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Veröffentlicht am 10.11.2021

Abenteuerliche und tiefgründige Geschichte

Das Wasser wird mich an dich erinnern
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Wieder einmal hat mich ein Roman des Autors Charles Martin begeistern und fesseln können und mich vor allem emotional mitnehmen können. Zugegebenermaßen muss man sich am Anfang auf die ersten drei, vier ...

Wieder einmal hat mich ein Roman des Autors Charles Martin begeistern und fesseln können und mich vor allem emotional mitnehmen können. Zugegebenermaßen muss man sich am Anfang auf die ersten drei, vier Kapitel einlassen, man versteht noch zu wenig (was sich hinterher klärt) und manch eine Orts- oder Streckenbeschreibung war mir zu langatmig, aber dann wird es verständlich und auch sehr spannend, dann packt es einen, man kann kaum innehalten, so viel passiert, so viele Wendungen, Überraschungen, so viel Liebe, Abenteuer, Mut, Einsatz und Hingabe, so viele verletzte Seelen, die gerettet und geheilt werden müssen. Die Hintergründe und die Vergangenheit, die hier auch eine große Rolle spielt, bleiben lange geheimnisvoll, es wird am Schluss zudem dramatisch, ziemlich actiongeladen (spannend war es ja schon vorher) und man meint einen richtigen Actionfilm mit vielen Stunt-Einsätzen vor Augen zu haben. Ganz realistisch darf man es aber hier nicht sehen, hier wurde am Ende schon ziemlich auf "die Tube" gedrückt...aber es ist eben ein Roman, da dürfen Helden auch mal ihre Abenteuer haben dürfen, vor allem im Einsatz in einer guten Sache. Stille Wasser sind tief, hier stimmt das Sprichwort, denn ich hätte so einen fesselnden Roman nicht hinter dem Titel erwartet.

Gefallen hat mir das Grundthema, dass der Schäfer (hier wortwörtlich Murphy Shephard) sich auf die Suche nach dem einen verlorenen Schaf macht und die anderen 99 zurück lässt. Darum dreht sich alles, alles wird gewagt, alles wird versucht, alles wird riskiert, eigene Gefahren in Kauf genommen, jede gerette Seele ist eine mehr.

Murphy Shepard ist ein einsamer Priester, der längst andere Wege im Leben geht. Er jagt Menschenhändler in Florida, Männer, die junge Frauen anlocken, um sie dann mit Drogen und Alkohol gefügig machen, um sie dann brutal zu verschachern. Schon viele Mädchen hat er retten können, aber leider nicht alle. Murph trifft auf Summer, einer verzweifelten Mutter, die auf der Suche nach ihrer Tochter Angel ist, die in die Hände so einer Bande geraten ist. Er nimmt sich ihrer an, gemeinsam wollen sie Angel retten. Dann stoßen noch ein Hund, ein Mädchen, auf der Suche nach ihren Wurzeln, und ein alter Mann, der zum Sterben nach Hause will, zu ihnen. Können sie es gemeinsam mit Murphs geheimnisvollen Kontakten schaffen Angel und die anderen Mädchen zu finden und zu befreien? Was hat es mit den geheimnisvollen Kontakten von Murphy auf sich? Woher hat er soviel Geld? Was belastet ihn selbst?

Die Neugier wird schnell geschürt, die Handlung bleibt abwechslungsreich und vor allem der Erzählstil aus Sicht von Murphy gut gewählt. Die Dialoge, Unterhaltungen, Gedankengänge tragen zusätzlich dazu bei, dass dieser Roman eine besondere abenteuerliche und tiefgründige Geschiche ist.

Leseempfehlung ! (Aber bitte die ersten Kapitel durchhalten, es lohnt sich wirklich)

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Ein Blick in die Sterneküche

Seelenwirt
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Eine Autobiographie, die mich nicht nur auf eine kulinarische Reise mitgenommen hat, denn es geht um viel mehr. Andreas Hubler,. kurz Res genannt, wächst in einem seit Generationen geführten gehobenen ...

