

Obwohl es eigentlich eine Vielzahl an Figuren gibt, hatte ich bei keinem einzigen Wiedererkennungsschwierigkeiten. Jede Person ist mir durch ihre Zeichnung und ihr Auftreten im Gedächtnis geblieben und ich bin selbst ein wenig davon überrascht, dass ich jeden auf Anhieb wiedererkannt habe. Ich denke, anhand dessen lässt sich ableiten, dass es unglaublich gute Beschreibungen aller Charakters gibt, die sehr vielfältig ausfallen und sich daher als abwechslungsreich gestalten. Auf diese Weise wird ein großes und umfassendes Bild der Gesellschaft gemalt und man kann sich einen kleinen Eindruck davon verschaffen, was die Menschen zur Handlungszeit der frühen 1950er Jahre beschäftigt hat und wie der Alltag ungefähr ausgesehen haben könnte.
Als Hauptfigur steht Dora eindeutig im Vordergrund. Ihre Zeichnung ist deutlich stärker ausgefallen als die der anderen Figuren und man lernt ihren Charakter am besten kennen. Ich finde, dass sie auch die einzige Person ist, zu der ich so richtig eine Bindung aufbauen konnte. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass man stets gut über ihre Gefühle und Gedanken informiert ist und man immer weiß, was Dora gerade bewegt. Ich bin sehr froh, dass ihre Gemütsverfassung so eine große Rolle im Roman spielt und man darüber stets auf dem Laufenden gehalten wird. Es verleiht dem Buch definitiv viel Lebendigkeit und das Schicksal der jungen Frau wirkt dadurch nochmals eindrücklicher und authentischer.
Bei vielen Figuren erlebt man hautnah mit, wie sie sich entwickeln, in welche Richtung sich ihr Charakter entfaltet und welche Prioritäten sie in ihrem Leben setzen. Ich finde dies sehr gelungen, zwar vergeht im Verlauf der Handlung nicht massig an Zeit, aber es gibt vor allem im Leben von Dora einige Erlebnisse, die einschneidend sind und viele Ansichten verändern könnten. Und genau deshalb mag ich es, wie sich Dora entwickelt, vieles hinterfragt und sich dadurch weiterentwickelt.

Fazit
Wenn ich jetzt so auf die Geschichte zurückblicke, dann bin ich allgemein betrachtet zufrieden damit. Ich habe die Erzählung gern gelesen, ich konnte einige neue Eindrücke über die DDR und ihr Regime sammeln und vor allem die Sprache mit ihren herausragenden Umschreibungen jeglicher Figur und Situation ist einfach besonders! Ich bin wirklich froh, dass ich den zweiten Band lesen konnte und kann ihn euch genauso wie den Auftakt vorbehaltlos empfehlen!
Ich muss ja ehrlich sagen, dass ich mir insgeheim noch einen dritten Band der Gutsherrin-Saga wünsche. Ich finde zwar einerseits, dass die Geschichte derzeit ein recht schönes Ende besitzt, aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass noch so einiges im weiteren Leben von Dora passieren wird. Zumal ich finde, dass noch nicht alle Fragen geklärt sind und ich mir nicht vorstellen kann, dass Dora sich nicht irgendwann doch noch bemüht, ihren alten Gutshof wiederzusehen...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.08.2021

Die Frauen vom Jungfernstieg - Antonias Hoffnung

Die Frauen vom Jungfernstieg. Antonias Hoffnung
0

Handlung
Hamburg 1903
Die Firma Beiersdorf genießt noch immer die Aufmerksamkeit, die das Leukoplast auf sie gelenkt hat. Allerdings weiß Oscar, dass dies ein Erfolg ist, auf dem sie sich nicht lange ausruhen ...

Handlung
Hamburg 1903
Die Firma Beiersdorf genießt noch immer die Aufmerksamkeit, die das Leukoplast auf sie gelenkt hat. Allerdings weiß Oscar, dass dies ein Erfolg ist, auf dem sie sich nicht lange ausruhen dürfen. Derweil genießt es seine Frau Gerda immer mehr, in ihrer Villa in Eimsbüttel Kunstsalons zu veranstalten und sie schätzt den Austausch mit Kunstinteressierten sehr. Unter anderem auch deswegen hat sich mit Irma eine Freundschaft entwickelt. Diese bekommt für ihre Gemälde immer mehr Aufmerksamkeit und mittlerweile steht sie kurz vor ihrem internationalen Durchbruch.
Antonia hat sowohl ihr privates, als auch ihr berufliches Glück gefunden. Bis plötzlich eine Freundin stirbt und sie sich um deren Tochter kümmern soll. Noch weiß sie nicht, wie hart der Weg zum Sorgerecht wird...

Meinung
Das Cover gefällt mir sowohl farblich, als auch von den gewählten Motiven her sehr gut. Es strahlt eine Frische aus, die mitreißend ist und den Blick automatisch auf das Buch lenkt. Wie auch schon beim ersten Band wird wieder eine Dame gezeigt, die dem Betrachter den Rücken zuwendet. Sie ist der Mode der Handlungszeit entsprechend gekleidet und blickt auf ein Gebäude, welches sich in Hamburg verorten lässt. Der Hintergrund wurde farbenreich, als auch sehr detailliert dargestellt, weshalb die gesamte Szenerie lebendig und einladend wirkt.
Am oberen Bildrand sind Blattranken eingefügt, die dem Bild noch einen sommerlicheren Touch verleihen und sie harmonieren sehr gut mit dem Himmel. Außerdem runden sie das Gesamtbild fein ab. Insgesamt betrachtet mag ich das Cover wirklich gern, es ist schick und stimmig. Zudem mag ich die Ähnlichkeiten mit dem ersten Band der Reihe, wodurch sich ein Wiedererkennungswert ergibt. Ein hübsches Cover, welches bei mir die Vorfreude auf die Geschichte gestärkt hat.

Mittlerweile habe ich schon einige Romane von Lena Johannson gelesen. Und bisher war tatsächlich noch keiner dabei, der mich auch nur ansatzweise enttäuscht hat. Jedes Werk aus ihrer Feder hat mir richtig gut gefallen und ich freue mich immer, wenn ich ihren Namen in den Verlagsvorschauen erblicke.
So ging es mir auch, als ich letztes Jahr den Auftaktband ihrer neuen Saga entdeckt habe. Ich war sofort gespannt auf die Geschichte und es hat mir große Freude bereitet, den ersten Band zu lesen. Und weil mich das Buch so gut unterhalten hat und ich unbedingt wissen wollte, wie die Reihe weitergeht, stand die Fortsetzung ganz weit oben auf meiner Wunschliste. Ganz besonders habe ich mich darüber gefreut, auch diesen Teil als Rezensionsexemplar vom Aufbau Verlag zu erhalten, wofür ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken möchte!

