Auf die kleinen Gesten kommt es an
Manchmal sucht sich das Leben harte Wege. SPIEGEL-BESTSELLER. Wahre Geschichten, die berühren und Zuversicht geben. Von der Suche nach neuem Lebensmut: Wie Sie eine Lebenskrise meistern und Schicksalsschläge überwinden
Tod und Sterben sind Tabuthemen mit dem sich kaum jemand auseinandersetzt, dem es nicht betrifft. Sterben und das eigene Ende bereiten uns Unbehagen. Auch Gedanken, dass liebe Angehörige sterben könnten, ...
Tod und Sterben sind Tabuthemen mit dem sich kaum jemand auseinandersetzt, dem es nicht betrifft. Sterben und das eigene Ende bereiten uns Unbehagen. Auch Gedanken, dass liebe Angehörige sterben könnten, schieben wir weit weg. Nur wenige beschäftigen sich bewusst mit diesem Thema. „Angst verhindert nicht den Tod'', sagte Buddha, ''Sie verhindert das Leben''.
Katharina Afflerbach widmet sich in ihrem Buch „Manchmal sucht sich das Leben harte Wege. Wahre Geschichten, die berühren und Zuversicht geben“ genau diesem brisanten Thema. Wie kommt man nach einem harten Schicksalsschlag wieder auf die Beine. Wie verarbeite ich meine Trauer. Auch die Autorin musste den Tod ihres Bruders verarbeiten. Wie ihr dies gelang, beschreibt sie in ihrem Buch „Bergsommer“, dass ich mit großem Interesse gelesen habe und das mich sehr berührte. Nicht jeder hat die Möglichkeit sich für einen Sommer auf einer Alm zurückzuziehen. Deshalb führte sie mit Menschen aus ihrem Bekanntenkreis sehr sensible Gespräche, wie diese mit Schicksalsschlägen umgegangen sind. Denn die Welt ist nicht mehr die, die sie vorher war, das muss man sich klar machen.
So unterschiedlich wir Menschen sind, so unterschiedlich gehen Menschen auch mit der Trauer um. Die meisten leben einfach so weiter, leben auf Autopilot. Funktionieren. Viele fallen in eine Sinnkrise und rappeln sich erst nach einer gewissen Zeit wieder aus diesem Loch. So war es bei mir. Zirka. zwei Wochen nach der Beisetzung meines Vaters fiel ich wie aus heiterem Himmel in eine Sinnkrise, die einige Wochen anhielt. Wie ich mich daraus heraus holte? Weitermachen. Lange Wanderungen in der Natur. Und eben der Entschluss: Das Beste aus meinem Leben zu machen. Und mich und meine eigenen Bedürfnisse mehr in den Mittelpunkt meines Lebens zu stellen. Denn bisher hatte ich mich nicht wichtig genommen. Und das habe ich tatsächlich auch durchgezogen. Nicht gleich, das war ein allmählicher Prozess. Aber der Anstoß dazu kam mit dieser Sinnkrise nach dem Tod meines Vaters.
Trauer ist laut. Sie bestimmt unsere Gedanken. Deshalb können gezielte Unterbrechungen dieser schmerzlichen Gedanken hilfreich sein, z.B. sich bewusst auf andere Dinge konzentrieren.
Wir Menschen können viel aushalten und traumatische Erfahrungen in unser Leben integrieren. Aber es tut auch gut in Schmerz und Leid Gesten der Zuwendung zu erhalten, auch wenn dem Gegenüber die Worte fehlen. Die sind auch nicht nötig. Eine Hand die uns hält, eine Schulter zum Ausweinen, eine mitfühlende Umarmung, mehr braucht es nicht. „Wenn nichts mehr ist, wie es einmal war, braucht es Menschen, die sagen: Ich fühle mit dir!“ schreibt die Autorin.
Viele Menschen sind hilflos, wissen nicht wie sie sich Hinterbliebenen gegenüber verhalten sollen. Hier rät die Autorin: „Wenn wir uns mitfühlend begegnen, versuchen, uns in den anderen hineinzuversetzen und unsere Herzen sprechen lassen, können wir nichts falsch machen. Und: Es sind die kleinen Gesten, auf die es ankommt.“
Fazit: Ein hilfreiches Buch für den Umgang mit Menschen, für die nichts mehr so ist, wie es vorher war. Denen das Leben, den Boden unter den Füßen weggezogen hat.