Eine Autobiographie, die mich nicht nur auf eine kulinarische Reise mitgenommen hat, denn es geht um viel mehr. Andreas Hubler,. kurz Res genannt, wächst in einem seit Generationen geführten gehobenen Schweizer Landgasthof auf. Seine Berufswahl ist vorbestimmt: sein Vater sorgt dafür, dass auch er früh in die Fußstapfen seiner Ahnen tritt. Angefangen als Kochlehrling erklimmt er viele weitere (Lehr) Stufen. Er bringt es sogar zu einem Sternekoch mit höchsten Auszeichnungen. Doch was bedeutet das für den alltäglichen Berufsalltag? Er lässt uns hinter die Kulissen schauen, den schönen und schwierigen Zeiten, Stationen mit Stress und Depressionen, aber auch humorvollen Begebenheiten, herausragenden Kochevents, seiner begeisternden Kochleidenschaft und der Freude an der Berufung, vereinzelten Auszeiten, von mehreren beruflichen Neuorientierungen des Gasthofs, aber auch über seinem Weg zum Glauben, kurze Einblicke ins Familienleben, werden hier sehr lebhaft erzählt. Denn der Gasthof erlebt viele stürmische Zeiten, in denen Ideen und Kreativität gebraucht wurden, um Gewinn abzuwerfen. Warmherzig und offen erzählt der Autor über sein Leben.


Mir hat es einen authentischen und nachdenklich machenden Einblick gegeben, was es bedeutet in einer gehobenen Gastronomie zu arbeiten. Es gehört definitiv Freude und Ausdauer, Standhaftigkeit und großer persönlicher Einsatz dazu. Mein Hut ziehe ich aber vor allem für die Neuanfänge und Neuausrichtungen, denn dazu gehört ebenfalls Mut und Stärke, wenn nicht sogar noch mehr. Es geht hier um einen Lebensweg, um jemanden, der es immer wieder geschafft hat, nach beruflichen Rückschlägen nicht aufzugeben. Geholfen hat ihm dabei auch, dass er zu seinem Glauben gefunden hat. Auch diesen Weg beschreibt er. Viel privates bleibt nur gestreift, aber gerade auch das hat mir gefallen, es muss nicht alles erzählt werden.
Als Bonus sind auch einige Rezepte zum nachkochen passend zwischen die Kapitel geschoben. Hier sind die Rezepte passend zum Kapitel ausgewählt, das vorausgegangen ist, meist wurde auch noch erläutert woher es stammt oder Zubereitungstipps werden genannt.


Fazit:

sehr interessante Lebesgeschichte, mit der passenden Mischung aus Ernst, Tiefe und Humor und abwechslungsreich erzählt.

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Veröffentlicht am 02.10.2021

Spannendes Jugend-Fantasy-Abenteuer

Shadow King
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Genervt begleitet die 13jährige Julia ihre Mutter zu einer Reise in eine Hütte in einer einsamen Gegend. Diese will dort an ihrem Buchprojekt weiterarbeiten. Im Nirgendwo ist nichts, mit dem sich Julia ...

Genervt begleitet die 13jährige Julia ihre Mutter zu einer Reise in eine Hütte in einer einsamen Gegend. Diese will dort an ihrem Buchprojekt weiterarbeiten. Im Nirgendwo ist nichts, mit dem sich Julia anfreunden kann. Auch die Mutter-Tochter-Beziehung ist mehr als angespannt. Als Julia im Wald eine hölzerne Maske entdeckt, verändert sich plötzlich alles. Julia hat nicht nur seltsame Träume, sie verwandelt sich auch, wenn sie die Maske aufzieht. In ihrem Träumen trifft sie sich mit anderen Jugendlichen, denen es ähnlich ergeht. Sie begreifen, dass sie auserwählt wurden, um den mächtigen Schattenkönig zu verhindern. Sie müssen sich zusammentun, um gemeinsam dem dunklen Geheimnis auf die Spur zu kommen. Aber die Zeit drängt.