Ich habe vor dem Lesen erst einmal meine Rezi zum ersten Band durchgelesen um mir die Ereignisse vor Augen zu rufen. Und dabei bin ich über das Wort Personenverzeichnis gestolpert, was es bei diesem Teil leider nicht gibt. Im Grunde ist das nicht tragisch, die Figuren werden mit eingängigen und lebendigen Worten beschrieben, sie tauchen in einer übersichtlichen Anzahl auf und ich hatte nie das Problem, dass ich jemanden vergessen hätte. Gerade die wichtigsten Figuren, allen voran die drei Damen Antonia, Gerda und Irma, aber auch deren Ehemänner, haben eine sehr umfangreiche Zeichnung erhalten, zudem stehen sie ständig im Fokus der Geschichte. Alle anderen Figuren gliedern sich deutlich unter ihnen ein. Trotzdem wäre es vielleicht ganz nett gewesen, wenn irgendwo im Buch eine kleine Übersicht über die handelnden Figuren gewesen wäre. Allerdings ist das kein Muss, ich hatte keine Schwierigkeiten damit, die Figuren wiederzuerkennen und sie in den korrekten Zusammenhang zu bringen.
Am Ende des Buches wurde ein kleines Glossar eingefügt. Dort werden sowohl schlesische, als auch hamburgische Begriffe nochmals erläutert und man kann schauen, was deren Bedeutung im hochdeutschen ist. Die meisten dieser Worte waren mir bekannt, ansonsten erschließt sich der Sinn auch problemlos im Kontext der Szene, trotzdem empfand ich es als hilfreich, dieses Glossar am Ende zu wissen.
Zudem gibt es am Ende ein informatives Nachwort. In diesem werden einige Sachverhalte nochmals kurz aufgegriffen und erläutert. Einige Punkte werden dabei kurz und sachlich klargestellt, was ich sehr passend empfinde. Außerdem bildet dieses einen feinen Abschluss des Romans!

Obwohl ich mir vorab meine Meinung durchgelesen hatte und mir allein dadurch wieder ein paar Details aus dem ersten Band eingefallen sind, brauchte ich ein paar Seiten, um mich in die Handlung hineinzufinden. Zwar waren mir die Figuren direkt wieder vertraut, allerdings sind mir einige Ereignisse des vorherigen Teils nicht direkt eingefallen. Erst nach und nach sind immer mehr Erinnerungen zurückgekommen, sodass ich mich nach vielleicht fünfzig Seiten problemlos in der Geschichte zurechtgefunden habe.
Von der Sprache bin ich sehr angetan. Sie lässt sich flüssig und sehr gut lesen, es macht einfach nur großen Spaß in die Geschichte einzutauchen und sich die Situationen bildlich vorzustellen. Dazu trägt nicht nur die abwechslungsreiche Handlung bei, sondern halt auch die Schreibweise der Autorin. Und diese war einfach nur toll. Es gibt viele, sehr bildhaft angehauchte Szenen, die sich teils so reihen, dass sie stellenweise wie ein Film in meinem Kopf abgelaufen sind. Jegliche Situation wird lebendig und nachvollziehbar beschrieben, man kann der Geschichte dadurch gut folgen und das Gelesene fein verarbeiten. Häufig wird die Sprache mit ein wenig Dialekt aufgepeppt, sodass die Figuren noch lebendiger wirkten.

Wieder gibt es mehrere Erzählperspektiven. Die Handlung spaltet sich auf die drei Damen Antonia, Irma und Gerda auf, aus ihren Sichtweisen werden verschiedene Situationen dargestellt. Wobei ich finde, dass Antonia diesmal ein wenig mehr Platz erhalten hat, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Auf jeden Fall entsteht so eine wunderbare Abwechslung, es wurde für mich nie langweilig und stets wollte ich wissen, wie sich bestimmte Sachverhalte letztendlich auflösen werden. Zudem gibt es daher viele Einblicke in die Gedanken, sowie Gefühle der Figuren und man kann stets gut nachvollziehen, was sie gerade bewegt und beschäftigt. Außerdem ist es möglich, eine Entwicklung zu verfolgen und es lässt sich schauen, wie unterschiedlich die Lebensstile zur Handlungszeit ausschauen. Schon auf diese Weise entsteht ein kleiner Einblick in die Hamburger Gesellschaft, der sich im Verlauf der Geschichte immer weiter verfestigt.
Ich bin wieder sehr zufrieden damit, dass eine so vielfältige Erzählweise genutzt wurde. Die Handlung gestaltet sich zu keinem Zeitpunkt als langweilig oder langatmig, immer wieder wird neuer Schwung hineingebracht, sei es durch kleine Cliffhanger oder durch spannende Wendungen. Zudem kann man die Protagonisten aus unterschiedlichen Blickwinkeln erleben und sich somit einen umfassenden Eindruck von ihnen verschaffen, der es möglich macht, sie genauer und auch mal kritisch zu betrachten.

Zum Beginn neuer Kapitel gibt es stets den Vermerk, aus welcher Sichtweise die folgenden Seiten geschildert werden. Das fand ich sehr hilfreich, so wurden die drei Perspektiven geschickt auseinandergehalten.
Zudem gibt es immer mal eine Angabe zur Handlungszeit. Vor allem, wenn ein Kapitel in einem neuen Jahr spielt, gibt es dazu die Info, in welchem Monat und in welchem Jahr die folgenden Ereignisse spielen. So hat man einen groben Überblick, wie viel Zeit seit dem Beginn der Geschichte vergangen ist. Insgesamt vergehen rund sechs Jahre im Verlauf der Handlung, ich finde, dass man diesmal zeitlich mehr Informationen erhält als noch im ersten Band. Es hätten gerne auch vor jedem Kapitel diese Angaben stehen können, im Allgemeinen bin ich jedoch ganz zufrieden, wie es gehandhabt wurde.

