Mitreisende Identitätssuche
The Girls I've BeenDie Geschichte um Nora hat mit gepackt. Sie wird in einen Banküberfall verwickelt und versucht gemeinsam mit Ex-Freund Wes und Freundin Iris aus der Situation heraus zu kommen. Von außen hilft ihre Schwester ...
Die Geschichte um Nora hat mit gepackt. Sie wird in einen Banküberfall verwickelt und versucht gemeinsam mit Ex-Freund Wes und Freundin Iris aus der Situation heraus zu kommen. Von außen hilft ihre Schwester Lee mit, welche sie auch von der manipulativen Mutter befreit hat.
Der Klappentext klingt erstmal nach Thriller und man erwartet ein spannungsgeladenes Buch. Dies bekommt man auch auf alle Fälle, aber in meinen Augen steht doch die Geschichte von Nora und ihren verschiedenen Identitäten im Vordergrund. Ihre Mutter hat sie ab dem sechsten Lebensjahr immer wieder gezwungen so zu tun, als wäre sie jemand anderes um Männer auszunehmen.
So durchläuft Nora im Zeitraum von sechs Jahren 5 verschiedene Persönlichkeiten, immer mit anderen Charaktereigenschaften, immer anderen Widrigkeiten ausgesetzt. Dies formt einen Menschen, vor allem ein Kind, da sie nie wirklich heraus gefunden hat, wer sie eigentlich ist. Es mag ihr zwar in der Situation des Banküberfalls helfen, aber ansonsten macht es nur Probleme.
Die Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut. Es gibt weiße Kapitel, die die Geschichte des Banküberfalls, sowie ein bisschen Hintergrundinfos zu Nora, Wes und Iris erzählen und es gibt die grauen, welche die Geschichten der verschiedenen Mädchen erzählen, die Nora im Laufe der Zeit sein musste. Vor allem beim Lesen der grauen Kapitel erhält man einen tiefen Einblick ins Noras Figur und versteht nach und nach, wie die Mädchen sich ergänzen und was Nora zu Nora gemacht hat. Auch fragt man sich aber, wie gestört man als Mutter sein muss, wenn man seinem Kind so etwas abverlangt. Es ist ja nicht nur die Tatsache, dass sie dem Kind jegliche Identitätsentwicklung nimmt, sie lässt auch zu , dass sie misshandelt wird.
Tess Sharpe versteht es die Spannung aufrecht zu erhalten und ihren Schreibstil fand ich sehr angenehm. Der Wechsel der verschiedenen Blickrichtungen hat das Ganze auch ein wenig aufgelockert.
Was mir in dem Buch ganz klar fehlt, ist die Triggerwarnung. Es handelt sich nicht einfach um einen Thriller, es werden auch Themen angeschnitten wie Vergewaltigung, körperliche und psychische häusliche Gewalt, toxische Eltern-Kind-Beziehung etc.
Da es sich um einen Jugendroman handelt finde ich es umso wichtiger dies zu erwähnen, da es so nicht aus dem Klappentext ersichtlich ist.
Zusammenfassend fand ich den Roman sehr gut und es gibt eine klare Leseempfehlung.