Aus dem Leben Kierkegaards
„...Schon manche haben mich gebeten oder sogar aufgefordert, einmal etwas mehr über meinen Meister Sören Kierkegaard zu schreiben, dem ich jahrelang als Sekretär dienen durfte und dem ich zur Seite stand. ...
„...Schon manche haben mich gebeten oder sogar aufgefordert, einmal etwas mehr über meinen Meister Sören Kierkegaard zu schreiben, dem ich jahrelang als Sekretär dienen durfte und dem ich zur Seite stand. Ich weiß demnach eine Menge von Details aus seinem Leben...“
Mit diesen Worten beginnt ein Buch, das einen Einblick in das Leben und Wirken des Theologen und Philosophen Sören Kierkegaard gibt. Erzähler ist sein jüdischer Sekretär Israel Levin.
Das Buch gliedert sich in 12 Kapitel, wobei es jeweils um eine speziellen Aspekt aus Kierkegaards Leben geht.
Der Schriftstil ist ausgereift und nicht immer einfach zu lesen, weil viel Wert auf die Vermittlung von Kierkegaards Gedankengut gelegt wird. Das bedeutet auch, dass viele Dialoge und Streitgespräche über theologische und philosophische Fragen im Buch enthalten sind. Nicht immer ist klar, wo die Grenze zwischen Tatsache und dichterischer Freiheit liegt. So gibt es heftige Diskussionen zwischen ihm und Frau Heiberg zu seinem Buch „Entweder – oder“. Ihr hält er entgegen:
„...Ich wiederhole aber, dass ein Übermaß des Ästhetischen doch zum Untergang der Persönlichkeit führt, die Weisungen der Bibel in den Zehn Geboten bleiben für alle Zeit bestehen und sie sind Anleitungen zum glücklichen Leben...“
Spannend fand ich auch die Begegnung von Kierkegaard mit den Jesuitenpater Raphael Böttighausen. Beide waren ihrer Zeit weit voraus. Sie interessierten sich nicht nur für den Glauben des jeweils anderen, sondern diskutierten über die Gleichnisse Jesu und hatten Gespräche, deren Inhalte wir heute als Ökumene bezeichnen würden.
„...“Ich gebe Ihnen recht“, sagte der freundliche Pater nun, „dass das Christentum zu sehr aus Äußerlichkeiten besteht, was Jesu braucht, ist eine Revolution der Herzen, wie ich meine“...“
Deutlich wird, dss Kierkegaard kein einfacher Charakter war. Es spaltete nicht nur die Familie und seinen Freundeskreis, sondern auch die Gesellschaft. Das Für und Wider zeigt sich insbesondere, als er sich um eine Stelle als Pfarrer bemüht.
Andererseits zeigt der begüterte Theologe viel Empathie mit den unteren Schichten der Gesellschaft. Wenn nötig, setzt er sich persönlich für einzelne.
Was ihn sein Leben lang begleitet, ist eine Art von Schwermut. Mit viel Arbeit und einem großen Freundeskreis versucht er, diese in Griff zu bekommen.
Ein Verleger will ihn auf andere Literaturgattungen umlenken. Das begründet er so:
„...Das ist ein dickleibiger Band mit schweren philosophischen Thesen, wer soll das lesen? Die Menschen wollen etwas Leichtes, Beschwingtes, Romane sind gefragt oder Lyrik...“
Ich darf Kierkegaard auf einigen seiner Reisen nach Berlin begleiten, erlebe seine Auseinandersetzung mit dem Atheismus und dem Gedankengut der Revolution und seine Probleme mit der Presse.
Das Buch hat mir gut gefallen.