Bis auf wenige Kapitel spielt der Großteil der Handlung in Hamburg. Von der Stadt lernt man verschiedene Ecken kennen, man kann schauen, wie sie sich im Verlauf der Jahre ändert und wie die Stimmung an verschiedenen Orten ist. Und weil man die drei Damen so genau verfolgt ist es auch möglich, sich über die Wohnverhältnisse der gesellschaftlichen Schichten ein Bild zu machen. Hamburg wird lebendig und abwechslungsreich dargestellt, man merkt einen Hauch der Stimmung in der Stadt und man erhält einen soliden Überblick auf die Stadt. Vor allem auf der Firma Beiersdorf, aber auch auf den Wohnungen oder Häusern der drei Hauptprotagonistinnen liegt der Fokus und ich finde, dass die Beschreibungen dessen sehr gelungen ist.
Nur wenige Kapitel spielen außerhalb von Hamburg. Einmal gibt es einige Szenen in Berlin, zudem lernt man Frankreich und Russland grob aus den Augen von Gerda und Irma kennen. Es ist deutlich zu spüren, dass auf diesen Orten ein nicht so großer Fokus liegt und sie nur für eine begrenzte Zeit im Roman auftauchen. Sie werden deutlich knapper beschrieben, zudem wirkt die Stimmung nicht so greifbar. Damit habe ich allerdings kein Problem, man erhält einen soliden Eindruck von den Orten und so zeigt sich, dass Hamburg eindeutig der Mittelpunkt der Geschichte ist.

Ich finde, dass allerhand historische Informationen in die Handlung eingebunden wurden. Zu verschiedenen Themen, die sowohl politischer, als auch technischer Natur sind, werden Hintergründe geschickt und wohldosiert in die Geschichte eingebunden. Die meisten Informationen erhält man über die Firma Beiersdorf. Sowohl über neue Produkte, als auch über die Arbeiten in diesem Berufsfeld wird einiges berichtet.
Außerdem kann man anhand von dem alltäglichen Leben und gesellschaftlichen Ereignissen gut schauen, wie die Menschen getickt haben und welche Prioritäten sie in ihrem Leben hatten. Man erhält einen guten Eindruck dessen und es wird ein lebendiges Bild der Handlungszeit gezeichnet.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass die drei Damen, sowie teils ihre Männer eindeutig im Fokus der Geschichte stehen (zusammen mit der Entwicklung der Firma Beiersdorf). Ihre Beschreibungen sind besonders üppig und genau ausgefallen, sie haben zahlreiche Attribute erhalten, die ein lebendiges Bild ihrer Person zeichnen. Ihre Charaktere, Aussagen und Handlungen wirkten lebendig und authentisch und es lässt sich gut verfolgen, was ihnen gerade auf dem Herzen liegt. Mir hat es gefallen, dass sie verschiedene Facetten von sich gezeigt haben und offen ihre Gefühle geäußert wurden. Ihre Darstellung wird dadurch abgerundet und es entstehen abwechslungsreiche, interessante und sympathische Persönlichkeiten, mit denen ich gern meine Zeit verbracht habe.
Die restlichen Figuren wurden mit nicht so viel Tiefgang ausgestattet. Sie bleiben in ihrer Zeichnung ein wenig oberflächlich, was mich allerdings gar nicht gestört hat. Sie haben trotzdem auszeichnende Merkmale erhalten, die ihre Darstellung einzigartig macht und man lernt sie zumindest so gut kennen, um ihre Handlungen und Meinungen zu bewerten.

Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass meine Vorfreude auf die Fortsetzung sehr berechtigt war. Meine Erwartungen an diesen zweiten Band wurden allesamt erfüllt und ich bin absolut zufrieden damit, wie sich die Ereignisse entwickelt haben. Und auch die Richtungen, in die sich die drei im Fokus stehenden Damen entfaltet haben, empfinde ich als spannend. Gleichzeitig mag ich es, dass man merkt das ihre Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, weshalb ich mich bereits auf ihre Darstellung im dritten Band freue. Insgesamt habe ich schon einige Spekulationen darüber angestellt, wie sich die Geschichte weiterentwickeln könnte, welche Probleme von einigen Figuren ausgehen und was für Konflikte entstehen könnten. Gerade zum letzten Punkt bietet die Handlung einiges an Material und ich denke, dadurch wird die Reihe spannend und abwechslungsreich weitergehen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.08.2021

Dreieinhalb Stunden - Wie entscheidest du dich?

Dreieinhalb Stunden
0

Handlung
Am 13.August 1961 verlässt der Interzonenzug D-151 pünktlich um 08:10 Uhr München. Er befindet sich auf der Fahrt nach Ostberlin und anfangs weiß nur eine Mitreisende, welche Bedeutung diese Zugfahrt ...

Handlung
Am 13.August 1961 verlässt der Interzonenzug D-151 pünktlich um 08:10 Uhr München. Er befindet sich auf der Fahrt nach Ostberlin und anfangs weiß nur eine Mitreisende, welche Bedeutung diese Zugfahrt haben wird. Erst später macht die Information die Runde, dass die Grenze für immer dichtgemacht werden soll. Die meisten Reisenden befinden sich auf der Heimreise in die DDR und sie stellen sich alle der großen Frage, ob sie noch im Bereich der BRD aussteigen oder in die Heimat zurückkehren wollen. Dreieinhalb Stunden bleiben ihnen dafür, dann muss die Entscheidung gefällt werden...

Meinung
Das Cover empfinde ich als interessant und für den Inhalt des Buches sehr passend. Die Szene zeigt einen Zug, sowie einen Schaffner, der aus der Tür des Zuges den Leser offen anschaut. In seinen Gesichtsausdruck kann man einiges hineininterpretieren, dasselbe gilt auch für den Ausdruck der Dame am rechten Bildrand. Sie wirkt gleichzeitig verzagt, als auch zielstrebig und scheint über eine Entscheidung nachzudenken. Diese Szenerie ist leicht verblasst dargestellt, sodass sie einen nostalgischen Charakter erhält. Im Vordergrund wurde in einer goldenen Schrift der Titel des Buches abgedruckt. Anhand seiner Klarheit, aber auch der auffälligen Farbe sticht er heraus und bildet für mich den Mittelpunkt des Covers. Insgesamt mag ich das Cover gern, es hebt sich aus der Masse heraus, passt zum Inhalt und es ist aussagekräftig.