Michael Ford hat -nicht nur für Jugendliche- einen überaus spannenden Fantasyroman geschrieben. Auch mich hat die Geschichte in seinen Bann gezogen und ich habe die knapp 350 Seiten schnell weggelesen. Das lag sicherlich auch an den bildhaften Beschreibungen und dem abwechslungsreichen und lebhaften Erzählstil. Auch die Figuren haben Tiefe und entwickeln sich im richtigen Tempo. Ich hatte das Gefühl alles vor Augen zu haben, als würde ein innerlicher Film ablaufen (verfilmt könnte ich mir die Geschichte richtig gut vorstellen!).

Vor allem die mystischen Gestalten haben es mir angetan, es sind so eine Art von Untoten, gruselig, grausam und gespenstisch. Dennoch bleibt der Gruselfaktor im Rahmen, es wird nicht zu viel beim Lesen. Ein Machtkampf zwischen Gut und Böse entbrennt, ein Wettlauf mit der Zeit. Magische Masken und Wesen, ein uraltes Geheimnis und außergewöhnliche Träume, unerwartete Wendungen sorgen für eine spannende Unterhaltung. Mut und Einsatz, Verlust und Zusammengehörigkeit, Gemeinschaft und Freundschaften sind ein paar Schlagworte zu dieser abenteuerlichen, mystischen und sehr fesselnden Geschichte.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Toller Auftakt einer neuen Trilogie

Das Kreuz des Pilgers
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1379 Koblenz: Palmiro und sein Jugendfreund Conlin kehren nach einer Pilgerreise zurück in ihre Heimat. Kurz zuvor hatten sie sich einer Handelskarawane angeschlossen, die überfallen wurde, dabei wurde ...

1379 Koblenz: Palmiro und sein Jugendfreund Conlin kehren nach einer Pilgerreise zurück in ihre Heimat. Kurz zuvor hatten sie sich einer Handelskarawane angeschlossen, die überfallen wurde, dabei wurde ein Freund von ihnen getötet. Dessen junge Witwe Reinhild ist ebenfalls von Kindesbeinen mit ihnen befreundet. Während Palmiro einen neuen Handelskontor in Koblenz eröffnet und sich Gedanken um eine alte und sehr machtvolle Reliquie macht, die er aus dem Heiligen Land mitgebracht hat, verzweifelt Conlin an der schweren Familienbürde, die ihm das Leben so schwer macht. Als Zweitgeborener hat er keinerlei Rechte seinem gewalttätigen Bruder zur Rässon zu bringen. Und Reinhild? Reinhild muss sich klar werden, wie ihre Zukunft aussehen soll, denn kurz über lang muss sie sich wieder verheiraten.

Der neue historische Roman von Petra Schier "Das Kreuz des Pilgers " ist der erste Band einer neuen Trilogie. Er schließt sich an die Kreuztrilogie an, spielt aber eine Generation weiter und ist vom Geschehen unabhängig zu lesen. Viele der Personen aus den "alten" Reihe treten hier allerdings in Nebenrollen auf. Um nicht durcheinander zu kommen, ist ein Personenregister voran gestellt, allerdings braucht man keine Angst vor den vielen Namen zu haben, wichtig sind eigentlich nur die neuen Hauptprotagonisten: Palmiro, Conlin und Reinhild, aus deren Sicht (die meiste Zeit) erzählt wird. Mit der Autorin taucht man ins Mittelalter ab und erlebt eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte, die ungemein fesselt. Die Protagonisten wachsen einem ans Herz, man fühlt mit ihnen und leidet auch mit ihnen. Es geht um Mut, Ehre, Verzweiflung, Liebe, Leid, Verfolgung, Geheimnisse und Freundschaften, sowie Einsatz für den Nächsten. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. An so manch einer Stelle hat mich die Autorin mit überraschenden Wendungen zum Nachdenken über das Leben im 14. Jahrhundert gebracht.

Die Kreuzreliquie, die Palmiro aus dem Heiligen Land mitgebracht hat und sorgsam unter seinem Wams versteckt, spielt in vielen Bereichen eine große Rolle, sie ist mächtig und kann zum Beispiel Palmiro vor Gefahren waren, sie übt eine großartige Faszination auch auf den Leser aus.