Bereits in der Verlagsvorschau habe ich das Buch entdeckt, als es dann vor gar nicht so langer Zeit bei Vorablesen vorgestellt wurde, habe ich mich nochmal näher mit der Geschichte und der Inhaltsangabe befasst. Und noch immer haben mir beide Punkte sehr gut gefallen, ich wollte unbedingt wissen, wie die Handlung dargestellt wird, welche Personen vorgestellt und wie deren Entscheidungen aussehen werden. Daher hat mir ein kurzer Einblick in die Leseprobe gezeigt, dass ich den Roman nur zu gerne lesen möchte und mich haben die Eindrücke einfach nicht mehr losgelassen. Meine Entscheidung, das Buch für Punkte einzutauschen war schnell gefällt und ich war unglaublich gespannt darauf, wie die Umsetzung der Idee stattfinden wird. Daher gilt Vorablesen, als auch dem Verlag ein herzliches Dankeschön für das Rezensionsexemplar.

Ich empfand es als unglaublich spannend, den Roman erstmals in den Händen zu halten und darin zu blättern. Die Gestaltung der Umschlaginnenseiten wurde sehr passend gewählt, einmal kann man die Route nachverfolgen, die der Interzonenzug D-151 an jenem 13.08.1961 entlanggefahren ist, zudem wurde ein bekanntes Zitat von Walter Ulbricht abgedruckt. Hier kann man sich schon ein wenig in die Handlungszeit hineindenken und mit der Handlung vertraut machen.

Vor dem Start neuer Abschnitte gibt es nicht nur den Vermerk, aus wessen Perspektive die folgenden Zeilen erzählt werden, sondern auch der Ort, sowie die Uhrzeit werden benannt. Auf diese Weise hat man stets einen guten Überblick darüber, wie spät es mittlerweile ist und man kann schauen, wie viel Zeit den Figuren noch bleibt, bevor sie die Grenze überfahren und in der DDR ankommen. Allein diesen Aspekt finde ich sehr interessant, die ganzen 352 Seiten finden innerhalb weniger Stunden statt, in denen die Protagonisten schauen müssen, wie und vor allem wo sich ihr künftiges Leben abspielen soll. Das macht für mich den Reiz des Buches aus. Es ist spannend zu lesen, wie sich die Figuren entscheiden werden, außerdem gestaltet sich die Handlung als unglaublich abwechslungsreich und vielfältig. An keiner Stelle kommt Langeweile auf, jeder Abschnitt bietet andere Einblicke und komplett unterschiedliche Menschen werden vorgestellt. Die Geschichte ist für mich anhand der vielen Perspektiven, Informationen, aber auch aufgrund der recht kurzen Erzählzeit von wenigen Stunden etwas, was ich so zuvor nicht wirklich gekannt habe, mir aber richtig gut gefällt!

Anfangs brauchte ich einige Zeit, um mich in die Geschichte hineinzufinden. Das liegt meiner Meinung nach allein an dem Aspekt, dass man auf den ersten Seiten alle Personen kennenlernt, denen man im Folgenden bei der Suche nach ihrer Entscheidung beiseite stehen wird. Daher erhält man anfangs doch recht viele Informationen, die ich erst einmal sortieren musste und es war für mich hilfreich, vor allem auf den ersten ungefähr fünfzig Seiten genau und sehr konzentriert zu lesen, um nichts wichtiges bei der Vorstellung und dem ersten Blick auf die Figuren zu verpassen.
Als ich mich dann langsam an die Personen gewöhnt habe, bin ich mit dem Lesen schneller und leichter vorangekommen. Die anfänglichen kleinen Schwierigkeiten waren vorbei und ich konnte mich leicht auf die folgenden Ereignisse und Handlungen einlassen.
Von der ersten Seite an hat mir die angenehm lesbare und schön umschreibende Sprache gefallen. Diese lässt sich gut und flüssig lesen, sie zeichnet sowohl von den Figuren, als auch von den Situationen allgemein ein rundes und lebendiges Bild. Ich konnte mir die Szenen gut vorstellen und teils hat es sich so angefühlt, als würde ich mit den Protagonisten zusammen im Zug sitzen und ihre Reaktionen und Handlungen hautnah miterleben.

Im Roman werden einige Erzählperspektiven genutzt. Verschiedene Leute, die sich teils an unterschiedlichen Orten aufhalten kommen im Buch zu Wort und man verfolgt sie auf dem Weg zu ihrer Entscheidung. Dabei befinden sich die Figuren in diversen Stadien ihres Lebens, sie gehen eigenen Interessen und Zielen nach und müssen teils auch für ihre Kinder eine Entscheidung treffen. Aufgrund der zahlreichen Perspektiven entsteht eine schöne Vielfalt, es wird nie langweilig und an keiner Stelle hatte ich das Gefühl, dass eine Person zu kurz kommt. Man kann sich von den Protagonisten einen umfassenden Eindruck verschaffen, da man sie aus verschiedenen Perspektiven erlebt und man so schauen kann, wie sie auf andere Figuren vom Auftreten, als auch den Handlungen wirken.

Normalerweise meide ich in Büchern die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Obwohl dort unheimlich wichtiges und auch interessantes geschehen ist, kann mich die Zeit nicht so recht packen, ich finde die Ereignisse in Büchern nur selten spannend dargestellt und ich liebe es einfach, via literarischer Werke in noch weiter vergangene Zeiten zu reisen.
Es wird natürlich vor allem anhand des Mauerbaus, den Protesten dagegen und der politischen Allgemeinsituation historische Hintergründe in den Roman eingebunden. Ich finde, dass diese authentisch und gut beschrieben wurden, sodass man einen Hauch des Gefühls bekommt, was die Figuren bewegt hat, teils lässt sich dadurch auch begründen, weshalb sie am Ende diese Entscheidung getroffen haben.
Gerade der Mauerbau ist etwas, was mir in historischen Romanen nur selten begegnet ist. Mir sind die Vorgänge und einige markante Aussagen in Bezug darauf natürlich bekannt, trotzdem war ich sehr gespannt darauf, wie diese Themen im Buch umgesetzt werden. Ich hatte auf zahlreiche lebendige Schilderungen von gedanklichen und verbalen Auseinandersetzungen gehofft. Diese würden dazu führen, dass nicht nur die Personen, sondern auch die Handlungszeit und die Vorgänge lebendig werden und man einen eindrücklichen Blick auf die Ereignisse erhält.
Dies ist nur so teilweise geschehen. Zwar ist es bei den Figuren, als auch der Handlungszeit gelungen, mir haben allerdings ein paar Diskussionen oder Gedanken darüber gefehlt, wie genau die Personen ihre Situation abwägen und welche Punkte sie für den Osten, als auch für den Westen als positiv und negativ empfinden. Das wird mir ein wenig zu oberflächlich und knapp behandelt. Es gibt mir zu wenige Konflikte, die die Figuren mit sich, aber auch mit anderen austragen, sondern die Entscheidung wird vor allem still und heimlich getroffen, ohne den Leser, aber auch Partner*innen groß daran teilhaben zu lassen. Das finde ich ein wenig schade, in diesem Punkt hatte ich mir mehr erwartet.

Die Protagonisten treten abwechslungsreich und lebendig auf. Sie besitzen komplett unterschiedliche Charaktere, ihnen sind verschiedene Dinge im Leben wichtig und sie sind nicht alle mit ihrer derzeitigen Situation zufrieden. Man merkt auch ein wenig, wie sich manche im Verlauf weniger Stunden entwickeln, sie aufgrund der Entscheidung, die zu treffen ist, nachdenklicher werden und nicht mehr so häufig an den Partner / die Partnerin denken, sondern auch mal eigene Wünschen in den Vordergrund stellen. Das finde ich faszinierend, zeigt es doch, wie stark eine Entscheidung mit solch einer Reichweite sich auf den Menschen auswirkt.
Ich hätte mir lediglich gewünscht, dass die Figuren offener und noch mehr miteinander kommunizieren und sie mehr Gespräche miteinander führen würden. Es wurde vieles lediglich mit Blicken und Gesten angedeutet, aber nur selten wurde ausgesprochen, was gerade gefühlt wird. Daher bleibt letztendlich auch einiges ungesagt und manche Entscheidungen sind nachvollziehbar, hätten aber gerne noch mehr Informationen beinhalten können.

Fazit
Ich bin begeistert davon, wie gut die Idee umgesetzt wurde und was für ein interessanter Roman dabei herausgekommen ist. Die Situation wurde anschaulich dargestellt und ganz häufig habe ich versucht, für mich selbst zu entscheiden, wie ich gehandelt hätte. Dies ist allerdings müßig zu betrachten allein durch den Fakt, dass ich die Zeit nicht hautnah miterlebt habe und mich nicht so recht hineinfühlen kann.
Mir hat das Buch richtig gut gefallen, es war eine sehr informative und abwechslungsreiche Lektüre, die sehr empfehlenswert ist. Bis auf die teils zu schnell und mit zu wenigen Worten abgehandelten Entscheidungen der Figuren gibt es es meinerseits nichts zu bemängeln. Ich empfinde die Handlung als rund und interessant, von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.08.2021

Die Frauen vom Nikolaifleet - Der ferne Glanz

Die Frauen vom Nikolaifleet – Der ferne Glanz (Die Kolonialwaren-Saga 2)
0

Handlung
Hamburg 1925
Leonores Tochter Ada kennt von klein auf den Kolonialwarenladen am Nikolaifleet. Und seit jeher hat sie ihre dortigen Aufgaben geliebt und hatte viel Freude daran, die Kunden zu bedienen ...

Handlung
Hamburg 1925
Leonores Tochter Ada kennt von klein auf den Kolonialwarenladen am Nikolaifleet. Und seit jeher hat sie ihre dortigen Aufgaben geliebt und hatte viel Freude daran, die Kunden zu bedienen und zu beraten. Als Leonore sich dazu entschließt, ihrer Tochter mehr Verantwortung zu übertragen, bekommt Ada jedoch Zweifel. Sie ist noch nicht dazu bereit, den Laden zu übernehmen und flüchtet nach Berlin, wo sie schon bald eine Anstellung in einem Delikatessenhaus bekommt. Und aus einer flüchtigen Bekanntschaft wird schon bald eine leidenschaftliche Affäre, bei der Ada hofft, dass sie sich zu einer ernsthaften Beziehung entwickelt. Allerdings erkennt Ada irgendwann, dass sie in Berlin zwar glücklich ist, ihr Herz jedoch das Nikolaifleet nie verlassen hat...

Meinung
Wenn ich das Cover betrachte kommt mir vor allem ein Wort in den Sinn: Eleganz. Ich finde es unglaublich schick, wie die Dame dasteht, ihre Haltung ist aufrecht und elegant, ihre Kleidung sieht hochwertig und ausgewählt aus. Ein toller Hingucker!
Insgesamt lässt sich beim Cover eine große Ähnlichkeit zu dem des ersten Bandes erkennen. Der Großteil des Bildes wird von der Dame eingenommen, im Hintergrund sieht man noch einen kleinen Ausschnitt der Speicherstadt. Die Dame hält eine kunstvoll gestaltete Verpackung mit der Aufschrift Kaffee in der Hand, was ein Hinweis auf den Kolonialwarenladen der Familie ist. Farblich ergibt sich ein stimmiges Bild, es ist gleichzeitig schlicht und elegant, aber es ist auch nicht zu einfach gestaltet. Gerade deswegen mag ich es gern!

Zu Weihnachten hatte ich den ersten Band geschenkt bekommen, diesen im Juni gelesen und ich war sehr angetan von der Geschichte, vor allem aber von den Figuren. Ich hatte das Buch innerhalb kurzer Zeit verschlungen war sehr froh darüber zu wissen, dass es noch zwei Fortsetzungen gibt. Ich war mir sicher, dass diese ein ebenso großes Lesevergnügen darstellen werden und ich habe mich unglaublich auf die Lektüre gefreut. Band zwei wurde mir freundlicherweise vom Ullstein Verlag zur Verfügung gestellt, wofür ich mich herzlich bedanken möchte!

Noch bevor die Geschichte beginnt gibt es eine Auflistung der Protagonisten. Ich habe direkt festgestellt, dass ich die Anzahl der Figuren als überschaubar empfand und genauso war es auch. Jede Person ist mir direkt im Gedächtnis geblieben, zudem wurden ihnen Charaktermerkmale verliehen, die einen hohen Wiedererkennungswert bieten.
Anhand des Verzeichnisses kann man auf einen Blick schauen, welche Figuren auftreten, wie familiäre oder freundschaftliche Verhältnisse aussehen und welchem Beruf sie nachgehen. Man kann sich mit einigen Namen bereits vertraut machen und ich hatte vorab schon mal überlegt, in welchem Zusammenhang die Personen auftreten könnten. Noch bevor ich in die Geschichte gestartet bin, habe ich mir erst einmal ausführlich diese Übersicht angeschaut und es hat definitiv dazu beigetragen, dass ich einen so leichten und guten Start in die Geschichte hatte.