Über 500 Seiten habe ich schnell verschlungen, da mich diese Geschichte bestens unterhalten hat. Die Protagonisten wirken sehr lebendig und authentisch, wie die gesamte Geschichte an sich. Mit den Cliffhangern am Ende muss ich nun leben, hoffe aber auf baldige Fortsetzung. Sie laden dazu ein, einfach ein bisschen weiter zu spinnen, zu rätseln, zu überlegen, was könnte, was müsste nun alles geschehen, wie werden sich die Einzelnen verhalten ? Die Fortsetzung wird 2022 erscheinen. Doch trotz des offenen Endes empfehle ich euch direkt damit zu starten und euch anschließend -wie ich- auf die Fortsetzung zu freuen und darauf hinzufiebern.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Ein Stück Zeitgeschichte

Wildtriebe
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Drei Generationen, ein Bauernhof, ein Dorf mitten in Hessen. Lisbeth, Marlies und Joanna sind die Hauptfiguren. Aus Sicht der beiden älteren Frauen, Schwiegermutter und Schwiegertochter, erzählt Autorin ...

Drei Generationen, ein Bauernhof, ein Dorf mitten in Hessen. Lisbeth, Marlies und Joanna sind die Hauptfiguren. Aus Sicht der beiden älteren Frauen, Schwiegermutter und Schwiegertochter, erzählt Autorin Ute Mank wie das Leben sich verändert auf dem Bethchen-Hof im Laufe der Jahrzehnte. Nicht nur die Arbeitswelt auf dem Hof, die Anforderungen, die Tierhaltung und auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sich, auch die Frauen auf dem Hof verändern sich von Generation zu Generation. War es für Lisbeth gar kein Thema, woanders, als auf dem Hof zu arbeiten, wird für Marlies schnell klar, sie will mehr, als nur auf dem Hof leben. Sie will wieder zurück in die Arbeitswelt, dorthin, wo sie vor der Ehel gearbeitet hatte. Für Lisbeth unverständlich. "Was sollen die Leute sagen?" ist nur eine ihrer Gedanken dazu.

Es ist ein Roman über Erwartungen, Anforderungen, Traditionen, Aufgaben, Notwendigkeiten an die Frauen, bei denen eigene Wünsche, eigene Lebensvorstellungen sich von Generation zu Generation langsam, aber stetig wandeln. Was von Lisbeth gar nicht hinterfragt wird, beschäftigt zumindest gedanklich Marlies, die sich aber auch in ein erwartetes Rollenbild fügt, die ihre eigenen Wünsche aber auf ihre Tochter projeziert. Joanna aber hat ihre ganz eigenen Vorstellungen.

Diese Diskrepanz zwischen den so ganz unterschiedlichen Frauen, die Darstellung der dörflichen und familiären Strukturen, die Rollenbilder in den verschiedenen Generationen, sowie die Veränderungen, die es im Leben des letzten Jahrhunderts hier gegeben hat, werden bildhaft und sehr authentisch dargestellt. Es ist das Leben so einiger unserer Großeltern und Eltern. Man hatte seinen Platz im Gefüge, es wurde erwartet, vorausgesetzt, nicht hinterfragt. Gerade im dörflichen Umfeld wurde alles beäugt und bewertet. Man musste.

Auch wenn "Wildtriebe" ein ruhiger Roman ohne großem Spannungsbogen ist, hat er mich sehr gefesselt. Die Protagonisten haben sehr viel Tiefe, sind authentisch und typisch für ihre Zeit. Der Erzählton ist harmonisch und angenehm. Die ab und an wie nicht fertig gesprochene Gedanken/Sätze, die wie luftleer enden, sind ungewöhnlich, passen aber (meist) in die Abschnitte. Diese kommen nicht so oft vor, fallen aber auf.

Mich hat der Roman sehr gut unterhalten, er hat ein realistisches Bild des dörflichen Lebens der Generationen vor mir vermittelt. Manches ist - gerade für die heutige Jugend - so gar nicht mehr vorstellbar, daher ist dieser Roman auch ein Stück Zeitgeschichte.

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