Wie schon im ersten Band findet auch diesmal wieder eine Unterteilung in drei Teile statt. Dabei werden stets bei den Abtrennungen die Jahreszahlen mitgenannt, in denen die folgenden Seiten spielen. Daher kann man gedanklich bereits vorab schauen, was auf die Figuren in der nächsten Zeit warten könnte und welche historischen Geschehnisse eventuell im Roman vorkommen.
Vor dem Start neuer Kapitel gibt es dann noch mal eine genauere Angabe, an welchem Ort und in welchem Monat und Jahr die folgenden Ereignisse spielen. Auf diese Weise ist ein zeitlicher Überblick gegeben, der verhindert, dass man sich in der Geschichte verliert.
Insgesamt vergehen rund fünf Jahre im Verlauf der Handlung. Allein daher finde ich es sinnvoll, dass man so genau schauen kann, wo sich die Story zeitlich gerade befindet. Zudem lässt sich so noch besser beobachten, welche Entwicklungen die Figuren in der Handlungszeit durchleben und wie sich ihre Charaktere formen.

Ich hatte absolut keine Probleme, um mich in die Geschichte hineinzufinden. Bereits nach wenigen Seiten konnte ich mich problemlos auf diese einlassen und ich hatte viel Freude daran zu sehen, wie Leonore, aber auch ihre gesamte Familie sich entwickelt hat. Die Figuren, aber auch das Setting waren mir schnell wieder vertraut und die Schreibweise trägt ihr Übriges dazu bei, dass ich einen angenehmen Start in die Geschichte hatte. Diese lässt sich sehr flüssig und gut lesen, ich bin viel zu schnell mit dem Lesen vorangekommen und ich wollte gar nicht, dass das Buch endet. Ich bin während der Lektüre einfach runtergekommen, ich konnte mich entspannen und vollends auf die Geschichte einlassen. Und selbst obwohl ich nicht massig Zeit hatte, war der Roman am Ende innerhalb von zwei Tagen ausgelesen, was beweist, wie sehr mich das gesamte Werk überzeugen konnte!
Ich finde, dass die Sprache wieder einen recht einfachen Charakter besitzt. Sie gestaltet sich als leicht lesbar und nur selten werden Fachbegriffe oder historische Hintergründe in die Handlung eingebunden. Kein einziges Mal war mir ein Wort unbekannt und daher bin ich noch immer der Meinung, dass sich die Reihe gut für solche Leser eignet, die eine entspannende Lektüre suchen oder die sich langsam an historische Romane rantasten. Man wird an keiner Stelle mit Informationen überflutet, Zusammenhänge lassen sich leicht erkennen und es gibt gute Zeichnungen der Personen, aber auch des Settings!

Im Fokus der Geschichte steht diesmal eindeutig Ada, die Tochter von Leonore. Aus ihrer Sichtweise sind die meisten Kapitel beschrieben und somit lernt man ihren Charakter am besten kennen. Daher habe ich es mir vor allem bei ihrer Figur erlaubt, sie auch mal kritisch zu betrachten und ihr Handeln einzuschätzen und zu beurteilen.
Ab und an bekommen auch mal andere Figuren den Raum, um ein wenig von ihren Erlebnissen zu schildern. Diese Kapitel tauchen jedoch nur sehr selten auf, man merkt deutlich, dass diese Stränge eher nebenher laufen. Trotzdem ist eine Verknüpfung der Sichtweisen von Ada mit denen der anderen Personen zu sehen. Gesamt betrachtet macht diese Erzählweise viel Sinn um einiges nachzuvollziehen, zudem wird die Handlung dadurch vielfältiger und abwechslungsreicher, es kommt neuer Schwung hinein und man erhält die Möglichkeit Ada auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Wer einen spannungsreichen Roman sucht ist bei diesem Buch an der falschen Adresse. Im ganzen Buch herrscht ein ruhiger Unterton, es gibt so gut wie keine dramatischen Momente. Man lernt den normalen Alltag von Personen kennen, man kann sich von ihren Gedanken ein Bild machen und schauen, wie das Lebensgefühl in den 1920er Jahren war. Daher hat sich das Buch für mich auch so gut dafür geeignet, mich beim Lesen zu entspannen und ich habe es stets sehr genossen, weiterzulesen und somit noch mehr Zeit mit den Figuren zu verbringen.

Diesmal gab es einige Momente, in denen ich durchaus ein wenig mit den Protagonisten mitgefühlt habe. Um nicht zu viel von dem Fortgang der Geschichte zu verraten, werde ich nicht näher auf einige solcher Situationen eingehen. Auf jeden Fall mag ich es, wie sensibel die Stimmungen in die Handlung eingeflochten wurden. Man wird damit nicht überschüttet, sondern sie werden gezielt eingesetzt, um einigen Augenblicken mehr Tiefe und Bedeutung zu verleihen. Das hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe, dass sich dies auch im dritten Band so fortsetzen wird!

Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung des Settings. Diesmal splittet sich die Geschichte auf zwei Orte auf: der Großteil der Handlung spielt in Berlin, der Rest in Hamburg. Die Hamburger Orte sind größtenteils aus Band eins bekannt. Hier steht wieder der Kolonialwarenladen der Familie, als auch die Wohnräume darüber und das Haus von Leonore und ihrem Mann im Vordergrund. Ich habe mich sehr gefreut, dass diese drei Orte wieder so wundervolle Beschreibungen erhalten haben. Ich konnte sie mir richtig gut vorstellen und fand, dass sie diesmal teilweise auch mit Stimmungen verknüpft waren. Diese Stimmungen haben sich im Verlauf der Geschichte und mit dem Eintreten mancher Ereignisse verändert und weiterentwickelt, was sehr interessant zu beobachten war.
Auch die Darstellung von Berlin hat mir gut gefallen. Hier lernt man verschiedene Orte kennen, die teils ebenfalls mit bestimmten Atmosphären vereint wurden. Zahlreiche Gegenden haben eine schöne Beschreibung erhalten und ich mag die Vielfalt, die dargestellt wird.

Mit den Protagonisten bin ich vollends zufrieden. Ein jeder hat auszeichnende Charakterzüge erhalten, sie treten lebhaft und abwechslungsreich auf und häufig werden verschiedene Facetten ihrer Person gezeigt. Sie gehen ihren Zielen nach, nehmen Ratschläge anderer an und bleiben sich dabei selbst treu. Sie entwickeln sich weiter und werden reifer, entdecken neue Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft. Ihre Handlungen und Aussagen wirken realistisch und sind meistens nachvollziehbar. Insgesamt bin ich mit den Figuren also wirklich zufrieden, ein jeder konnte mich überzeugen und ganz besonders die Vielfalt an Charakteren hat mir richtig gut gefallen.

Fazit
Als ich gerade meine Meinung niedergeschrieben habe, ist mir erst so richtig in den Sinn gekommen, was für eine schöne Lektüre ich bei dem Buch eigentlich hatte. Mir ist wirklich kein Punkt aufgefallen, den ich kritisch betrachten würde, mich konnten die Schreibweise, das Setting, die Erzählperspektiven, aber auch die Figuren überzeugen und bei der Stimmung wurde ich positiv überrascht. Und trotzdem fehlt mir noch ein kleiner Punkt, der das Buch zu einem kompletten Highlight macht. Ich kann selbst nicht genau sagen, was mir gefehlt hat, aber ich hoffe sehr, dass das gewisse Etwas im dritten und finalen Band auftauchen wird und die Reihe einen schönen Abschluss findet:)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2021

Der Traum von Freiheit

Der Traum von Freiheit
0

Handlung
Hamburg, Anfang der 1940er Jahre
Langsam, aber doch merklich ändert sich die politische Situation in Deutschland. Mina hat Angst davor, was die Zukunft bringen wird, an jeder Ecke der Hansestadt ...

Handlung
Hamburg, Anfang der 1940er Jahre
Langsam, aber doch merklich ändert sich die politische Situation in Deutschland. Mina hat Angst davor, was die Zukunft bringen wird, an jeder Ecke der Hansestadt sieht man Hakenkreuzfahnen und viele Menschen fühlen sich in Deutschland nicht mehr sicher. Auch um ihre eigene Familie macht sie sich große Sorgen, am liebsten würde sie alle Personen, die ihr am Herzen liegen, außer Landes bringen. Doch gleichzeitig brauchen auch die Menschen vor Ort ihre Hilfe. Heimlich versteckt sie Gruppen von Flüchtlingen und hilft bei Auswanderungen, obwohl Mina damit ein großes Risiko angeht. Nicht nur für ihre Firma und das Kontor, sondern auch für ihre Familie und ihre eigene Person...

Meinung
Das Cover ist definitiv schön anzusehen und es passt gut zu denen der anderen beiden Bände. Wieder ist eine Dame von hinten zu sehen, sie ist richtig hübsch und edel gekleidet, ich finde, dass ihr Auftreten nach Klasse schreit. Im Hintergrund sieht man einen Ausschnitt der Speicherstadt, man kann sich davon einen Eindruck verschaffen und schauen, wie ein wichtiger Handlungsort tatsächlich ausschaut. Dazu gibt es noch einen Titel, der farblich passend zu der Szenerie gewählt wurde und so viel Raum einnimmt, dass er heraussticht. Auf diese Weise entsteht letztlich ein stimmiges und schönes Cover, welches ich gern mag.

Die anderen beiden Bände der Speicherstadt-Saga habe ich sehr gemocht und dementsprechend groß war meine Vorfreude auf das große Finale. Ich war unglaublich gespannt darauf, wie die Reihe enden wird, was die Autorin noch für die Figuren geplant hat und mit welchen Wendungen ich überrascht werde. Aus diesem Grund habe ich mich unglaublich darüber gefreut, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten, ich konnte es gar nicht abwarten, mit dem Lesen zu beginnen. Daher möchte ich dem Bastei Lübbe Verlag ein herzliches Dankeschön aussprechen, es war mir eine große Freude, noch ein letztes Mal in die Welt von Mina und ihrer Familie einzutauchen.

Vielleicht wäre es nützlich gewesen, vor dem Start ein kleines Personenverzeichnis abzudrucken. Es treten im Verlauf der Geschichte allerhand Figuren auf und zwar konnte ich mir auf Anhieb alle Vornamen und deren Stellung im Buch merken, wenn dann allerdings Nachnamen eingemischt wurden, musste ich doch ab und an ein wenig überlegen. Daher hätte ich es als passend empfunden, wenn irgendwo im Roman die Protagonisten mitsamt ihrer Stellung abgedruckt wären, um auf einen Blick eine Übersicht dessen zu erhalten.

Ich bin selbst überrascht davon, wie schnell und einfach ich mich auf die Geschichte einlassen konnte. Schließlich ist es gut ein halbes Jahr her, seitdem ich Band zwei gelesen habe, in der Zeit ist viel passiert und ich habe allerhand andere Bücher gelesen. Und trotzdem erwies sich der Start in die Geschichte als problemlos, ich konnte mich schnell in die Handlung hineinfinden und war bereits nach wenigen Seiten wieder Feuer und Flamme für den Roman!
Innerhalb kurzer Zeit sind mir viele Geschehnisse wieder eingefallen, außerdem gibt es ab und an kleine Hinweise auf bereits vergangene Handlungen. Ein wenig hilft die Autorin also aktiv dabei mit, dass man sich schnell wieder zurechtfindet und. Auf Anhieb konnte ich den Ereignissen ohne Probleme folgen und Zusammenhänge herstellen und mir hat das Lesen von der ersten Seite an viel Freude bereitet!

Auch die Schreibweise konnte mich direkt wieder überzeugen. Sie hat unter anderem dazu beigetragen, dass ich so einen problemlosen Start in die Geschichte hatte und so flüssig und leicht durch die Handlung gekommen bin. Es hat mir viel Freude bereitet, das Buch in die Hand zu nehmen und immer weiter in der Story zu versinken. Und dieser Eindruck kam unter anderem dadurch, weil ich mir die Szenen gut vorstellen konnte. Zwar hatte ich von den Protagonisten nicht direkt ein Bild vor Augen, dafür aber von dem Setting und den Situationen allgemein. Solch eine Art der Sprache macht natürlich immer viel Freude und konnte mich auf voller Linie überzeugen.
Ich mochte es bei dem Schreibstil sehr, wie lebendig jegliche Momente geschildert wurden. Man kann sich dadurch nicht nur ein solides Bild von dem Wesen der Figuren machen, sondern auch die Handlungen und Aussagen lassen sich gut nachvollziehen und beurteilen. Zudem wurde die Geschichte für mich zu keinem Augenblick langweilig oder ausschweifend, ich hatte stets das Gefühl, dass ich immer genügend Informationen erhalte und sich die Handlung trotzdem nicht ins Unendliche erstreckt.

Für meinen Geschmack gestaltete sich die Handlung durchweg als spannend und interessant. An keiner Stelle war vorhersehbar, wie sich manche Ereignisse entwickeln könnten oder in welche Richtung sich die Figuren entfalten werden. Immer wieder werden geschickt einige Wendungen eingebunden, die der Geschichte eine neue Richtung geben und dadurch werden die Karten häufig komplett neu gemischt. Ich habe mir zwar immer einige Gedanken über einen Fortgang der Handlung gemacht, allerdings trafen meine Überlegungen nur teils zu. Oft wurde ich von den Ereignissen überrascht und hatte solche Entwicklungen überhaupt nicht erwartet. Daher befindet sich die Spannung auf einem guten und feinen Niveau, durchweg gab es neue Impulse, die dazu beitragen, dass man stets weiterlesen möchte!

Mir haben die Handlungsorte wieder richtig gut gefallen. Ich konnte mir jeden einzelnen vorstellen, wobei manche stärkere Bilder hinterlassen haben als andere. So war das Wohnhaus von Minas Familie für mich der Ort, den ich mir am besten, und auch von den Farben her am stärksten vorstellen konnte. Überraschenderweise hat mir genau das diesmal beim Kontor der Firma Kopmann & Deharde gefehlt. Ich finde, dass die Geschäftsräume diesmal nicht mehr eine so starke und hervorstechende Rolle einnehmen, sie sind fast schon ein Nebenschauplatz. Vielmehr wird sich auf die Villa der Familie konzentriert und man merkt dadurch, dass sich durch den Zweiten Weltkrieg vieles ändert, teils Prioritäten verschoben werden, teils aber auch die Güter fehlen, mit denen zahlreiche Menschen gehandelt haben. Ich empfand es an keiner Stelle als störend oder schade, dass das Kontor nicht mehr im Fokus steht. Es passiert allerhand in Minas Privatleben, daher finde ich es passend, dass die Villa, die den großen familiären Treffpunkt darstellt, diesmal eine ausführlichere und genauere Beschreibung erhalten hat.
Zudem lässt sich im Verlauf der Geschichte eine Veränderung im Stadtbild erkennen, welche natürlich durch den Krieg bedingt ist. Man kann schauen, welche Ausmaße die Bombardierungen hatten und wie viele Menschen dadurch ihr Heim verloren haben. Das war nicht nur interessant, sondern auch erschreckend zu lesen. Zwar ist mir dieser Aspekt bereits in vielen anderen Werken schon begegnet, trotzdem bin ich jedes Mal aufs Neue darüber erschüttert.

Ich mag es sehr, wie wohldosiert hostorische Fakten und Hintergründe eingebunden werden. Man wird als Leser davon nicht überflutet, jegliche Informationen lassen sich ohne Probleme in einen Zusammenhang bringen und man erhält gesamt einen guten Überblick über die Handlungszeit, vor allem aber über die Lebensweisen der Figuren. Anhand derer erlebt man hautnah mit, wie sie den Krieg bewerten, mit welchen Sorgen sie sie herumgeschlagen haben und wie die Gesellschaft im allgemeinen getickt hat. Es lässt sich nachvollziehen, welche Auswirkungen der Krieg auf den Handel und auf viele Firmen hat und wie diese nach dem Kriegsende schauen, in welche Richtungen sie sich entwickeln wollen. Insgesamt ist es also möglich, sich über verschiedene Bereiche des Lebens zu informieren und es entsteht gesamt ein rundes und interessantes Bild der Handlungszeit.

An sehr wenigen Stellen im Buch habe ich einen Hauch von Stimmung gespürt, vor allem im Zusammenhang mit traurigen und melancholischen Situationen. In solchen Momenten war sie stark vorhanden und man konnte gut mit den Figuren mitfühlen. Ansonsten habe ich keine weiteren Stimmungen gemerkt, weder Freude oder Wut haben sich auf mich übertragen.
Ich empfand die Stimmung als passend gewählt, sie nimmt keinen zu großen Raum im Buch ein und man erlebt von selbst verschiedene Emotionen. Immer dann, wenn von dem Kriegsgeschehen, von Bombardierungen oder anderen Grausamkeiten die Rede ist, kommen ganz natürlich Stimmungen im Leser hoch. Das ist sehr reizvoll und macht die Atmosphäre im Roman perfekt.

Bei den Protagonisten empfand ich es als unglaublich spannend zu beobachten, wie sich manche entwickeln werden. In diesem Punkt gibt es für mich die meisten Überraschungen, manche Figuren haben Wandlungen in so eine Richtung durchlebt, wie ich es niemals vermutet hätte. Über einige habe ich tatsächlich eine vollkommen andere Meinung als noch am Anfang und am Ende hat sich jede Person sehr interessant weiterentwickelt. Lediglich bei einem Herrn finde ich, dass die Entwicklung zu rasch und mit zu wenigen Erklärungen vonstatten geht. Ein paar mehr Informationen darüber wären ganz passend gewesen, um die Wandlung auch richtig nachvollziehen zu können.
Ansonsten bin ich mit der Darstellung der Figuren wirklich zufrieden. Es gibt unglaublich interessante Charaktere, vielfältige Entwicklungen und sehr lebendige Beschreibungen der Protagonisten. Viele sind in ihrem Auftreten und Handeln sehr realistisch und ich mag die Vielfalt, die sowohl kulturell, als auch charakterlich herrscht. Es gibt sowohl Charaktere, die Kinder ihrer Zeit sind und an alten Traditionen festhalten, als auch solche, die modern denken und nicht auf der Stelle treten wollen. Aus diesem Grund kann mich so gut wie jede Person überzeugen, sie haben tolle Zeichnungen erhalten und können mit ihrem Wesen überzeugen!

Fazit
Ich finde, dass die Speicherstadt-Saga ein rundes und tolles Ende erhalten hat. Ich bin absolut zufrieden damit, wie die Reihe endet und empfand diesen finalen Band als sehr spannend, unterhaltsam und unerwartet. Mit vielen Aspekten hatte ich so nicht gerechnet und dadurch gab es für mich immer wieder Überraschungsmomente, die dazu geführt haben, dass ich das Buch mit so viel Interesse innerhalb recht kurzer Zeit ausgelesen hatte. Ich kann euch die Reihe wirklich nur ans Herz legen, sie eignet sich gerade auch für solche Leser, die sich langsam an das Genre der historischen Romane rantasten!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere